Archers Campfire

Turniere: Stressresistenz, Aufregung, Adrenalin


Offline Sabiji

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Inspiriert von einem anderen Fred starte ich mal hier eine zu mindestens für mich interessante Sache.

Zu Schulzeiten war es für mich ein graus, vor der Klasse irgendein Gedicht rezitieren zu müssen. Da ging mir jedes Mal die Muffe auf Grundeis. Im Laufe des Lebens relativiert sich vieles. Obwohl lange her, kann ich mich noch an mein erstes Turnier (irgendeine KM Halle 18 Meter) erinnern, wo ich anfangs wie vor Urzeiten voll das Schlottern bekommen habe. Auch in Folge hatte ich zu tun, meine anfängliche Aufregung in den Griff zu bekommen. Ich bin deswegen bewusst auf viele Turniere gegangen und habe mich auch oft bewusst in fremde Gruppen eingeschrieben, um mein Problem bewusst zu "provozieren".

Bald habe ich festgestellt, dass das Adrenalin, was ich anfänglich als "Feind" wahrgenommen habe durchaus enorm nützlich sein kann. Es schärft die Sinne und man ist hoch konzentriert. Ich begann also mein Adrenalin positiv zu sehen und zu nutzen sowie so lange wie möglich zu "ziehen". Hört sich vielleicht merkwürdig an: ich kann aufgeregt sein und dennoch vollkommen ruhig.

Dennoch schiele ich etwas neidisch auf meinen besten Bogenschützen-Kumpel, dem offensichtlich grundsätzlich alles Wumpe ist und am A... vorbei geht. Letztens war ich mit ihm zusammen in einem Team bei einem Indoor 3D-Cup jetzt im Winter. Wir sind als beste ins Finale gekommen und mussten doch zum Schluss mit dem 3.Platz zufrieden sein, weil ich einen kleinen Rückfall hatte und doch etwas Nerven gezeigt habe. Alle schauen natürlich gespannt auf die Finalpaarungen und das bekam ich nicht vollständig aus dem Hinterkopf. Mein Kumpel zuckte mit den Schultern, solche Situationen lassen ihn vollkommen kalt.

Geärgert hat es mich schon etwas, da ich sonst meine Umwelt mittlerweile recht gut ausblenden kann. Bei einer 3D DM offerierte mir mal ein erfahrener Schütze (selbst als Trainer tätig) aus meiner Gruppe das es ihm ähnlich ginge und er 2 oder 3 Pflöcke brauche um "negative" Aufregung wegzubekommen.

Auch Künstler sagen oft, dass man "Lampenfieber" ein Leben lang nicht weg bekommt. Wie geht es Euch? Seit Ihr die "eiskalten Hunde" wenn es drauf ankommt oder geht die Pumpe doch manchmal etwas flotter. Falls ja, wie geht ihr damit um?


testjan

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Geht mir ähnlich, das muss noch nicht einmal ein Turnier oder gar etwas Größeres wie eine DM sein. Manchmal reichen schon ein paar Vereinskumpels, mit denen ich eine Runde drehe.
Mir fehlt da aber auch die „Abhärtung“ da ich überwiegend allein schieße. Als ich noch mehr Turniere besucht habe, war das weniger ein Thema. Die Ergebnisse sind aber unter Stress nicht unbedingt schlechter oder besser als sonst, da spielt wie auch beim Training zu Hause die Tagesform eine viel größere Rolle.


Offline seerolf

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Im Turnier ist für mich der erste Schuß wichtig... da bin ich schon auch aufgeregt, wenn es zum Beispiel gleich was Weites ist. Ab dem Moment funktioniere ich dann meistens und kann auch Spaß dran haben, auch direkte Konkurrenz (in der Gruppe) regt mich eher an...

Wenn´s weniger gut läuft, dann einfach akzeptieren und nicht zu erzwingen versuchen, man kann nicht immer gewinnen, das wäre ja auch langweilig.
Mit dieser Einstellung hab ich es sogar geschafft, dass ich irgendwann noch in den Flow kam und noch was reißen konnte.


Offline roscho

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Ich denke "Lampenfieber" - also Adrenalinausstoss vor einer "unbekannten Situation" ist ganz normal und biologisch auch sinnvoll.

Die Kunst ist eben das, wie du schon so schön schreibst, sinnvoll umzusetzen.

