Archers Campfire

Sehne eindrehen und ausdrehen - wo ist die Grenze


Offline Frederinho

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Hallo,

ich habe mich schon länger gefragt, ob man z.B. eine 68" Sehne für einen 64" oder 66" Bogen eindrehen kann. Oder andersrum eine 58" Sehne für einen 60" Bogen aufdrehen. Praktisch geht das definitiv, aber wo ist die Grenze und was spricht dagegen. Beim ausdrehen kann ich es mir ja dahin noch erklären, dass bei zu weitem ausdrehen die einzelnen Sehnen nicht mehr miteinander verwunden sind, sich somit gegenseitig halten und stärken und daher schneller kaputt gehen. Dazu müsste man aber schon ziemlichh weit ausdrehen. Andersrum wird es bei zu weitem eindrehen so sein, dass die Sehne zu dick wird. Aber auch hier stellt sich dann die Frage, ab wann das zum Problem wird.
Ich hoffe bei der Klärung vor allem auf Guido/Stringwhistler, der kann dazu bestimmt ein Buch verfassen - die Zusammenfassung auf dem Klappendeckel würde mir aber erstmal reichen  ;)
Ich steh auf Gummibären - im 3D Parcour.


Offline Grombard

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  • Ja, ich hatte mal Haare!!!
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Erst mal muss man da zwischen Flämischer und Endlossehne differenzieren.
Eine Endlossehne kann man nicht zu weit aufdrehen.
Im schlimmsten Fall ist sie halt gar nicht eingedreht.
Hart für den Bogen, aber der Sehne egal.
Wenn man eine Flämische zu weit aufdreht, zieht es den Spleiß auf.
Zu weit eindrehen ist auch nicht gut.
Die Sehne federt dann unnötig nach.
Und wenns arg zu weit ist, ist ein Versagen eigentlich vorprogrammiert.

Also um deine Frage zu beantworten.

Eine Sehne um zwei Zoll oder mehr ein und ausdrehen?
NEIN! Nicht machen. Keine gute Idee.
irgendwas is ja immer


Offline Tannhäuser

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Du kannst eine flämische grundsätzlich bis kurz vor den Spleiss aufdrehen; muss man natürlich mitbekommen wann das anfängt bzw. Aufhört. Niemals den Spleiss öffnen um Länge zu gewinnen!!! Man darf sich da natürlich insgesamt keinen exorbitanten Längengewinn erhoffen, soviel Material steckt da am Ende dann auch nicht drin. Wichtig ist hierbei auch zu wissen, wofür die Sehne gebaut wurde - ist sie bspw. 60" lang oder wurde sie für einen 60" Bogen gebaut. Die Sehne sollte idR grundsätzlich 3" kürzer sein als der Bogen, theoretisch könnte eine 60er Sehne für einen 62er Bogen verwendet werden, 64er wird schon kriminell. Zuviel eindrehen sollte man nicht....so wird die Sehne materialmäßig zu dicht und eine Sehne sollte grundsätzlich so leicht wie möglich sein. Also zusammenfassend: Grenze des Ausdrehens ist der Spleiss vor dem Öhrchen (Ende Öhrchen bis ca. 20cm in die Sehne rein), der sollte nicht angetastet werden, da er das Sehnenende zusammenhält. Eindrehen geht zwar, sollte man aber vermeiden. Am besten ist immer eine Customsehne, die man für den Bogen baut oder bauen lässt. Eine passende Sehne ist meiner Ansicht nach essentiell für die Performance des Bogens.
Wer einen Bogen mit Visier schießt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren!

ZVERS-Archery Heavy-Riser-Longbow 68", 43#, ZVERS-Archery Take-Down-Recurve 62", 41#


