Archers Campfire

Behörden, Eigentümer, Pächter


Offline nordstern

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Ich würde mich freuen, wenn wir uns hier über Erfahrungen mit eben den im Titel benannten Kreisen austauschen könnten.

Hier hatte ich letztes Jahr auf Wald.Sport.Bewegt hingewiesen.
https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=2022.msg35679#msg35679

Leider war die Resonanz nicht so groß. Daher mal ein weiterer Link zu Pressemitteilungen zu dem Turnier und weiteren Aktionen des Vereins.
Speziell den zweiten und dritten Artikel finde ich sehr gut.
http://www.jahn-westen.de/categories/213/news

Dieses Beispiel zeigt eine gelungene Kooperation/Kommunikation.
Leider habe ich auch ein Gegenbeispiel mit einem jungen Verein in der Nähe, der ein kleines Wäldchen gepachtet hatte. Dort wurde dem Verein nach zwei Jahren ohne Vorfälle der Betrieb vom Landkreis ohne stichhaltige Gründe untersagt. Da war halt eine Lobby zu groß.

Ein Leben ohne Bentis ist möglich, aber sinnlos.

Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.


Offline Cayuga

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Na dann hier schon mal der erste, leider bis jetzt enttäuschende, Erfahrungsbericht.

Hintergrund:
Ich wollte bzw. will noch immer einen kleinen 14er Bogenparcours in unserem Gemeindewald bauen, den ich für meine beiden Jungs und mich zum Trainieren nutzen kann. Unser Ortsbürgermeister ist dran, ein Naherholungs- und Tourismuskonzept für unsere Gemeinde zu entwickeln. Dies habe ich zum Anlass genommen, mit ihm Gespräche aufzunehmen, mit dem Ziel, dass die Gemeinde mir eine aus Ihrer Sicht (in Absprache mit dem Förster und ggf. dem Jagdpächter) geeignete Waldfläche zur Nutzung überlässt. Ich hätte den Parcours gebaut, die Ziele auf meine Kosten angeschafft und im Gegenzug den Parcours auch anderen interessierten Bürgern zur Verfügung gestellt, also sozusagen für Family und Friends. Da es in unserer 2.500 Seelengemeinde noch weitere Bogenschützen gibt, wäre es auch kein leeres Angebot gewesen.

Mein Vorgehen:
Ich habe nur Gespräche mit dem Grundstückseigentümer bzw. dem Ortsbürgermeister als Vertreter der Gemeinde, der der Wald gehört, geführt.
Parallel aber ohne Gespräche zu führen, habe ich mir Adressen und Telefonnummern vom Förster (das war einfach, der wohnt bei uns im Ort) und dem Jagdpächter (das war weitaus schwieriger) bzw. dessen Verwalter recherchiert, um auch diese zum gegebenen Zeitpunkt ins Boot zu holen.

Meine Verhandlungsstrategie bzw. meine Argumente:
- Ich unterstütze auf meine Kosten das Naherholungs- und Tourismuskonzept der Gemeinde
- Ich schaffe ein Angebot für die Bürger unseres Ortes mit der Möglichkeit, den Parcours zu einem späteren Zeitpunkt auszubauen und als öffentlichen Parcours zu betreiben (weiteres Ziel der Gemeinde: Tourismuskonzept)
- Ich nehme Rücksicht auf die Natur und die Interessen der Gemeinde und des Jagdpächters
- Wir tun etwas zur Unterstützung der Initiative „Wald - Sport - Bewegt“ des DOSB und des Deutschen Forstwirtschaftsrats (DFWR)
- Mit entsprechenden Trainingsmöglichkeiten könnte mein Sohn (15 Jahre alt und sehr guter Primitivbogenschütze), also ein Bürger unserer Gemeinde, auch nationale und internationale Meisterschaften gewinnen

