Archers Campfire

Wird Anfängern zu wenig Zuggewicht zugetraut?


Offline Flotschi

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Ich bin gerade über die Weihnachtstage am Hof meiner Eltern und jeden Tag am Bogenschießen. Heute hat mich mein Bruder gefragt ob er es auch einmal probieren könnte. Ich finde es immer spannend Menschen zuzusehen die sich mit der Materie nicht auseinandersetzten und frei ans schießen gehen. Hab ihn meinen alten 30lbs Langbogen gegeben ihn kurz eingewiesen und er hat 5 Pfeile aus 15 Metern recht neben das Ziel gesemmelt. Er hat mich dann gefragt ob er es mit dem 50lbs Hybridbogen probieren kann den ich zur Zeit verwende. Wollte ihm das nicht verwehren und mit diesem Bogen gingen 4 von 5 ins Ziel. sein Feedback war "Das geht viel leichter da die Finger besser aufgehen".  Er hat zwar kurz ausgezogen und nach den 5 Schüssen taten ihm die Finger etwas weh aber ich dachte mir "Vielleicht wird Anfängern oft zu wenig Zuggewicht zugetraut". Der 30 Pfünder von mir ist ein guter Bogen, war über 10 Jahre mein einziger und ich schieße heute noch gerne damit aber auch ich finde einen starken Bogen fast einfacher zu schießen. Manchmal bin ich bei dem Bogenladen zu den ich immer gehe wie wenig Zuggewicht empfohlen wird. Vor Weihnachten habe ich bei einem Verkaufsgespräch zugehört und da wurde einem großen erwachsenen fitten Mann maximal 28 Pfund empfohlen. Ich hätte diesem locker 35lbs zugetraut.
Ich weiß heute besteht das Mantra sich so wenig wie möglich beim Bogenschießen anzustrengen aber ich behaupte die gute Rückenspannung und den guten Release bekommt man nur wenn man einen Bogen schießt, welcher gerade ins eigene Kraftspektrum passt (gegen den man nicht kämpfen muss aber den man spürt)  und nicht einen den man fast ohne Widerstand auszieht. Wie seht ihr das?


Offline Long John

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Es ist ein Riesenunterschied, ob ich nur 5 Pfeile einigermaßen sauber schießen muss oder auch den 60.ten Pfeil immer noch genauso konstant in den Auszug bringe.

Von daher ist die Empfehlung für Anfänger schon richtig, mit niedrigem Zuggewicht zu starten (und damit eine saubere Technik zu erlernen)  und dies dann sukzessive zu erhöhen. Bei dem einen geht es vielleicht etwas schneller oder er/sie kann evtl. mit einem etwas höheren Gewicht starten. An dem Grundsatz ändert dies aber nichts.
TRB: Blumhofer X Master XTX 68", Falkenholz Peregrine ILF 69"
Langbogen: DerBow Verus 68"
Hybrid: Falco Saga 68"
Olympic Recurve: Hoyt Prodigy XT 72"
Quotenzwerg: Bodnik Custom Hawk 62"


Online Nofretete

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Ziemlich am Anfang meiner Bogenkarriere besuchte ich einen Kurs und am Ende schoss ich ein paar Pfeile mit dem Bogen des Dozenten. Ist schon 20 Jahre her aber ich weiß es noch genau: Martin Mamba mit 55# und es fühlte sich einfach nur geil an.

Wenig später kaufte ich auch eine Mamba mit 50# und schaffte damit keinen kompletten Parcours! Auch mit meinem Vorgängerbogen mit 40 Pfund nicht. Die letzten Ziele waren nur irgendwie hingerotzt.

Nein, ich glaube ganz und gar nicht, dass Anfängern zu wenig zugemutet wird. Ich glaube vielmehr, dass Fragen wie diese ebenso wie Sprüche "bei viel Pfund spüre ich meinen Rücken besser" nur eine Krücke sind, eine Rechtfertigung für hohe Zuggewichte. Völlig unnütz, niemand muss sich rechtfertigen - wer viel Pfund schießen will, soll es tun.


