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Grundsatzbemerkung zum Thema: Welches Sehnenmaterial für welchen Bogen?


Offline von Hermannsburg

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kungsörn,
danke für Deine Ausführungen.
Ich werde allerdings keinen weiteren Versuch unternehmen, mich mit Sid Border über Sehnengarne auszutauschen.
Gründe:
1) wird das Lippmann Sehnengarn LBS SUPERB nicht mehr produziert
2) ist Sid in der Sehnengarnthematik absolut beratungsressistent

Desweiteren möchte ich an dieser Stelle nicht in einen ausführlichen Diskussionsbeitrag über Border abgleiten. Ich habe die Beispiele Uukha und Border lediglich gewählt, um die seinerzeitige  Einstellung und Auffassung dieser Beiden zum Thema Bogensehnen darzustellen. Wenn das Thema Border allgemein wichtig ist, sollte dafür ein neuer Thread aaufgemancht werden.
Gruß
Walter
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Offline kungsörn

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Die Dicke macht da gar keinen Unterschied. 4% sind 4% - aber von was? In dem Fall sind es 4% von der Länge die gedehnt wird. Es stellt sich noch die Frage welche Länge man genau nimmt. Die gesamte Sehnenlänge oder bei Border wegen den großen Recurves doch nur die Strecke bei der die Sehne nicht an den Wurfarmen anliegt? Bei 1,5m machen 4% dann 60mm aus. Das ist schon ziemlich viel, aber dann reißt die Sehne auch schon. Erstens will man das nicht und Zweitens weiß man hier immer noch nicht über wie viel mm die Sehne nun die Wurfarme abbremst. Viel, wenig?

Andere Frage kungsörn: Wenn Du seit über 15 Jahren Border schießt, heißt das auch das Dir ein paar Wurfarme schon gebrochen sind?
Aus der Elongation lässt sich halt auch das Dämpfungsverhalten in Bezug auf den elastischen Dehnungswiderstand ableiten.
Ob sich bei den Belastungen am Bogen überhaupt eine nennenswerte Dehnung (im Sinne eines Dämpfungseffektes) einstellt, wage ich fast zu bezweifeln.
Für diese Größe ist aber - neben der Länge - u.a. auch die Dicke relevant.

Und ja, ich war auch einer der "meisten Bogenschützen"...
Mein Glück ist, dass es innerhalb der Garantiezeit war und das Lehrgeld entsprach den Versandkosten.
Meine älteren Modelle (XP10, HEX 4, HEX 5 und CVX) sind genauso unverwüstlich, wie die aller anderen Hersteller in diesem Preissegment.
Wer seine HEX 7ff mit 10gpp und mehr schießt, wird auch daran lange Freude haben.
So und nun:  :ontopic:



Niemals fesselt mich ein Band, riegelt mich ein Riegel
Suchte meinesgleichen, fand nur Sünder ohne Zügel
(In Extremo, "Sünder ohne Zügel")


Offline von Hermannsburg

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parsec,
ich habe den von DSM genannten Elongationswer von 3,60% genaannt. Die Reißfesigkeit des Garnes ergibt sich allerdings aus dem Tenacity Wert (cN/dtex) für das Garn. Der lieg im Fall des Lippmann Garnes  bei 32 und ist im Vergleich zur DSM Garntype SK75 (FastFlight+, BCY 8125 mit 36,5 deutlich niedriger.
Gruß
Walrer
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Offline von Hermannsburg