Offline von Hermannsburg

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Hallo,

ich habe mich schon länger gefragt, ob man z.B. eine 68" Sehne für einen 64" oder 66" Bogen eindrehen kann. Oder andersrum eine 58" Sehne für einen 60" Bogen aufdrehen. Praktisch geht das definitiv, aber wo ist die Grenze und was spricht dagegen. Beim ausdrehen kann ich es mir ja dahin noch erklären, dass bei zu weitem ausdrehen die einzelnen Sehnen nicht mehr miteinander verwunden sind, sich somit gegenseitig halten und stärken und daher schneller kaputt gehen. Dazu müsste man aber schon ziemlichh weit ausdrehen. Andersrum wird es bei zu weitem eindrehen so sein, dass die Sehne zu dick wird. Aber auch hier stellt sich dann die Frage, ab wann das zum Problem wird.
Ich hoffe bei der Klärung vor allem auf Guido/Stringwhistler, der kann dazu bestimmt ein Buch verfassen - die Zusammenfassung auf dem Klappendeckel würde mir aber erstmal reichen  ;)
Frederinho,
theoretisch kann man das tun, sollte es aber in der Praxis tunlichst unterlassen.
Jede Bogengröße in Länge hat ein bestimmtes Sehnenmaß, welches sich ausgedreht ergibt aus der Bogenlänge abzgl. 3". Bei diesem rechnerischen Wert können noch Abweichungen je nach Bogenequipment ergeben.
So gibt es eben auch die Empfehlungen für das Eindrehen der Sehne. Die Anzahl der Eindrehungen liegen bei der Endlos Sehne bis etwa  30, bei der flämischen gespleißten Sehne bis zu 40 - 50. Eine weitere Einflussgröße hat die Dicke des Sehnengarnes und wieviel Stränge die Bogensehne hat. Aber zu der Anzahl der Eindrehungen gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen.
Völlig ausdedreht sollte eine Sehne nicht genutzt werden. So kann bei einer nicht eingedrehten Endlos Sehne beim Schießvorgang eine Auffächerung der Sehne erfolgen. Hierbei fächern  sich die einzelnen Stränge  zwischen den Endenwicklungen und der Mittenwicklung zu einem Band auf. Hierfür gibt es auch den Begriff des balooning.
Die Bogensehne hat in der richtigen Länge  eine noch größere Bedeutung in der Gesamt´abstimmung des Bogensystems. Diese Gesamtabstimmung basiert wieder auf das verwendete Sehnengarn sowie die Art der Sehnenwicklung, dem Mittelteil und den Wurfarmen und erfaßt Standhöhe des Bogens, Tillermaß, Pfeilgewicht, Spine- und Splinewert usw.  Diese Gesamtabstimmung sollte immer individuell erfolgen.
Wie fühlt sich der Bogen bei einer falschen Sehnenlänge an? Um es Dir verständlicher zu machen: Ziehe ein paar Schuhe an, die Dir zu klein  oder drei Nummern zu groß sind. Laufen kannst Du in diesen Schuhen nicht.
Gruß
Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die Anderen


Offline Frederinho

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Hallo,

ich habe mich schon länger gefragt, ob man z.B. eine 68" Sehne für einen 64" oder 66" Bogen eindrehen kann. Oder andersrum eine 58" Sehne für einen 60" Bogen aufdrehen. Praktisch geht das definitiv, aber wo ist die Grenze und was spricht dagegen. Beim ausdrehen kann ich es mir ja dahin noch erklären, dass bei zu weitem ausdrehen die einzelnen Sehnen nicht mehr miteinander verwunden sind, sich somit gegenseitig halten und stärken und daher schneller kaputt gehen. Dazu müsste man aber schon ziemlichh weit ausdrehen. Andersrum wird es bei zu weitem eindrehen so sein, dass die Sehne zu dick wird. Aber auch hier stellt sich dann die Frage, ab wann das zum Problem wird.
Ich hoffe bei der Klärung vor allem auf Guido/Stringwhistler, der kann dazu bestimmt ein Buch verfassen - die Zusammenfassung auf dem Klappendeckel würde mir aber erstmal reichen  ;)
Frederinho,
theoretisch kann man das tun, sollte es aber in der Praxis tunlichst unterlassen.
Jede Bogengröße in Länge hat ein bestimmtes Sehnenmaß, welches sich ausgedreht ergibt aus der Bogenlänge abzgl. 3". Bei diesem rechnerischen Wert können noch Abweichungen je nach Bogenequipment ergeben.
So gibt es eben auch die Empfehlungen für das Eindrehen der Sehne. Die Anzahl der Eindrehungen liegen bei der Endlos Sehne bis etwa  30, bei der flämischen gespleißten Sehne bis zu 40 - 50. Eine weitere Einflussgröße hat die Dicke des Sehnengarnes und wieviel Stränge die Bogensehne hat. Aber zu der Anzahl der Eindrehungen gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen.
Völlig ausdedreht sollte eine Sehne nicht genutzt werden. So kann bei einer nicht eingedrehten Endlos Sehne beim Schießvorgang eine Auffächerung der Sehne erfolgen. Hierbei fächern  sich die einzelnen Stränge  zwischen den Endenwicklungen und der Mittenwicklung zu einem Band auf. Hierfür gibt es auch den Begriff des balooning.
Die Bogensehne hat in der richtigen Länge  eine noch größere Bedeutung in der Gesamt´abstimmung des Bogensystems. Diese Gesamtabstimmung basiert wieder auf das verwendete Sehnengarn sowie die Art der Sehnenwicklung, dem Mittelteil und den Wurfarmen und erfaßt Standhöhe des Bogens, Tillermaß, Pfeilgewicht, Spine- und Splinewert usw.  Diese Gesamtabstimmung sollte immer individuell erfolgen.
Wie fühlt sich der Bogen bei einer falschen Sehnenlänge an? Um es Dir verständlicher zu machen: Ziehe ein paar Schuhe an, die Dir zu klein  oder drei Nummern zu groß sind. Laufen kannst Du in diesen Schuhen nicht.
Gruß

