Archers Campfire

Kombination unterschiedlicher Ziel- und Visiertechniken

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Offline Cayuga

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Ich kann Ulrich grundsätzlich zustimmen. Ich hatte mich in meiner Anfangsphase ziemlich gequält, weil ich partout instinktiv schießen wollte. Das wurde nach zwei Kursen bei Henry noch schlimmer. Mein damaliger Trainer im Verein meinte, ich solle bei weiten Distanzen auf Visieren über die Pfeilspitze gehen. Das wollte ich aber nicht und quälte mich weiter. Erst nach einem Kurs bei Karin und Didi Vorderegger wurde ich von der Sinnhaftigkeit verschiedener Zielmethoden und der Kombination überzeugt. Und siehe da, seitdem halben sich meine Treffer bei langen Distanzen deutlich verbessert.

Ich bin gerade an einem ähnlichen Punkt. Bisher nur "in die Richtung halten und hoffen".
Bei der DM 3D des DFBV am letzten Wochenende (Blogbeitrag hier: https://sfs-archery.de/?p=3722 )  wurde mir aber mal wieder gezeigt das insbesondere bei den weiten Entfernungen irgendein Zielsystem vorteilhaft ist.
Ich habe nun die Anschaffung eines oly. Recurves hinten an gestellt und beschäftige mich aktuell nur mit meinem neuen Webprojekt für Bogenschützen und dem erlernen eines Zielsystems.
Da mir mein aktueller Vereinstrainer da nicht so helfen kann, such ich nun gute Infoquellen bzw. Hilfestellungen.
Aktuell denke ich darüber nach entweder Gap Shooting oder Point of aim über Pfeilspitze. Bin da noch unschlüssig.
Leider finde ich im Netz auch nicht so viel gutes dazu wie man da am besten dazu ran geht. (wieder mal ein Thema getroffen :-( )

Hintergrund:
Bogen: TRB holzklasse
Pfund auf den Fingern: 32lbs / Pfeilgewicht ca. 310grn
Mediteraner Griff mit Ankerpunkt im Mundwinkel. Würde ich ungern ändern. (man leist hier ab und an etwas höher zu ankern)
Nullpunkt muss ich noch sehen. Müsste grob nach Erfahrung bei ca. 35m sein.

Jemand Tipps wie man es angehen sollte?

Danke schon mal.

Ich empfehle Dir mit meinem zugegeben begrenzten Wissen, mittels eines Referenzpunktes zu Visieren. Der Referenzpunkt kann die Pfeilspitze sein (so ist es bei mir und meinem Langbogen) oder eine Kante des Bogenfensters Deines TRB. Schau halt, was Dir liegt.
Wichtig ist, dass Du damit Deinen Nullpunkt sauber und reproduzierbar ausschießt. Dann habe ich verschiedene bekannte Entfernungen geschossen, um zu sehen, wie weit ich je nach Entfernung drüberhalten muss (bzw. drunter).

Ich komme jetzt mit dem System ganz gut klar.
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Offline Landbub

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Aktuell denke ich darüber nach entweder Gap Shooting oder Point of aim über Pfeilspitze. Bin da noch unschlüssig.


Beschreib doch man da den Unterschied, wie Du ihn verstanden hast. Es gibt da durchaus unterschiedliche Meinungen.

Entscheiden tust Du das am besten praktisch. Stell Dich 5m vor ein Ziel. Halte intuitiv auf die 11. Nicht schiesssen, sondern sehen, wo deine Pfeilspitze liegt. Evtl ist die da 1m "unter" dem Ziel, also in der Erde. Dann schiessen um zu sehen, obs so ungefähr passt. Mach das gleiche auf 50m und stelle fest, wie weit du drüber halten musst.
Evtl ergibt sich daraus schon, dass Zielen über die Pfeilspitze (egal ob PoA oder Gap) praktikabel ist oder eine Änderung des Systems erfolgen müsste. Das wäre dann ein höherer Anker und ggf. viel längere Pfeile (meist sind die kurzen Distanzen die Problemkinder, da helfen lange Pfeile).