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Schlußbemerkung

ich habe diese Art und Form der Grundsatzbemerkung zum Thema Bogensehnengarn gewählt und denke, das damit die Fragestellung von roscho "welche Bogensehne für welchen Bogen" auch nicht umfassend beantwortet werden kann. Bis auf die Unerscheidung, ist der Bogen fastfligh geeignet oder nicht, gibt es offensichtlich eindeutige Antworten für das ein oder andere Bogensehnengarn nicht.
Viele Bogenschützen verhalten sich nach wie vor so, dass sie preisgünstige Angebote von Fertigesehnen aus dem Bogenfachhandel nutzen. Andere, die größeren Wert auf Qualität legen, werden sich eine individuell gewickelte Sehne  aus dem Bogenfachhandel oder von gewerblichen Sehnenwicklern anschaffen.
Ein weiterer Kreis an Bogenschützen wickelt sich die Sehnen selbst oder sorgt dafür, dass sich der vereinseigene Kollegenkreis mit entsprechend individuell gewickelten Sehnen eindecken kann.
Viele Bogenschützen betrachten das Thema Bogensehnengarn als Wissenschaft, was es in Wirklichkeit genauso wenig ist, wie das Thema Pfeile und die Auswahlkriterien dafür. Der Unterschied bei den Pfeilschäften ist, dass es hier sehr viel mehr materialbezogene Details im Bogenfachhandel gibt.
Ähnliche Daten wie bei den Pfeilen gib es auch bei den Sehnengarnen, z. B. Materialbestimmung HMPE, UWHMPE, Hybridgarn aus beiden PE-Grundgarntypen mit Vectran Beimischungen, Festigkeiswert cN/dtex, Garngewicht, Elongation Wert etc.
Nur diese Daten sind nicht im Boenfach-Handel bekannt oder die Bogenschützen haben sich auch noch nie dafür so interessiert, wie sie es beispielsweise bei den Pfeilen machen würden.
Gegenüber den umfangreichen  Pfeilsortimenten besteht der Vorteil bei den Sehnengarnen darin, dass es nur eine handvoll Grundgarne gibt, aus denen ein "großer Strauß" an Bogensehnen gebunden wird. Sich anhand dieser Grundgarne zu orientieren, würde zu  einem wesentlich besseres Verständnis führen.
Zur Zeit ist in der Chemiefaserindustrie keine Garnentwicklung in Sicht, die für den Bogensport aus preislicher und leistungsbezogener Sicht wichtig wäre.
Es ist allerdings ein anderer Trend festzustellen. Ich bin seit Ende letzten Jahres dazu übergegangen, als endlos Sehnen Garnmischungen für den Recurvebereich vorzunehmen. Ab einer Zugstärke von ca. 32 lbs auf den Fingern und materialmäßig und geometrisch entsprechend gestalteten Wurfarmen habe ich mit einer 16 Strang Sehne aus je 50% Mercury 2/Lippmann LBS SUPERB sehr gute Erfahrungen gemacht.
Bekannt ist inzwischen auch geworden, dass BCY für GAS Bowstring/USA das Garn RCX 1200 aus Mercury (SK99) und 8125 (SK75) fertigt, wobei GAS Bowstring hieraus nur Bogensehnen anbietet. Ein anderes Beispiel gibt es auch noch: Hoyt stattet seinen Compoundbogen Alpha mit der Sehne WireWRX aus (Garmischung ist nicht bekannt). Zusätzlich zu dem am Bogen vorhandenen Sehnenstopper wird die Sehne von Haus aus mit den Sehnendämpfern Holeshot V2 ausgerüstet.
Dieser Trend wird sich nach meiner Ansich fortsetzen.
Das Thema Bogensehne bleibt also weiterhin spannend.
Gruß
Walter
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Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
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Ganz herzlichen Dank Walter für deinen unermüdlichen Einsatz hier Licht ins Dunkel der
Sehnengeheimnisse zu bringen.
Auch ich baue seid Jahren Hybridsehnen aus den unterschiedlichsten Zusammensetzungen vornehmlich für mich und Freunde.
Dabei halte ich immer die Fadenstärke und die Elongation- Werte möglichst eng beieinander,
um ein gegenseitiges "aufreiben" und unterschiedliche Dehnungen zu verhindern.

Es ergibt sich da wirklich völlig neue Erkenntnisse zur Haltbarkeit, Ausfasern und Hitzedehnung im Sommer....

