Dann will ich mal mein BHR-Kampfschwein vorstellen.
Prolog
Wer schon bei dem eigentlichen Thema die Augen verdreht (Metall-MT, Vollcarbon-WA = nicht mein Ding), nun, es begann mit einem Bandscheibenvorfall. Angefangen habe ich mit ELB´s und ganz regelmäßig schoss ich einen 1967ger Fred Bear Grizzly.
Dann kam der Vorfall und ich konnte die Zuggewichte nicht mehr bewältigen.
Ein Take Down mit leichten Wurfarmen musste her und grundsätzlich schaute ich mich erst mal bei den Holzmodellen um.
Da war aber noch der Umstand, dass ich Unter-Nock greife, und das war damals auch beim DBSV bei den Jagdbögen (noch) nicht erlaubt. Starten musste ich deshalb immer in der Blankbogen-Klasse. Dann kam die Schwärmerei meines Trainers über den Tiburon dazu. Der Tiburon wurde es dann schließlich mit 35 lbs.
Das war vor einigen Jahren.
Zwischenspiel
Vom Tiburon blieb nicht viel übrig. An sich blieb als Basis nur das nackte Mittelteil, alles andere wurde verändert. Griffholz, Pfeilauflage, Button, Wurfarme, Bogenköcher - mein BHR-Prototyp.
Dryad hier im Forum ist nicht ganz unschuldig. Letztes Jahr wechselte ich auf ein 25ger MT. Ich wollte aber bei Hoyt und Formula bleiben. Testen konnte ich das erst mal mit dem RX meiner Frau, die Olympisch Recurve schießt. Das RX zusammen mit den Hoyt F4 WA war ein ganz lieber Bogen und alles funzte sehr gut. Der Optik wegen wollte ich für mich also ein RX oder das Schwestermodell HPX. Die gab es aber nicht mehr bei den Händlern zu kaufen, da Auslaufmodelle. Ein Händler machte ich ausfindig, der noch ein Schwung HPX erwartete. Bestellt, bezahlt, aber das MT kam nie bei mir an. Angeblich verschollen über DHL. Nach 2 Monaten Nervenkrieg mit DHL und Händler sowie Anwalt, erstand ich ein HPX gebraucht, aber optisch neuwertig. Zwischenzeitlich erfuhr ich immer wieder aus der olympischen Ecke, das dort das HPX nicht sonderlich beliebt war und deswegen auch bald auslief. Warum aber, konnte man mir nie sagen.
HPX
Das HPX überraschte mich tatsächlich. Nach meinem Empfinden, und obwohl optisch recht ähnlich, erwiesen sich beide MT grundverschieden. In alten Werbetexten hieß es, dass gegenüber dem RX an der Geometrie gefeilt wurde, um noch ein Ticken mehr Energie rauszuholen. Und tatsächlich erwies sich das HPX gegenüber dem "lieben" RX als ruppig, kantig und zickig. Das Besondere: bei gleiche Tillerschraubeneinstellung hatte ich ganze 4 lbs mehr auf den Fingern gegenüber dem RX. War das der schlechte Ruf, denn ich im Vorfeld vernommen habe?
Ich gebe zu, einige male meinem Tiburon hinterher getrauert zu haben, nahm aber den Kampf mit dem bockigen HPX auf. Ich fütterte das HPX - ebenfalls inspiriert von Dryad - mit der GUX-Bidrop Pfeilauflage von Gabriel und dem Magnet-Button ebenfalls von Gabriel. Beide Komponenten sind größentechnisch recht minimalistisch und sehen zudem recht edel aus. der Griff ist ein Hoyt Ortho, den ich aber massiv umgearbeitet habe. Zum Einsatz kamen meine alten Hoyt F4, je nach Kondition mit 38 lbs, was bei meinem Auszug von 31 Zoll und meiner Tillereinstellung beim HPX etwa 48-49 lbs auf den Fingern bedeutete, oder in der 42 lbs Variante = etwa 53 lbs auf den Fingern.
Der Nullpunkt mit meinen Easton Lightspeed lag bei der letzten Variante bei 50 Metern.
Uukha VX+
Geliebäugelt habe ich immer mit Uukha, aber wenn dann mit den X-Curve. Aber der Preis! Meine Tochter schießt irgendwelche irgend welche Mittelklasse Evo Nature Uukhas. Die ziehen sich soft und gut und sehen natürlich mit Minimalbeschriftung und der Carbon-Flechtoptik cool aus. Aber in der Summe aller Eigenschaften waren die Hoyt F4 richtig gute Wurfarme, nur dass die Sch...ße aussehen.
Von den VX 1000 Curve hieß es oft: Top-Auszugsverhalten, aber Steifigkeit und Speed so lala. Ich sah also nie Grund zu wechseln.