Mir hilft da ein klarer Schussrhythmus, ich sag mir da wirklich "mantramässig" Schritte vor, und wenn (!!) ich das durchziehen kann klappt das mit dem Treffen dann auch ganz gut.


Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Langbogner

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Mir geht es beim ersten Schuß wie seerolf, egal ob auf einem Turnier oder einer normalen Parcoursrunde.
Was mir hier aber hilft, ist einfach mich vorher gut einzuschiessen (max. 10 - 15 Meter Distanz). Der Rhythmus spielt sich ein, die Treffer liegen gut, ich gewinne dadurch Zuversicht/Vertrauen und damit legt sich bei mir die Nervosität deutlich.

Nach dem ersten offiziellen Schuß ist mir dann alles um mich herum so ziemlich egal. Nervös bin / werde ich dann nicht mehr.
Gruß Oli,

ein ehemaliger Langbogener
und aktueller Mohawk Hybridbogener.
Im Herzen aber ein ewiger Langbogener.


Offline Ralf_HH

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Ich habe beim wettbewerbsmäßigen Schießen definitiv "Lampenfieber", besonders gegen Anfang und Ende einer Runde - ein Grund dafür, dass ich nicht so gerne Turniere schieße.

Wenn ich dagegen mit meinem Chor auftrete, juckt mich diese "Turniersituation" null. Ich bin völlig entspannt und zucke allenfals mal kurz, wenn ich einen Fehler bemerke.

Bei mir ist es also nicht "ja" oder "nein, sondern situations- und umfeldabhängig.
Beste Grüße aus dem Norden, Ralf

Kinetic Forged Stylized 38#@26"
Greenhorn Super Comet (ca. 1988), 38#@26"


Offline Puck

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Ja, ich habe auch Lampenfieber und bin aufgeregt, das geht auch nicht weg!
Allerdings ist der zusätzliche Adrenalin-schub auch hilfreich, das Hirn ist leistungsfähiger!
Es gibt verschiedene Methoden sich damit auseinanderzusetzen und zahlreiche Literatur ( Bereich Sport, Entertainment ) über den Umgang mit Lampenfieber.
So viele Methoden die es zu dem Umgang mit Lampenfieber gibt, so viele unterschiedliche Reaktionsweisen der einzelnen Individuen gibt es auch!
Da ist jeder sehr speziell was bei Ihm funktioniert!

Bei mir funktioniert folgendes:

Ich habe mich wie ein pawlowschen Hund auf ein Wort konditioniert.
4-6 Wochen einmal täglich Entspannungsübungen trainiert!
Bevor ich die Übungen durchführte habe ich diese bewusst mit einem Wort verbunden und dieses Wort mir während der Entspannung immer wieder bewusst gesagt!
Welches Wort man nimmt ist erstmal egal, es soll aber ein gutes Gefühl bei euch erzeugen und nicht negativ besetzt sein.
Beispiel: Das Wort Terror oder Chaos während der Entspannungsphase zu nutzen ist eher Kontraproduktiv, weil wir meist damit negative Assoziationen verbinden.
Ich habe das Wort Gänseblümchen gewählt, weil ich schon damit seit meiner Kindheit Frieden, Ruhe und Schönheit verbinde, ich mag sie einfach die kleinen Wiesenblumen.

Wenn ich nun bei einem Schuss egal ob Turnier oder nicht Aufregung, Anspannung oder Nervosität empfinde, sage ich mir mehrfach das Wort "Gänseblümchen" und siehe da ich werde automatisch ruhiger innerhalb von Sekunden, gut konditioniert!
Bei mir funktioniert dieser Weg!

Kurze Rede langer Sinn jeder hat mehr oder weniger Lampenfieber dies ist natürlich und sogar hilfreich, lediglich der Umgang damit ist bei jedem ein anderer.
Lampenfieber ist nichts schlimmes, es ist nicht Dein Feind sondern es kann Dein Freund sein wenn man eine positive Assoziation dazu entwickelt und damit aktiv und nicht in Panik umgeht.
Es ist leider auch Fakt das die meisten und ich schließe mich da nicht aus, erst einmal eine negative Assoziation zu Lampenfieber haben je nach dem was sie für Erfahrungen gemacht haben!