Offline Waldgeist

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Es kommt doch sehr darauf an, welcher Zielsetzung man folgen möchte.
Wenns darum geht, mit möglichst hohem Zuggewicht zurecht zu kommen - bitteschön. Wird schon irgendwie gehen die Pfeile auf die Scheibe zu bringen. Nur wie lange d.h. wieviel Pfeile hintereinander und mit welchem Ergebnis?
Der Einstieg mit mögöichst geringem Zuggewicht hat ganz simple Gründe:
Der Körper muss sich an eine ungewohnte Belastung doch erst einmal gewöhnen. Anderenfalls besteht die Gefahr von gesundheitlichen Problemen.
Eine saubere Technik verlangt kein hohes Zuggewicht! Im Gegenteil: Es ist von Vorteil, wenn das Zuggewicht des Bogens möglichst wenig an körperlicher Anstrengung erfordert. Ich habe es selber erlebt wie es geht mit einem Bogen von unter 20# auf 50m den
Dämpfer zu treffen.
Also bitte nicht gleich jedem Mythos oder jeder Verlockung folgen. Bogenschießen hat auch etwas mit der Erfahrung von Geduld zu tun.
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
Cicero


Offline Speedi

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Ich schließe mich da der Meinung der an.

Erst die Technik dann die Kraft. Ich habe in meinem ersten Jahr selbst den Fehler gemacht mit immer wieder einen stärkeren Bogen zu holen. Ja das Release wurde einfacher, aber sicherlich nicht besser. Alles was ich bei meinem Anfängerkurs gelernt hatte war danach leider hin, da man einfach nur löst von einem Release kann man dann nicht mehr sprechen. Es kommt auch jetzt immer wieder vor das der Pfeil den Bogen nicht sauber verlässt und zu 90% weiß ich das es dann wieder kein sauberes Lösen war.

Also generell ist die Empfehlung mit weniger # sicherlich die Richtige (auch wenn man(n) es sich nicht eingestehen will)
IFT Wren 43# @28
DerBow Tiras 42# @ 28
W&W Black Wolf 17" UUKHA Gobi  ILF 42#@28
Old Mountain 15" Riser + Hybridwurfarme von JS Bogenbau 41@28"
Hartl Selfbow 44# @29"
Boder Covert Hunter HEX 9 41# @28"


TREFFNIX Mechenried


Offline Grizzly

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Kraft kommt zuerst, danach die Belastbarkeit der Sehnenansätze - DANN kommt das höhere Zuggewicht.
Viele Anfänger gehen von Kraft direkt zu Zuggewicht und werfen den Bogen nach 1 Jahr wieder in die Ecke.
I am the bear, the bear I am. With grey and fuzzy hair. Be aware of my grumble!


Offline Thom

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Hallo,


25 Pfund Recurvebogen mit guten Spaghetti Pfeilen fliegen weit über 100 Meter
30 Pfund Recurvebogen mit 600er Pfeilen fliegen noch etwas weiter.

35 und 40 Pfund und mehr würde ich keinem Anfänger in unserem Parcour zumuten,
was ist wenn, bei nachlassender Kraft der Bogenarm aus versehen, überraschend mehr nach oben den Pfeil ablässt.

Man muß auch den Umgang mit dem Material erlernen und üben.

Zum Teil ist es ja auch kein Kraftproblem, aber die Finger- und Arm- Sehnen müssen sich ja auch erstmal dran gewöhnen.

Mein Kumpel der selten schiesst, ist auch mit 25 Pfund Zugewicht bestens bedient
und nach 40 Zielen platt.
Er kann zum Beispiel 30 Liegestütze, bei mehr als 90 Kilo Eigengewicht.
Die helfen aber irgendwie nicht!
« Letzte Änderung: Dezember 30, 2024, 06:26:31 Nachmittag von Thom »
Viele Grüße Thomas
DerBow Victor 40#
Jens Rayden 36# 40#
Juro Landbogen 32#, Bodnik Longbow 40#


Offline Bambus

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  • Ich bin Choleriker, zeigs es aber nicht ...
Und ewig grüßt das Murmeltier....

1. Wie @Grizzly geschrieben hat - Muskeln bauen schnell auf, Sehnen und Bänder brauchen lange. Du sollst deine Bänder und Sehnenansätze nur langsam an höhere Belastungen gewöhnen. Wo Muskeln  4 Wochen benötigen benötigen Sehnenansätze 1/2 Jahr bis 1 Jahr.
2. Technik lernt man nicht mit hohen Zuggewichten sondern mit dem Zuggewicht, das aktuell ein wenig geringer ist, als deine Muskeln UND Sehnen verkraften können. Nur so kann man die Bewegungen sicher und kontrolliert ausführen.

Das ganze Gerede von "starker Mann", keine "Muschi", kein "Weichei sein", nur um zu "rechtfertigen, zu starke Bögen schießen zu wollen ist - nichts als BS.
Ich nehme mal an, das >>50% der hier Schreibenden (mich inclusive) mit zu starken Bögen angefangen bzw. zu früh auf zu hohe Zuggewichte gewechselt sind. Hör darauf und empfehle deinem Verwandten nichts, weshalb er nach einiger Zeit das Bogenschießen mit Sehnenproblemen oder Targetpanic oder beidem quittiert.


