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Do it yourself => Sehnenbau/ Mittelwicklung/Nockpunkt => Thema gestartet von: Daniel124 am April 11, 2023, 08:55:07 Nachmittag

Titel: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Daniel124 am April 11, 2023, 08:55:07 Nachmittag
Hallo Community,

mich würden eure Erfahrungen / würde euer Wissen zur Alterung von Sehnen interessieren.

Konkret, ob jemand nachvollziehbar ein Altern im Sinne von Leistungsverlust feststellen konnte durch Gebrauch, und wenn ja mit einer Nutzungsangabe, z.B. Schuss pro Zeiteinheit. Alternativ wären auch gehörte Erfahrungen anderer Schützen interessant (Vereins-Schwarmwissen oder sowas).

Vielleicht weiß ja auch jemand was dazu, sofern zutreffend, was Sehnengarne altern lässt und warum, z.B. UV-Licht, Temperatur, Beanspruchung durch das Schießen selbst, Dauerspannung auf dem Bogen, ... .

Grüße, Daniel

Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Waldgeist am April 11, 2023, 09:22:33 Nachmittag
Ich bemühe mich, meine Sehnen durch regelmäßige (optische) Kontrolle und regelmäßiges Einwachsen stets geschmeidig zu halten. Ganz entscheidend ist aber, dass die Sehne gut gezwirbelt ist und keine mechanischen Verletzungen/Beschädigungen aufweist.
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Absinth am April 11, 2023, 10:15:37 Nachmittag
Hallo Daniel,

der Bogenbauer Rainer Krafft hat auf seiner HP unter dem Thema Materialien/Versuche/Berechnungen eine Studienarbeit mit folgender kleinen Einleitung verlinkt… 

Versuche zur Sehnen Alterung

eine Sehne kann altern und dadurch ihre Eigenschaften verändern. Oft liest oder hört man von Sehnenalterung, jedoch gibt es fast keine öffentlichen Untersuchungen dazu. Ein Student an der DHBW Ravensburg hat sich dieses Themas angenommen und es freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Die Datei kann in nachfolgendem Link geöffnet werden:


https://bogenbau-krafft.de/wp-content/uploads/2021/08/Alterung-einer-Bogensehne-Studienarbeit.pdf


Der Link befindet sich im Anhang oder, man gehe auf seine HP, sucht und wird an entsprechender Stelle fündig - nun viel Spaß beim Studieren…  O:-)


Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Waldgeist am April 11, 2023, 10:55:28 Nachmittag
Ein wie ich finde lesenswerter Beitrag zueiner unserer "spezifischen Problemstellungen". Die Studien sind ja man gerade zwei Jahre alt; insofern beziehen sich die Aussagen auf relativ aktuelles Sehnenmaterial.
Besten Dank!
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Daniel124 am April 12, 2023, 06:57:43 Vormittag
...
Versuche zur Sehnen Alterung
...
https://bogenbau-krafft.de/wp-content/uploads/2021/08/Alterung-einer-Bogensehne-Studienarbeit.pdf
...

Vielen Dank Absinth!
Damit ist die zweite Hälfte der Frage für mich ausreichend erklärt.

Nun nochmal die erste Hälfte der Frage, vielleicht hat ja jemand noch was in petto:
Konnte jemand nachvollziehbar ein Altern im Sinne von Leistungsverlust feststellen durch Gebrauch, und wenn ja mit einer Nutzungsangabe, z.B. Schuss pro Zeiteinheit. Alternativ wären auch gehörte Erfahrungen anderer Schützen interessant (Vereins-Schwarmwissen oder sowas).

Grüße, Daniel
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: von Hermannsburg am April 12, 2023, 09:46:58 Vormittag
Hallo Daniel,

der Bogenbauer Rainer Krafft hat auf seiner HP unter dem Thema Materialien/Versuche/Berechnungen eine Studienarbeit mit folgender kleinen Einleitung verlinkt… 

Versuche zur Sehnen Alterung

eine Sehne kann altern und dadurch ihre Eigenschaften verändern. Oft liest oder hört man von Sehnenalterung, jedoch gibt es fast keine öffentlichen Untersuchungen dazu. Ein Student an der DHBW Ravensburg hat sich dieses Themas angenommen und es freundlicherweise zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Die Datei kann in nachfolgendem Link geöffnet werden:


https://bogenbau-krafft.de/wp-content/uploads/2021/08/Alterung-einer-Bogensehne-Studienarbeit.pdf