Deshalb... bleibt neugierig.... :agree:
Servusla, Gruß Guidl...

https://stringwistler.blogspot.de/

58"Spätzchen TD v.Chris😉
Stegmeyer TD- Hybrid 60"40lb@30"
Gravity Janus 17"ILF mit dito.
White Feather Lark 19"Junxing Pharos Hybr.63",
Jensbows Rayden 64"-38lb.3stripes-rubyred, 65"ILF-Amey XGS Ghosthand+Bosenbows doplCarbonFoamLB


Online roscho

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Auch von mir: vielen Dank Walter.  :klasse:

Ich lese da sehr interessiert mit
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline parsec

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Auch von meiner Seite besten Dank!

Darf ich vielleicht trotzdem nochmal hinein grätschen und etwas off topic gehen? Vielleicht betrachte ich es doch zu sehr als Wissenschaft, allerdings würde es mich sehr interessieren.
Es ist allerdings ein anderer Trend festzustellen. Ich bin seit Ende letzten Jahres dazu übergegangen, als endlos Sehnen Garnmischungen für den Recurvebereich vorzunehmen. Ab einer Zugstärke von ca. 32 lbs auf den Fingern und materialmäßig und geometrisch entsprechend gestalteten Wurfarmen habe ich mit einer 16 Strang Sehne aus je 50% Mercury 2/Lippmann LBS SUPERB sehr gute Erfahrungen gemacht.
Bekannt ist inzwischen auch geworden, dass BCY für GAS Bowstring/USA das Garn RCX 1200 aus Mercury (SK99) und 8125 (SK75) fertigt, wobei GAS Bowstring hieraus nur Bogensehnen anbietet.
Warum hast Du Dich gerade für diese Garnmischung entschlossen - sowohl was die Mischung SK99 (Mercury2) mit DM20 (LBS Superb), als auch das Verhältnis 50:50 angeht?
Inwiefern spielen die angesprochenen materialmäßigen und geometrischen Aspekte der Wurfarme eine Rolle? Geht es da nur um Carbon/Glas/Vollholz und Recurve/Lang/Reiterbogen, oder um mehr Details wie normaler vs. großer Recurve?
Welche Eigenschaften von dieser Hybrid-Sehne haben Dich davon überzeugt? Hast Du Dir dessen Eigenschaften bereits im Vorfeld so erhofft oder überlegt und wenn ja welche Garndaten hast Du dabei zur Rate gezogen und warum? (habe schon gelesen das dtex und Elongation ungefähr gleich sein sollen.)
Ich meine Du nimmst da Garne mit gewissen Extremwerten die zueinander kaum unterschiedlicher sein können. Du hast im Post davor die Tenacity für DM20 angeführt und das dieser niedriger ist als bei 8125. Nun mischt Du das mit einem Garn der die höchste Tenacity im gesamten Sortiment hat. Die Kombination von 50:50 ergibt 37,3 (Einheit folgt Deinem Vorbild) und ist damit wieder leicht über 8125 Niveau.

Deine Herangehensweise würde ich gerne verstehen damit ich mir für mich selbst entsprechende Gedanken machen kann.
Immerhin sagst Du das sich dieser Trend zu Hybridgarnen fortsetzen wird. Warum meinst Du das, welche Eigenschaften (Vorteile) bringen solche Mischungen hervor?

Danke
« Letzte Änderung: Oktober 24, 2024, 07:16:06 Nachmittag von parsec »