Vor kurzem tat sich dann doch noch ein "Budget" auf und damit wieder die Frage um die Anschaffung neuer WA. Nun gab es aber die neuen 2018ner Modelle VX+ und XX. Testergebnisse sind noch spärlich gesät. Also wie nun VX+ oder XX? Uukha verspricht bei ersteren mit den X-Curve Auszugskomfort aber bessere Steifigkeit gegenüber den VX1000. Die XX ohne X Curve versprechen mehr Speed, im Auszugsverhalten sollen sie aber kerniger sein. Mit reicht die HPX-Zicke, also die VX+ bestellt.
Stop an dieser Stelle. Mit den bestellen bei Uukha ist das so eine Sache. Die meisten Internet-Anbieter warnen mit 6 Wochen Lieferzeit, sogar auch 8 Wochen. Ein Schützen-Kollege, wartete etwa 6 Wochen, ein anderer sogar fast 3 Monate, wobei da auch noch Ferien in Frankreich die Lieferzeit verlängerten.
Nun steht ja die EBHC an und ich rechnete mit einer Liefertermin zwischen Mitte und Ende Mai. Lohnt sich da noch dann mit neuen WA anzufangen?
Da gibt es ja noch einen "sehr großen Händler", der gegenüber allen anderen Anbietern mit "Uukha-Einheitspreis" locker ein Fuffi teurer ist. Mmmh, vielleicht haben die einen heißen Draht zu Uukha und das Liefern geht schneller (was den Preis begründen könnte), einen Hinweis auf lange Wartezeiten findet sich ja erst mal nicht. Also angefragt. Die Antwort sinngemäß: momentan Produktionsengpass. Kann 8 Wochen dauern.
Na dann kann ich auch wo anders bestellen. Und zwar regional. Ich mache mal Werbung: Bogensport Schliebener bei mir in Berlin kontaktiert, bestellt, und keine 14 Tage später kam die Nachricht, da wäre ein Paket aus Frankreich gekommen
. Ich: können aber nicht die WA sein, die dauern noch.
Es waren aber die VX+!
Na denn. Die Optik gegen über den Evo-Wurfarmen ist anders. Statt Carbon-Flecht-Optik schlicht matt-schwarz mit ganz leichter Schraffierung. Also die Formula-Adapter montiert und rauf auf das HPX. Zuerst musste die Sehne noch einmal deutlich eingedreht werden, denn die Standhöhe war 1 Zoll geringer als gewohnt und so drehte ich die Sehne auf meine 8,5 Zoll ein. Auch den Nockpunkt musste ich etwas nach unten versetzen.
Das erste Ausziehen fiel ernüchternd aus. Das oft zitierte Let-off-ähnliche Verhalten bei den X-Curve - ich habe es nicht gespürt. Ja sie ziehen sich soft. Anfangs wirkt es sehr stramm, besonders in der Vorspannung, dann im Zug zum Anker sehr gleichmäßig entspannt. Aber ich war im Vorfeld ja auch Hoyt Schaum/Carbon verwöhnt. Die VX+ sind weder lauter noch leiser als die F4 und ja, sie sind schnell. Gefühlt aber kein wesentlicher Unterschied zu den F4. Mmmh, war die Ausgabe begründet? Zu mindestens sieht der schwarze Bogen jetzt cool aus ... na toll. In jedem Fall sind die Uukhas filigraner und wirken eleganter als die breiten Hoyt-Ski.
Dann das erste mal auf den Platz im Härtetest. Und der begann mit einer Ohrfeige! Wir haben dort einen Spannbaum, wo Griffteil und unterer WA gegenteilig eingespannt werden, so dass man oben die Sehne entspannt einhaken kann.
Hier explodiere mein Bogen mit den Uukhas in dem Moment, wo ich die Sehne einhaken wollte! Das MT knallte mir gegen den Kopp und die WA in die Landschaft. Ich dachte das war´s mit den Uukhas! Zum Glück ist ringsum Rasen und alles landete weich. Und so ein Hut ist auch recht gut gegen fliegende Kiloschwere Metallmittelteile. Ohne Scheppdeckel hätte es eine Beule gegeben. Aber so gab es außer dem Schreckmoment nur erste Kampfnarben an den Formula-Adaptern und einen etwas pikierten Besitzer. Ich spanne seit Jahren auf dem Platz meinem Bogen am Spannbaum, die Uukhas seit dem nur noch vorsichtig mit der Spannschnur.
Der Grund dürften die kleinen Kugelraster der ILF/Formula-Aufnahme sein. Bei den Hoyt gehen die sehr straff und die WA rasten vernehmlich in die Aufnahme ein. Man kann den ungespannten Bogen am oberen WA greifen, ohne das der Bogen auseinander fällt. Die Kugelraster bei Uukha in Verbindung mit den Adaptern sind sehr leichtgängig und die WA rasten fast zärtlich ein. Man muss verdammt aufpassen, das die beim Bogenmontieren nicht genauso zärtlich wieder ausrasten...
