parsec,
um meine Beweggründe zur Auswahl oder Zusammenstellung bestimmter Sehnengarne zu erklären: Dazu gehören unbedingt Branchen- und Materialkenntnisse, die es leider so im Bogenfachhandel für Bognsehnengarne nicht gibt.
Ich habe 35 Jahre in der Textilindustrie gearbeitet und im Rahmen meiner seinerzeitigen Aufgaben die westeuropäische Chemiefaserindustrie, ihre Produktionsverfahren sowie verschiedenene Garnspinnereien kennengelernt.
Zudem habe ich mich seit etwa 10 Jahren eingehend mit den Garnen beschäftigt, die für technische Lösungen von DSM, Holland und Signal Allied, USA (HMPE Garn Spectra) entwickelt wurden. Keines dieser Garne ist jemals für den Bogensport entwickelt worden (viele Bogenfachhändler behaupten das fälschlicherweise und diese Aussage wird auch von vielen Bogenschützen geglaubt und auch so weiter erzählt).
Ich habe mich z. B. dafür interssiert, aus welchen Gründen und für welchen Zweck die Garntypen SK65, SK75, SK78, SK90, SK99 und DM20 von DSM entwickelt wurden. Dazu habe ich mir auch die Produktdatenblätter von DSM besorgt.
Auf das z.Zt. vorhandene und im Bogenfachhandel angebotene Bogensehnengarn will ich weiter nicht eingehen.
Es gibt aber seit einiger Zeit keine Garnneuntwicklungen im Bereich der HMPH bzw. UWHMPE Garne. Als Bogenschütze im Bereich olymp. Recurve habe ich grundsätzlich Vorbehalte bei den sogenannten Hybridgarnen.
Deshalb versuche ich, für mich und weil es hobbymäßig in meinem Interesse liegt, Garnmischungen aus dem vorstehenden PE Garnsortimenten als geeignete Bogensehnen zusammenzustellen. Das mach ich nicht gewerbsmäßig, sondern für mich allein und einem kleinen Kreis an interessierten Bogenbeschützen.
Nachdem BCY Mercury (SK99) als Bogensehnengarn vorgestellt hatte, ich aber wußte, wofür dieses Garn von DSM eigentlich entwickelt wurde, haben Versuche bei mir ergeben, dass dieses Garn auf dem Bogen zu hart (laienhaft ausgedrückt) war.
BCY stellte mir dann von Mercury 2 Tesstspulen zur Verfügung, bei denen ich gleiche Resultate erzielte. MERCURY 2 ist aber als Bogensehngarn interessant und unterscheidet sich im Garnstrang merklich von Mercury, weil das maschinelle Zusammenspulen von 2 Mercury Garnsträngen einen kompakteren Garnkörper ergibt und sich die Anzahl der Stränge im Wickelprozess für eine Sehne halbieren.
Ich hatte dann die selbst gestellte Aufgabe zu lösen, Mercury 2 auf dem Bogen zu "enthärten" und durch Hinzufügen eines anderen HMPE Garntypes einen besseren Ausgleich zwischen Weicheit und Elastizität ohne Beeinträchtigung der Haltbarkeit zu erreichen. Meine Wahl fiel auf das Lippmann Garn, DSM Garntype DM20. Die Garndaten habe ich schon dargestellt. Für meine Bogenequipment habe ich garnmäßig das Mischungsverhältnis 50/50 gewählt. Für mich war das Resultat spürbar und für den Bogen vorteilhafter.
Der Sehnenstrang ist kompakt und gleichmäßig.
Natürlich bestehen auch andere Möglichkeitn an Garnn und Anteilen in der Beimischung.
parsec, ich hoffe diese Erläuterungen erklären meine Beweggründe.
Gruß
Walter