Der Link befindet sich im Anhang oder, man gehe auf seine HP, sucht und wird an entsprechender Stelle fündig - nun viel Spaß beim Studieren…  O:-)
Absinth und für alle weiteren Interessierten,
bei dieser Studienarbeit hanbdelt es sich zweifellos um eine respektable Fleissarbeit, die leider nicht nur ein paar grundlegende Informationsmängel hat, sondern auch z. T. Prüfmechanismen anwendet, die für die Arbeitsweise einer Bogensehne völlig unangebracht sind.
Informationsmängel beziehen sich z. T. auf die genaue Garnbezeichnung ( Garntypen der HMPE Garne) , den garntechnischen Daten wie Festigkeitswert in cN/dtex, E-Modul, Elongation Wert.
Die in der Studienarbeit angeführten Testreihen, insbesondere der materialzerstörende Zugtest sind auf den Boensport bezogen völlig praxisfremd.
Auch die Temperaturversuche in der Badbreite von -15 bis + 15 Grad sind , salopp gesagt, für die Katz. Hier ist das Wissen um das Spinnverfahren notwendig, welches für die Garne verwendet wird. HMPE bzw. UWHMPE Garne werden industriell im sogenannten Gelspinnverfahren hergestellt. Das heißt, das Polymer wird zu einem Brei erhitzt, und zur Filamentbildung des Fadens durch einen Spinnkopf gepreßt, durch eine Abkühlzone geleitet und zu einer Garnrolle aufgespult. Das bedeutet im Grundsatz, dass diese im Gelspinnverfahren gesponnenen Garne alle temperaturanfällig sind. Bei HMPE Garnen  wirken sich schon Temperaturen von +30 Grad Celsius auf die molekulare Struktur aus und verändern diese (das Material wird "weicher". Bei MInus Temperaturen verfestigt sich die molekulare Struktur deutlich. Diese gerade auch im Bogensport wichtigen Aussagen fehlen in der Studienarbeit gänzlich.
Anhand der notwendigen Garndaten kann ich für jeder Bogensehne aus HMPE oder UWHMPE Markengarne den maximalen Festigkeitswert  errechnen und diesen ins Verhältnis setzen zu meiner Bogenstärke. Wenn ich z. B. für eine 18 Strang Endlos Sehne einen Festigkeitswert von ca. 985 kg erreicche und mein Bogen in der Zuggewichtsklasse von 38 lbs angesiedelt ist, wird eigentlich sofort klar, das diese Bogensehne bei jedem Schuß nur mit einer  ganz geringen Teillast seiner maximalen Lastgrenze belegt wird.
Leider dient diese Studienarbeit nicht dazu, das Garnmaterial für Bogensehnen im Bogensport objektiv und sachlich zu erklären. Im Gegenteil: Es werden damit weitere Halbwahrheiten verbreitet.
Im Magazin TB Nr. 106 ist einiges zur Lebensdauer von Bogensehnen gesagt.
Für weitere Fragen stehe ichz gerne zur Verfügung.
Gruß
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Grendel am April 12, 2023, 09:52:15 Vormittag
Puhh... Das Thema Garn scheint keine Wissenschaft zu sein, sondern überhaupt ein komplettes Universum.
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: von Hermannsburg am April 12, 2023, 10:02:44 Vormittag
Puhh... Das Thema Garn scheint keine Wissenschaft zu sein, sondern überhaupt ein komplettes Universum.
Grendel,
nein, ist es nicht. Genau so wenig, wie sich über Pfeilschäfte materialspezifisch auszutauschen.
Bei dem augenscheinlichen Problem Sehnengarn kommt hinzu, das hier zu diesem Thema zuviel Halb- oder Falschwissen publiziert wird. Bestes Beispiel ist die hier in Rede stehende Studienarbeit, in der wichtige aber zur sachlichen Beurteilung notwendigen Garndaten einfach  nicht beachtet und ausgewertet  wurden.
Gruß
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Absinth am April 12, 2023, 12:53:07 Nachmittag
...

Absinth und für alle weiteren Interessierten,
bei dieser Studienarbeit hanbdelt es sich zweifellos um eine respektable Fleissarbeit, die leider nicht nur ein paar grundlegende Informationsmängel hat, sondern auch z. T. Prüfmechanismen anwendet, die für die Arbeitsweise einer Bogensehne völlig unangebracht sind....

Ja mein lieber Walter mit deinen Worten läufst du bei mir offenstehende Scheunentore ein und ich wusste eh, dass du einiges an Richtigstellung etc. zur verlinkten Studienarbeit in petto hast und ich dachte mir, diesen Part überlässt du bitte dem lieben Walter.

Und nun meine Bitte... Nimm Kontakt zum Luca Wagner auf, am besten über den Rainer Krafft, und ihr Zwei überarbeitet diese Studienarbeit bzw., ihr gebt eine Version 2.0 dieser Arbeit heraus, das wäre äußerst konstruktiv (ein Anfang ist ja immerhin gemacht...) und nun wünsche ich ein gutes und gemeinsames Gelingen...  :)

Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: von Hermannsburg am April 12, 2023, 04:29:36 Nachmittag
...


Und nun meine Bitte... Nimm Kontakt zum Luca Wagner auf, am besten über den Rainer Krafft, und ihr Zwei überarbeitet diese Studienarbeit bzw., ihr gebt eine Version 2.0 dieser Arbeit heraus, das wäre äußerst konstruktiv (ein Anfang ist ja immerhin gemacht...) und nun wünsche ich ein gutes und gemeinsames Gelingen...  :)
Jörg, Deiner Bitte kann und will ich nicht nachkommen.
Erstens weiß ich nicht, zu welchem Zweck und aus welchem Grund diese Studienarbeit, die ich schon seit einiger Zeit kenne, erstellt wurde. Ich weiß also nicht, ob damit irgendwelche "Scheine" oder Benotungen für einen Studienfortgang erteilt wurden.
Zweitens weiß ich nicht, ob den beiden von Dir genannten Personen überhaupt daran gelegen ist, mein absolut nicht positives Urteil zu hören.
Drittens habe ich zur Zeit keine zeitlichen Freiräume, diese inhaltlich verkorkste  Studienarbeit richtig zu stellen.
Ich stelle Dir aber frei, die beiden Dir namentlich bekannten Herren anzusprechen.
In den letzten Jahren habe ich sehr viele Informationen zu Bogensehnengarnen gegeben. Dazu gehören auch die Material-Datenübersichten der jeweils aktuellen Garnsortimente nicht nur in diesem Forum. Dazu zählen ferner Fachberichte im Bogensportmagazin und z. B.  im TB Nr. 106. Im TB Nr. 108 , welches im Mai erscheinen wird, ist ein weiterer Artikel im Druck. Inhaltlich mehr zum Thema Bogensehnen zum besseren Verständnis kann ich auch nicht liefern.
Gruß
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Stringwistler am April 12, 2023, 10:28:09 Nachmittag
Oh Walter du sprichst mit aus der Seele... 😄 👍🏻
Du glaubst nicht wie ich mich zusammengerissen hab, um hier nichts zu schreiben und gehofft habe...
Der Walter klärt das schon auf... ;D

