Seit zwei Wochen nun bin ich Besitzer des Blumhofer X Master XTX. Arno übergibt seine Bögen gerne persönlich, und so trafen wir uns ca. auf halber Strecke auf dem Vulkanparcours. Mein Vereinskamerad und ich konnten dabei unsere neuen Bögen gleich mit Arno und ein paar weiteren Schützen gemeinsam bei einer Parcoursrunde einweihen.
Hier nun nochmals die finalen Daten zusammengefasst:Modell: X Master XTX Recurve
Länge: 68“
Gewicht: rd. 2.200 Gramm
Zuggewicht: 37# @28“; 44,5# @ 32“; 46,5# @ 33“; (bei meinem Auszug von rd. 32,5“ ergibt das dann 45,5# auf den Fingern)
Material:
- Mittelteil afrikanisches Ebenholz mit 3 eingelassenen Glaslinien (blau – creme – blau), mit Epoxidharz oberflächlich behandelt und anschließend lackiert
- Wurfarme mit Holzkern aus Ahorn, beidseitig mit Carbon und Glas belegt
- Farblich passende Tips aus Micarta und Dekorelemente
Sehne: 20 Strang BCY 452 X, flämisch gespleißt
Sonstiges:
- Die Schrauben und Hülsen sind schwarz, zusätzlich hat Arno mir noch silberfarbene Schrauben und Hülsen beigelegt, falls ich hier optisch variieren möchte
- Das Fenster ist ca. 3 mm über Mitte geschnitten. Das ist Arnos Standard, er variiert dies auf Kundenwunsch aber auch
- Mindestpfeilgewicht 6,5 gpp
- Tiller + 3-4 mm
- Standhöhe empfohlen 8,3“, +/-0,2“. Ich persönlich schieße eher an der oberen Range
- Bestückt wurde der Bogen mit einer Perlrochenauflage
Die Wurfarmlänge ist identisch wie bei dem 66“ Modell, die Längenanpassung erfolgt über ein größeres Mittelteil. Daraus ergibt sich auch das hohe Gesamtgewicht des Bogens. Die Wurfarme sind mit je zwei Schrauben befestigt, sodass Wurfarme und Mittelteil maximal fest verbunden sind.
KommunikationWie in meinen Eingangsbeiträgen schon berichtet, gab es eine sehr enge und persönliche Abstimmung mit Arno. Neben unseren beiden Vor-Ort-Besuchen telefonierte ich mehrmals mit Arno, daneben kommunizierten wir viel über WhatsApp, und Arno hielt mich mit Bildern, Videos und Nachrichten auf dem Laufenden. Auch half und hilft mir Arno auch weiterhin bei Fragen oder gibt mir Tipps, und das nicht nur zu dem von ihm gebauten Bogen.
Erste EindrückeVerarbeitung, Optik und HaptikDer Bogen wirkt recht wuchtig und markant, wer etwas Filigranes möchte, findet sich hier nicht wieder. Man sieht dem Bogen sein hohes Gewicht und seine Robustheit förmlich an. Arnos Basisversion ist noch kantiger, ich habe mir ein paar Ecken abrunden lassen, was mir persönlich besser gefällt. Die Wurfarme erscheinen aufgrund des leichten Anschliffs des Glases in „Used-Optik“, darunter lässt sich das Muster des Carbons aber noch gut erkennen.
Die Farbwahl der Beschriftung mit schwarzer Schrift auf dunklem Wurfarm ist nicht optimal. Auch kann die Beschriftung mit der handwerklichen Top-Qualität des restlichen Bogens nicht ganz mithalten, ohne dass dies jetzt aber das Gesamtwerk mindert.
Die Verarbeitung dagegen ist top! Wie man auf den Bildern hoffentlich sieht, gibt es keinerlei Ecken, Kanten oder Unregelmäßigkeiten. Die Wurfarme liegen komplett plan auf und gehen fast nahtlos ins Mittelstück über. Die Tips sind perfekt geformt, die Lackierung durchgängig und sauber.
