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Ryano Super Apollo


Offline lakeshooter

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Bogenbauer: Ryano Traditional Bows, Pennsylvania, USA
Modell: SuperApollo
Bogenlänge: 60“
Verwendetes Material:
-   Griff: Black&White Ebony mit iBeam aus G10 plus Hornoverlay
-   Wurfarme: half static, Zierfurnier Black&White, Horntipps
-   Bogenköcher mit Black&White-Ebony
Preis in meiner Ausführung: als Neubau ca. 1400$ inkl. Köcher (plus Zoll, MwSt, Versand)

Vorgeschichte:
Zu diesem Bogen gibt es anders als bei vielen anderen meiner Bögen keine wirkliche Vorgeschichte. Weder kannte ich das Modell des Bogens noch hatte ich von der Marke Ryano Traditional Bows jemals was gehört.
Eigentlich war es aber ganz einfach. Ich habe den Bogen gesehen, dachte mir ein dickes Wow und der Will-Haben-Effekt war eigentlich sofort da. Im Internet fand man jedoch praktisch außer der Homepage des Bogenbauers so gut wie keine Informationen zum Bogen.
Ich nahm also Kontakt zum Verkäufer in den USA auf und fragte nach paar zusätzlichen Informationen zum Bogen und ob es möglich wäre, dass er den Bogen auch außerhalb der USA verkauft und versendet (leider haben nach wie vor viele US-Amerikaner eine Scheu nach Übersee zu verschicken). Als Antwort bekam ich ein nettes 80 Sekundenvideo mit einer Vorstellung des Bogens und die Rückmeldung, dass er zwar noch nie nach Deutschland verkauft habe, auch nie damit gerechnet hätte, aber es gerne versuchen würde.
Nach einigen Überlegungen, kleinen Zweifeln (da Ryano mir eben überhaupt nichts sagte) und einigen weiteren Nachrichten hin und her, bekam ich noch ein zweites Video zugeschickt, in dem der Verkäufer ein paar Pfeile mit dem Bogen fliegen ließ und spätestens da war es dann entschieden – der Bogen muss zu mir.

Zum Bogenbauer:
Der Bogenbauer hinter Ryano Traditional Bows ist Ryan O’Sullivan (daher auch der Name Ryano). Ryan baut bereits seit mehr als 20 Jahren Bögen. Anfänglich nur Primitivbögen/Selfbows, mittlerweile aber auch glasbelegte Bögen, wie den Orion (Hybridbogen 52-60“, wobei der 52“ sein „Bestseller“ ist), den Langbogen Zelus oder eben auch den Apollo (Recurve bis 60“ (dann heißt er SuperApollo).
Die Firma Ryano Traditional Bows (mit dem markanten Nashorn (engl. Rhino, selbe Aussprache)) gibt es offiziell erst seit ca. 3 Jahren.
Im Netz findet man wie gesagt sehr wenig über den Bogenbauer und die Marke, wie es der Zufall aber will, wurde zwei Tage nach meinem Kauf des SuperApollo ein Interview mit Ryan in einem US-Podcast veröffentlicht und auch in einem Video auf YouTube über die ETAR (Eastern Traditional Archery Rendezvous 2024) kam Ryan zu Wort.