Danke dafür... :youRock:

Alleine die Aussage daß Bearpaw der Hersteller von B55 ist und das Garn "Spectra"... ohne Herstellerangabe und richtige Material Bezeichnung, ließen mich nur schmunzeln...

Zur Fragestellung wie lange eine Sehne hält, möchte ich nur drauf hinweisen, daß ich Kunden habe die haben auf eine 14+4 Strang (4 idÖ. extra) BCY 452x Sehne flämisch gespleißt bei 40lb Recurvebogen mit der richtigen Pflege und Bogen immer aufgespannt haben, um die 100.000 Schuß geschafft... unglaublich nicht? 😄
Haben wir nachgerechnet die 2 Schützen über ca. 3 Jahre bei täglichem Schießen geschafft haben...
Andere moderne Dyneema SK75-99 Garne werden das bei sorgfältiger Herstellung der Sehne wohl ähnlich schaffen.

Ich für mich wechsle aber meine Sehnen bei regelmäßiger Nutzung alle 2 Jahre oder nach ca. max. 5000-10000 Schuss. 😌
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Absinth am April 12, 2023, 10:51:55 Nachmittag
Noch eine allgemeine Anmerkung und passend zum hiesigen Thema... Qualifizierte Aussagen / Kenndaten etc. speziell zum Garn welches für Bogensehnen verwendet wird gibt es zuhauf in diesem und anderen Bogenforen (und gab es auch schon in jene Bogenforen welche es nicht mehr gibt) - nur, sobald es explizit, einzig und allein, um die fertige Bogensehne geht, sei es endlos oder oder gespleißt, wird es sehr dünn mit qualifizierten Aussagen / Analysen / Untersuchungen etc. und womöglich ist sehr Vieles nach wie vor offen bzw., es wartet womöglich darauf gelüftet zu werden - gefühlt beschränkt es sich bisher in Aussagen wie... die Sehne ist dick, die ist dünn, die ist langsam, die ist schnell, die ist laut, die Sehne ist leise usw. usf. Jaja, die Bogensehne das (ewige) Mysterium.!?  ;)

@Daniel124: Daniel, dass du hier noch keine Antwort/-en auf die erste Hälfte deiner Frage bekommen hast bestätigt meine obige Betrachtung, ich bin aber weiterhin gespannt ob diesbezüglich noch etwas Verwertbares kommt.

Meine zwei ältesten Bogensehnen sind mind. 10 Jahre alt, werfen die Pfeile noch so wie am Anfang, max. 10% ihrer Optik mögen sie geschätzt bisher eingebüßt haben und ich bin mir sicher, dass sie noch in 10 weitere Jahre ihre Arbeit tun werden und klar doch, dies steht natürlich stets in Zusammenhang mit der Häufigkeit ihres Einsatzes und das Wie... :bow:


Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Daniel124 am April 13, 2023, 01:14:28 Vormittag
... Aussagen / Kenndaten etc. speziell zum Garn ... gibt es zuhauf ... sobald es explizit, einzig und allein, um die fertige Bogensehne geht, ..., wird es sehr dünn mit qualifizierten Aussagen ...

Danke Absinth.

Ja, theoretische Diskussionen über Garndatenauswertung bringen das Thema genauso wenig weiter wie der Hinweis, dass viele Leute nur Halb- oder Falschwissen haben. Verkorkst und für die Katz ... @von Hermannsburg, du musst recht einsam sein, so von Idioten umzingelt als einziger Erleuchteter ...

Die Studie wurde leider zerissen, obwohl sie einen praktischen Ansatz hat und Ideen zu Einflüssen auf die Alterung skizziert. So ist sie bisher der einzige hilfreiche Beitrag zur Frage, nochmal danke für den Link.

Guidos Mitteilung, dass er nach 5-10000 Schuss seine Sehnen tauscht, ist noch interessant. @Guido, magst du mitteilen warum?

Ich stelle die Frage nochmal:
Konnte jemand nachvollziehbar ein Altern im Sinne von Leistungsverlust feststellen durch Gebrauch, und wenn ja mit einer Nutzungsangabe, z.B. Schuss pro Zeiteinheit.

Und fange mal mit einer Antwort an:
Nach einem Jahr und ca. 8000 Schuss mit 11gpp-Pfeilen hat eine gelegentlich nachgewachste 18 Strang BCY452X auf einem dauer-aufgespannten 44#-Recurve soweit nachgelassen, dass ein zum Beginn des Sehnenlebens sorgfältig ausgeschossener, tendenziell leicht weicher Rohschaft, zuletzt steif reagierte. Die Sehne war an diesem (für mich) Ende ihres Lebens leicht "haarig", hatte ihre Glätte verloren.
Eine neue Sehne, gleiche Garnrollen, gleiche Strangzahl, annährend gleich oft eingedreht, gleicher Sehnenhersteller (ich), gleiche Silencer an gleicher Position, brachte Abhilfe. Die neue Sehne klingt, subjektiv, etwas knackiger als die alte.

