Archers Campfire
Bogenschießen => Allgemein => Thema gestartet von: TaTo am September 20, 2019, 08:48:04 Vormittag
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Hallo Archers,
mich beschäftigt schon länger diese Frage. Wenn man sich einen neuen Bogen bauen lässt sollte man den lieber ölen oder lackieren lassen.
Ist das eine frage des Geschmacks? Oder gibt es da besondere vor bzw. Nachteile.
z.B. beim geölten Bogen - lassen sich Macken besser beheben
z.B. beim lackierten Bogen - ist das Holz durch die UV Einstrahlung besser geschützt.
Was meint Ihr so?
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UV-Einstrahlung macht dem Bogen nichts aus. In meinen Augen ist es Geschmackssache und auch eine Frage des Stils. Reine Holzbögen würde ich nicht lackieren, da passt Öl besser. Glasbelegte finde ich lackiert schöner. Funktionieren tut beides.
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Wer good smeert der good fährt. ;D Ich öle meine Griffstücke einmal im Jahr. Meiner Meinung nach kommt da die Natürlichkeit des Holzes besser zur Geltung.
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Nun ja, Dellen oder Kratzer sind an einem geölten Bogen leichter zu reaparieren, als an einem lackierten.
Lackieren ist ne eimalige Geschichte - Ölen/Wachsen sollte man regelmäßig wiederholen.
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Sozusagen ist alles eine Frage des Geschmacks? Oder haben Öle bzw. Lackierung eine besondere Funktion..................außer Optik und Versiegelung natürlich ;)
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Win geölter Bogen hat auch im Sommer mit schwitzigen Händen immer nich deutlich mehr Grip als ein lackierer.
Außerdem sieht man bei einem geölten Bogen die Seele des Holzes viel mehr, wie ich immer so trefflich sag. :GoodJob:
Nur machen das halt leider nicht alle Bogenbauer mit, weil man deutlich länger und sauberer schleifen muß. Lack gleicht Unebenheiten halt mehr aus. Und wenn man auch mal bei Regen schießt, muß ein geölter halt 1-2x im Jahr nachbehandelt werden, wenn man keine böse Überraschung erleben will.
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Es gibt traditionelle Bogenklassen, die lackierte Bogen ausschliessen. Das hat nun wenig mit der Funktionsweise zu tun, sondern mit dem gewünschten mittelalterlichen Flair. Vielleicht kann man das ja mit zusätzlichen Fuchsfellbesatz an der Kleidung ausgleichen.
Ich habe angefangen, meine Primitivbögen zu lackieren, weil weil ich annehme, dass dies ein zuverlässiger Schutz gegen Nässe ist.
Ps. Macht Oel die Bögen eigentlich etwas weicher?
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Der Sehnenzwirbler hat es auf den Punkt gebracht: Holz gehört geölt!
Dabei geht es in der Tat nicht nur um die Optik, sondern auch um die Langlebigkeit, die Pflege und den Erhalt, die Haptik ...
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Der Sehnenzwirbler hat es auf den Punkt gebracht: Holz gehört geölt!
Dabei geht es in der Tat nicht nur um die Optik, sondern auch um die Langlebigkeit, die Pflege und den Erhalt, die Haptik ...
So viel kompromisslosen Purismus möchte ich mir auch eines Tages leisten. Aber so lange ich mit meinen Haselstecken Carbonpfeile werfe...
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Halten also geölte Bögen länger ( Voraussetzung natürlich man ölt sie 1-2 mal im Jahr nach) als lackierte Bögen?
Und was passiert, wenn ich einen geölten Bogen sozusagen vernachlässige? Bilden sich dann in ein paar Jahren Risse, oder wird spröde?
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Da passiert überhaupt nichts. Die Oberfläche sieht nach einiger Zeit vielleicht etwas matter aus, der seidige Glanz verschwindet, je nachdem womit er vorher behandelt wurde.
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Hallo Tato,
Alle Selbstbauten an Bögen werden geölt und gewachst, von mir .....
Schichtbildendes Hartöl und Natur Hartwachs sind
meine Favoriten (Clou/ Naturhaus/ Ardvos/ Livos)
Schönen Gruß
Micha
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Und wie oft muss man einen Bogen ölen bis er " fertig ist" ?
3x ölen und 1x wachsen? Oder wie kann ich mir das vorstellen.
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Vorweg: ob Öl oder Lack Einfluss auf die Leistung des Bogens nehmen, weiß ich nicht.
Aus ästhetischer Sicht gebe ich Stringwistler (und einigen andern) Recht: geöltes Holz ist viel schöner, lebendiger und griffiger. Wenn mich nicht alles täuscht, sind die meisten Lacke heute im Grunde Kunststoffüberzüge. Ich habe bei Klarlack also nur noch die Holzoptik, die Haptik ist Plastik. Nicht mein Fall. Aber das ist wohl letztlich Geschmackssache.
