Spannende Frage, interessante Meinungen
Ich finde die Frage extrem wichtig und die Antworten, die ich hier lese spiegeln genau meine Erwartungen wieder, da ich vieles davon in jedem Training und auf jedem Turnier höre. Ich gebe zu, ich bin ein exotisches Wesen
Ich schiesse Halle, Feld und gelegentlich 3D mit dem Langbogen im DFBV/IFAA, ich schiesse Halle, im Freien und Feld beim DSB/WA. Ich kann viele der hier geäusserten Meiningen sehr gut nachvollziehen, auch wenn sie die Frage nach der Anzahl der Turniere nur indirekt beantworten. Es ist dann eher die Antwort auf die Frage, warum man 3D oder Feld schießt.
Die Antwort auf die Frage nach der Anzahl der Feldbogenturniere ist ganz einfach - es besteht nur wenig Nachfrage, besonders im traditionellen/visierlosen Bereich. Warum soll ein Veranstalter ein Feld-Turnier stellen, wenn dann nur 30 Schützen kommen, wenn bei einem 3D-Turnier 150 kommen und dazu noch die Warteliste voll ist - es ist einfach die Frage nach Aufwand und Erlös. Die wenigen Feld-Turniere sind in der Regel auf festen Feldparcours bei den wenigen Vereinen, die so einen Parcours dauerhaft haben. Extrembeispiel fand ich im letzten Jahr in der FBL ein Turnier mit 13 Teilnehmern (insgesamt!)
Beim Aufwand haben wir den nächsten Punkt:
Ein 3D Turnier kann man "mal eben" irgendwo in die Landschaft nageln - Beispiel sein unser Turnier der Bruchsaler Blankbogenschützen - freier Wald, 2 Wochen spazierengehen und planen, dann 2 Tage intensiv bauen und das Turnier steht - auf der vorher freien leeren Wiese. Um ein Tierziel zu bauen und auszuflocken braucht man mit 2 Leuten ca. 30min pro Tier. Materiel: Tier, Hammer, 2 Stangen und 3 Pflöcke), die Tiere stehen sonst auf dem Parcours oder in einer Scheune.
Ein Feldturnier hat je nach Regelwerk exakt vorgegebene Anzahl von Schüssen mit bekannten/unbekannten Entfernungen, Auflagen, zT Winkel, max. Höhenmeter, ...Die Scheiben sind schwer und teuer, dazu brauchen sie idR einen stabilen Ständer und sollen im Geände gerade und fest stehen. Ich kenne keinen Verein, der sich das ganze Zeug auf Halde legt um es einmal im Jahr rauszuzerren und in die Gegend zu pflastern.
2Hasen - 90€ und ein tolles Ziel
Feldscheibe als Lamellenscheibe mit wetterfestem Ständer -> 300€ (ist ein teurer Backstopp, böse gesprochen - und das dann 28x?...)
Jetzt kommt die nächste Frage: Warum schiessen so wenige Leute Feldbogen?
Erstmal sollte ich die Frage relativieren: Warum schießen so wenig traditionelle Schützen "Feld"? Nun ja - die meisten Antworten sind hier genannt:
Es ist nur ne Scheibe, es sind mehr Pfeile, ist ist wesentlich mehr konstante Leistung gefragt, man kriegt seine eigenen Fehler jedesmal direkt brühwarm vor die Nase gehauen, man kann nicht diskutieren, ... kurz: Es ist nicht als Ergänzung zum Sonntagsspaziergang mit der Familie geeignet.
Aus der eigenen Erfahrung: Meine 3 Kinder nehme ich mit zu Hallenturnieren (2h Schießen, kurze Entfernung und fertig) und ich nehme sie mit auf Parcoure/3D-Turnieren, aber zu den Feldturnieren nehme ich nur einen mit, der Rest hat dazu nicht die nötige Motivation (hartes Urteil
)
Ich denke aus dem Grund wurde irgendwann mal die Flint-Runde erfunden
Die Verbandsdiskussion würde ich glatt mal weglassen wollen, alle kochen nur mit Wasser.
Die Selbstbeschißdiskussion würde ich auch weglassen.
Aber die Punkte hier könnte man aufgreifen und es würde die Lage verbessern:
Feldscheiben sind die Backstopps der Tiere - durch geschicktes Auspflocken kann man das sicher auf einem festen Parcours gut hinbekommen, ohne dass dadurch die 3D-Entfernungen ablesbar sind.
Die sehr weiten Entfernungen auf Minischeiben beim DFBV sind schon krass - mit dem Langbogen hatte es schon was von Cloudschiessen, wenn die 80yd-Scheibe kommt (ich mag diese Scheibe, ich habe diese Auflage bisher auf keiner einzigen Meisterschaft getroffen, trotzdem kann man deutscher Meister werden und bei einer EM vorne mitschiessen und ich freue mich jedesmal, wenn dieses Teil kommt - und eines Tages werde ich sie treffen)
Was tun: Hier könnte man als Parcoursbauer einfach mal die Flint-Entfernungen einflechten - da bin ich mit max. 27m dabei - die weiten Sachen lasse ich weg. DSB blank geht bis 50m, da kann man ggf auch noch was einflechten - deckt sich ja ziemlich mit 3D beim DFBV bis 54m
Damit könnte ich einen guten Teil der Feldanforderungen mit einem bestehenden Parcours abdecken, hätte bessere Trainingsmöglichkeiten - egal für welchen Verband.
Als positiven Nebeneffekt löscht man noch ein Argument der Kritiker gerade bei der Jugendarbeit - man schießt nicht auf Tiere (neues Faß, anderes Thema, aber irgendwie gehört doch alles zusammen)
Aber dann gibts natürlich noch ein K.O.-Kriterium (gabs bei uns im Verein lange Zeit auch) Diese eckigen Dinge und die Scheiben sehen sch...e aus, das gibt's im Wald so nicht - und damit war die Diskussion durch
Lange Rede kurzer Sinn:
Wenig Interesse bei den Schützen sorgt für wenig Parcoure und Turniere.
Wenig Parcoure und Turniere sorgen für wenig Test- und Trainingsmöglichkeiten.
Wenig Test- und Trainingsmöglichkeiten sorgen für wenig Interesse.
Überleg dir - wo du anfangen willst zu schrauben
Wenn du mal 14 Scheiben (auch als Backstopp) spaßeshalber aufbauen willst bist du schnell mit 4000€ dabei, dazu die Arbeitszeit - was sagt dein Vorstand dazu?