Das leuchtet alles sehr ein, gerade das Beispiel mit den Schuhen, aber einen Nachteil beim Eindrehen konnte ich weder beim Schießen noch sonst subjektiv ausmachen. Hintergrund: Ich habe einen 66" Bogen (sehr alt) gekauft und die "morsche" Sehne ist schon beim Versuch des Aufspannens gerissen. Hatte dann nur eine 68" flämisch da und habe die mal aufgespannt bzw. eingedreht, bis die Standhöhe gepasst hat. Habe dann mal ein paar Pfeile (max. 15) geschossen bis die passende 66" da war. Ich konnte subjektiv keinen Unterschied zwischen der eingedrehten 68 und der "normalen" 66" herausschießen/hören. Die eingedrehte war allenfalls etwas dumpfer vom Klang. Sonst wirklich nichts negatives. Daher war meine Frage, ob es für die Sehne/den Bogen gefährlich ist. Das Balooning und die Auffächerung des Spleiß beim Ausdrehen sind sicherlich weder für die Sehne gut, noch für den Bogen und gerade wenn sich die Sehne bei vollem Auszug "auflöst" auch sicher nicht für den Schützen. Von daher hat sich hier die Frage beantwortet und meine Versuche hier zuhause mit zu kurzen Sehnen aufdrehen zeigt auch, dass 2" die absolute Grenze sind, bevor es kritisch wird mit dem Spleiß. Von daher teile ich KrizzKrozz bzw. eure Meinung.
Beim eindrehen sehe ich aber bei den 2" noch keine Probleme (s.o). Bei 4" wird die Sehne schon unnatürlich dick und "kringelt" sich in sich bei halbwegs entspanntem Zustand. Da wollte ich dann auch nicht Probeschießen, da mir die Spannung in der Sehne selbst da nicht gut erschien und die Dämpfung/Elastizität, die einer Sehne ja auch irgendwo innewohnt, hier gegen 0 bzw. Beton geht und somit Vibrationen/Kräfte etc ungefiltert auf den Wurfarm/Bogen gehen, was sicher nicht gut ist. ich denke, dass hier die physikalische Grenze gesteckt sein könnte. Was meint ihr zu der Theorie? Kann die Sehne zu hart sein bzw. werden und daher den Bogen schädigen? Oder ist das eher Schwachsinn? 
Ich steh auf Gummibären - im 3D Parcour.


Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
    • Bestandssehnen vom Stringwistler unter.....
Kann da leider nicht alles zustimmen was hier geschrieben wurde.
So muß eine Sehne schon mal ganz und gar nicht möglichst leicht sein, das ist eine viel zu pauschale Aussage und bei sehr leichten Pfeilen und extrem schnellen Superrecurves kann das ganz schnell ein Bogenkiller werden...  :wuerg:
So schieße ich auf meinen Bögen immer über 10-12gpp, da ist das Sehnengewicht selbst bei dickeren Sehnen völlig irrelevant und bringt nur wenige ft/s. aber deutlich mehr Stress für den Bogen und sind bei weitem nicht so Fehler verzeihen wie dünnere Sehnen.
Zum ein-ausdrehen...
kann ich nur für flämisch gespleißte Sehnen beantworten, auch hat da Hermannsburg zum auffächern bei zu weit aufgedrehten Endlos schon alles gesagt.
Auch würde ich von Umdrehungen von 50-60 nicht ausgehen, denn es ist ja schon sehr unterschiedlich ob es eine 52" Jagdrecurve oder ein 72" Langbogen ist, denn beim Jagdrecurve würden sich da schon 50 Umdrehungen ganz schön wurschteln.
Bei meinen flämisch gespleißten mit ausgedünnten Fäden in den Enden empfehle ich immer auf 10cm aufgespannte Sehnenlänge min. 1,5 bis 5-6 Umdrehungen bei dickeren Sehnen und 2-7-8 Umdrehungen bei dünneren Sehnen.
Weniger wäre gefährlich da dann je nach Belastung der Spleiß aufziehen könnte. Bei mehr Umdrehungen muß man sehen welches Material, Strangzahl und dicke... Wenn es einzelne Fäden rausquetscht ist es auf alle Falle zu viel, und dann nimmt auch das Nachschwingen zu und die Pfeilgeschwindigkeit evtl. etwas ab.
« Letzte Änderung: Februar 03, 2021, 03:28:56 Nachmittag von Stringwistler »
Servusla, Gruß Guidl...

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