Neulich hatte ich Gelegenheit dazu, das erste mal einen Compound zu schießen (irgendein PSE, ist ja auch egal, ca. 50#). Diese Erfahrung des allerersten Eindrucks aus Sicht eines Recurve-Schützen wollte ich mit euch teilen. Bestimmt hat das der eine oder andere von euch schon ähnlich erlebt. Oder eben noch nie, so wie ich bis dahin.
Für mein Empfinden war das eine ziemlich geile Schießmaschine, für die der Begriff "Bogen" nicht mehr wirklich passt. Ja, extrem cool so ein brutales Gerät, aber auch verstörend: Total abruptes "viereckiges" Auszuggefühl (besonders beim sehr plötzlichen Let-off, wo es mir anfangs fast die Schulter auskugelt), extrem bequemes Halten und Zielen, so ganz ohne das Momentum der Rückenspannung. Der Ablass ist nur ein leichtes Fingerzucken. Ein dezentes "Fffflick" und der Pfeil ist gefühlt zeitgleich schon im Ziel. Treffen praktisch garantiert.
Die Rückenspannung, die ja sonst essentiell ist für den letzten Teil des Schussablaufs (und die für mich das Schießen zum körperlich wohltuenden "Sport" macht), dient hier fast nur noch dem "Aufspannen" dieses Apparats. Lange vor dem eigentlichen Schuss, der ganz in Ruhe angepeilt und (irgend wann mal) "weggeklickt" wird. Der Höhepunkt des Schussablaufs ist vom Höhepunkt der Körperspannung völlig getrennt. Das hat mich irritiert.
Ach ja, und wenn man versehentlich zu früh mit dem Finger an das Release kommt, ist nicht nur der Pfeil weg, das ist dann auch saugefährlich(!) für die Umgebung. Ist mir glücklicherweise nicht passiert, erhöht aber die Anspannung eines Neulings. Vor ungewollten Fehlern habe ich hier deutlich mehr Angst, als bei einem Recurve, wo die Kontrolle kontinuierlich und stetig fühlbar verläuft. Ist halt nur so ein kleines Hebelchen, was da an der Hand baumelt, ohne jedes Feedback zum Körper. Und das Handgelenk als solches ist ja praktisch gefühllos.
Einen Schuss abzubrechen erfordert wegen der heftigen Kraftkurve auch ganz schön Anstrengung, wenn man aus dem lockeren Let-off wieder rauskommt und plötzlich die Pferde mit einem durchgehen wollen. Wie gesagt: Respekt vor dieser Wucht.
Für mich war das eine tolle Erfahrung. Ja, es macht echt Spass. Ich empfinde es aber als eine andere Sportart, so weit weg ist es vom Timing, Körper- und Schussgefühl eines Bogens. Fast schon wie eine um 90° gedrehte Armbrust.
Wenn sich die Gelegenheit bietet, werde ich gerne wieder einen schießen. Das Bedürfnis mir so ein Teil zuzulegen habe ich allerdings noch lange nicht. Was ich am Bogenschießen so liebe, ist das Verschmelzen von körperlicher Spannung und Bogenspannung, dass der Höhepunkt des Schussablaufs gleichzeitig der Höhepunkt der Körperspannung ist. Man kontrolliert praktisch alles mit seinem Körper, als wäre der Bogen eine Verlängerung dessen. Ohne diese Verbindung fehlt mir was.
Ok, und hässlich finde ich die Teile auch, aber das lasse ich mal außen vor.
Wie habt ihr das erste mal Compound erlebt?
Jagd- u. Blankbogen ILF, div. Mittelteile 17", 19", 21", 25" LH/RH gemischt, Kinetic Avantage, Uukha Irbis, Uukha Vx+ (35-48#)