Was ist Geschehen bzw. der Erfahrungsbericht:
- Zunächst stieß ich auf offenen Ohren beim Bürgermeister und auf interessiertes Nachfragen (Was ist das, welches Equipment wird benutzt, auf welche Ziele wird geschossen, welche Spitzen sind auf den Pfeilen, usw.)
- Der Bürgermeister signalisierte zunächst Interesse und ich machte mir damit Hoffnungen, dass mein „Projekt“ gelingen könnte
- Mit der Zeit wurde er aber immer zurückhaltender bzw. hat mich zeitlich hingehalten.
- Irgendwann habe ich herausbekommen, dass er mir zwar immer signalisiert hat, dass er mein Projekt begrüßt, aber er hat nie mit dem Gemeinderat darüber gesprochen.
- Angeblich hat er mal mit der Forstverwaltung gesprochen, aber nicht mit unserem Revierleiter (fand ich etwas komisch).
- Irgendwann sagte er mir, dass er eine Fläche bräuchte, die Freizeitmäßig nutzbar ist.
- Dann sagte er mir, als einzige Fläche käme ein Waldstück in Frage, auf dem der Heimatverein unseres Ortes und der Reitverein jeweils eine Hütte haben und dessen Fläche aktuell gar nicht eingegrenzt ist, so dass die Fläche auch ausgeweitet werden könnte.
- Nun kam mein erstes Juhu und sogleich auch der Tiefschlag
- Kurz danach erzählt er mir, dass die Fläche doch nicht ginge, da ich dort die Jagd stören würde.
- Meine Einwände waren, dass mir zwar bewusst ist, dass ich die Jagd störe (besser gesagt beeinträchtige), aber weniger als dies Wanderer, Mountainbiker und Reiter tun, die häufiger und in größerer Anzahl dort im Wald unterwegs sind
- Daraufhin packte er weitere Argumente gegen mein Projekt aus (wieso war er plötzlich dagegen, ohne dies aber offen zu sagen). Nun hätte die Gemeinde ja noch kein Tourismuskonzept und so begrüßenswert Initiativen von Privatpersonen sind, könnte er mir kein Sondernutzungsrecht einräumen.
- Zur DOSB und DFWR Initiative antwortete er mir, ja wenn ich ein Verein wäre, dann wäre das ja alles möglich, aber so als Einzelperson nicht.

Wo sehe ich meine Fehler:
- Ich hatte zwar einen guten Antritt, aber beruflich wie familiär bedingt nie wirklich Zeit, mich dem Projekt wesentlich intensiver zu widmen und die Gesprächskanäle mehr zu befeuern
- Ich hatte mich zu lange darauf verlassen, dass der Bürgermeister meine Idee gut findet und darin einen Beitrag zu seinem Naherholungs- und Tourismuskonzept sieht
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Offline nordstern

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Hallo Cayuga,

danke für Deine ausführliche Schilderung.  :thankyou:
Ich hatte mir schon so etwas gedacht, dass bei Aktionen von Einzelnen die Bereitschaft zur Kooperation eher nicht da ist.

Hat vielleicht noch jemand etwas zu berichten, wo ein Verein dabei war ?

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Offline PanTau

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Bei uns (Nordbayern) war es so, dass wir im örtlichen traditionsreichen Fußballverein eine Bogensparte (BSSB/DSB) sind, was per se am kleinen Ort schonmal kein Nachteil ist. Dann haben wir noch einen Feldbogen Europa- und jetzt auch Weltmeister im Verein, der natürlich zieht, der allerdings zum Trainieren im Gelände immer zum Verein in Wirsberg muss(te). Unser Ziel war und ist ein reiner Vereinsparcours, 14 Stationen, das Anliegen haben wir bei einem "Gemeinderatsschießen", bei dem sich unsere Sparte den kommunalen Entscheidungsträgern vorgestellt hat, mal unverbindlich zur Sprache gebracht.