Wenn das ganze nicht klappt, dann braucht man einen anderen Ansatz und sucht sich Punkte am Bogenfenster. Mit wasserlöslichen Stift (oder auf Isolierband) die Entfernungen 10 / 20 / 30 / 40 / 50m ausschiessen und dafür jeweils einen Strich machen. Damit rennst dann 5 mal übern Parcours und dann machst die Striche weg. Du wirst sie nicht mehr brauchen, das Gehirn hat sich deren lage eingeprägt. Isolierband ist da ganz praktisch, weil das kann man sich wieder ran kleben zum trainieren.
« Letzte Änderung: Oktober 07, 2020, 06:39:06 Nachmittag von Landbub »
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Offline sfs-archery

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Beschreib doch man da den Unterschied, wie Du ihn verstanden hast. Es gibt da durchaus unterschiedliche Meinungen.

Ich versuch es mal.
Gap shooting: innerhalb meines persönlichen schußbereichs (bis zur Nulllinie)halte ich immer den gleichen Abstand (Gap) und mache mir zunutze das weiter entfernte Ziele kleiner erscheinen als nahe.
z.B. Auf einer Zehnerauflage halt ich die Spitze immer auf die 5 unter dem Gold um ins Gold zu treffen. Bei nahen zielen wirkt die Scheibe größer und ich ZIELE damit automatisch tiefer als bei weiten Zielen.
Vorteil: Innerhalb des Schußbereichs muss ich keine Entfernungen schätzen. Muss nur wissen ob ich innerhalb oder außerhalb des Bereichs bin. Außerhalb hab ich weiterhin Probleme da ich dort je nach Entfernung unterschiedlich drüber halten muss.

Beim Point of aim (poa) schätze ich immer die Entfernung und richte die Pfeilspitze je nach Schötzung anders aus. Vorteil: Genauer und auch bei Entfernungen außerhalb des persönlichen Schußbereichs anwendbar.


Offline puschel

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...Bei der DM 3D des DFBV am letzten Wochenende (Blogbeitrag hier: https://sfs-archery.de/?p=3722 )  wurde mir aber mal wieder gezeigt das insbesondere bei den weiten Entfernungen irgendein Zielsystem vorteilhaft ist.
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Da mir mein aktueller Vereinstrainer da nicht so helfen kann, such ich nun gute Infoquellen bzw. Hilfestellungen.
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Leider finde ich im Netz auch nicht so viel gutes dazu wie man da am besten dazu ran geht. (wieder mal ein Thema getroffen :-( )

Hintergrund:
Bogen: TRB holzklasse
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Mediteraner Griff mit Ankerpunkt im Mundwinkel. Würde ich ungern ändern. (man leist hier ab und an etwas höher zu ankern)
Nullpunkt muss ich noch sehen. Müsste grob nach Erfahrung bei ca. 35m sein.

Jemand Tipps wie man es angehen sollte?

Danke schon mal.

Hi Sören,

ich war am WE in der Gruppe vor dir und denke auch, dass ein gutes System ein Vorteil ist. Bei 3D ist aber der größte Fehler das Schätzen der Entfernung - ohne den Schätzfehler ist der Vorteil des Systems noch deutlich größer. Es gibt Ausnahmeschützen, die auch ohne bewusstes System extrem gut schießen, aber das erfordert auch sehr viel Trainingszeit.

Welche Infos suchst du zum Systemschießen? Ich bevorzuge im Moment mit dem Blankbogen eine Kombination aus String- und Facewalking, dazu auch ein bisschen POI. Bei Langbogen ist es ein reines POI.
Für die meisten Schützen ist die Kernfrage, ob sie es schaffen, die Pfeilspitze wahrzunehmen oder bei der Kopfhaltung in der Nähe des Ziels zu haben. Wenn das klappt, dann klappt auch Systemschießen schon bei Schülern - wenn nicht, dann wirst du gar keinen Zugang dazu finden.