Zum Bogen selber:
Beim Ryano SuperApollo handelt es sich um einen einteiligen Recurvebogen.
Die Länge beträgt 60“ (also die längste mögliche Variante) und die Zugkraft beträgt 42lbs.
Der Bogen ist exakt 1 Jahr alt und der einzige Vorbesitzer war Ryan O’Sullivan, also der Bogenbauer, selber.
Als Material kommt im Griffbereich ein Mittelblock aus G10 zum Einsatz (für zusätzliches Gewicht und erhöhte Stabilität), der an den Seiten mit Black&White-Ebony verkleidet wurde. Der Griff ist mit einem sehr feinen Stippling versehen und zeigt in diesem Stippling als Aussparung die Form eines Geweihs. Die Vorderseite des Griffs ist mit einem Hornoverlay versehen. Auf der dem Bogenfenster abgewandten Seite des Griffs ist auch das Firmenlogo, der Nashornkopf, als Holzplakette (siehe oben) eingelassen. Der Griff ist sehr gerade gehalten und geht schon fast in Richtung eines Langbogens.
Die Wurfarme sind wie das Mittelteil mit Black&White-Ebony belegt, wobei die Furniere am oberen und unteren Wurfarm jeweils gespiegelt sind. Ist das Black&White-Ebony eh schon eins meiner Lieblingshölzer, wirkt es durch die „Spiegelung“ noch mal einen Touch „raffinierter“. Die Tipps der Wurfarme sind mit Horn versehen und die Wurfarme bezeichnet Ryan als semi static. Dies sieht man auch am Auslaufbereich der Wurfarme zu den Tipps hin. Hier wurde Carbon zur „Versteifung“ eingebaut.
Ebenfalls zum „Paket“ gehört ein Creek Walker Bogenköcher für 5 Pfeile. Passend zum Bogen ist dieser in Black&White-Ebony gehalten. Da der Bogen von Ryan zur Jagd verwendet wurde, ist der Bogenköcherkopf recht groß, da hier 5 Pfeile mit Jagdspitzen Platz finden. Auf dem Bogenköcherkopf ist auch wieder das Firmenlogo, der Nashornkopf, zu sehen. Befestigt wird dieser Bogenköcher über ein Gummiband-System. Von diesen war ich bisher nie wirklich ein Freund aber bei diesem Modell klappt das Anbringen spielend einfach und er sitzt bombenfest am Bogen.




Lieferung:
Die Lieferung war wie gesagt die erste Lieferung des Verkäufers nach außerhalb der USA. Dies funktionierte nach einem Telefonat aber einwandfrei. Der Versand erfolgte per UPS. Von den USA bis Köln dauerte die Lieferung 3 Tage. Am Zoll hing dann mein Bogen aus nicht erfindlichen Gründen dann fast eine Woche fest (ohne dass Papiere nachgereicht werden mussten etc. Die Zollfreigabe und Aufforderung zur Zahlung der Einfuhrabgaben erfolgte bereits einen Tag nach Ankunft in Köln, danach lag das Paket aber erst mal ca. 5 Tage rum, bevor es weitertransportiert wurde). Am letzten Tag vor dem Aufbruch in den Sommerurlaub kam das Paket dann bei mir an. Die gesamte Lieferung dauerte somit 11 Tage.

Erste Eindrücke beim Auspacken:
Meiner Meinung nach sind einteilige Bögen die optischen stimmigsten aller Bögen. Kein anderes Modell schafft es eine so tolle Linienführung zu erzielen.
Der SuperApollo ist da keine Ausnahme. Die Wurfarme im abgespannten Zustand sind markant geformt, der Recurve ist relativ stark ausgeprägt.
Das Bogenfenster ist relativ niedrig, aber absolut ausreichend.
Das Stippling ist kaum spürbar, da sehr fein, gibt aber dennoch einen guten Halt. Da gibt es keine störenden scharfen Kanten oder Spitzen, wie ich es schon teils bei anderen Bögen erlebt habe. Die Optik des Geweihs, das im Stippling zu erkennen ist, sieht echt toll aus (kommt auf den Bildern leider nicht so gut raus).
Das Hornoverlay wirkt farblich stimmig und gibt dem Bogen einen gewissen zusätzlichen „Jagdflair“.







