Archers Campfire

Eigenschaften eines technisch guten Griffstücks


Offline Prime

  • Oh ein Pfeil
  • **
    • Beiträge: 69
Hallo,

mich würde mal interessieren, was ein gutes Griffstück in der Theorie ausmacht.

Wie werden die Kräfte optimalerweise in den Unterarm geleitet? Laut Lehrbuch sollte der Druckpunkt in direkter Verlängerung des Unterarmknochens liegen. Nur gibt es da auch Unmengen an Variationsmöglichkeiten. Je nachdem in welchem Winkel man das Handgelenk hat, ist der Muskel im Daumenballen mehr oder weniger beteiligt.

Das hat zum Beispiel bei meinem Olympischen Recurve den Effekt, dass mir nach dem Schuss die Sehne an den Arm schlägt weil der Druckpunkt am Bogengriff relativ weit links an der Kante liegt.

Der Logik nach wäre der optimale Bereich nebem dem Ballen und oberhalb des Handkantenmuskels wo sich der Griff auf den Bandapparat stützen kann.

Oder wie stark sollte/darf ein Bogen mit optimalem Griff von oben auf den Daumen und Zeigefinger bzw den Bereich dazwischen drücken? Kein Druck = optimale Krafteinleitung, macht aber auf der anderen Seite die immer gleiche Positionierung relativ schwer.

Hat jemand darüber Kenntnisse was das theoretische Optimum ist?

MfG Andre


Offline Cayuga

  • Meister Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 3233
Wenn ich die Frage etwas uminterpretieren darf, dann ist für mich ein technisch gutes Griffstück, wenn:

1. Das Griffstück möglichst schwer ist (Schussruhe, wenig Handschock, stabiles Nachhalten)
2. Der Daumenballen einen guten Auflagepunkt hat (immer gleich reproduzierbare Griffhaltung)
3. Der Pivotpunkt unterhalb der höchsten Stelle des Shelfs ist
4. Das Shelf möglichst schmal ist
5. Das Shelf stark gerundet ist (vor allem nach vorne), so dass der Pfeil wenig Auflagefläche hat

P.S.: Ich bin Langbogenschütze   :schuldig:
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Daniel124

  • Gast
Über das Optimum beim Griff(stück) hab ich auch schon viel nachgedacht.
Und bin zu keinem gescheiten theoretischen Ergebnis gekommen, aber zu praktischen Ansätzen:
- Wenn mir der Griff zu groß vorkommt aber sonst hinhaut mach ich ihn kleiner, nehme überall was weg.
- Wenn ich seitlich runterrrutsche kann ich den Griff nacharbeiten, indem ich ihn auf der Druckfläche etwas balliger und den Hals etwas schmaler mache.
- Wenn ich mich immer wieder dabei erwische, wie ich die Hand (unbewusst) strecke und dann kaum noch Kontakt am Ballen habe, dann brauche ich wohl eher einen flachen Griff, oder andersrum, einen ausgeprägteren Pistolengriff, oder auch einen mehr kugeligen Griff im Bereich des Ballens. Dafür mach ihn am Pivot tiefer, und wenn nötig nehm ich auch noch unterhalb des Daumenballens etwas weg.

« Letzte Änderung: April 04, 2020, 05:08:27 Nachmittag von Daniel124 »


Offline Waldgeist

  • Meister Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 4932
  • Nordlicht
@ Cayuga: Volle Zustimmung - bis auf Punkt 1. Ein "ausgewogenes" Griffstück muss nicht schwer sein. Es gibt tolle Langbögen, wo dies nicht der Fall ist.
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
Cicero


Offline Cayuga

  • Meister Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 3233
@ Cayuga: Volle Zustimmung - bis auf Punkt 1. Ein "ausgewogenes" Griffstück muss nicht schwer sein. Es gibt tolle Langbögen, wo dies nicht der Fall ist.

Stimmt grundsätzlich, ich mag aber schwere Griffstücke. Hab mir bei meinem Bogen ein schweres Holz ausgesucht und noch Bleigranulat einbauen lassen.
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Offline Prime

  • Oh ein Pfeil
  • **
    • Beiträge: 69

- Wenn ich mich immer wieder dabei erwische, wie ich die Hand (unbewusst) strecke und dann kaum noch Kontakt am Ballen habe, dann brauche ich wohl eher einen flachen Griff, oder andersrum, einen ausgeprägteren Pistolengriff, oder auch einen mehr kugeligen Griff im Bereich des Ballens. Dafür mach ihn am Pivot tiefer, und wenn nötig nehm ich auch noch unterhalb des Daumenballens etwas weg.

Das ist der Hauptgrund, warum ich gerne einen eigenen Griff basteln würde. Mein Daumenballen schwebt über dem Griff, zumindest so lange Kraft vorhanden ist. Danach lässt die Trefferqoute deutlich nach...

Ich glaube, ich versuche den Druckpunkt neben den Ballen zu legen.


Daniel124

  • Gast
@ Prime:

Zitat Prime "Ich glaube, ich versuche den Druckpunkt neben den Ballen zu legen."

Das wird wohl eher nix, der Ballen nimmt den Druck vom Bogen auf. Er ist direkt vor der Speiche, und da muss in etwa der Haupt-Druck eingeleitet werden.

Du musst zusehen, dass dein Ballen sauber auf die geometrische Mitte des Bogens kommt. Und zwar mit schräger Hand, so 20-30 Grad (die Lebenslinie der Hand ist in etwa senkrecht).

Hierfür muss je nach Handgröße und -form der Griff schmäler oder breiter, steiler oder flacher sein.
Und je nach Vorliebe eine flache oder ballige Form aufweisen. Mir gefällt z.B. leicht ballig. Also nicht so krass wie auf dem untersten Foto aber in die Richtung. Andere mögen lieber eine ebene Fläche. Einige mögen eine ausgeprägte Kante entlang der Lebenslinie der Hand ...
Ausprobieren  :)





Online Grombard

  • Meister Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 2043
  • Ja, ich hatte mal Haare!!!
    • Bogenbau Joachin Seeliger
Gewicht muss nicht unbedingt sein.
Mein 600g Hybrid ist wenn ich ihn nicht würge genauso schussruhig wie mein 1,5kg Recurve.

Bei einem Metallgriffstück kann man schön mit den Griffschalen spielen.
Jeder mag seinen Griff anders.
Was dem einen taugt, ist dem anderen ein Graus.
Ich mags seitlich relativ rund.
Aber neulich sollte ich einen Bogen mit einem Griff ähnlich dem Jäger 3.0 bauen... Sehr kantig mit großer planer Fläche.
Hat sich erstmal sehr eigenartig angefühlt, ließ sich aber sehr angenehm schießen...
irgendwas is ja immer