Fakt ist, dass Lack sich durch Alterung oder mechanische Beanspruchung Abheben kann oder sich (auch sehr feine) Risse bilden können. Wenn durch letztere Feuchtigkeit unter den Lack zieht, kann sich der Lack wiedrum/weiter abheben, es können Flecken entstehen, Feuchtigkeit kommt nicht mehr weg.... Will man das ausbessern, müsste man den gesamten Bogen abbeizen oder -schleifen und neu Lackieren: man kann nicht (oder nur schlecht) lokal ausbessern. Auch das Lackieren selbst ist (schon beim ersten Mal) nicht trivial, wenn es ordentlich werden soll.
Ich öle Holz, weil ich es einfacher zu verarbeiten, schöner und besser zu reparieren/auszubessern finde. Selbst Hartöl ist m.W. noch diffusionsfähig, d.h. Wasser kann zwar rein, aber auch wieder raus. Ein Hartöl muss m.W. auch nicht nachgeölt werden, wenn es ausgehärtet ist. Bei nichthärtenden Ölen sieht das natürlich anders aus, auch der Wachsüberzug, den covertmicha macht, muss man natürlich immer mal wieder neu aufbringen.
Noch ein Tip zur Verarbeitung (egal ob Öl oder Lack): das Holzteil, dass behandelt werden soll erst ein, zweimal Wässern (nicht stundenlang einlegen, satt mit Wasser "anstreichen" sollte reichen). Dabei stellen sich feine Holzfasern auf, die nach dem Trocknen abgeschliffen werden. Tut man das nicht, stellen sie sich auf, wenn man Öl oder Lack aufbringt...
Sorry, falls Dir das schon klar war.
Viel Erfolg!
Bear
PS: beim Ölen mit Hartöl mehrere, sehr dünne Schichten, zwischendurch gut trocknen/verharzen lassen. 2-3 dürfte ein guter Anfang sein.
Edit: Öl diffusionsfähig
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Das nenn ich mal eine ausführliche erklärung, sauber :klasse:
Vielen Dank dafür
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Und - in Ergänzung zum Post vom braunen Bären - schlimm wird es, wenn durch die Risse im lackierten Holz Feuchtigkeit eindringt, die nicht mehr vernünftig abtrocknen kann! Sehr unangenehm :???:
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Den Post von Brown Bear kann ich auch bestätigen, so macht man das bei edlen (teuren) Gewehrschäften!
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:help: jetzt weiß ich ja bescheid..... Mein nächster Bogen wird geölt 8)
Danke an allen für die Infos :youRock:
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Der Sehnenzwirbler hat es auf den Punkt gebracht: Holz gehört geölt!
Dabei geht es in der Tat nicht nur um die Optik, sondern auch um die Langlebigkeit, die Pflege und den Erhalt, die Haptik ...
So viel kompromisslosen Purismus möchte ich mir auch eines Tages leisten. Aber so lange ich mit meinen Haselstecken Carbonpfeile werfe...
Na das gibts doch wohl nicht....wer wirft denn mit einem Hasel Carbonis?
Na das nenn ich aber mal Stilbruch....und auf keinem Turnier, egal in welchem Verband, sind mit einem reinen Holzbogen Carbonis, nicht mal Alus zugelassen... und das ist auch gut so.... :Achtung:
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Moin Ulrich, ne, ne; so kompromisslos wie Du möglicher Weise vermutest bin ich gar nicht aufgelegt. Mir ging bzw. geht es wirklich nur um den Werkstoff Holz. Der hat es einafach bedient "artgerecht behandelt zu werden". Übrigens vertragen sich Holz und Karbon durchaus ... ;)
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Also ich habe ja gerade einen neuen Bogen gebaut bekommen (https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=3934.0). Ich habe mich für geölt entschieden, da die Holzmaserung durch Ölen erst so richtig rauskommt und wie Stringwistler schon schriebn, der Bogen sich besser anfasst. Das kann ich mittlerweile auch bestätigen. Nach einem kleinen Malheur kann ich auch bestätigen, dass Ausbesserungen leichter zu machen sind. Ich möchte nur noch geölte Bögen.
Zu Deiner Frage:
Und wie oft muss man einen Bogen ölen bis er " fertig ist" ?
3x ölen und 1x wachsen? Oder wie kann ich mir das vorstellen.
Mein Bogenbauer macht 6 - 8 dünne Schichten mit einem schnell härtenden Öl (Arbeitsplattenöl). Beim Nachölen empfahl er mir einmal jährlich. Wenn Du selbst ölst, kannst Du dem alten Spruch folgen: once a day, once a week, once a month and once a year.
