Bambuspfeile baue ich seit ca. 20 Jahren immer wieder. Die besten Schäfte sind aus den selber gerichteten, rohen Pflanzstecken (Tomatenstecken) aus dem Baumarkt. Rohen Pfeilbambus habe ich hier noch nie (außer bei eigenem Anbau) gefunden. Meist sind es die blau markierten, 1,2m langen Stecken. Vorsortiert kaufen und nur die nehmen, die den Knick an den Nodien haben, die lassen sich viel einfacher richten. Man wird zwar etwas schräg angeguckt, wenn man ne Stunde die Pflanzstäbe sortiert und grob auf Spine testet, aber es lohnt!
Vorsichtig mit der HLP an den Biegestellen erhitzen und richten. Wenn der SChaft weitgehend gerade ist die Nodien leicht abschleifen, auf Geradheit testen und weiter richten. Dann die äußere Schicht vorsichtig abschmirgeln, bis der gelbe Bambus rauskommt. NICHT völlig glatt schleifen, denn dann werden zu viele der Längsfasern (Kraftfasern) unterbrochen und die Pfeile brechen zu leicht in der Nähe der Nodien. Die stehenbleibenden, kleinen Knubbel oder Dellen stören nicht.
Immer wieder den Spinewert und das Gewicht kontrollieren! Dann die überlangen Rohschäfte so nebeneinander legen, das die Nodien möglichst auf gleicher Höhe sind und dann passend ablängen.
Wie oben vermerkt schneide ich die Schäfte so, das die Spitzen gut drauf passen (Schaft ca. 1/2 mm dicker als die Spitze). Vorne und hinten mit nem 3 oder 4mm Bohrer einsenken und Schaschlikspieße aus Bambus einkleben, vorne gerne 10-12 cm, hinten 2 cm. Nocke einschneiden. Jetzt nochmal Gewicht und Spine kontrollieren und evtl. durch vorsichtiges Abschleifen anpassen. Dabei ist das Gewicht deutlich kritischer als der Spine. Letzterer kann durchaus um >+- 5# differieren.
Dann hinten Selfnock einschneiden (Fliesensäge) und mit feinem Garn eine Sicherungswicklung anbringen. Ölen, nochmals ölen, ölen ..., dazwischen mit 0000-Stahlwolle glätten und aushärten lassen. Befiedern und Spitze aufsetzen. Konische Schraubspitzen, heiß gemacht, schneiden sich hervorragend in den Bambus ein. Übergang zum Schaft evtl. anschleifen. Fertich. Oder T-Tip Spitzen (mit Dorn) einsetzen, dann aber das vorderen Bambus-Insert kürzer machen und entsprechend weit reingeschoben verleimen. Oder vorne auf das Insert ganz verzichten. Schaft und Spitze bündig schleifen oder Spitze einen Hauch überstehen lassen.
Wenn T-Tip dann das vordere Ende des Schaftes mit einer Lage Zahnseide (in Epoxy getränkt) wickeln, um das Reißen des Bambus zu vermeiden.
Durchschnittlicher Zeitaufwand für einen Roh-Schaft (also bis zur gesicherten Nocke), wenn es glatt geht und man gut ausgesuchte Rohware hat, so grob bis zu 3h. Durch paralleles arbeiten kann man das etwas abkürzen und in einem Rutsch an einem verregneten WE so 5-8 fertige Pfeile bauen.
Warum dieser Aufwand?
Die selbstgemachten Schäfte halten sehr, sehr viel mehr aus und wenn dann brechen sie sehr langfaserig! Die fertig gekauften Schäfte sind alle zum richten auf der ganzen Länge hoch erhitzt worden (dann werden sie weich und können ökonomischer bearbeitet werden) und somit deutlich spröder als wenig erhitzter Bambus. Sieht zwar schön braun aus, aber je brauner desto brüchiger! Die käuflichen Bambusschäfte brechen gerne neben den Nocken und mit sehr kurzem Bruch.
Lohn der Arbeit --> ein Satz geiler und extrem stabiler Pfeile die hervorragend fliegen.