Die Haptik ist hervorragend. Nicht nur, weil das Griffstück extra auf meine Hand angepasst wurde. Das liegt auch an dem von Arno verwendeten Lack, der einen leicht körnigen Charakter aufweist. Dadurch fühlt sich der Bogen warm und zugleich griffig an.
Der Griff selbst ist recht hoch mit einer ziemlich geraden Handauflage, ohne an den Seiten besonders abgeschrägt zu sein. Dabei ist er fast symmetrisch, prinzipiell könnte man den mit ein paar Anpassungen auch als Linkshandbogen verwenden, wäre das Fenster auf der anderen Seite.
Leistung / WurfverhaltenDer Bogen wirft unheimlich präzise. Aufgrund seines hohen Eigengewichts hat der XTX eine enorme Schussruhe. Nach dem Lösen steht der Bogen direkt gerade. Null Handschock, kein seitliches Ausbrechen (was auch dem hohen Griff und der Handanpassung geschuldet ist). Seitliche Abweichungen im Schuss hatte ich bislang nur wenige, und wenn es diese gibt, dann sind die ausschließlich auf eigene Löse- oder Technikfehler zurückzuführen (von denen es leider noch zuhauf gibt).
Die Gewöhnung an die höhere vertikale Trefferlage ist nun vorrangig eine Trainingssache.
Der Bogen ist schnell, im direkten Vergleich sogar sehr schnell. Da das Fenster weniger weit als bei meinem Falkenholz geschnitten ist, passte mein bisheriges Pfeilsetup nicht mehr. Damit die Aurel 400er fliegen, musste ich 150 grain Spitzengewicht (inkl. Insert und ProRing) aufziehen. Dennoch gehen die Pfeile trotz des schweren Setups (9,4 gpp) mit knapp über 200 fps raus. Die 500er fliegen sogar noch besser, hier hat der Chrony bei 7,5 gpp rd. 220-225 fps gemessen. Interessanterweise ergab der Rohschafttest bei beiden Setups rd. 30-40 grain schwerere Spitzen als der StuMiller ausspuckte. Es geht also nichts über Ausschießen per Rohschafttest!
Ich denke, sowohl zur Präzision als auch zur Schnelligkeit trägt die passende Sehne bei. Die Sehne wird von Arno nicht selbst hergestellt, sondern bei einem erfahrenen Sehnenbauer zugekauft. Das Material BCY 452 X wird von Arno für seine Bögen favorisiert, die Stranganzahl 20 entspricht Arnos Empfehlung bei meinem Auszug und Zuggewicht.
Ich bin zwar mit dem Falkenholz schon ein hohes Eigengewicht gewohnt, der Blumhofer X Master XTX ist aber noch locker 350 Gramm schwerer. Die ersten Male war das schon eine kleine Umstellung, der Gewöhnungseffekt trat aber schnell ein.
SchusskomfortDer Bogen lässt sich auch bei großen Auszügen sehr weich und angenehm ziehen. Wir haben jetzt zwar kein Auszugsdiagramm erstellt, aber die bei 28, 32 und 33 Zoll gemessenen Werte zeigen klar, dass es hier kein Stacking oder verstärkte Zunahme gibt. Auch vom Gefühl her ist die Gewichtszunahme sehr linear, der Bogen lässt sich sauber im Anker halten.
Lautstärke / AbschussgeräuschDer Klang ist deutlich vernehmbar, kurz und markant, aber weder laut noch unangenehm. Auch mit dem leichten Setup ist der Klang nur ein wenig „härter“, sodass es für mich keine Notwendigkeit gibt, Sehendämpfer einzubauen. Das hängt sicher auch an der höheren Strangzahl der Sehne. Der Bogen meines Vereinskameraden mit 18 Strang ist da etwas lauter, sodass er inzwischen Dämpfer verwendet.
Fazit: Ruhiger, hochpräziser und zugleich schneller Custom-Bogen in handwerklicher Top-Qualität, von einem Bogenbauer mit Präzisionsanspruch und Herzblut, der auf Vorlieben und Ansprüche gezielt eingeht und einen Top-Service bietet.