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Ein hypothetisch perfekter Pfeil (absolut rotationssymmetrisch um die geometrische Längsachse) bräuchte keine Rotation, um in der ballistischen "Spur" zu bleiben.
Dann frage ich mich, warum man bei praktisch ALLEN Geschosse (selbst beim Dart) versucht, sie in eine Drehung zu versetzen? Und warum fangen selbst runde, kugelförmige Geschosse an zu taumeln? @Oldbow hat das klar zusammengefaßt.
Eben, weil wir nicht im mathematisch idealen Raum sind und es viele Einflüsse auf den Pfeil / das Geschoß gibt, die man versucht zu egalisieren. Zuallererst den Ablaß selber, Wind, Sehnenschwingung usw usw.
Zum Pfeilflug - man stelle sich einen theoretischen, idealen Flugkörper vor. Die Masse ist im Schwerpunkt konzentriert. Wird dieser Flugkörper beschleunigt folgt er dem Beschleunigungsvektor. Jede kleinste Abweichung von der idealen Richtung wirkt sich direkt auf den Flug aus.
Jetzt hängt hinten an dem Masseschwerpunkt eine bremsende Kraft (Befiederung) und stabilisiert hierdurch die Flugbahn - Unsauberheiten beim Ablaß werden im wahrsten Sinn des Wortes "ausgebremst". Störungen Vorne oder Hinten am Pfeil werden entweder durch die Trägheit des Schwerpunktes oder die Lage der Bremswirkung gedämpft.
Je größer nun der geometrische Abstand zwischen Masseschwerpunkt und Bremswirkung ist (Pfeillänge oder FoC) desto größer der Wirkhebel, mit dem die bremsende Kraft Abweichungen des Masseschwerpunktes dämpfen kann. Oder je größer die bremsende Kraft (=wirksame Federfläche) desto stärker die Wirkung auf den Masseschwerpunkt. FoC und Befiederung wirken also zusammen.
Hinzu kommt (in zugegebenermaßen geringerem Maße) die Stabilisierung durch den Drall ähnlich dem eines Kreisels, der die Trägheit des Pfeils gegenüber Veränderungen in der Rotationsachse stabilisiert.
Wem das zu Theoretisch ist kann einen Pfeil ja mal vorne befiedern und den Pfeilflug beobachten
Viel Vergnügen
!
Bei Theoriemangel empfehle ich als Einstieg
diesen und
diesen Wiki Artikel.
Jagdpfeile haben ein zusätzliches Problem - die Schneiden wirken als (Vorder-)Bremsen aber auch zusätzlich durch den aerodynamischen Effekten als Tragflächen und bieten einen größeren Angriffspunkt für Störungen, was
a) durch das größere Gewicht der Spitzen und
b) eine erheblich wirksamere Befiederung (Länge, Höhe, Stellung im Wind)
versucht wird auszugleichen.
Der Effekt ist, das der nach vorne verschobene FoC den Pfeil aus Sicht der Stabilisierung "länger" macht indem er den Wirk-Abstand ("Hebel") zwischen dem Gewichtsschwerpunkt und der bremsendenden Stelle erhöht - schwere Jagdspitze und große Drallbefiederung erzeugen eine max. Stabilisierung alleine schon von der Lage der beiden Wirkpunkte.
Btw, das mit dem "Ziehen" der schweren Jagdspitzen im Flug ist ein Märchen, dann müssten die Pfeile ja schneller werden im Flug...
. Das der ganze Pfeil zudem schwerer ist und somit unempfindlicher für Störungen kommt noch dazu.
@roscho, btw, meine Befiederung hat eine ähnliche Fläche wie 4" Shield (lt. dem Artikel), ist aber weniger anfällig wenn naß. Und ich steh einfach auf die Form.