Offline von Hermannsburg

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parsec,
ich beantworte gerne Deine Fragen:
1) Diese Sehne ist kein Hybridgarn, weil es sich bei DSM Typen  SK99 und DM20 um das gleiche Polymer handelt. Im allgemeinen Verständsnis in der Bognsportwelt bestehen Hybridgarne aus Garnen aus zwei unterschiedlichen Polymeren, z. B. BCY 452x oder B99 aus HMPE/UWHMPE und Vectran bestehen.
2) Ich gehöre nicht zur Fraktion der Bogenschützen, die ihren Focus auf leichte und da,it schnelle Sehnen legen.
3) Ich treffe eine Sehnengarnauswahl primär nach dn Garndaten der jeweiligen Grundgarntypen, und das sind Daten, eher unbekannt und wenig gebräuchlich sind.
4) Meine 16 Strang Sehne mit je 8 Strängen Mercury 2 und Lippmann LBS SUPERB sind um Verhältnis 50/50 , was die Garnstränge berifft, aus meinen 70" olymp.Bogen mit 30 lbs Uukha SX+ Wurfarmen abgestimmt. Beide Garn haben das gleiche Garngewicht, ca 1.760 dtex. aber unterschiedliche Festigkeitwerte, und zwar je Garnstrang
Mercury 2          74,8 kg mit 1760 Filamenten, Tenacity cN/dtex 42,5
Lippmann          56,3   "    "      760    "      "             "     "       "     "    32,0
Diese beiden Garne ergänzen sich bzw. gleichen sich auf meinem Bogen zu meiner Zufriedenheit aus. Allerdings will ich damit nicht behaupten und auch nicht fordern, das diese Garnzusammenstellung das Non plkus Ultra ist.
Ansonsten sind für mich auch noch wichtig, aus welchen Materialien und Geeometrien das Bogensystem besteht.
Gruß
Walter
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Offline parsec

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Danke Walter.
Ich würde halt gerne Deine Beweggründe, die Details, das Wie, Was, Warum und Weshalb verstehen um ähnliche Überlegungen für mich abzuleiten.
Dank Deiner Übersicht über die Bogensehnengarne kann auch ich mir meine Auswahl anhand der Garndaten treffen. Ich weiß nur noch nicht nach welchen Kriterien ich es auswählen soll.

Aus dem vielen Lesen in diesem Forum habe ich schon mitbekommen das einer für Dich wichtigsten Punkte der Arbeitsweise einer Sehne, das Abbremsen der Wurfarme ist, nachdem der Pfeil sich von der Sehne gelöst hat. Weiters hatte ich gelesen das Du Garne mit eher dickeren Filamenten bevorzugst da sie nicht so schnell ausfransen wie dünne Filamente. Gebe ich das korrekt wieder? Und Du hast sehr hochwertige Recurve-Carbonwurfarme. Inwiefern, also warum beeinflusst dies Deine Garnauswahl?
Welche Überlegung hast Du angestellt und wieso bist Du zu der Entscheidung gekommen ausgerechnet SK99 - was sehr hohe Festigkeitswerte hat - in Kombination mit LBS Superb zu verbauen?
Kann ja sein das es kann praktische Überlegungen waren wie:
LBS Superb bekommt man nicht mehr, also muss ich das was ich noch habe sparsam verwenden indem ich pro Sehne nur die Hälfte verbrauche und mit einem anderen Garn mische.
Oder hast Du verschiedene Garn Kombinationen solange ausprobiert bis eine dabei war mit der Du auf dem Bogen einfach zufrieden warst?

Du schreibst "beide Garne ergänzen sich bzw. gleichen sich aus". Worin ergänzen und gleichen sie sich auch und ist das für Dich eine Notwendigkeit das sie sich ergänzen und ausgleichen?
Das eine hat sehr hohe Werte für Festigkeit und Tenacity, das andere ist das genaue Gegenteil davon. Das eine hat viele (dünne) Filamente, das andere verhältnismäßig dicke.
Macht es die Mischung von zwei Garntypen aus, die besonders unterschiedliche Daten haben (außer Titer und Elongation), um eine Sehne hervorzubringen mit der Du für Dich zufriedener bist als mit einer Sehne aus nur einem Grundgarn?

Danke


Offline von Hermannsburg

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parsec,
natürlich können wir das Thema in Deinem Sinne vertiefen, dafür möchte ich aber wissen, welches Deine Bogenausrüstung ist und welche Bogensehne Du schießt.
Gruß
Walter 
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