Die Optik ist für mich absolut top und war ja schließlich auch die Kaufentscheidung. In Real sah der Bogen sogar nochmal einen Touch besser aus als auf den Bildern oder im Video.
Bei manchen Bögen sieht man den verbauten Ibeam recht deutlich, bei diesem SuperApollo sind die Übergänge durch das verwendete Black&White-Ebony aber sehr dezent und teilweise kaum zu sehen.
Das Aufspannen ging unproblematisch, durch die halbstatischen Recurves braucht es aber etwas mehr Kraft als bei „normalen“ Recurves. Das kannte ich aber bereits von meinen Stalker Vortex-Recurvewurfarmen und ist vergleichbar.
Der Bogen liegt für einen Einteiler (auch ohne Bogenköcher) sehr satt in der Hand. Der Bogen allein bringt 1,07kg auf die Waage, mit Bogenköcher (ohne Pfeile) sind es 1,36kg.   
Das Balancing des Bogens ist so, dass er auch bei offener Hand senkrecht stehen bleibt. Es gibt kein Kippen nach vorne oder hinten, wie es bei dem ein oder anderen Bogen sonst der Fall ist.

Schießimpressionen:
Der SuperApollo lässt sich angenehm ziehen. Der Auszug lässt bereits spüren, dass da eine ordentliche Kraft in dem Bogen steckt. Auch auf Grund seiner Kürze lässt er sich nicht so weich ziehen wie mein Stalker, aber das konnte ich auch nicht erwarten. Die 42lbs sind aber gut handlebar.
Der Griff liegt angenehm in der Hand. Das Abschussgeräusch ist angenehm leise, sowohl mit der mitgelieferten B55-Sehne (hiermit fast geräuschlos), als auch mit der neuen FastFlight+ Sehne.
Das Gewicht des Bogens ist nach meinem Empfinden perfekt. Das Balancing und das Stillstehen des Bogens empfinde ich als absoluten Pluspunkt gegenüber so manchem anderen Bogen, den ich bisher schon geschossen habe.
Auch mit Bogenköcher lässt er sich super schießen. In wie weit dieser dann auch wirklich auf dem Parcours verwendet wird, muss sich zeigen (bin eher nicht der Bogenköcher-Nutzer).
Die Rückmeldung des SuperApollo beim Abschuss ist wahrnehmbar, aber nicht unangenehm hart oder dergleichen und man merkt sehr gut, ob man sauber geschossen hat oder nicht. Perfekt, Bögen ohne jeglichen Handschock/Rückmeldung beim Schuss, mag ich mal so gar nicht.
Bisher konnte ich nur auf die Scheibe im Keller schießen. Die Geschwindigkeit ist gefühlt gut, aber genaueres kann ich da sicherlich erst nach einem Parcoursbesuch sagen, auch wenn dann das passende Pfeilsetup gefunden und auf weitere Distanzen geschossen wurde.

Fazit:
Der Kauf des SuperApollo hat sich für mich absolut gelohnt.
Zweifel aufgrund der „Unbekanntheit“ von Ryano Traditional Bows, die ich anfangs vielleicht hatte, sind durch den netten Kontakt zum Verkäufer und zu Ryan O’Sullivan selber, für mich weggeblasen.
Wer kürzere Bögen, egal ob Hybrid oder Recurve mag, kann mMn bei Ryan absolut fündig werden. Für mich sind Ryan und seine Bögen eine absolute Bereicherung des Bogenmarkts.
Und netter „Nebeneffekt“, der aber absolut nicht zu vernachlässigen ist: wieder 2 US-Bogenbekanntschaften mehr, die mir in Zukunft vielleicht behilflich sein können, den ein oder anderen US-Bogen nach Deutschland zu verfrachten.
« Letzte Änderung: September 09, 2024, 08:27:01 Vormittag von lakeshooter »
Neue Bögen brauchts (derzeit eigentlich nicht) am See!!!