Die Gemeinde war sehr dafür, uns ein Waldstück zur Verfügung zu stellen und hat auch etwa 400ha auf Stadtgebiet. Der Jagdpächter wollte aber nicht, deshalb hat der Gemeinderat ("ohne Konsens geht es nicht" - das sehe ich auch so) die Entscheidung aufgeschoben, der leitende Beamte der Stadt hat dann den Kontakt zum Staatsforst hergestellt, wo ich dann in einem sehr erfreulichen Termin vier (!) Flächen auf der Karte angeboten bekommen habe, mit der Maßgabe doch dort mal zu kucken, ob es ginge. In einer waren zu viele Wanderwege, da wären die Sicherheitsregeln nicht umzusetzen gewesen, eine war insgesamt zu steil, blieben zwei. Beide beim gleichen Jagdpächter, der früher selber mal Bogen geschossen hatte - ein super freundlicher Mensch. Die eine Fläche wäre ihm lieber als die andere, hat er gesagt.

Dann haben wir festgestellt, dass die ausgesuchte Fläche zwar noch im Forstrevier unserer Gemeinde liegt, aber nicht auf Gemeindegebiet (gemeindefrei). Das war blöd, denn mit der Gemeinde war alles vorbesprochen, jetzt mussten wir zum Landkreis. Wir haben das Gelände mit Rangefinder, Klinometer und Bayernviewer ausgemessen, Abschusspflöcke, Ziele und Sicherheitsbereiche eingezeichnet, den Laufweg bestimmt, mit dem Förster dann wieder eine Ecke abgeschnitten (wegen eines Naturschutzthemas).

Dann der Kontakt zum Landkreis. Zuerst kam vom Chef des Ordnungsamts nur die Rückfrage: "Wie wollen Sie eine Gefährdung Dritter ausschließen?" - klang jetzt nicht so entgegenkommend (da hatten wir uns aber getäuscht). Dann haben wir die Antwort als schriftliches Konzept mithilfe der Regeln von DSB (BSSB in unserem Falle) und dessen Versicherung als Basis herausgearbeitet (Scheibe für Scheibe...), die Abnahme durch einen Schießstättensachverständigen in Aussicht gestellt, vom Bauamt prüfen lassen, ob wir "Bauwerke" errichten, wenn wir Stahlstangen in den Boden schlagen (= "Verankerung mit Baumaterial im Boden" - das könnte ein Bauwerk sein - die Scheiben bleiben aber mobil, passt also alles......), für die untere Naturschutzbehörde zusammen mit dem Revierförster einen Schrieb aufgesetzt (unbedenklich, kein Wasserschutzgebiet, kein Naturschutzgebiet, in die Natur eingebrachte Materialien (PU-Schaum in fester Form - Austausch bevor es "flockig" wird, Gummi-Stallmatten als Pfeilfang, Stahl, Holz)). Alles übrigens mit wohlwollender Unterstützung und Fürsprache durch den Chef des Ordnungsamtes, der die beiden anderen Behörden ja im Haus hatte. Dann die Feststellung:
- Bauamt und
- Naturschutz sagen OK,
- Ordnungsamt sagt: Keine Genehmigung nötig, aber Untersagung möglich, bei Gefährdung Dritter. Information der örtlichen Polizei über unseren Trainingsbetrieb
- Abnahme durch den Schießstättensachverständigen in 3h, recht penibel nachgemessen, auf Pflicht zur Aufsicht und Aushang der DSB-Regeln hingewiesen - OK erteilt.
- Vertrag mit dem Forst (offiziell betreiben wir eine "Freizeitanlage") gegen Nutzungsentgelt auf zehn Jahre, jährliche Kündigung möglich
- Abmachung mit dem Jagdpächter (nur bis zur Dämmerung, vor 18.00 Uhr weg sein, außer zu festgelegten Trainingstagen im Sommer)
- Abmachung mit dem Nebenerwerbslokal nebenan: Parkplätze nutzbar außer sonntags, da ist Gaststättenbetrieb.
- Touristinfo informiert (die empfehlen die Wanderwege, bekommen Feedback von Wanderern/Kurgästen, die stellen mitunter auch den Kontakt zu uns her, wenn jemand nach einem Parcours fragt und biegen vielleicht eine kritische Frage ab - "Ja, das was die da machen, ist erlaubt...")
- Einweisung von Aufsichten mit Info gegen Unterschrift
- Beginn des Trainingsbetriebs und ab und zu Gäste (Roscho und Guido waren schon mal da  ;D)

Zeitrahmen von September 2017 (Gemeinderatsschießen, Vorstellung der Sparte) bis April 2018, dann stand alles.

