Und wie trainiert jetzt der ambitionierte Schütze mit Langbogen oder TB, wenn es sein Ziel ist, bei 3D - Verbandswettkämpfen besser zu werden?
Oder anders ausgedrückt, was sollte ihm der fähige Trainer wie vermitteln?
Gehen wir mal von einem Schützen aus, dem alles recht ist zu ändern, ausser der Bogenklasse Trad.Bogen. In der Praxis sind das oft durchaus erfolgreiche intuitive Schützen, oft mit einer Technik, auf der man aufbauen kann. Sie erkennen, dass bei Meisterschaften die gute alte Skandi- oder 3-Pfeil-Wertung (20/16, 14/10 ...) der Doppelhunterwertung weicht. Die WA Zählweise (11/10/8/5) belohnt Präzision und auf den 2. Pfeil kann man das aus dem ersten Pfeil gelernte anwenden. Beides benachteiligt intuitive Schützen. Es gibt natürlich Gegenbeispiele, die intuitiv bis nach Mokrice kommen, aber deren Traininspensum ist enorm.
Daraus folgt, dass so einige Tradi-Schützen das Visieren lernen wollen, was oft auch eine Umstellung des Ankers bedeutet, denn irgendwie muss die Sehne ja vors Auge. Das in Verbindung mit dem metergenauen Schätzen der Entfernung ist schon mal eine Aufgabe, wo ein Schütze viel zu lernen hat. Das trennt man natürlich. Das Phasenmodell trainiert man auf der Wiese oder in der Halle, fürs Schätzen muss man in den Wald.
Seitens des Materials werden die Vorteile eines langen Bogens und einer Pfeilauflage rasch erkannt und ein Mittelteil mit 21" bis 25" mit Schraub- oder ILF WAs angeschafft und dieses nicht mit Handschuh, sondern mit Tab geschossen. Bei Gapshootern auch gerne mit 3under, also im Prinzip ein Blankbogen, nur aus Holz und ohne Stringwalking.
In Verbindung mit dem Shot Cycle oder Phasenmodell kann man nun isoliert an Problemzonen arbeiten. Konkret sehe ich bei intuitiv Umsteigern die Transfer Phase mit dem Übergang in die Expansion als "Sorgenkind", denn genau dazwischen findet das Visieren statt. Ein bisher unnötiger und unbekannter Schritt, erkennbar daran, dass nach dem Lösen die Hand noch da ist, wo sie vorher war, ein transfer in die Rückenmuskulatur während des Lösens findet nicht statt, unter "Rückenspannung" wird verstanden, dass man die kräftigen Rückenmuskeln zum Ziehen und Halten des Bogens verwendet, der Lösevorgang aber statisch ist. Das zu ändern bei erfahrenen Schützen ist mühsam und bedeutet sehr viele Pfeile mit dem Formaster oder mit dem Trainingscompound mit hartem Resistance Release.
Es ist also im Prinzip genau das Gegenteil eines ganzheitlichen Ansatzes, der z.B. Unzulänglichkeiten toleriert, solange es sich für den Schützen richtig anfühlt. Weiter oben wurde das als "anmassend" beschrieben, aber wenn das Ziel wirklich eine messbare Verbesserung bei Meisterschaften sein soll, tut man gut daran, erprobte und bewährte Methoden zu übernehmen und Gewohnheiten abzulegen, denn nicht selten sind es genau diese Gewohnheiten, die einen Sportler limitieren. Hat man ein klares Ziel, gilt die alte Projektmanagement-Weisheit: Ich kann nur steuern, was ich auch messen kann. Das nimmt dem Bogenschießen war jegliche Romantik und ersetzt "gutes Gefühl" durch Kamera- und Kameradenfeedback und mental-Coaching, z.B. den Umgang mit Misserfolg oder Wettkampfstress als positiven Stress aufzunehmen... ist man mal auf der Ebene angekommen, hängt vieles vom Sportler ab. Mit Standards bringt man jeden begabten und ehrgeizigen Schützen zu guten Leistungen und Erfolgen. Dass jemand zum exakt richtigen Zeitpunkt dann Aussergewöhnliches leistet, bedarf aber individueller Betreuung, wo sich dann der Kreis zum ganzheitlichen Training wieder schließt.
Und wenn nun einer kommt mir wenig Erfahrung? Dem nehme ich meistens den 40# Bogen erst mal weg, er bekommt einen mit halb so viel Zugkraft und dann gehts dran, die Standards zu trainieren. Bis wir auf dem Ipad ein Rechteck mit den Eckpunkten Sprunggelenke und Schultern zeichnen können (also kein Parallelogramm) und der Pappbecher nach dem Schuss noch auf dem Kopf ist, sind schon ein paar Wochen notwendig. Und dann schauen wir weiter, wohin die Reise gehen soll.
Langbogen mache ich nix. Kein KnowHow, keine Erfahrung, kein Talent.
Ist für mich eine der anspruchsvollsten Disziplinen in Verbindung mit Holzpfeilen.