Jetzt möchte ich mich auch mal dazu äußern. Ich kämpfe seit Herbst 2015 mit Targetpanic, und ich kann ziemlich genau festmachen, wie es losging.
Jahrelang hatte ich schon Turniere und Meisterschaften geschossen, und war fast immer ganz vorne dabei. Probleme mit Stress oder Druck kannte ich nicht, wenn's um was ging, liefs bei mir meist sogar deutlich besser, als wenn ich einfach nur so zum Spaß mit Freunden oder Familie auf dem Parcours unterwegs war. Im Sommer 2015 wurde ich Erste bei der DM vom DBSV, im Herbst stand ich im Finale der Bowhunterliga unter den besten vier - und da hatte ich das erste Mal sowas wie Versagensangst. Ich konnte den Bogen kaum mehr ziehen, so sehr habe ich gezittert - da lief nix mehr.
Ich hab dann erst mal 6 Wochen Pause gemacht, was vielleicht ein Fehler war. Danach kam ich mir vor wie eine blutige Anfängerin, als wäre alles weg, was ich mal gekonnt hatte. Den Winter über versuchte ich, im Alleingang meine Technik wieder in den Griff zu kriegen (viel Scheibentraining), aber irgendwas hat sich da verselbstständigt, und irgendwann realisierte ich, dass ich einen fliegenden Anker entwickelt hatte.
Je mehr ich mich bemühte, desto schlimmer wurde es - und irgendwann hatte ich die Kontrolle über den Schuss komplett verloren.
Bezeichnend war, dass es mir nie Probleme bereitete, bis in den Anker zu kommen und auch über längere Zeit im Anker zu verharren, solange ich kein Ziel vor Augen hatte.
Sobald ich jedoch auf ein Ziel schießen wollte, lief nix mehr: du stehst da mit dem Bogen in der Hand, guckst aufs Ziel und sagst dir:"jetzt erstmal nur bis in den Anker und dann wieder absetzen" - keine Chance, der Pfeil ist weg, bevor die Hand das Gesicht auch nur berühren kann. Wie ferngesteurt, sowas kann man sich nicht vorstellen, wenn es einem selbst noch nicht passiert ist!
Das Buch von Ekkehard Höhn habe ich auch gelesen, konnte die Ansätze teilweise nachvollziehen - ich hab dann erstmal einige Monate lang täglich vor dem Schlafengehen 50 Pfeile blind auf einen leeren Dämpfer geschossen - das lief wunderbar, kein Problem, in den Anker zu kommen, aber meine TP habe ich damit nicht in den Griff bekommen. Als ich dann wieder mit offenen Augen auf ein Ziel schießen wollte, war alles wieder da.
Irgendwann habe ich es dann mit der "Swing&Draw-Methode" probiert, also ohne vorzuhalten, damit kam ich dann tatsächlich auch wieder in den Anker. Und kaum war ich dort angekommen, war der Pfeil wieder weg - das Problem hat sich also einfach nur "nach hinten" verlagert.
Seit etwa einem Jahr kämpfe ich nun bei jedem Schuss gegen mein Unterbewusstsein, das den Pfeil losschicken will, sobald ich im Anker bin (das oben schon beschriebene "Ruckeln") - es ist ein wirklich harter Kampf mit Höhen und Tiefen, und es ist (psychisch) verdammt anstrengend! Aber ich sage mir jedesmal, ich kann mich da doch nicht so unterkriegen lassen
Und langsam, langsam wird es besser - man darf einfach die Zuversicht nicht verlieren! Es gibt wieder gute, sogar sehr gute Tage, und dann wieder einmal schlechte (vor allem, wenn ich müde bin).
Übrigens - ich hab immer noch genauso viel Spass beim Schießen - ich betrachte das Ganze als Herausforderung, sozusagen ein Kampf gegen den inneren Schweinhund