Hab ja schon so ein paar Umsteiger begleitet... Bogen "mal probieren" ist so eine Sache, meist passt er halt nicht. Es gibt einige, das kann man den Auszug ohne Presse anpassen, damit gehts dann. Wenn jetzt einer vom Fita oder Blankbogen kommt, ists kein Problem, aber Holzbogenschützen kämpfen erst mal mit dem Gewicht eines Compounds, der mit vollem Stabi-Set auch mal 5kg haben kann. Daran muss man die Leute ranführen. Also erst mal Stabis ab. Und gleich ganz am Anfang die Aufmerksamkeit auf die Wasserwaage lenken. Grad Tadis kommen oft mit einem Stil des schräng gehaltenen Bogens daher. Beim Compound nicht. Nie! Also Wasserwaage angucken, schon klappts.
Und dann - ganz wichtig - viele Compounder schiessen Cams mit hohem Letoff. 85% ist keine Seltenheit. Das klappt nicht mir nem Langbogen- oder Recurveschützen. Denen fehlt das Gefühl des "gespannten Bogens" und vor allem rauschen die dermassen ins Valley (das ist da, wo der Bogen leicht zu halten ist) und dann gegen die Wand (das ist da, wo man nicht mehr weiter ziehen kann), dass der Pfeil vom Blech fällt. Umsteiger brauchen Cams mit 60% Letoff. Da hast dann bei einem 60# Compound immer noch gut was auf den Fingern, was für Umsteiger hilfreich ist. Auch ATA >37" hilft. ATA ist "Achsle to Achsle", also sozusagen die Länge des Bogens.
Rückenspannung: Die ergibt sich beim Compound unter Anleitung automatisch, denn der Bogen wir mit dem sog. "Rotational Draw" gezogen. Diese Methode verwenden einige Recurve-/Lang-Bogenschützen, um bewusst in die Rückenspannung zu kommen. Der Compoundler verwendet sie primär deshalb, um sich beim Riss des D-Loops (Da wo man das Release, genauer: das release-aid einklinkt) oder unbeabsichten Lösen des Releases mit ebendiesem nicht die Zähne auszuschlagen. Niemand soll glauben, dass er die Hand vor dem Einschlag auf der Kauleiste abfangen kann, wenn sie mit 60# an der Sehne zieht und dann schlagartig nicht mehr. Also neben dem Kopf spannen, dann seitlich in Rotation ran an den Ankerpunkt. DAs lässt man den Schützen mit geschlossenen Augen machen, dann sieht man auch, ob die Auszugslänge und das Peep passt. Wenn nicht, stellt man den Bogen ein und nicht den Schützen.
Und gelöst wird eh über die Rückenspannung, auch Trigger-Releases. Nur die Handgelenks-Dinger nicht. Aber die nimmt man auch nicht mehr. Trigger schraubt man für Anfänger gerne auch mal etwas bockig, also so, dass man schon richtig drücken muss, und nicht nur ein wenig Kraft auf den Trigger geben.
Ein Release gehört dennoch ans Handgelenk montiert, aber nur mit einer Kordel. Diese dient bei Anfängern dazu, dass sie bei intuitivem Öffnen der Finger, jahrelang antrainiert am Recurve, nicht das Release durch den Bogen ballern. Das ist teuer und auch gefährlich.
Hat man jemanden daneben stehen, der darauf achtet und hat man den passenden Bogen, so macht Compound unglaublich Spass. So sehr, dass man sich auf mal auf Feldbogenturniere traut. Natürlich muss man etwas "offen" sein gegenüber einem technischen Bogen. Für Leute, für die ein pefekter Bogen eine schlanke D-FOrm haben muss und eine gespleiste Sehe, da wirds nix.