Also, hat noch jemand solche Daten / Informationen / Eindrücke? Vielleicht mit Schusszahlen, Chroni-Daten / Rohschaft-Fakten / anderen Zahlen, Angaben zum Sehnenmaterial?


Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: perkolat am April 13, 2023, 07:41:47 Vormittag
Ich fand die Studie auch nicht so schlecht, zeigt sie Dich das sich verschiedene Garne unterschiedlich verhalten und wie sich das im Bruchverhalten äußert. Wenn die Garne nicht detailliert genug beschrieben sind kann ich damit gut leben, die jeweiligen Garngenerationen sind aber vertreten und können wahrscheinlich für diverse Einzelprodukte übernommen werden.
Ich habe bislang keine Veränderungen an alten oder viel geschossenen Sehnen bemerkt. Meine ältesten sind 30 Jahre + und verrichten ihre Dienste bei Bedarf klaglos. Gewechselt werden die wenn Einzelstränge reißen sollten, oder merklich ausgeblichen bzw. ausgefranst sind. Das habe ich aber bisher nur bei US Importen von alten Recurves gesehen. Dort sind Bögen doch mehr Alltagsgeräte und werden mehr geschossen als gestreichelt.
Also nur BlaBla als Antwort und nix substantielles. ;D
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Stringwistler am April 13, 2023, 09:03:51 Vormittag

Guidos Mitteilung, dass er nach 5-10000 Schuss seine Sehnen tauscht, ist noch interessant. @Guido, magst du mitteilen warum?

Nun, vor 12 Jahren ist mir mal auf einer 44lb. Cobra eine 2 farbige, flämisch gespleißte 16+4 Strang BCY 452x mit Fleece Silencern, geschossen mit 11,5gpp Pfeilen, nach ca. 2 Jahren mit i.E. 7000-8000 Schuss abgegebenen Sehne unmittelbar im Ausgang des oberen Spleißes, wo die verdrillte Sehne anfängt, gerissen. Dabei gibt nur das eine, schwächer gewordene Bündel nach, das dann komplett reist und  der flämische Knoten ist bis auf Standhöhe 0 zusammengerutscht. Ich habe von der ganzen Sache davor nichts mitbekommen und die Sehne alle paar Monate auch gewachst.
Seid dem wird bei mir eben die Sehne alle 2 Jahre oder so alle max. 10.000 Schuß getauscht, meist wegen Versuchszwecken mit anderen Garnen ja schon mal früher... 😄
Das mit der fehlenden Elastizität von Sehnen wenn sie altern und plötzlich die schon immer darauf geschossenen Pfeile etwas steifer werden können, habe ich auch schon mal beobachtet und mit
Rohschaft überprüft, wird er dann sogar etwas steif.
Chronywerte habe ich dazu aber nicht gemacht, da für mich eigentlich nebensächlich.
Das Zuggewicht des Bogens überprüft und es hat sich nicht verändert.
Also wird es wohl bei manchen Garnen an der abnehmenden Elastizität liegen, dachte ich mir.  ::)

Alleine aus diesem Grund und weil ein Sehnenriss nie vorhersehbar sein kann, empfehle ich eben bei Bögen die ständig geschossen werden, die Sehne alle 3 Jahre zu wechseln, dann hat sie ja auch mehr wie ihr Geld verdient, oder? 😌


Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: von Hermannsburg am April 13, 2023, 10:37:40 Vormittag
... Aussagen / Kenndaten etc. speziell zum Garn ... gibt es zuhauf ... sobald es explizit, einzig und allein, um die fertige Bogensehne geht, ..., wird es sehr dünn mit qualifizierten Aussagen ...

Danke Absinth.

Ja, theoretische Diskussionen über Garndatenauswertung bringen das Thema genauso wenig weiter wie der Hinweis, dass viele Leute nur Halb- oder Falschwissen haben. Verkorkst und für die Katz ... @von Hermannsburg, du musst recht einsam sein, so von Idioten umzingelt als einziger Erleuchteter ...

Die Studie wurde leider zerissen, obwohl sie einen praktischen Ansatz hat und Ideen zu Einflüssen auf die Alterung skizziert. So ist sie bisher der einzige hilfreiche Beitrag zur Frage, nochmal danke für den Link.

Guidos Mitteilung, dass er nach 5-10000 Schuss seine Sehnen tauscht, ist noch interessant. @Guido, magst du mitteilen warum?

Ich stelle die Frage nochmal:
Konnte jemand nachvollziehbar ein Altern im Sinne von Leistungsverlust feststellen durch Gebrauch, und wenn ja mit einer Nutzungsangabe, z.B. Schuss pro Zeiteinheit.

Und fange mal mit einer Antwort an:
Nach einem Jahr und ca. 8000 Schuss mit 11gpp-Pfeilen hat eine gelegentlich nachgewachste 18 Strang BCY452X auf einem dauer-aufgespannten 44#-Recurve soweit nachgelassen, dass ein zum Beginn des Sehnenlebens sorgfältig ausgeschossener, tendenziell leicht weicher Rohschaft, zuletzt steif reagierte. Die Sehne war an diesem (für mich) Ende ihres Lebens leicht "haarig", hatte ihre Glätte verloren.
Eine neue Sehne, gleiche Garnrollen, gleiche Strangzahl, annährend gleich oft eingedreht, gleicher Sehnenhersteller (ich), gleiche Silencer an gleicher Position, brachte Abhilfe. Die neue Sehne klingt, subjektiv, etwas knackiger als die alte.

