Hi,
für mich geht die Frage genau darum, dass ich eine Liste der Tiere und deren Breite habe, weil ich wissen möchte, ob man damit wirklich die Entfernung so gut schätzen/rechnen/ermitteln kann, dass es einen Vorteil bietet.
Ob das sinnvoll ist - weiß ich noch nicht
Ob das fair ist - tja...
Es ist keine Grauzone, sondern die Beachtung der Sportordnung. Ob dies im Sinne des Erfinders ist, sei völlig dahingestellt, aber das ist eine andere Diskussion. Ohne System, also ohne irgendwie geartete Ermittlung der Entfernung, kannst du in keiner Blankklasse ansatzweise die Punkte der Topleute schiessen, wenn du nicht einen enormen Trainings(mehr)aufwand betreibst. Die z.B. DFBV-Sportordnung regelt die Innenseite des Bogens, den Griff, das Bogenfenster und das Pfeilbett, dazu Markierungen auf Pfeilen. Geregelt sind Ferngläser und Entfernungsmesser. Mehr aber auch nicht. In anderen Verbänden geht das bis zur Farbe des Garns mit den Tabs verhäht sind. Theoretisch könntest du auch ein Geodreick in die Hand nehmen, aber ich denke, da würde dann doch relativ schnell der TL und Sportwart einschreiten. Eine Regel ist dazu da die Grenzen vorzugeben, du wirst bei jedem Sport Leute finden, die genau an die Grenze gehen - und das ist ok. Und die, die eben einen Hauch drüber gehen, für die gibt's Schiedrichter, Range-Captains, Beschwerden, etc...
Aber das ist ein Bereich, der 99% aller Schützen völlig egal ist
und das ist auch gut so
Ich hatte mal eine Diskussion mit unserem Profiklassenbetreuer und obersten Trainer/Schiri-Ausbilder und da ging es darum, dass wir im Blankbereich im Feldbogen rund 20% unter den Punkten der internationalen Topleute liegen. Stellt sich mir die Frage, warum ist das so? Was machen "die" anders? Warum machen "wir" das nicht? Und diese Frage führt zu weiteren Fragen...
Und dann schaust du zB, wieviel Punkte schiessen gute Langbogenleute im DFBV und du schaust was schiessen die TRB-Leute, du schaust wie sie trainieren, du schaust wer mit einem System schießt usw. Irgendwann stellst du fest, dass du mit einem System einfacher und konstanter Punkte gerade auf neuen Parcours schiesst. Und dann ist der konsequente Schritt, dass du die Systeme vergleichst und schaust, was dir liegt, was dir hilft und was dir ein paar Prozentpünktchen mehr bringt... - und warum machst du das? Beispiel aus der DM Feld und Jagd vor 2 Jahren, da waren der Erste und der Zweite bei den LB Herren nach 3 Tagen und etwas mehr als 250 Pfeilen genau 2 Punkte auseinander.
Aber dies ist wieder wie damals in der Schule mit dem Spickzettel - ein gut vorbereiteter Spickzettel ist für den guten Schüler hilfreich, für den 5er-Schüler könnte auch das ganze Buch auf dem Tisch liegen.
Systemschiessen nutzt dir nur, wenn deine Technik und dein Trainingsstand so hoch ist, dass dir diese "Fitzelchen" auch etwas bringen
Was gewinnst du durch ein System - oder durch eine feinere Schätzmethode?
Am Anfang siehst du ein Ziel und sagst "oh, weit"
Mit etwas "Erfahrung" sagst du "oh, bestimmt mehr als 40m"
Mit einem guten Auge sagst du vielleicht "zwischen 40 und 50m"
Mit einfachen Schätzsystemen kommst du vielleicht auf "hmmm, 40-45m"
Mit dem feineren Systemen und Winkelbeachtung und Rechnen kommst du ganz vielleicht auf "um die 43m"
Und was nützt dir das dann?
Mit einem guten POA-System weißt du dann, dass du Z.B. 40cm unter das Kill halten musst - und jetzt kommen wir zu der Frage von oben 1. Wo ist denn das Kill? -> Da ist das Bild hilfreich, wenn ich es mit dem (erlaubten) Fernglas nicht sehe und 2. Was sind 40cm auf 43m? -> und da ist die Info, wie hoch das Tier ist hilfreich.
Bleibt dann die Aufgabe auf 43m auf den Punkt zu schiessen und da hilft dir kein System, kein Rechnen, kein diskutieren. Da hilft nur üben
und üben und noch mehr üben...
Hat das etwas mit intuitivem/instinktivem Schiessen zu tun - definitiv nein, aber das kann ich auch nicht
Triffst du dann immer - leider auch nein - da ist dann immer noch die Streuung und der eigene Kopf im Weg
Aber mir fällt es zB leichter, meinen Kopf in den 10 Sekunden am Pflock mit dem ganzen Zeugs zu beschäftigen, als "einfach mal nicht zu denken" oder "den Kopf leer zu machen" oder "nicht grübeln, nur schiessen" ...
Ich beneide die Leute, die sich an den Pflock stellen und dann den Pfeil einfach fliegen und treffen sehen - und dann den Pfeil auf dem Bogen genau auf den Weg hinterherschicken - aber ich fürchte ich bin kein japanischer Großmeister oder ein Byron Ferguson - und werde es auch nicht werden.
Da muss also jeder seinen Weg finden, der für ihn passt und (noch wichtiger) der Spaß macht