Ich wage mal ein kritischen Gedankengang. Könnte dieses Belohnungsziel cooler Treffer/Treffereffekt auch ein zweischneidiges Schwert sein? Was ist, wenn die erwartete "Belohnung" Treffer aus was weis ich für Gründen ausbleibt, sich nicht einstellen will, es irgendwie nicht läuft?
Kein Treffer = keine Belohnung = schlecht geschossen? Das heißt, schlecht geschossen - weil nicht getroffen? Ist da nicht zu viel Fokus auf dem Ergebnis (einhergehend mit der Erwartung eines positiven Ergebnisses)?
Ob das einen effektiven Lernprozess tangiert, weiß ich nicht. Aber ist es nicht gerade das Besondere beim Schießen, das man ein Ergebnis gleich auf die Stulle geschmiert bekommt? Und dieses Ergebnis wird natürlich bewertet - wahrscheinlich viel zu wenig objektiv.
Gerade Anfänger definieren ihren Erfolg über Treffer, weil sie noch zu wenig die Qualität ihrer eigenen Bewegungsabläufe beurteilen können. Selbst wenn die Technik mies war, suggeriert der gute Treffer möglicherweise "alles im grünen Bereich!".
Am Anfang macht man häufig schnell Fortschritte und zeigt bald gute Ergebnisse. Aber ein Effekt stimmt wirklich, vielleicht könnt ihr den bestätigen: neue Leute kommen, sind bald schnell erfolgreich, oft ganz oben, krabbeln dann plötzlich ein paar Saisons im Mittelfeld rum, wechseln oft Bögen oder gar zum Compound weil sie irgendwie wieder an frühere "Höhen" aufschließen wollen und manchmal verschwinden sie auch ganz.
Irgend einen Grund muss es ja haben, ja - diese können vielfältig sein (Zeit, Job, Familie, anderes Hobby, Gesundheit), aber vielleicht steckt bei einigen tatsächlich ein Faden dahinter...der mit Stagnation oder "Leistungseinbruch" zu tun hat, bzw. dass man vermeintlich keinen vernünftigen Weg daraus gefunden hat. Dabei geht es nicht nur um Turnierschützen, denn den Anspruch gut treffen zu wollen besitzen auch Nicht-Turnierschützen.
Ich fürchte, das hier das Treffen zu stark im Fokus stand, einhergehend mit der Befriedigung und dem Belohnungssystem. "Ich treffe irgendwie nicht mehr" hört man häufiger als "ojeh, meine Technik hat ganz schon nachgelassen". Neee, die Technik passt schon, schließlich schießt man schon Jahre.
Und noch was: wird gerade dieses Treffer/Belohnungssystem nicht als eine mögliche Ursache für das Entstehen von Targetpanik angesehen?
Ein cooler Treffer oder Treffereffekt kann zum effektiven Lernprozess beitragen, wenn dieser Treffer als Belohnung für einen konzentrierten Schussaufbau und Bewegungsablauf angesehen wird. Ein gutes Gefühl beim Schussaufbau wird durch einen guten Treffer belohnt. Erst wenn alle Parameter intern abgehakt wurden, würde ich das als effektiven Lernprozess bezeichnen. Selbst wenn hier der Pfeil fehl geht, ist die mögliche Baustelle nur das richtige Einschätzen der Entfernung und Situation und nicht ein Sammelsurium diverser möglicher Fehler.