Die Regeln sind recht eng, FluFlu-Ziele im Baum oder bewegte Ziele sind in den Sicherheitsregeln nicht vorgesehen. Durch die Abnahme sind die Stationen auch "gesetzt", da sind maximal der Ausbau von Gruppen, kleine Winkeländerungen oder Distanzverlängerungen drin (unterhalb des Messfehlers auf der Karte bzw. im Rahmen der Sicherheitsvorschriften zu Gefahrenbereichen 0-25m, 26-45m, 45-...). Gäste müssten tagesversichert sein (Abreißblock), Aufsichten dürfen auch alleine schießen.

FAZIT: Es braucht viel guten Willen von allen Seiten. Und es braucht nur einen Deppen, der alles zerstören kann - indem die Mitwaldbenutzer verschreckt oder verärgert werden, sich bedroht (oder auch nur "nicht gefragt, aber wichtig" fühlen), indem "kein Verständnis" zum Ausdruck gebracht wird von außenstehender Seite etc... Deshalb: Immer auf Konsens ausrichten, Leute einbinden, fragen und im Idealfall begeistern  ;) Wir hoffen jedenfalls, dass es bei uns immer gut geht und glauben, dass wir von unserer Seite alles dafür tun...
« Letzte Änderung: Januar 03, 2019, 04:42:46 Nachmittag von PanTau »


Offline nordstern

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Danke PanTau,

schöner Bericht.

Vor ein paar Jahren wurde ein trad. Bogenverein in der Nähe (ca. 40km) gegründet. Ein paar Bekannte sind dort Mitglied.
Ein eigener Parcours sollte her. Ein kleines Wäldchen, was einem anderen Mitglied gehört, wurde von diesem zur Verfügung gestellt.
Aufgrund einer anonymen Anzeige hat der Landkreis dann den Betrieb wegen ungenehmigter Bebauung untersagt. Die Bebauung war ein Unterstand ohne Wände.
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Offline rso

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  • Heimat. Freiheit. Bogenschießen.
..

Vor ein paar Jahren wurde ein trad. Bogenverein in der Nähe (ca. 40km) gegründet. Ein paar Bekannte sind dort Mitglied.
Ein eigener Parcours sollte her. Ein kleines Wäldchen, was einem anderen Mitglied gehört, wurde von diesem zur Verfügung gestellt.
Aufgrund einer anonymen Anzeige hat der Landkreis dann den Betrieb wegen ungenehmigter Bebauung untersagt. Die Bebauung war ein Unterstand ohne Wände.

Du meinst den Verein, in dem ich auch bin. Aber  die Story ist/war wohl etwas weit umfänglicher und komplizierter.

Und dann kommt letztlich noch dazu, dass Niedersachsen  halt nicht Oberfranken ist... was ich als geb. Oberfranke gut beurteilen kann  ;)

Aber von PanTau eine super Darstellung!
cu

Rainer


Offline nordstern

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@rso
Wenn es derselbe Verein ist, hast Du vermutlich recht. Ich habe nur die "offizielle" Version, die 2017 in einer Bremer Tageszeitung mit eurem 1. Vorsitzenden als Bericht erschienen ist, hier wiedergegeben. Interna, auch noch von einem fremden Verein, würde ich niemals weitertratschen.  ;)

Aber mach mir Niedersachsen nicht so schlecht, ich denke, es liegt eher am Landkreis. Der zuständige Landkreis und der, in dem ich wohne, sind aus Sicht vieler stark "überarbeitungswürdig".

Vielleicht hat ja noch jemand Zeit und Lust, einen Bericht zu schreiben oder über Erfahrungen , speziell auch mit Umweltbehörden, hier zu posten.

LG
nordstern

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