Ok, soll heißen das ich, falls ich einen höheren NP möchte, müsste ich den Tiller mehr negativ machen.
Das werde ich mal versuchen.
Nein, nicht unbedingt.
Ich meinte in meinem Beitrag den absoluten Wert des Nockpunktes.
Dass heißt, wenn du den Tiller verstellst, wird sich dein bereits vorhandener Nockpunkt sehr wahrscheinlich an einer anderen Stelle befinden.
Du wirst ihn deshalb mit deinem Checker neu setzen müssen.
Wenn ich jetzt dich richtig verstehe, willst du deine Nockpunktüberhöhung vergrößern?!
Ich schließe mich damit der Frage von Langbub an.
Ich versuche nochmal, den Tiller eines Recurvebogens zu erklären:Vorab für die Nerds: Die resultierenden Kräfte an den WA sind oben und unten immer gleich (Kräftegleichgewicht). Zumindest, wenn man seine Bogenhand nicht als Zange bzw. Drehmomentschlüssel einsetzt.
Arbeitsweise Recurve: Mehr positiver Tiller bedeutet, dass der untere WA mehr eingerollt ist (Auflagelänge bzw. Sehnenkontakt zum WA ist größer), als der Obere.
Es ändern sich dadurch sie Kraftrichtungen innerhalb des WA. Diese resultierende Kraftrichtung verläuft ...nicht rein zufällig... genau in Richtung der Sehne.
Auf die Bereiche der anliegenden Sehne wirken überwiegend Druckkräfte, entlang der Sehne bzw. längs zum WA.
Die "freien" Bereiche, ohne Sehnenkontakt, bekommen zunehmend eine Biegespannung, wenn der Sehenwinkel zunimmt bzw. stumpfer wird (Lastrichtungsänderung).
Nun stehen die Längsspannungen einem hohen Widerstand entgegen. Der WA lässt sich ja nicht nennenswert stauchen.
Dagegen verformen (biegen) sich sich die freien Bereiche des WA und stellen somit den "wirksamen" Teil des Wurfarms dar.
Es entsteht die typische Auszugscharakteristik und Wirkungsweise. Je größer der Flächeninhalt Unterhalb der Kraftlinie im Auszugsdiagramm, je höher die gespeicherte Energie.
Wirkung einer Tillereinstellung:Weil nun, bei positivem Tiller, die wirksamen Bereiche des unteren WA kürzer sind, verhalten die sich anders als der obere WA (Timing).
Man stelle sich ein Auszugsdiagramm vor, in dem die oberen und unteren WA getrennt dargestellt wären.
Wäre der Riser dabei in einen festen Schraubstock eingespannt, würden sich an den einzelnen Messpunkten oben und unten unterschiedliche Kräfteverläufe zeigen.
Mitunter wären die beiden Linien horizontal gegeneinander versetzt.
Da der Riser aber (idealerweise) im Schießbetrieb nicht eingespannt ist, kann der Bogen diese Unterschiede durch eine Kippbewegung des Risers kompensieren.
Es findet so ein Kräfteausgleich (oben, unten, Moment am Pivotpunkt) statt.
Warum Tillern:Diese Kippbewegung müsste natürlich auch rückwärts (vom Ablass bis zum Ausnocken) stattfinden. Das kann sie aber, aufgrund der Trägheit (Gewicht, Stabi usw.) nur sehr eingeschränkt.
Dadurch können starke Vibrationen im Bogen (nach Abschuß) und/oder ein starker vertikaler Versatz der Sehne (Nockpunkt) entstehen.
Das einstellen des Tillers ist deshalb der Versuch, das Timing der WA so einzustellen, dass diese o.g. Auswirkungen möglichst weit reduziert werden.
Wie Tillern:Die Laser- oder Drahtmethode helfen dabei, die Kippbewegung des Risers besser beurteilen zu können.
Je weniger Kippen, je besser das Timing der WA. Dynamische Effekte (z.B. Trägheit, Lösevorgang, Armbewegungen) können dabei nicht dargestellt werden.
Konkrete Aussagen zu Einstellwerten:...kann man kaum seriös machen, weil Faktoren wie: Bogenart und Massen, Herstellungsqualität, Druck- und Zugpunkte und dynamische Einflüsse zu berücksichtigen sind.
Aus den o.g. Ausführungen ergibt sich aber die Schlussfolgerung, dass kurze Bögen mit stark ausgeprägten Recurves diesbezüglich deutlich empfindlicher sind, als z.B. Lang- oder Hybridbögen.
Und die Nockpunktüberhöhung:Das Lösen mit den Fingern und die Griffposition an der Sehne führen nicht nur zu einem horizontalen Schwingen des Pfeilschaftes (Fishtail), sondern auch zu einem "Hochspringen" des vorderen Teils.
Die Nockpunktüberhöhung ist dazu gedacht, den "abspringenden" Pfeil auf seine Schwerachse (Flugbahn) zu bringen.
Schlechtes Timing der WA (vertikaler Versatz, siehe oben) mit der Nockpunkthöhe kompensieren zu wollen, ist eigentlich keine gute Wahl, wenn man die Möglichkeit für richtiges Tillern hat.