Hallo,
ich schieße jetzt seit ca. 3 Jahren, bin sehr begeistert vom intuitiven Bogenschießen und wurde bislang sehr schnell besser und besser, bis ich diesen Winter rheumabedingte Probleme mit meiner Zug-Schulter hatte und dann irgendwann dachte, ich kann meinen Bogen nicht mehr richtig ausziehen. Das SPT nach Kaminski zeigte mir aber, dass es nicht wirklich an der Kraft lag, dass ich manchmal das Gefühl hatte, mich nach dem Ankern irgendwie schwach zu fühlen und teils einzelne Schüsse so richtig versemmelte. Witzigerweise hab ich in den letzten Jahren oft von Target Panic gelesen und mich immer gefragt, was das wohl ist und nun hab ich mit fast gleicher Begeisterung gecheckt, dass dieses fast unwillkürliche vorzeitige Lösen und diese Schwäche beim Expandieren nach dem Ankern und das unkotrollierte Schießen eben dieses Phänomen meint. Als Angst hatte ich es aber nicht direkt empfunden, eher wie ein unwillkürliches Niesen nach Kribbeln in der Nase. :-)
Als Psychologe und Psychotherapeut hab ich mich die letzten Tage mit den Therorien und Behandlungsansätzen zu diesem Thema beschäftigt - von Fehlkonditionierung über motorische Programme mit und ohne Feedbackschleife, und da ist mir heute ein Geistesblitz gekommen, den ich - so unausgegoren er auch noch ist - gerne mit euch teilen möchte:
Irgendwie erinnert mich das Phänomen der Target Panic, dass anscheinend recht häufig nach dem Transfer des erlernten Bewegungsablauf in die unbewusste Handlungssteuerung auftritt, an die Störung des Sprechflusses beim Stottern. Auch Stottern tritt bei Kindern häufig beim Übergang der erlernten motorischen Programme in die unbewusste Handlungssteuerung auf. Und auch bei Stotterern hilft das externe Triggern des Sprechflusses durch z.B. ein Metronom, unerwünschte Stolperer oder Dehungen zu verhindern - ebenso wie der Klicker bei den Olympischen Schützen hilf, dass Fehlkonditionierungen nicht mehr so leicht auftreten. Ferner gibt es bei beiden Phänomenen einen erkennbaren Einfluss duch (sozialen) Stress, also vor ander zu sprechen bzw. zu schießen oder es einfach besonders gut machen zu wollen. Ich bin jetzt am überlegen, ob einige der Ansätze aus der Stottertherapie, wie z.B. das gedehnte Sprechen im Sinne eines ausgedehnten, verlängerten Schusszyklus auch auf das Bogenschießen anwendbar wären. Auch die Synchronisierung mit der Atmung, um im Sprachfluss respektive flüssigen Bewegungsablauf beim Ausziehen, Ankern, Ausdehnen zu bleiben. Und die Defokussierung weg vom Zielbild hin zu den motorisch-sensorischen Signalen im Schusszyklus beim blinden Schießen ohne Auflage käme dem Befund aus der Forschung nahe, dass Stotterer ihre Aufmerksamkeit bei modifizierter Rückmeldung ihrer Sprache vom Gehörten weg und hin zu den motorischen Programmen beim Sprechen lenken und der Sprechfluss damit besser wird.
Ich schau mir jetzt mal verschiedene Ansätze der erfolgreichen Stottertherapien an und überlege, was das für das Bogenschießen bedeuten könnte. Vielleicht hat der eine oder die andere von euch ja auch interessante Ideen in dieser Richtung.
LG Mike