Hey PG,
vorab möchte ich festhalten, dass das was ich zu diesem Thema sagen kann, größtenteils physikalisch hergeleitet und nicht empirisch bewiesen ist.
Vorausgesetzt, der Bogen hat nach 10 Jahren Gebrauch, noch das optimale Tillerverhältnis, die optimale Biegung hat und er ist breit genug. Dann wäre es das Beste ihn in der Breite runter zu arbeiten.
Dadurch werden die Holzfasern und somit auch jede einzelne Holzzelle nach dem Herunterarbeiten in demselben Maße gestreckt oder gedrückt wie vorher. Nur jetzt mit geringerem Kraftaufwand.
Ich habe schon ein paar ältere Bögen runter gearbeitet. Auch wenn ich mir ziemlich sicher war, den Bogen mit dem optimalen Tillerverhältnis und der optimalen Biegung abgegeben zu haben, musste ich doch jeden Bogen, wenn auch nur geringfügig, nachtillern und die Biegung wieder optimieren.
Also, jedesmal am Bauch und nicht in der Breite
.
Bei einem starken Abtragen des Bogenbauchs verschiebt sich die neutrale Zone im Wurfarm hin zum Rücken,
somit werden Bereiche welche bisher auf Zug belastet wurden, jetzt, zwar nur gering, auf Druck belastet.
Dadurch werden die Holzzellen in diesem Bereich genauso geschädigt, als wenn man das Holz immer wieder in beide Richtungen biegen würde.
Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass ein Bogen, umso mehr er von seinem ursprünglichen Zuggewicht am Bauch heruntergearbeitet werden muss, im Verhältnis immer weniger Leistung bringen wird, als ein Bogen welcher ursprünglich auf dasselbe Zugewicht hin gebaut wurde.
Vorausgesetzt, es ist die gleiche Holzqualität und dieselbe Form des Bogens.
Als direkte Antwort auf deine Frage bedeutet das,
die Holzzellen welche jetzt am Bauch freigelegt werden, mussten schon ihr Bogenleben lang Druckkräfte aufnehmen, und diese werden nach dem Herunterarbeiten nur geringfügig stärker.
Sollte also kein Problem sein. Einen eingeschossenen Bogen bis zu 10% herunterzuarbeiten, ist meines Erachtens immer die Arbeit wert.
Aber: Vor nicht allzu langer Zeit habe ich, einen sieben Jahre lang ständig geschossenen Osagebogen von 56 auf 51 Pfund heruntergearbeitet,
ein paar Wochen nach dieser Aktion, jetzt wieder im optimalen Tillerverhältnis und der optimalen Biegung,
ist der Bogen im Vollauszug gebrochen.
Möglich dass das Holz, die wie oben erklärt, die neuen Belastungen nicht verkraftet hat.
Weil es meines Wissens kein anderes Sportgerät oder etwas Ähnliches aus einem gewachsenen Stück Holz gibt, welches gleichstarken dynamischen
Biege- Vibrations- und Spannungsbelastungen ausgesetzt ist wie ein Holzbogen, und wir nie in das Holz hineinsehen können, müssen wir immer wieder mit Überraschungen rechnen
.
Gruß, Hartl