Allgemein - der Wechsel zwischen 3Unter und Splitfinger ist zumindest beim DSB verboten.

Grüße,
Jochen
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Offline Landbub

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Für die meisten Schützen ist die Kernfrage, ob sie es schaffen, die Pfeilspitze wahrzunehmen oder bei der Kopfhaltung in der Nähe des Ziels zu haben. Wenn das klappt, dann klappt auch Systemschießen schon bei Schülern - wenn nicht, dann wirst du gar keinen Zugang dazu finden.


Meine Erfahrung in meinen Kursen ist eher, dass der Sehnenschatten gar nicht gesehen wird, weil Anker entweder neben dem Auge oder dieser einfach nicht akzeptiert wird.
"akzeptiert" i.S.v. "der ist so unscharf, wie soll ich den aufs Bogenfenster legen" bzw "da wachel ich 3cm hin und her und der verändert sich nicht". Irgendwie scheint es gegen die "Kimme" des Zielen seitens ehem. Intuitivschützen einen Abwehrhalting zu geben. Die Pfeilspitze macht da weniger Probleme. Da habe ich mir die Bezeichnung "das sichtbare Pfeilende" angewöhnt, weil ich oft das Feedback bekommen hatte, dass man ja die Pfeilspitze gar nicht sieht. Das wurde missverstanden.
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Offline puschel

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Meine Erfahrung in meinen Kursen ist eher, dass der Sehnenschatten gar nicht gesehen wird, weil Anker entweder neben dem Auge oder dieser einfach nicht akzeptiert wird.
"akzeptiert" i.S.v. "der ist so unscharf, wie soll ich den aufs Bogenfenster legen" bzw "da wachel ich 3cm hin und her und der verändert sich nicht". Irgendwie scheint es gegen die "Kimme" des Zielen seitens ehem. Intuitivschützen einen Abwehrhalting zu geben. Die Pfeilspitze macht da weniger Probleme. Da habe ich mir die Bezeichnung "das sichtbare Pfeilende" angewöhnt, weil ich oft das Feedback bekommen hatte, dass man ja die Pfeilspitze gar nicht sieht. Das wurde missverstanden.

 :agree:
aber ich sehe den Sehnenschatten als 2. Schritt - ich bezog mich wirklich auf die Spitze. Es gibt reichlich Schützen, die die Spitzen nicht wahrnehmen können/wollen. Ein Schuh wird in der Tat erst dann daraus, wenn du entweder den Sehnenschtten nutzen kannst oder eine sehr konstante Kopfhaltung/Ankerposition hast.

Grüße,
Jochen
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Offline sfs-archery

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Hi Sören,

ich war am WE in der Gruppe vor dir und denke auch, dass ein gutes System ein Vorteil ist.
Ach deshalb wart ihr so gut :-) Ich kannte nur Gideon von den RMs i nder Halle. War beeindruckend wie ihr geschossen habt.  :klasse:

Bei 3D ist aber der größte Fehler das Schätzen der Entfernung - ohne den Schätzfehler ist der Vorteil des Systems noch deutlich größer. Es gibt Ausnahmeschützen, die auch ohne bewusstes System extrem gut schießen, aber das erfordert auch sehr viel Trainingszeit.

Welche Infos suchst du zum Systemschießen? Ich bevorzuge im Moment mit dem Blankbogen eine Kombination aus String- und Facewalking, dazu auch ein bisschen POI. Bei Langbogen ist es ein reines POI.
Für die meisten Schützen ist die Kernfrage, ob sie es schaffen, die Pfeilspitze wahrzunehmen oder bei der Kopfhaltung in der Nähe des Ziels zu haben. Wenn das klappt, dann klappt auch Systemschießen schon bei Schülern - wenn nicht, dann wirst du gar keinen Zugang dazu finden.

Allgemein - der Wechsel zwischen 3Unter und Splitfinger ist zumindest beim DSB verboten.