My2cent
« Letzte Änderung: März 06, 2018, 01:35:01 Nachmittag von Puck »


Offline Kedde

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Ich selber bezeichne mich noch als Frischling da ich erst seit 6 Monaten den Bogensport betreibe.
Natürlich war auch ich aufgeregt als ich das erste mal in der Halle stand und einen Bogen in der Hand hielt. Aber da ich in meinem ehemaligen Beruf eigentlich immer zu 100% unter Dauerstress stand kann ich damit umgehen und bekam das auch schnell in den Griff.
Das änderte sich als ich meinen ersten Parcours in Bad Dürkheim schoss. Da war er wieder der Stress und meine Frau meinte ich hopse rum wie ein Flumi. Für mich war nicht das schießen der Stressfaktor, sondern ich wusste nicht was auf mich leistungsmäßig zu-kam und das machte mich nervös. Ich habe ein kaputtes Knie und Bergab gehen ist tödlich für mich.

Ich bin dann in den Parcours rein-gegangen und wollte nur treffen, wie war mir egal, und so wurde ich immer ruhiger und konnte es richtig genießen, meinen ersten Parcours.
Zwei Tage später waren wir wieder da und schossen die große Runde, nun wusste ich was auf mich zu-kam und ich konnte mich auch voll auf das schießen  konzentrieren.
Natürlich habe ich auch Ehrgeiz, aber der geht nicht so-weit das ich in den Pfeil beiße wenn mal etwas nicht klappt. Ich will einfach nur Spaß haben, dabei mein Schussbild und Haltung verbessern. Dabei hilft mir das gleiche System was auch roscho anwendet. Ausrichten, Körperspannung kontrollieren, auf den Ankerpunkt achten und sauber lösen. Diese Gedanken gehen mir im Kopf herum während ich mich auf das Ziel fokussiere.
Mittlerweile habe ich schon einige Parcours beschossen und es gibt keine Nervosität mehr. Ich gehe entspannt rein und komme genauso wieder raus.

Am 25.03. werde ich nun mein erstes 3D Turnier schießen, und ich weiß jetzt schon das ich da eine Menge Spaß haben werde, denn ich setze mich nicht selber unter Druck und lasse mich auch nicht unter Druck setzen. Wie sagen doch die Kölner so schön?

Et es wie et es. Et kütt wie et kütt. Et hätt noch emmer joot jejange.
Ich kann es nicht verhindern das ich Älter werde, aber ich kann verhindern das ich mich dabei langweile.
Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen das man nicht genossen hat.
Kedde`s Bogenblog
 https://www.youtube.com/channel/UCzKiLfM9YzkdHIVHOU6d-Dw


Offline Trifftnix

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Ich schieße besser, wenn alle auf mich gucken  ::) Ich glaube, dann konzentriere ich mich endlich mal richtig... Ist mir schon ein paar Mal so gegangen. Wenn ich auf Turnier bin und weiß, dass der Treffer jetzt wichtig ist - dann sag ich sogar meist in der Gruppe: so, das wird ein Kill... Dann gucken alle und meist wird es dann auch ein richtig guter Schuß  ;)


Offline aurelium

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Zitat
Wenn ich nun bei einem Schuss egal ob Turnier oder nicht Aufregung, Anspannung oder Nervosität empfinde, sage ich mir mehrfach das Wort "Gänseblümchen" und siehe da ich werde automatisch ruhiger innerhalb von Sekunden, gut konditioniert!
Bei mir funktioniert dieser Weg!

Super. Bei mir auch, aber natürlich mit einem anderen Bild.

Ich zeichne beim Schießen den Puls mit meiner Sportuhr auf. Wenn der über 100 geht, bin ich zu aufgekratzt und es klappt nur mit Anstrengung (was dann noch mehr aufkratzt). An meinem bisher besten Tag überhaupt - alles lief wie in Trance - kam der Puls selten über 70, sogar beim Pfeile ziehen gerade mal 80. Da wurde mir klar, dass das intuitive Schießen für mich sehr viel mit innerer Ruhe zu tun hat (das schließt Konzentration ja nicht aus).

Jetzt will ich mal versuchen nach einem Nickerchen mit Puls 60 zu schießen, am besten ohen aufzuwachen ;)
Jagd- u. Blankbogen ILF, div. Mittelteile 17", 19", 21", 25" LH/RH gemischt, Kinetic Avantage, Uukha Irbis, Uukha Vx+ (35-48#)