Mein "Hauptbogen": Stalker Vortex


Offline BärTiger

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Mensch Martin,
deine Bogenvorstellungen sind der absolute Hammer,  danke  :thankyou: :klasse:


Offline Ari

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Whow tolle Vorstellung und toller Bogen!  :klasse:

Ryano kannte ich bis jetzt auch noch nicht, danke für den Beitrag!
Wenn du den Bogen in die Hand nimmst,
der Pfeil auf der Sehne liegt, ändert sich dein Leben! Instinkte werden geweckt, längst verschollen und unterdrückt. Du spannst den Bogen zum Kreis der alles umschließt
und im Moment des Lösens freigibt. Du bist der Bogen, du bist der Pfeil, du bist das Ziel!


Offline rso

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Offline Stringwistler

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Wow.... sehr tolle Vorstellung, herzlichen Dank. :youRock:

Kannte ich bis jetzt auch nicht und ist echt ein super toller Bogen. :yes:
könntest für uns mal bei Gelegenheit ein Bild vom aufgespannten Bogen und im Vollauszug machen? :klasse:

Servusla, Gruß Guidl...

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Offline roscho

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Sehr schöner Bogen, viel Freude damit !
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline lakeshooter

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Hier wie gewünscht das Bild im aufgespannten Zustand.

Und zwei Bildchen mit dem Bogen im Auszug.
« Letzte Änderung: September 11, 2024, 03:45:29 Nachmittag von lakeshooter »
Neue Bögen brauchts (derzeit eigentlich nicht) am See!!!

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Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
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Herzlichen Dank.  :klasse:

Da sieht man erst deutlich die statischen Recurves.... sehr nice.... :youRock:

Ganz viel Spaß und Freude damit.... ;)
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Offline lakeshooter

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Endlich mal war das Wetter passend und ich hatte Zeit den SuperApollo auf den Parcours zu testen.

Als Pfeile haben sich meine Easton Powerflight 500 als passend rausgestellt.
Der Bogen schießt sich sehr angenehm vom Auszug her und auch mit Bogenköcher fühlt er sich für mich als "Normalerweise-kein-Bogenköcher"-Nutzer stimmig an. Der Auszug ist gleichmäßig und beim Schuss gibt der SuperApollo nur ein sehr angenehmes leises Geräusch von sich.

Der Schuss fühlt sich gegenüber dem von der Auszugskraft gleichstarken Rock von Thomas Scholl ganz anders an.
Der Rock schmeißt die Pfeile gefühlt brachial nach vorne, der SuperApollo wirkt gutmütiger und "gelassener". Das gefällt mir wirklich extrem gut am SuperApollo.

Einen kleinen Wermutstropfen habe ich dennoch. Der Griff, so toll ich ihn beim Schießen im Keller fand, ist aufgrund seiner Form (Steilheit) doch sehr ungewohnt für mich beim Schießen auf dem Parcours. Das ist aber eher eine Geschmacks- bzw. Gewohnheitssache und ist praktisch das einzige Manko (für mich persönlich), das ich bisher feststellen kann.


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Offline lakeshooter

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War ich anfangs wegen dem Griff doch etwas ernüchtert, wollte ich den Super Apollo schon wieder verkaufen.
Da sich aber (zu meiner Verwunderung) länger jetzt kein Käufer für fand und ich den Bogen nochmals ein wenig weiter probieren konnte, muss ich jetzt sagen, dass ich mittlerweile recht gut mit dem Griff klar komme. Dazu noch ein klein wenig am Nockpunkt rumgespielt und Pfeile ausprobiert und im Moment muss ich sagen, gut, dass den Bogen kein anderer wollte.  ;D

Vom Schussgefühl ist der Bogen für mich nach wie vor genial.
Für das Zuggewicht extrem angenehm und optisch bin ich nach wie vor einfach begeistert von dem Bogen. Schieße den Bogen sogar tatsächlich mit Bogenköcher und das will ja auch was heißen bei mir als eher jemand, der Bogenköcher sonst nie mochte.
Vielleicht bau ich mir noch einen kleineren Bogenköcherkopf aus passendem Holz. Mal schauen.

:bow:
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