Liebe Leute, ich habe Ende Dezember/Anfang Januar eine entsetzliche Erfahrung mit einem Bogenbauer (den ich nicht namentlich erwähnen werde) machen müssen und bin sprach- und hilflos. Irgendwo muss ich mit meinem Frust hin, bzw. ich würde gern eure Meinung hören. Erlaubt mir dass ich mir das von der Seele schreibe.
Im Sommer 2023 habe ich bei einem Bogenbauer in Deutschland einen Langogen kaufen wollen. Schon während dem Probeschiessen in seinem Garten zerbrach dieser und flog mir um die Ohren. Ebenso einer seiner Pfeile und ein Take-Down Recurvebogen den er mir als Alternative brachte. Wie gefährlich solche Unfälle sein können weiss hier glaube ich jeder. Bis auf wochenlange Angst, meinen eigenen Bogen korrekt auszuziehen ist damals nichts passiert und ich habe Namen und Gesicht des Bogenbauers vergessen. Ich habe das Erlebte später bisweilen als anonyme Anekdote erzählt und darüber gelacht.
Am 01.12.2024 fand ich auf einer Bogenmesse in Freiburg, Deutschland am Stand eines Bogenbauers Gefallen an einem Langbogen (weiss mit schwarzen Enden). Dieser hatte leider für mich das falsche Zuggewicht, so bot mir der Herr an, einen anderen weissen Bogen von ihm mit dem passenden Zuggewicht die Enden zu schwärzen. Nachdem ich diesen Bogen vor Ort probegeschossen habe (2 Pfeile) erklärte ich mich einverstanden. Während dem Probeschiessen hatte ich auch ihm meine Anektdote erzählt und er meinte lediglich ‘sowas kann passieren’. Wieder zuhause gehe ich auf seine Webseite und Überraschung, es ist genau DER Bogenbauer bei dem mir im Vorjahr die zwei Bögen um die Ohren geflogen sind. Zu erkennen gegeben hatte er sich auf der Messe nicht, sonst hätte ich direkt auf den Bogen verzichtet. Ich stelle ihn per Mail zur Rede, und er meint ‘ich dachte das wäre dir klar gewesen’. Sicher, darum habe ich von dem anderen auch in der dritten Person zu ihm gesprochen… Ich fühle mich reichlich veräppelt, aber der Bogen ist so schön und er verspricht nun sogar einen Ersatzbogen, falls dieser Bogen hier im ersten Jahr ebenfalls zerbrechen sollte, also lasse ich mich breitschlagen und wir fahren weiter wie gehabt.
Schliesslich wird eine persönliche Abholung bei ihm am 31.12., nach dem Mittag vereinbart. Ich habe fast drei Stunden Fahrtweg bis zu ihm. Als ich an besagtem Tag bei ihm ankomme, sehe meinen Bogen und die dafür bestellten Pfeile an der Garagentür lehnen, mit einem Zettel ich möge das Geld für die Pfeile in die beiliegende Tüte tun (der Bogen war bereits per Überweisung bezahlt) und der Zeitangabe ’15:00’. Nur ist es gerade mal 14:30. Nicht gerade ehrlich, aber egal, ich bin da, der Bogen ist da, alles gut meine ich. Ich schiesse ihn noch kurz im Garten des Bogenbauers Probe auf der eigens dafür vorgesehenen Zielscheibe (die kannte ich noch vom Vorjahr) und bemerke, dass die Pfeile alle schlecht fliegen, ‘mit dem Hintern nach oben’ und nicht einschlagen wo sie sollen. Ich bin ziemlich gut im Bogenschiessen, d.h. wenn ich etwas treffen will dann treffe ich es. Die Zielscheibe treffe ich nicht. Ich hinterlasse dem Bogenbauer eine Sprachnachricht darüber und dass ich den Bogen zuhause einem Bogenhändler meines Vertrauens zur Einschätzung zeigen werde.