Also, hat noch jemand solche Daten / Informationen / Eindrücke? Vielleicht mit Schusszahlen, Chroni-Daten / Rohschaft-Fakten / anderen Zahlen, Angaben zum Sehnenmaterial?
Daniel124,
in dieser Angelegenheit fühle ich mich keineswegs einsam als "einziger Erleuchteter" unter lauten Idioten. Das ist eine glatte Fehlinterpretition Deinerseits. Ich verstehe überhaupt nicht, dass Du damit viele Deiner Bogensportkollegen als Idioten bezeichnest.
Mir ist unvertständlich, dass die in Rede stehende Studienarbeit textlich völlig ohne notwendige wissenschaftliche Begleitung  erstellt und frei gegeben wurde. In fachlicher Hinsicht und als wenig hilfreiche Informationsquelle für interessierte Bogenschützen macht mich das ein wenig traurig.
Ich selbst gehöre auch zu den Bogenschützen, die ihre Bogensehne über einen sehr langen Zeitraum (mindestens 2 Jahre) nutzen. Grundlage hierfür ist, dass ich die Sehne selbst wickle und auf akkurat korrekte Wicklung achte sowie für mein REC-Equipment geeignetes Sehnengarn verwende. Auf keinen Fall würde ich diese meine Nutzungszeit auf Fertig-Billigsehnen fernöstlicher Importe aus den Regalen des Bogenfachhandels ausdehnen.
Aber nun zu Deinem Beispiel mit leider unvollständigen Angaben:
1) in welchen Zeitabeständen wurde die Standhöhe überprüft und ab welchem Zeitpunkt hat sie sich verändert? Aus den Ergebnissen könnte man auf eine gute oder schlechte Wickelqualität schließen. Da die Bogensehne zu den sogenannten Vetrschleißteilen zählt, gehört die Überprüfung der Standhöhe zur Sorgfaltspflicht.
2) was bedeutet gelegentliches Wachsen? BCY 452x ist ein Hybridgarn, bestehend aus 67% HMPE SK75 und 33% Vectran. Ein Garnstrang besteht aus 585 Filamente HMPE SK75 und 80 Strang Vectran, jeweils mit deutlich  unterschiedlichem spezifischen Gewicht. SK75 mit 0,97 g/ccm , Vecran mit 1,40g/ccm. Die Filamente arbeiten während des Schussablaufes unterschiedlich im Strangverbund und das schwerere Filament kann das leichtere Filament mit der Zeit schädigen. Die 18 strang Sehne besteht als aus insgesamt ca. 11.970 Filamenten von denen nur ein geringer Teil beschädigt sein kann (Haarigkeit). Das dürfte keinen Einfluß auf die abnehmende Leistungsfähigkeit haben.
3) Die festgestellte Haarigkeit ist auf unzureichendes Wachsen zurückzuführen. Das kann an den verwendeten unterschiedlichen Garnen liegen oder hat damit zu tun, dass es im Schussablauf Sehnenkontakt zu einem textilen Unterarmschutz oder durch fehlenden Brustschutz Oberbekelidungskontakt gab.
Wenn Du zu Deinem Beispiel die fehlenden Iformationen noch ergänzen könntest, wäre das hilfreich.
Gruß

Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Landbub am April 13, 2023, 01:46:45 Nachmittag
Die sich ändernden Eigenschaften durch Alterung moderner Sehnenmaterialien sind  für den Bogensport vollkommen irrelevant. Ein Compound schießt nach einer Saison noch die genau gleichen FPS wie am Anfang oder im letzten Jahr.

Recurve Sehnen altern eher optisch z.B. durch das Steifen des Armschutzes. Da gibts je nach Material kleine Härchen oder Fasern (LBS, Spectra) oder kleine schwarze Krümel, fast wie verbrannt (Mercury), ausserdem bleichen Fluo Farben aus. Wenn also Electric Blue eher ein Blassblau ist, dann ists Zeit, mal wieder eine Neue zu machen. Auch wenn sie rein mechanisch sicher noch lange halten würde.
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: kungsörn am April 13, 2023, 02:21:45 Nachmittag
@Absinth: Wenn in deinem Beitrag #8 ein leichter ironischer Unterton mitschwingt, bin ich bei Dir. ;)
Dass es sich - wie Walter schon schreibt - bei der Studie wahrscheinlich um Arbeit zum Zwecke des beruflichen Vorrankommens handelt, ist m.E. nicht von der Hand zu weisen.

Es ist immer gut, Unterschiede der einzelnen Materialien zu kennen und vergleichen zu können. Walter leistet hier immer wieder tolle Arbeit.
Wir beurteilen hier aber fertige Sehnen und deren Haltbarkeit. Sämtliche Festigkeits- und Dehnwerte aus dem Labor sind dabei doch reichlich egal.
Wer von uns bekommt seine Sehnen auch nur annähernd in den Bereich nennenswerter elastischer Verformung?

Aus wissenschaftlicher Sicht geht ein geeigneter Versuch zu einem großen Teil in Richtung chemische Beständigkeit der Grundwerkstoffe (UV-Licht, Temperatur, Chemikalienkontakt usw.)
und einer angemessenen Bruchfestigkeit bei entsprechender Filamentstärke.
Der Testsieger ist dabei automatisch das beste Sehnenmaterial und ergibt die haltbarste Sehne.