Grüße,
Jochen
Ich suche aktuell Infos wie ich das "strukturell" angehen kann. Bzw. wie finde ich heraus welches System am besten zu mir passen könnte. Bis 20m ist ja alles OK, darüber wird es problematisch, ab ca. 35m gilt Prinzip Hoffnung. :bow:
 
Also welche Schritte sollte man nacheinander sich aneignen?
Wenn ich alles auf einmal versuche geht das meist in die Hecken. Ich würde mir gern ein Fahrplan zurecht basteln. Alles unter der Voraussetzung das ich:
Meinen bisherigen Anker beibehalten will
Ich weiterhin TRB-Klasse sein will (also kein Stringwalking etc.)

Aktuell denke ich wie folgt:
1. Entscheidung welches System (Gap oder Point of aim)
2. Nullpunkt korrekt ermitteln (bisher nur "wird so ungefähr")
2a. Einstieg Entfernung schätzen
3. Gap / bzw. Anhaltepunkte (Pfeilspitze oder Bogenfenster) für die relevanten Entfernungen ermitteln
4. Entfernungen schätzen besser lernen
5. Üben, Üben,Üben,....

Gruß Sören


Offline Landbub

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4. Entfernungen schätzen besser lernen

Rangefinder mitauf dem Parcours nehmen und vor dem Schiessen ganz bewusst schätzen. Also "bewusst" im Sinne von Komplikationen erkennen und benennen wie "geht über einen Graben", "geht entlang des Berghanges", evtl erlaubte Schätzhilfen erlernen. Daumensprung bei visierlosen klassen, Scopen für die Compounder. Von rauf / runter reden wir hier noch gar nicht (Daumendrehregel)  :-)

Ggf. mit anderen darüber unterhalten (im Turnier verboten..., hilft aber beim lernen) und dann messen. Verstehen warum man sich verschätzt hat und das gleich um 10m. Dann entsprechend der gemessenen Entfernung anhalten und schiessen.
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Offline kungsörn

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.........
Mir ist das alles zu kompliziert, ich schiesse intuitiv in den 3 Entfernung
"nah",
"weit" und
"ach du Scheisse".

Klar sind weitere Entfernungen intuitiv nur mit viel Übung zu schiessen und nicht ganz so konstant.
Ich habe auch schon versucht mir für weite Entfernungen ein Hilfssystem zu suchen, da bietet sich die Pfeilspitze natürlich an. Bei mir schleichen sich dann aber andere Fehler in die Konzentration, so dass ich es letztendlich gelassen habe.
Anders ist es wenn ich Barebow schiesse, dann ankere ich anders und stringwalke, d.h. dann ziele ich immer bewusst über die Pfeilspitze, dann klappt das auch.

Wenn man wirklich kombinieren will dann Keep It Simple!, Kein Fingerwechsel, kein Ankerwechsel, intuitiv bis zur Point of Aim Entfernung und ab dann  die Pfeilspitze drauf oder drüber halten.

Gruß
Ralf



Genau diese Erfahrung hab ich auch gemacht. Bin mit meinem „Split Vision: Die Erste“ (nach Definition vom Vorderegger) immer besser als mit den probierten Zielsystemen (POA + GAP).
Niemals fesselt mich ein Band, riegelt mich ein Riegel
Suchte meinesgleichen, fand nur Sünder ohne Zügel
(In Extremo, "Sünder ohne Zügel")


Offline puschel

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Ach deshalb wart ihr so gut :-) Ich kannte nur Gideon von den RMs i nder Halle. War beeindruckend wie ihr geschossen habt.  :klasse:

Jepp - war ne starke Gruppe - 3x Treppchen :)

Ich suche aktuell Infos wie ich das "strukturell" angehen kann. Bzw. wie finde ich heraus welches System am besten zu mir passen könnte. Bis 20m ist ja alles OK, darüber wird es problematisch, ab ca. 35m gilt Prinzip Hoffnung. :bow:


Naja - Systemschiessen beim 3D bedeutet den Zufall durch den konsequenten Irrtum zu ersetzen ;)

Also welche Schritte sollte man nacheinander sich aneignen?
Wenn ich alles auf einmal versuche geht das meist in die Hecken. Ich würde mir gern ein Fahrplan zurecht basteln. Alles unter der Voraussetzung das ich:
Meinen bisherigen Anker beibehalten will
Ich weiterhin TRB-Klasse sein will (also kein Stringwalking etc.)