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Ich habe deinen Bericht gelesen..echt Top! :youRock: danach hatte ich mich schon fast entschieden, wenn ein neuer Bogen kommt dann geölt.
Hatte bis jetzt nur lackierte Bögen. Aber diejenigen, die einmal einen geölten hatte, würden allesamt dabei bleiben. Aber es ist interessant mal
die Frage an die breite Masse zu stellen um deren Meinung zu hören.
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cayuga trifft den nagel auf den kopf
oder das öl mit dem lappen....
Wichtig: Öl Verteilen - 1-2 minuten einziehen lassen, Überflüssiges abwischen...dann gut Lagern zum
Trocknen, ich mache bei clou hartöl 1,5 Tage bei bestem Wetter....
schönen gruß
micha
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Moin Ulrich, ne, ne; so kompromisslos wie Du möglicher Weise vermutest bin ich gar nicht aufgelegt. Mir ging bzw. geht es wirklich nur um den Werkstoff Holz. Der hat es einfach verdient "artgerecht behandelt zu werden"...)
Mal abgesehen von der artgerechten Behandlung... Eigentlich kann man nicht ausschliessen, dass die Behandlung (mit was auch immer) die Eigenschaften des Holzes beeinflusst. Ein Bogenbauer hat mir grad erklärt, dass das Fett von Murmeltieren den Bogen "elastischer" macht. Na ja, das wäre für das Murmeltier wohl keine artgerechte Behandlung ;)
Dann müsste eigentlich unterschiedliche Hölzer auch unterschiedlich Behandelt werden (Material, Konsistenz, Eindringtiefe)?
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ich hasse diese Glaubensfragen.
Ein Bogen ist gut, wenn ich mit meiner Technik damit gut zurechtkomme.
Geölt, glanzlackiert, matt lackiert? Zweitrangig.
Mein aktuelles Griffstück ist glatt lackiert, bei Hitze kommt mir das manchmal etwas schwitzig vor, das rauhe Finish der aktuellen Bodniks hats halt nicht... obwohl mir das gefällt.
Aber egal, ich treffe damit ( im Gegensatz zu manchen optischen Sahnestückchen)
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Ich mag so Glaubensfragen.😀
Weil das Auge und die Hand mitschiessen.
In der Bowyer’s Bible stand die Geschichte eines alten Bogenbauers, der auf Motorenöl schwört. Aber NUR das aus Chevy V8 Motoren. Mir gefällt sowas...
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rso, im Prinzip gebe ich dir recht. Andererseits steht der Finish aber schon für Wertschätzung und für die Sorgfalt, mit der der Bogen gebaut wurde und behandelt werden will. Wenn ich bedenke, wie lange man so ein Stück Holz dreht und wendet, prüft, hier etwas schleift, dort ein wenig schabt und raffelt, bis man es für gut befindet, fällt der Aufwand für etwas Glanz kaum ins Gewicht.
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Ähm, blöde Frage. Wenn ein Bogen geölt wird, wird das Öl auch auf die glasbelegten Stellen aufgebracht?
Holz klar, doch Glas nimmt ja kein Öl auf.
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Es wird kein Schaden dadurch entstehen.
Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass diese stellen unansehnlich werden. Sie sind weder glatt (glänzend), noch strukturiert (Holzhaptik).
Auf den meisten Lacken hält Wachs, wenn man die Oberfläche etwas anraut. Nach guter durchtränken kann man ggf. polieren oder mattieren.
Der Aufwand für Nachbesserungen (eigentlich der große Vorteil von Wachs und Öl) ist damit aber auch deutlich höher.
Das ist der Grund, warum ich kombinierte Bauteile lieber lackiere.
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Glas wenn du Hartöl aufbringen willst, würde ich vorher mit 000 Stahlwolle vorschleifen, damit der Lack angerait wird, falls Dich der stört. Muß aber gar nicht sein.
Holz würde ich immer gründlich vorschleifen und mit feuchtem Spirituslappen abreiben. Dann Hartöl (Livos Kundus oder danish oil) mit Schwämmchen auftragen und nach 2-3 Std. den Überstand mit Lappen abwischen.
Nach 2-3 Tagen mit Stahlwolle nachpolieren und Vorgang 1-2x wiederholen. Am Schluß nach einigen Tagen Trockenheit mit T-Shirt Stoff nachplieren bis ein seidenmatter Glanz bleibt. 1x im Jahr auffrischen. Da auch wieder mit Stahlwolle oder feinen Schleifpads a rauen... 👍😉
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Danke euch. Der Lack sieht stellenweise recht mitgenommen aus.
Ich glaub ich mache für das Thema einen eigenen Thread auf. Da kommen sicher noch einige Fragen auf.
Ich freue mich auf das Projekt. 😊