Seither keine einzige Rückmeldung, wie z.b. ‘Danke dass du mir das Geld dagelassen hast’ oder ‘und bist zu zufrieden mit dem Bogen?’, oder ‘schade haben wir uns an dem Tag verpasst’, oder ‘was hat dein Bogenhändler gesagt?’. Nichts, absolute Funkstille.
Ich starte krank ins neue Jahr und komme zwei Wochen nicht aus dem Bett. Mir ging es wirklich schlecht. Nach diesen zwei Wochen schleppe ich mich endlich mit meinem Neukauf zu meinem Bogenhändler. Der Mann war selbst einmal Bogenbauer bis er aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste, er weiss definitiv Bescheid über Bögen.
Auf meinen Bericht, dass die Pfeile ‘ich-nach-oben’ von der Sehne fliegen kontrolliert er den Nockpunkt und siehe da, der ist diverse Zentimeter zu tief angesetzt. (wie kann einem Bogenbauer so etwas passieren? Mir ja, aber doch nicht ihm)
Schon beim ersten Pfeil den ich bei ihm auf die Scheibe schiesse wird er hellhörig und fragt mich was ‘das für ein Geräusch’ war. Ich hatte gar nicht auf Geräusche geachtet, aber zwei weitere Pfeile zeigen, dass es beim Lösen jedesmal einen Knall gibt. Er schaut sich den Bogen näher an und zeigt mir was er sieht: Der untere Wurfarm (bzw. die untere Hälfte des Bogens, er ist ja in einem Stück) ist leicht gedreht, die Sehne verläuft nicht mittig hinter dem Bogen sondern hinter der rechten Kante. Er sagt der Ast aus dem er gearbeitet wurde ist nicht gerade gewachsen, und dass eine weitere Nutzung früher oder später zum Bruch führen wird. Damit würde mir dann der dritte Bogen von diesem Bogenbauer um die Ohren fliegen. Der Knall rührt daher, dass ich mit rechts ziehe und der Pfeil an der linken Kante des Bogens vorbeimuss, die Sehne aber hinter der rechten Kante liegt. Er muss also eine weitere Kurve als üblich um den Bogen herum bewältigen und schlägt dabei mit dem Schaft an den Bogen, ergo der Knall. Schon nach diesen drei Pfeilen ist auf dem Bogen übrigens deutlich die Stelle zu sehen, auf der sie dabei anschlagen. Ich schiesse keine weiteren.
Den Bogenbauer rufe ich an, noch während ich im Geschäft bin. Er bittet um Fotos und Videos des Bogens und verspricht den Umtausch mit einem anderen Bogen, von dem er mir seinerseits Bilder schicken will. Wir vereinbaren das dritte Januarwochenende in der Lochmühle in Eigeltingen als Übergabeort. Die Lochmühle liegt nicht übermäßig weit von ihm entfernt und ich bin an besagtem Wochenende zufällig mit Freunden dort, die Gelegenheit passt gut. Er möchte dort den Bogen persönlich begutachten, mir seinen alternativen Bogen zeigen und mit mir beide auf dem dortigen Einschiessplatz probieren. Das war ein Donnerstag. Noch am selben Tag bestraft mich meine Grippe für den Gang zum Bogenladen mit einem neuen Hoch (für mich Tief) und ich verbringe auch die nächste Woche unfreiwillig im Bett. Am Folgemontag beschwert sich der gute Mann, dass ich ihm noch keine Bilder von meinem ‘angeblich verzogenen Bogen’ (Zitat) geschickt habe und er mir Zeit und Fahrtkosten verrechnen wird, sollte er beim geplanten Treffen feststellen, dass der Bogen in Ordnung ist. Keine Entschuldigung für den 3. Bogen in Folge mit dem es Probleme gibt. Der Mangel an Kundenfreundlichkeit und Verständnis schlägt meinem mentalen Fass den Boden aus, ich schreibe zurück dass ich angesichts der Umstände keinen weiteren Bogen sondern mein Geld zurück will. Ich fühle mich ständig auf den Arm genommen und definitiv nicht gut betreut, die ganze