Aktuell denke ich wie folgt:
1. Entscheidung welches System (Gap oder Point of aim)
2. Nullpunkt korrekt ermitteln (bisher nur "wird so ungefähr")
2a. Einstieg Entfernung schätzen
3. Gap / bzw. Anhaltepunkte (Pfeilspitze oder Bogenfenster) für die relevanten Entfernungen ermitteln
4. Entfernungen schätzen besser lernen
5. Üben, Üben,Üben,....
Gruß Sören

Im Prinzip ist das der Weg, aber ich denke, dass es nicht nur eins davon sein wird, sondern eher eine persönliche Mischung aus verschiedenen Einzeltechniken.
Dadurch ändert sich ein wenig deine Reihenfolge:
0. In welcher Klasse will ich schießen und was ist laut Sportordnung dort erlaubt/gefordert (zB DSB 3D ist max 35m, DFBV 3D ist bis 55m, DFBV Feld ist bis 73m). Das bestimmt erstmal das Material, danach kommt der Rest:

1. ist das Ausschießen deiner Flugbahn, nicht nur des Nullpunkts. Du gehst in 5m Schritten vom Ziel weg und hast einen festen Punkt auf den die Pfeilspitze zeigt und dann misst du die Abstände, in denen dein Pfeil dazu einschlägt. Das ganze mittelst du über verschiedenen Tage aus, bis du eine verlässliche Datenmenge hast. Das was da rauskommt ist prinzipiell auch schon deine (umgekehrte) Haltepunktkurve für das POA: Treffer liegt bei 25m ca. 50cm hoch, also ist dein Haltepunkt 50cm unter dem Ziel. Treffer liegt bei 45m 50cm tief, also ist dein Haltepunkt 50cm über dem Ziel. Die Abweichungen durch den Winkel darfst du im ersten Schritt getrost vernachlässigen. Du wirst sehen, dass die Ungenauigkeit/Streuung mit dem Abstand stark zunimmt. -> und damit haben wir schon den ersten Schwachpunkt.
Excel ist mit den Trendkurven da eine ganz hilfreiche Erfindung.
2. Entfernungen schätzen und die verschiedenen Systeme dazu nutzen. Da gibts viele Anleitungen und Beispiele im Netz. Beim 3D hilft dir im Endeffekt aber nur üben -> schätzen und mit Entfernungsmesser kontrollieren. Das Schätzen hat mit zunehmender Entfernung leider systembedingt auch die größeren Fehler. Schwachpunkt 2
3. Jetzt gilt es 1. & 2. zusammen zu bringen. Was sind 50cm auf 45m, was sind 1,7m auf 55m, was sind 65cm bei 23m... Hier brauchst du Hilfsmittel, die nicht direkt verboten sind. Anbauteile am Bogen, Finger, ....
4. Der blöde Teil: 1-3 mit verschiedenen Geländewinkeln und Wettersituationen wiederholen. Bei 30°C ist die Kurve anders als bei -10°C, Bei Sonne anders als bei Regen, geradeaus anders als 45° bergauf, ...
5. Auch mit einem System kommt man an dem "üben, üben, üben ,..." nicht vorbei. Schlimmer noch - es wird technischer. Jede kleine Unsauberheit in der Technik, im Auszug, ... zerstört dein System. Also Techniktraining, so dass dann der Auszug auch auf einem Bein am Hang stehend und nach hinten schießend genauso ist wie auf der Fita-Wiese. Und danach mehr Training... - das kann extrem frustrierend sein, weil irgendwann dein Bauchgefühl reingrätscht und du dein System verlässt und instinktiv korrigierst, was leider dann gar nicht mehr funktioniert. Du brauchst also auch das Vertrauen in dein System und die Disziplin, es unter allen Umständen beizubehalten.
Im Bereich der Iteration von 3.-5. wird sich dein System entwickeln. Du wirst feststellen, ob du Haltepunkte, Referenzpunkte oder Gaps bevorzugst und darauf deine persönliche "Skala" aufbauen.
6. Der widerliche Teil: Mit dem Training ändert sich Kraft, Auszug, Anker, Griff, Lösen, Stand, Spannung, Schulterausrichtung, Kopfhaltung, ... und mit jeder!! Änderung fängst du bei 1. wieder an. Mit fehlendem Training...(siehe Satz zuvor)
Und der gleiche Ablauf gilt für neues Material (Pfeile, Sehne, Wurfarme, Tab,...)
Und der gleiche Ablauf gilt beim Blankbogen für jede Veränderung am System (Standhöhe, Tiller, NP, Auflage, Button,...)
Und um dir jegliche Illusion zu rauben: Je besser du damit wirst, desto schlimmer empfindest du jede Änderung - du wirst mit 3.-6. nie fertig -> allerdings wirst du schneller ;)
7. Die Beurteilung des Treffers/Fehlschuß. War es ein Schießfehler, war es ein Zielfehler oder war alles richtig, aber mein Streukreis auf 55m ist größer als das Ziel. Dementsprechend muss ich korrigieren oder eben auch nicht. Bei den großen Entfernungen kann alles richtig gewesen sein und sich auch toll angefühlt haben, aber der Pfeil steckt trotzdem im Gras ;) -> und damit kommen wir wieder zu Punkt 5.