Der Vergleich zeigt, auch die Hoyt Feder ist strammer als die Uukha Feder, aber ein Austausch bringt keinen Effekt. Es liegt an der Schraube, die bei Uukha die Feder zu wenig vorspannt. Hier werde ich noch eine Veränderung vornehmen müssen.
Das Erste was auf weite Entfernungen auffiel war, dass ich tiefer halten musste. Mein neuer Nullpunkt liegt 5 Meter weiter bei 55 Metern. Das könnte theoretisch auch am Nockpunkt liegen, den ich ja etwas tiefer setzen - zu mindestens ja verändern musste. Das Messen mit der Bogenwaage bei meinem Auszug ergab bei den 42 lbs Uukha VX+ fast die gleichen 52 lbs wie bei den Hoyt F4, also im Grunde identisches Gewicht. Der Rohschaft zeigt bei den Uukha und meinen 400er Lightspeeds bei 85 grain Spitzen und 30,5 Zoll Schaftlänge leicht zu weich an. Bei 30 Metern steckt der Nackte ca. 20 cm neben den bekleideten Kollegen. Das lasse ich aber erst mal so.
Das Setup kam mittlerweile recht erfolgreich bei 3 Turnieren zum Einsatz. Aber auch hier zog sich der Faden durch Fehlschüsse deutlich: meist haarscharf drüber, oder sie steckten im Tier zu hoch. Innerlich waren immer noch die Hoyt F4 eingestellt.
Wie Anfangs schon geschrieben, vom reinen Gefühl her hätte ich gesagt, von der Power her kaum Unterschied zu den gleichstarken F4.
Aber nach 3 Wochen benutzen wollte ich mal den direkten Vergleich am Chroni wagen.
Mein alter Tiburon schaffte mit den F4 WA um die 220 fps mit gleiche Pfeilen (aber hier 23 Zoll MT) und so war der erste Test mit den Uukha nicht überraschend: 225 fps im Mittel (uneingeschossen). Nach ein paar Passen auf 50 und 40 Metern kam ich warmgeschossen bei 227 bis 229 fps an. Die alten Hoyt montiert zeigten überraschend nur etwa 212 fps im Mittel an. Also haben die Uuhka tatsächlich deutlich mehr Speed und die Neigung höher zu treffen lag nicht an der Nockpunkt-Veränderung, sondern an der höheren Dynamik.
Interessant war auch nach 3 Wochen die alten F4 wieder zu ziehen. Erst hier merkte ich nun einen deutlicheren Unterschied wie am Anfang, den ich auf Seiten der F4 als etwas zäher, besonders zum Ankerpunkt hin bezeichnen würde. Bei den Uukha VX+ meint man, dass man nach anfänglicher Straffheit irgendwie zum Anker hin kaum eine Zuggewichtserhöhung spürt, bzw. fällt es gefühlt kaum auf. Es mag dieser Umstand sein, der bei Leuten, die vorher "was anderes" gewöhnt waren, dieses Let-off-ähnliche Feeling aufkommen lässt.
Wie gesagt, die fps Angaben dienen nur zum Vergleich der Wurfarme. Sie beziehen sich auf meine Tillereinstellung und Auszugslänge und meinen Pfeilen. Die Easton Lightspeed haben eigenkreierte 3,5 Zoll Naturfeder-Saubuckel die max. 1 cm Höhe besitzen und sind mir 85 grain Spitzen versehen. Alles zusammen bringt 353 grain auf die Waage, was wiederum knappe 6,8 gpp ausmacht. Bei 100 grain Spitzen bin ich bei 7,0 gpp. Das ist hört sich wenig an, aber bei einem solchen Bogen fast eher durchschnittlich. Als intuitiver mag ich auch eher noch den Pfeilflug sehen.
Fazit
Die Uukha VX+ ziehen sich super, sind schnell, elegant und sehen (für meine Begriffe) an meinem Bogen recht gut aus. Ob man dafür das Geld (bei mir ja noch die Adapter) ausgeben muss hat fast schon dekadente Züge. Ich denke, dass die Unterschiede bei den Upper-Class WA diverser Hersteller fast marginal sind und eher ins Detail gehen. Wichtig für mich war, dass die WA bei meinem Auszug von 31 Zoll sich immer noch komfortabel verhalten, und das tun sie definitiv. Zu diesen sich soft ziehenden Wurfarmen kommt dann noch eine bemerkenswerte Schnelligkeit dazu. Diese Mischung macht den Charakter der VX+ aus.