Geschäftsbeziehung gibt mir ein ungutes Gefühl. Er bekommt die Bilder und auch einen Download-Link für das Video. Wieder Funkstille. Nach einigen Tagen auch eine Mail von WeTransfer, mein Video wurde nicht heruntergeladen und der Link wird nun deaktiviert. Ich rufe an, er sagt er habe das Video nicht heruntergeladen weil das Problem auf den Bildern bereits klar erkennbar ist. Dann werde ich mit der Ausrede einer imminenten Dringlichkeit vertröstet er würde sich melden, aber es kommt nichts. Auch meine Folgeanrufe werden nicht mehr beantwortet. Der Termin in der Lochmühle rückt näher und näher, ich versuche tagelang zu ihm durchzukommen, nichts. Ich frage per Mail ob ich den Bogen am Ende persönlich zurückbringen muss. Nichts. Am Samstag meiner Anreise bin ich am Morgen noch in einem Bogenladen und frage, ob ich kurz ihr Telefon benutzen könnte um ihn anzurufen. Ich darf. Mein Verdacht, dass er nicht antwortet weil er meine Nummer erkennt bestätigt sich, denn siehe da: jetzt geht er ran. Sobald er mich erkennt werde ich in Grund und Boden geredet: Er habe entschieden es sei das Beste wenn ich den Bogen behalte, ich hätte ja den Umtausch mit einem anderen Bogen abgelehnt, er wolle nichts mehr von mir hören, weder per Telefon, noch per Mail und er wolle mich auch nicht bei sich zuhause sehen. Dann legt er auf noch bevor ich etwas sagen kann. Ich bin so erschüttert dass mir die Hände zittern. Ich habe für Bogen und Pfeile (die ich ohne Bogen auch nicht brauche) 650 Euro ausgegeben, wurde unglaublich unfreundlich behandelt und am Ende auch noch mit dem Verlust abserviert. Zumindest ist das meine Empfindung. Ich hatte noch nie so einen garstigen Händler bzw. Handwerker vor mir, erst recht nicht in der Bogenszene. Da kenne ich sonst nur das Gegenteil, man geht auf einander zu und ist freundlich und hat Freude am Bogenschiessen…
Auf meine kurze Mail, dass ich den Rechtsweg beschreiten und ihn verklagen werde, antwortet er sofort. Dass ich mir die Mühe sparen könne, und dann noch, dass er mich bemitleidet. Ich bin mit meinem Latein am Ende.
Danke an alle, die die Geduld aufgebracht haben, bis hierher zu lesen. Es gäbe noch mehr Einzelheiten, aber ich denke das Erlebnis ist auch so aussagekräftig genug. Ich kann auf Wunsch aber weitere Infos preisgeben. Und beantworte gern jede Frage. Sollte besagter Bogenbauer in diesem Forum zugegen sein und sich hier erkennen, dann darf er gern öffentlich Stellung nehmen und seine Sicht schildern. Wobei ich nicht weiss, was es bei einem eindeutig verzogenen Bogen noch zu diskutieren gibt. Ich bin sicher, ich bekomme vom dem von mir konsultierten Bogenhändler ein schriftliches Gutachten wenn ich danach frage.
Sollte unter euch geduldigen Lesern ein Anwalt sein, so wäre ich ausserdem sehr froh über eine Kontaktaufnahme. Ich bin sicher dass auch ein paar Anwälte bogenschiessen 😊 Denn meine Rechtschutzversicherung macht mir gerade wenig Hoffnung, da es zu wenige schriftliche Dokumente und zu viele rein mündliche Vereinbarungen gibt und ich möchte die Angelegenheit unbedingt weiterverfolgen, und sei es auf eigene Kosten. So etwas darf es nicht geben.
Was meint ihr zu dem Ganzen? Sind solche Zwischenfälle normal? Ist jemandem schon mal etwas derartiges passiert und wenn ja, wie ging es aus? Übertreibe ich? Ich finde nicht, aber ich kann das nicht neutral beurteilen. Ich bin jedenfalls um jedes Feedback froh.
Liebe Grüsse
Eldhar