Soviel zum "System"...

Vielleicht ist aber ein anderer Ansatz für die meisten ganz hilfreich, das ist der Ansatz von Ralf.
Bis zu einem gewissen Punkt schießt du intuitiv/instinktiv/ohne gerechnetes System. Danach gibt es den Punkt wo du merkst "es ist weit" - ohne weiter drüber nachzudenken "zielst" du dann auf die Oberkante - oder es ist "richtig weit/ach du sch..." - dann "zielst" du "etwas drüber".
Das Ganze funktioniert nur, wenn du weite Schüsse nicht besonders oft schießt, denn sonst kommt deine eingebaute Korrektur und dann ist doppelt koorigiert.

Aus dem Bauch heraus und als Fazit ist der Trainingsaufwand für beide Varianten gleich. Wenn du gut sein willst, musst du viel trainieren - und zwar das, was auf der Meisterschaft/dem Turnier gefordert wird. Du kannst jeden Tag 200 Pfeile blind auf 2m schießen. Dann hast du vielleicht genug Kraft und einen ordentlichen Ablass, aber du triffst den Hirsch auf 45m trotzdem nicht. Es wurde in dem Forum schon so oft geschrieben: Lieber 10 konzentrierte Pfeile unter Turnierbedingungen als 100 rausgerotzte...

Grüße,
Jochen


PS: Nachtrag: Schwäbisch Hall ist nicht so weit weg. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit für einen Workshop :)
« Letzte Änderung: Oktober 23, 2020, 04:14:42 Nachmittag von puschel »
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Hallo Jochen,
Danke für die vielen Infos.
Aktuell sieht es so aus. Bis ca. 25m bin ich aktuell "systemlos" unterwegs. Also so wie immer. Entfernungen die darüber liegen habe ich in drei Klassen eingeteilt:
25 bis 35m
35m bis 45m
45m bis 55m und mehr

Für alle drei habe ich mir "Haltepunkte" ausgeschossen die auch halbwegs gut funktionieren. Auf der Regio-Meisterschaft Süd schon ausprobiert. ;)

Sobald ich demnächst Zeit habe setze ich nur noch konsequent auf System. Da müsste ich aber aktuell zu viel ausschießen und an der Technik drehen, wozu ich aktuell leider keine Zeit habe. Darüber hinaus suche ich gerade mir noch einen Trainer der mich da punktuell unterstützen kann.

Gruß
Sören