Archers Campfire

Vom intuitiven Zielen zum Stringwalking: Kann das gehen und wenn ja, wie?


Offline TonyAngelo

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Hallo zusammen,
ich hab mal wieder eine Frage, vermutlich hab ich in letzter Zeit zu viele Youtube Videos vom Jake Kaminski geschaut.

Aktuell schieße ich 3D und zwar einen 64 Zoll Jagdrecurve (19er MT mit langen ILF Wurfarmen). Ich greife mediterran (Zeigefinger über der Nocke) und ankere am Kinn (Daumen unter dem Kiefer, Zeigefinger an der Kinnspitze, Sehne berührt die Nase). Der Anker ist evtl. etwas tiefer als bei Tradis üblich, aber fühlt sich für mich im Auszug am angenehmsten an. Dabei ziele ich nicht bewusst, sondern intuitiv, d.h. ich richte meine Bogenhand Richtung Ziel aus und lasse das Unterbewusstsein den Rest machen.

Jetzt haben mich besagte Videos irgendwie angefixt, mal an der Sehne abzugreifen (3 under) und so den Pfeil näher an meine Augen/Sichtachse zu bringen. Dann kann ich über die Pfeilspitze zielen und das finde ich schon irgendwie cool. Allerdings würde ich beim Kinnanker bleiben wollen. Ein paar erste Schüsse mit dieser Methode auf ~10 m waren ganz ok, aber der Bogen fühlt sich lauter und irgendwie unruhig beim Schuß an. ich hab das auf den Abstand zwischen Nocke und Zughand zurückgeführt. Abgriff war nach Gefühl, hab nix ausgemessen.

1. Müsste ich ggf. den Tiller anders einstellen? Aktuell hab ich oben +1mm ggü. unten.
2. Kann ich überhaupt so schießen mit dem relativ tiefen Kinnanker oder müsste ich im Mundwinkel o.ä. ankern (was mir nicht so liegt)?

Vielleicht kann ja jemand aus dem Kreis der Stringwalker / Barebow-Schützen ein wenig zu meiner Aufklärung beitragen.


Offline cweg

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Stringwalking ist immer lauter, da der Bogen aus seiner eigentlichen Geometrie gezogen wird. Je länger der Bogen, desto weniger Stress für die Wurfarme.
64“ ist def zu kurz! Ankern unterm Kinn geht, aber dann werden die Abgriffe zu groß, auf Dauer nicht zu empfehlen. Fürs Stringwalking musst du dir einen neuen Schussaufbau antrainieren, egal ob du von Intuitiv oder Olympisch kommst.

Wo kommst du her?


Online Treppenwangenrollator

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Stingwalking mit kurzen Bögen geht schon (mein derzeitiger Lieblings-Stringwalkingbogen ist auch ein 64"er), der Vorteil von langen Bögen ist erschreckend gering…
Ein Jagdrecurve, besonders in Verbindung mit einem tiefen Anker ist jedoch leider dafür absolut nicht geeignet. Beim Stringwalking kommt es zu einem Impuls durch den Pfeil auf die Pfeilauflage (Shelf), was diesen hochspringen lässt (er geht also höher raus). Je tiefer der Abgriff, umso stärker ist der Effekt, was wiederum einen noch tieferen Abgriff erfordert. Bei Pfeilauflagen, die den Impuls nicht ableiten gibt es eine bestimmte Entfernung, die nicht mehr unterschritten werden kann, ohne dass man drunter zielt. Je nach Abgriff und Setup kann diese Entfernung bereits bei über 20 m liegen…

Tiller? Wird völlig überbewertet.
Wichtiger ist die Griffform. Beim Stringwalking ist ein deutlich tieferer Griff nötig als bei mediterran. Bei einem zu hohen Griff hilft ein negativer Tiller begrenzt um das richtige Gefühl und eine passende/angenehme Druckverteilung in der Bogenhand zu erreichen. Bei negativem Tiller muss der Bogen wieder schwerer gemacht werden, sonst zieht es ihn nach oben und man muss mit Kraft gegensteuern.
« Letzte Änderung: November 02, 2024, 05:32:58 Nachmittag von Treppenwangenrollator »


Offline cweg

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Beschreibst du nicht eher Fixed Crawl? Bei Stringwalking mit einem 68-72er ILF Bogen verhält es sich anders. Aber ich möchte das hier nicht weiter diskutieren, da gibt es schon zig Threads dazu.

 :)


Offline stöckchenschubser

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Bei drei unter sollte der Tiller bei null sein, da deiner eh schon gering ist, eventuell sogar negativ.


Offline TonyAngelo

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Ok, danke für eure Antworten. Klingt für mich so, dass ich es eher lassen sollte (oder komplett umstellen müsste, also Bogen, Schusstechnik etc passend zum Stringwalking). Macht aber nichts;-) Dann übe ich weiter mit meiner bisherigen Technik und ziele eben intuitiv. Vielleicht probiere ich es mal, den Riser als Zielhilfe zu nehmen (statt Pfeilspitze).

Ich komme vom intuitiven Schießen, olympisch kenne ich nicht.


Offline Landbub

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1. Müsste ich ggf. den Tiller anders einstellen? Aktuell hab ich oben +1mm ggü. unten.
2. Kann ich überhaupt so schießen mit dem relativ tiefen Kinnanker oder müsste ich im Mundwinkel o.ä. ankern (was mir nicht so liegt)?

Vielleicht kann ja jemand aus dem Kreis der Stringwalker / Barebow-Schützen ein wenig zu meiner Aufklärung beitragen.

Streiche Tiller. Ist irrelevant. Der Druckpunkt, der Nockpunkt und der Tiller hängen zusammen, aber es gibt davon zahllose Kombinationen, die funktionieren. Wenn dein Blankschaft auf 15. gerade in der Scheibe steckt, dann passt das.

Schießen kann man auf viele Arten, die Frage ist, was will man erreichen? Soll es sich gut anfühlen und du hast den Anker dafür gefunden - warum nicht? Willst du aber systematisch an Verbesserung achten, schaue, dass den Anker höher bringst. Handkante an Hochein, finger ca. am Mundwinkel. So sind die Crawls kleiner.
Abonniert bitte https://www.youtube.com/@ArcheryGirls
Das motiviert meine Jugendgruppe ganz enorm, hier weitere Videos zu produzieren.

Alles, was du zur Zniper Auflage wissen musst: https://www.youtube.com/watch?v=_5lzzgEn9L8


Offline stöckchenschubser

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Ok, danke für eure Antworten. Klingt für mich so, dass ich es eher lassen sollte (oder komplett umstellen müsste, also Bogen, Schusstechnik etc passend zum Stringwalking). Macht aber nichts;-) Dann übe ich weiter mit meiner bisherigen Technik und ziele eben intuitiv. Vielleicht probiere ich es mal, den Riser als Zielhilfe zu nehmen (statt Pfeilspitze).

Ich komme vom intuitiven Schießen, olympisch kenne ich nicht.


Wenn du über die Pfeilspitze zielst, ist es nicht intuitiv, sondern bewusstes Visieren.
Das Problem wäre dann bei deinem tiefen Anker sehr weit unters Ziel halten müsstest, um zu treffen. Da wäre dann der Untergriff besser, weil er die beiden Linien, Visierlinie und und die Geschosslinie näher zusammen kommen.
Da muss man dann einen Tod sterben, also entweder oder.
Entweder mit Pfeilspitze ect. Visieren, oder alles außer acht lassen, und intuitiv schießen.