Aus praktischer Sicht, geht es eher um Verarbeitungsfreundlichkeit und Herstellungsqualität, Preise, Lagerung und Handhabung.

Mir ist bisher auch nur eine Sehne gerissen. Und zwar genauso, wie Guido es in #14 beschreibt.
Einzige Abweichung: es war vor ca. 8 Jahren, 18 Strang, 53# und 9,5 gpp.

Meine praktische Erfahrung zeigt, dass Kunststoffe im Allgemeinen mehr unter Umweltbedingungen leiden, als unter den Folgen reiner mechanischer Belastung.
Wobei die Belastbarkeit natürlich mit der Dauer der Beeinträchtigung abnimmt.

Besonders haushaltsübliche Lösungsmittel und Temperaturen werden gerne unterschätzt.
Wer mal einen staubtrockenen, vorher mit Aceton getränkten Lappen auf einer Lackfläche liegen lässt, wird sich wundern, was das Zeug auch nach Wochen so alles kann.
Von wegen verdunstet…
Wer von uns geht in seine Werkstatt und kann zu 100% garantieren, dass nicht der eine oder andere Stofflappen doch mal Kontakt hatte?
Auch habe ich festgestellt, dass meine Unterhosen und Socken viel länger halten, wenn ich sie mit 30°C wasche statt mit 60.

Ein Freund von mir sagte mal: „Wer sich mit Kunststoffen auskennt, nimmt Metall.“

In der Praxis heißt das:
Jemand, der jeden Tag den Bogen sorgfältig verstaut und Lagert, kann wohl sehr lange Freude mit der Sehne haben. Egal wieviel er schießt.
Liegt der Bogen den ganzen Sommer lang aufgespannt im Wintergarten, sollte man sich nicht nur Sorgen um sie Sehne machen. Egal wieviel er schießt.

Ich Lagere meine Bögen (+Zubehör) immer dunkel und ohne große thermische Schwankungen (Schrank im Keller) und wechsle meine Sehnen nur aus drei Gründen:
1.   Wenn sie mir nicht mehr gefallen (ausgeblichen oder farblich nicht mehr tragbar).
2.   Wenn sie sichtbar beschädigt sind.
3.   Wenn ich etwas ausprobiere (Tuning)
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Waldgeist am April 13, 2023, 04:49:55 Nachmittag
Der Adler hat den berühmten "Nagel auf den Kopf getroffen"!
Große Zustimmung  :yes:
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: BowLaw am April 13, 2023, 10:26:24 Nachmittag
Für die Frage gibt es keine Antwort, wenn man nicht einen Sachverständigen beauftragt eine ensprechende Untersuchung vorzunehmen.
Um die Frage zu beantworten müsste ein Schütze Buch über seine Schüsse führen und warten bis die Sehne (endlich) reisst.
Natürlich müsste er einen gleichen Bogen und eine gleiche Sehne haben welche er genauso oft schießt - bis es sie ebenfalls zereisst.
Dann wird ein (kleiner) Schuh drauß - und mehr nicht.
99% der Schützen wechseln die Sehne bevor etwas passiert daher gibt es keine Erfahrungswerte nur Empfehlungswerte und die sind vollkommen subjektiv.
Meine Sehne (Sehnen) wechsle ich wenn sie mistig aussehen und die Farbe verloren haben und das hat gar nichts mit der Haltbarkeit zu tun.
Da bin ich einfach ein Optikfreak (und ein Fanboy  8) )
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Daniel124 am April 14, 2023, 12:39:44 Vormittag
Ich mach mal eine Zwischenauswertung:
3 Teilnehmer haben bisher die Frage nach Erfahrungen zum Altern im Sinne von Leistungsverlust beantwortet:
- Perkolat, der nichts bemerkt hat.
- Guido, der schon mal einen Leistungsverlust bemerkt hat durch Prüfung mit dem Rohschaft, innerh. 2 Jahren nach max. 10000 Schuss.
- Daniel, der bei einer BCY452X einen Leistungsverlust bemerkt hat durch Prüfung mit dem Rohschaft, innerh. 1 Jahr nach ca. 8000 Schuss.

Dünne Ausbeute, aber besser als nichts.
Danke mal.

Grüße, Daniel
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Landbub am April 14, 2023, 01:22:00 Vormittag
Ich mach mal eine Zwischenauswertung:
3 Teilnehmer haben bisher die Frage nach Erfahrungen zum Altern im Sinne von Leistungsverlust beantwortet:
- Perkolat, der nichts bemerkt hat.
- Guido, der schon mal einen Leistungsverlust bemerkt hat durch Prüfung mit dem Rohschaft, innerh. 2 Jahren nach max. 10000 Schuss.
- Daniel, der bei einer BCY452X einen Leistungsverlust bemerkt hat durch Prüfung mit dem Rohschaft, innerh. 1 Jahr nach ca. 8000 Schuss.

Dünne Ausbeute, aber besser als nichts.
Danke mal.

Grüße, Daniel

Ich messe den Compound wegen der Zuggewichts / Speed Limits regelmäßig. Wie oben beschrieben: da ändert sich nix.
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Bambus am April 14, 2023, 09:53:29 Vormittag
Das sich "Erleuchtete" gerne etwas überheblich darstellen ist mir (auch in der Selbstbetrachtung) jetzt nicht neu, ist aber immer wieder unerfreulich. Mindert es doch die Wirkung einer evtl. vorhandene Expertise signifikant.

