jo und Long John,
welche Fragen habt Ihr an mich zu diesem Thema. Ihr seid offentlichtlich nur die beiden Einzigen, die an weiteren Infos interessiert sind.
Klar ist aber auch, dass ich nicht berechtigt bin, den erwähnten Bericht im Magazin TB Heft Nr. 108 hier zu veröffentlichen.
Gruß
Lieber von Hermannsburg,
meine Fragen hatte ich im ersten Post bereits gestellt:
"...lassen sich die rd. 1,5%-2% Differenz auf andere Geschwindigkeiten runterrechnen?
Und ist dieses Ergebnis auch auf andere Garne übertragbar?"
Auch interpretiere ich die vielen Likes zu Deiner Antwort vom 1.6. "Wenn dem ein oder anderen dieser Bericht nicht bekannt sein sollte und Wert darauf gelegt wird, hier in diesem Forum einige Erläuterungen zu geben, bin ich dazu gern bereit." so, dass auch diese User an Deinen Erläuterungen interessiert sind.
Long John,
nach meinen Erfahrungen lassen sich die Geschwindigkeitswerte nicht auf andere Geschwindigkeiten umrechnen. Ebenso lassen sich die Ergebnisse nur grob auf andere Garne übertragen, weil diese nach den unterschiedlichen Festigkeitswerten, die zwischen den einzelnen Grantypen bestehen, niedriger oder höher ausfallen können.
Nochmals zurück zu dem durchgeführten im Viedeo gezeigten Test. Richtig ist, für eine solche Aussage jeweils eine gleichgewichtige Sehne zu vergleichen. In der Praxis wird eine flämisch gespleißte Sehne gegenüber der endlos Sehne immer mit einer deutlich geingeren Strangzahl geschossen. Mit der Gewichtsersparnis will man offensichtlich den bekannten Geschwindigkeitsverlust ausgleichen, obwohl sich die Bogenschützen damit einen anderen Nachteil einhandeln. Hinzu kommt nach meiner Ansicht noch, dass bei den traditionellen Holzbögen als Langbogen, Jagdrecurve oder auch Primitivbögen generell eine niedrigere Standhöhe probagiert wird. Das können durchaus unterschiedliche mir nicht näher bekannte Gründe sein, einer könnte sich vermutlich darauf beziehen, dass mit einer niedrigeren Standhöhe eine etwas höhere Pfeilgeschwindigkeit erzielt werden kann.
Den Nachteil, den sich Bogenschützen mit einer in der Strangzahl geringeren flämisch gespleißten Sehne ( das gilt im Übrigen auch für Endlos-Sehnen) einhandeln, ist ein lauter unruhiger Bogen, was noch durch eine empfohlenene aber zu niedrigere Standhöhe verstärkt wird. Man erkennt solche Bögen sehr schnell an den eingesetzten Sehnendämpfern.
Die Wickeltechnik flämischer Spleiß war notwendig und hatte eine - sagen wir garntechnische - Notwendigkeit, als man diese Sehne vorwiegend aus pflanzlcihen Fasern herstellte, daraus belastbare Fäden spinnen und Zwirnen mußte, um entsprechende Kardeele wickeln zu können. Bei einem einfach Spleiß wurde an einer Seite nur ein Sehnenohr als Augspleiß in der spleißtechnik flämischer Spleiß erstellt, am anderen Ende fertigte man einen sogenannten Bogenbauerknoten. Das hatte den Vorteil, Unterschiede in der Bogenlänge oder zu lange Sehnen an den Bogen anzupassen. Bei einem Doppelspleiß wurde an beiden Enden der Sehne die Sehneohren als Augspleiß vorgenommen.
Die besonders elegante Art dieses Spleißes aus Flandern führte zu dem Begriff flämischer Spleiß und gab letztlich einer nach dieser Art gewickelten Sehne ihren Namen.
Als Mitte der 50er Jahre erstmals endlos gefertigte Chemiefasern ( Dacron von Du Pont/USA) für Sehnengarne getestet und gefertigt wurden, war die Wickeltechnik flämischer Spleiß garntechnisch nicht mehr notwendig. Das gilt natürlich auch für alle späteren bis heute eingesetzten endlos produzierten Chemiefasernn.
Trotzdem wurde die Wickeltechnik flämischer Spleiß nicht vollständig aufgegeben und hat bis heute vor allen Dingen im traditionellen Bereich, Ihre "Erzeuger", Ihre Nutzer und besonders Ihre "Verteidiger", die auf eine flämische gespleißte Sehne nichts kommen lassen.
Gruß