[Vorbemerkung: Vielleicht lohnt es sich, die inzwischen zahlreichen allgemeinen Beiträge zur Trainingsmethodik - meiner zählt auch dazu - in einen eigenen Thread zu schieben.]
Die erzwungene Unterscheidung zwischen "practice" und "training" ist mir zu akademisch. In meinen Übungseinheiten, sowohl auf der Wiese als auch im Parcours, schließt sich beides nicht aus, sondern ergänzt sich.
Ich lerne sehr "verkopft" und bei mir läuft das Bogenschießen (übrigens auch das Reiten) sehr stark über die theoretische Durchdringung dessen, was ich mache. Insofern ist bei mir praktisch jede Schießeinheit, egal ob auf der Wiese oder dem Übungsparcours, immer auch Anlass zur systematischen Fehlerkorrektur. "Spaßschießen" gibt es bei mir insofern nicht, als ich nicht wirklich Spaß am Schießen entwickle, wenn ich herumschludere und daher schlechter treffe als ich es könnte. Ich reflektiere den überwiegenden Teil meiner Schüsse unmittelbar danach (z. B. "zu lange unter dem Klicker gestanden!", "nach außen gelöst!" "Bogenhand nicht locker!" oder auch mal: "Dieses Gefühl bitte ABSPEICHERN!", wenn alles passte), insofern behaupte ich mal, dass jedesmal, wenn ich mit dem Bogen unterwegs bin, auch ein Trainingseffekt dabei ist. Eine Ausnahme ist vielleicht, wenn ich eine größere technische Korrektur an meinem Setup vornehmen muss - dann steht zwischen den Schüssen die Analyse der Trefferlage und des Pfeilflugs im Vordergrund oder, wie vor ein paar Tagen, die Sichtbarkeit des Visierkorns im Ziel während des Ausziehens und Ankerns.
Auf unbekanntem Gelände kommt dann natürlich das Üben des Schätzens von Entfernungen dazu. Auch hier versuche ich, nach dem Schuss zu analysieren, warum ich falsch lag, wenn ich mich offensichtlich verschätzt habe.
Wenn ich mal (seltenst) auf ein Turnier gehe, ist das für mich auch eher "Training in unbekannter Umgebung" und nicht "Schießen auf Ergebnis".
Das alles ist übrigens der Grund, warum auch ich gerne alleine übe. Schießen in der (großen) Gruppe, besonders zusammen mit Intuitivschützen mit sehr schneller Schussfolge, bricht meinen Schießrhythmus und erschwert mir die Nachbetrachtung meiner Schüsse. Deshalb ist beim Üben in der Gruppe der Lerneffekt für mich minimal. Das kann auch mal Spaß machen, bedient aber nicht unbedingt meine Definition von "Training".