Zur Ausgangsfrage - Nö, auch nach ~15 Jahren zeigt meine (so weit ich weiß) älteste im Gebrauch befindliche Sehne (12 Strang, flämisch gespleißt, irgendwas Neueres als B50) an einem >50# Bogen keine am Pfeilflug erkennbare Alterung. Im Kontaktbereich mit Arm / Armschutz ist sie zwar etwas haarig geworden, aber nur ein kosmetisches Problem. Ebenso ist eine vom Guido gefertigte Sehne (10 Strang FF an einem Sehnenbelegten 50#'er) seit ca. 10 Jahren im Gebrauch - kein Problem bisher.

Ob sich allerdings zu der Fragestellung durch Umfrage in einem Internetforum eine wissenschaftliche (nicht persönliche) tragfähige Aussage treffen läßt bezweifele ich ebenfalls. Mehr als Anekdotisches wird sich da nicht ergeben.
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: aconitum am Mai 06, 2023, 03:13:40 Vormittag
wenn man sich den schußablauf anschaut, ist die sehne der am stärksten belastete teil des bogens und von daher als verschleißartikel anzusehen. da die belastungsgrenze des materials aber weit über  der realen belastung liegt sollte eine sehne eigentlich lange haltbar sein.
die diskrepanz liegt zwischen belastungsgrenze unter laborbedingungen und realem einsatz des materials.
 was hier im forum bisher nicht erwähnt wurde ist knicken des materials.

irgendwo (vorsicht weitere tradierte potentielle unwarheit) hatte ich gelesen, daß diese hochfesten materialien knicken nicht gut vertragen.
in der realität wird die sehne nach dem abspannen irgendwie gefaltet in den bogenrucksack gepackt. dabei entstehen knickstellen die durch noch mehr reinpacken in den rucksack immer stärker werden. selbst wenn man versucht die sehne jedes mal an einer anderen stelle zu biegen finden sich am ende immer die gleichen abschnitte mit u-turn wieder. Diese bereiche werden mit der zeit weislich trotz sehnenwachs und liegen an den üblichen stellen neben der mittenwicklung oder den öhrchen.
dazu kommt nach ein paar schüßen bilden sich stellen an denen die sehne ausfranst. ein hinweis auf faserbruch. bei mir ist das extrem stark direkt unterhalb der mittenwicklung, wo die sehne an der brust anliegt (und dabei trage ich schon die kleinst mögliche körbchengröße).
wenn über sehnenbrüche berichtet wird, sind es immer solche hochbelastete stellen, meist am übergang zu den öhrchen.
daß eine sehne durch solche schwachstellen an performance verliert würde mich nicht wundern, ich kann das aber nicht bestätigen, ich wechsel die sehne aus sobald sie unter der mittenwicklung stärker ausgefranst ist.

btw.
die aussage: "wer kunststoff kennt nimmt metall" kenne ich von diversen berufsgruppen.
hat irgendwer mal erfahrung mit klaviersaiten oder gitarrensaiten als ersatz für kunststoff sehnen gemacht?

   

 
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Kreta am Mai 06, 2023, 08:14:39 Vormittag
Also erstens ist das wohl eine subjektive Sache, wann man sich für eine „neue“ entscheidet. Das hat wohl in erster Linie optische Gründe. Und es bleibt deswegen individuell, da ja jeder eine andere Handhabung hat. Wie soll man das vergleichen? Abgespannt oder aufgespannt. In einem Täschchen im Schrank, oder auf die Wand gehängt, oder geknickt in einem Umschlag? (Letzteres ist dann für mich schon kriminell). Wird die Sehne gewachst?

Das hier manche gegen Fakten seitens Walter Allergien haben ist aus meiner Sicht deren Problem.
Die Frage nach der Abnahme der Leistungsfähigkeit kann ich bei meinem Material auf jeden Fall verneinen. Das Lbs macht auch unter meinen Bedingungen (oft über 30 Grad - okay derzeit nicht) eine super Performance über viele Schüsse und einen langen Zwitraum. Ich überprüfe dazu auch immer wieder mal die Standhöhe. Das wäre ja für mich ein erster Hinweis auf Veränderlichkeit. Und da ist LBS eben weit besser als B55 zum Beispiel.

Zudem kommt die subjektive Beurteilung, ob man eine Veränderung bemerkt oder spürt.

So bleibt uns die Empirik und die gute Sehnenpflege.
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: Stringwistler am Mai 06, 2023, 09:20:17 Vormittag
Das knicken einer Sehne kommt bei mir gar nicht in die Tüte... 😄
Wer meine Sehnen kennt, weiß daß ich die immer im Kreis Rolle, damit sie ins Tütchen gehen.
Allerdings glaub ich daß selbst leichte Knicks nie nicht eine Wirkung haben, so lange man das falten nicht entlangstreift.
Außerdem sollte man eine Sehne tunlichst auf dem Bogen lassen, ob gespannt oder abgespannt.
Wer seine Sehne und den Bogen in eine Tasche oder Koffer verstauen muß, nunja... dann eben rollen und vor allem die Mittenwicklung, ein knicken kann da schon fatale Folgen haben und sie unbrauchbar machen wenn sie überspringt oder dadurch Lücken bildet... 🙂
Titel: Re: Alterung / Leistungsverlust von Sehnen
Beitrag von: von Hermannsburg am Mai 06, 2023, 02:00:24 Nachmittag
wenn man sich den schußablauf anschaut, ist die sehne der am stärksten belastete teil des bogens und von daher als verschleißartikel anzusehen. da die belastungsgrenze des materials aber weit über  der realen belastung liegt sollte eine sehne eigentlich lange haltbar sein.
die diskrepanz liegt zwischen belastungsgrenze unter laborbedingungen und realem einsatz des materials.
 was hier im forum bisher nicht erwähnt wurde ist knicken des materials.