PS. ich kann keine saubere Liegestütze, schieße aber mit meinen aktuell 66 Jahren meine Holzbögen sicher mit 52# auf den Fingern, und das Zuggewicht halte ich seit >20 Jahren.
« Letzte Änderung: Dezember 30, 2024, 06:27:25 Nachmittag von Bambus »
Vielleicht fällt mir ja noch was ein...


Offline Flotschi

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Hm. Naja stimmt schon ich habe auch 10 Jahre 30# geschossen. Da werden sich meinen Sehnen und Muskeln schon gut umgestellt haben. Danach bin ich auf 40 und schließlich auf 50# raufgegangen mit denen ich jetzt glücklich bin. Ich wollte mit dem Posting nicht sagen jeder soll hohes Zuggewicht schießen. Ich kann nur sagen, dass mir die 50# besser liegen weil diese jeden Fehler härter bestrafen und mir schnell zeigen wenn etwas im Ablass nicht stimmt. Bei 30# komme ich da auch mit weniger sauberen Technik durch. Aber das ist eben mein Ansatz. Das muss sich niemand zum Vorbild nehmen.


Offline Flotschi

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1. Wie @Grizzly geschrieben hat - Muskeln bauen schnell auf, Sehnen und Bänder brauchen lange. Du sollst deine Bänder und Sehnenansätze nur langsam an höhere Belastungen gewöhnen. Wo Muskeln  4 Wochen benötigen benötigen Sehnenansätze 1/2 Jahr bis 1 Jahr.
2. Technik lernt man nicht mit hohen Zuggewichten sondern mit dem Zuggewicht, das aktuell ein wenig geringer ist, als deine Muskeln UND Sehnen verkraften können. Nur so kann man die Bewegungen sicher und kontrolliert ausführen.

Das ganze Gerede von "starker Mann", keine "Muschi", kein "Weichei sein", nur um zu "rechtfertigen, zu starke Bögen schießen zu wollen ist - nichts als BS.
Ich nehme mal an, das >>50% der hier Schreibenden (mich inclusive) mit zu starken Bögen angefangen bzw. zu früh auf zu hohe Zuggewichte gewechselt sind. Hör darauf und empfehle deinem Verwandten nichts, weshalb er nach einiger Zeit das Bogenschießen mit Sehnenproblemen oder Targetpanic oder beidem quittiert.
Ich würde keinen Anfänger 50# oder 40# empfehlen. Was mich nur überrascht hat war die Aussage "Das Lösen geht mit dem starken Bogen leichter". Er hat auch keine Ambitionen mit dem Bogenschießen anzufangen. Ich habe schon einige Freunde beraten die sich dafür interessiert haben und denen habe ich nie mehr als 30# empfohlen.


Offline Bambus

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Bei 50# hat der Anfänger kaum mehr Kontrolle mehr über den Lösevorgang - das Lösen wird ihm durch den Bogen abgenommen. Klar das ihm das dann "einfacher" erscheint.
Und 30# halte ich für einen blutigen Anfänger bereits deutlich zu viel.
Vielleicht fällt mir ja noch was ein...


Offline Odin

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Bei uns im Verein fangen die Anfänger durch die Bank mit 14-16 # an, aus den schon vorgenannten potentiellen
(Sehnen/Bänder-) Gründen.
Nach 3-4 Monaten kann man dann um 2-4 # erhöhen und so nen gewissen "Aufbau" erzielen.

Bis jetzt zumindest scheint es, dass dieses Konzept so aufgegangen ist. Z.T. wird schon um die 24-26 # problemlos geschossen.
....oder, ums mit "Dirty Harry" Callahan zu sagen:
            Make my Day


Online Nofretete

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Das sind aber Kinder, nehme ich an?
Für Erwachsene hielte ich 16# für ebenso übertrieben wie 45#.


Offline Flotschi

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Das sind aber Kinder, nehme ich an?
Für Erwachsene hielte ich 16# für ebenso übertrieben wie 45#.

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Offline Bambus

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Das sind aber Kinder, nehme ich an?
Für Erwachsene hielte ich 16# für ebenso übertrieben wie 45#.

Nein, das ist ein absolut sinnvoller Startwert, gerade auch für Erwachsene. Evtl, wenn es ein 20-Jähriger im vollen Saft ist kann man auch mal auf 18 oder 20# gehen, mehr ist Unfug und schadet dem Schützen.
Vielleicht fällt mir ja noch was ein...