irgendwo (vorsicht weitere tradierte potentielle unwarheit) hatte ich gelesen, daß diese hochfesten materialien knicken nicht gut vertragen.
in der realität wird die sehne nach dem abspannen irgendwie gefaltet in den bogenrucksack gepackt. dabei entstehen knickstellen die durch noch mehr reinpacken in den rucksack immer stärker werden. selbst wenn man versucht die sehne jedes mal an einer anderen stelle zu biegen finden sich am ende immer die gleichen abschnitte mit u-turn wieder. Diese bereiche werden mit der zeit weislich trotz sehnenwachs und liegen an den üblichen stellen neben der mittenwicklung oder den öhrchen.
dazu kommt nach ein paar schüßen bilden sich stellen an denen die sehne ausfranst. ein hinweis auf faserbruch. bei mir ist das extrem stark direkt unterhalb der mittenwicklung, wo die sehne an der brust anliegt (und dabei trage ich schon die kleinst mögliche körbchengröße).
wenn über sehnenbrüche berichtet wird, sind es immer solche hochbelastete stellen, meist am übergang zu den öhrchen.
daß eine sehne durch solche schwachstellen an performance verliert würde mich nicht wundern, ich kann das aber nicht bestätigen, ich wechsel die sehne aus sobald sie unter der mittenwicklung stärker ausgefranst ist.

btw.
die aussage: "wer kunststoff kennt nimmt metall" kenne ich von diversen berufsgruppen.
hat irgendwer mal erfahrung mit klaviersaiten oder gitarrensaiten als ersatz für kunststoff sehnen gemacht?

 
aconitum,
Dein gutgemeinter Beitrag wäre sicherlich für viele hilfreicher bzw. informativer gewesen, wenn Du notwendige Details zu Deinem Problem genannt hättest. Dazu würde gehören:
1) Art der Sehne (endlos oder flämisch gespleißt) mit Strangzahl
2) Garnart
3) Wickeltechnik bei den Sehnenohren
Entgegen Deiner Aussage läßt sich eine in eingedrehtem Zustand von Bogen abgenommene Bogensehne aus HMPE/UWHMPE Garnen bei sachgerechtem Zusammenlegen gar nicht in eine Knickbiegung bringen, es sei denn, ich übe einen sehr großen Pressdruck aus. Die Sehne bildet normlerweise beim Zusammenlegen Schlaufen, die niemals zu Knicken geschweige denn Fadenbrüchen führen kann. Das beruht allein schon auf den Wiederstand, den eine gepflegte Bogensehnne durch das vorhandene Eindrehen im  Strangverbund  hat. Ausnahmen bilden hier nur Sehnen aus pflanzlichem Garmmaterial, welches aber hier wohl nicht Gegenstand der Diskussion ist. Das Zusammenlegen kann ich so vornehmen, dass sich  Schlaufenbildungen  jeweils etwa 1- 2 cm vor der Mitten- und Endenwicklung bilden. Ein Fadenbruch wird dadurch  niemals entstehen.
Die Garnart sollte benannt werden, um daraus weitere Details ableiten zu können. Bei allen vollsythetischen Garnen handelt es sich um Filamentgarne. Z. B. besteht ein Garnstrang FF+ oder BCY 8125 F aus ca. 780 Filamenten. Eine 16 STRANG Sehne besteht also aus ca. 12.480 Filamenten. Bei dem von Dir genannten Ausfransen handelt es sich um Schäden einzelner Filamente, die dadurch entstehen können, dass ohne Brustschutz oder bei textiliem Unterarmschutz die Bogensehne Kontakt zur Oberbekleidung oder zum Unterarmschutz hat, bei der "Sehnentätgkeit" durch Reibung eine große Oberflächentenmperatur entsteht, welche die Filamente schädigt. Wenn z. B. 30 oder 60 Filamente diese Schädigungen zeigen (nach Deiner Lesart Ausfransen) ist das an der Sehne eine optische Beeinträchtigung, aber lange noch kein Sicherheitsmangel.
Wenn Sehnenohren nicht gewickelt sind oder die Wicklung in einem Arbeitsgang mit der Endenwicklung erfolgt, kann durchaus bei unsauberer Wicklung ein Zwischenraum von 1 - 2 mm entstehen, der nicht von der Wicklung geschützt ist. In diesem Bereich kann sehr wohl im Laufe der Zeit  eine markante Schädigung an den SEhnengarnsträngen erfolgen.
Das blödeste Argument in Verbindung mit der Materialfrage bei Bogensehnengarn ist die Aussage: "wer Kunststoff kennt, nimmt Metall". Für Mittelteile kann man das ja noch gelten lassen, aber hier noch die Fragestellung abzuleiten, wer Erfahrung hat mit Klavier- oder Gitarrensaiten, der outet sich wirklich als Unwissender in Sachen Bogensehnen sowie  deren Zweck und Arbeitsweise im Bogensport.
Gruß