[Hier hatte ich zwei Absätze zum Bogenführerschein geschrieben, die lasse ich mal weg. Quintessenz: Neben praktischen Problemen der Umsetzung halte ich es für geboten, die Regulierungs-, Verbots- und Datensammelwut des Staates politisch zu bekämpfen und nicht in vorauseilendem Gehorsam den Kopf einzuziehen].
Fakt ist, dass die Notwendigkeit, auf den "guten Ruf" unseres Sports zu achten, mit dem Maße steigt, in dem Bogenschießen mit anderen Freizeitaktivitäten interagiert bzw. kollidiert. Das war kaum ein Thema in Zeiten, in denen nur auf Scheiben geschossen wurde, aber mit dem 3D-Schießen und dem Roven hat sich das natürlich potenziert.
Ich sehe es so, dass wir leider relativ wenig dagegen tun können. Wir können noch so viele Tage der offenen Tür etc. ausrichten - letztlich erreichen wir nur einen Bruchteil derer, deren Informiertheit uns am Herzen liegen müsste, und die Voreingenommenen und Berufsbedenkenträger erreichen wir gar nicht.
Ich versuche, meinen Teil beizutragen, indem ich in unserem Trainingsgelände, dessen Zuwegungen allgemein zugängliche Wald- und Feldwege sind, allen Passanten extrem freundlich und zugewandt zu begegnen versuche, denn wenn ich mit dem Bogen den Waldweg runterkomme und "Gegenverkehr" habe, sehe ich schon auf 100 Meter, wie manche Leute große Augen bekommen. Ich grüße dann freundlich und erkläre gern auch alles an meiner Ausrüstung - wenn ich darauf angesprochen werde, erläutere ich auch, warum die Pfeile, die ich mitführe, zum Jagen (Wildern) weitgehend ungeeignet sind. Es klingt bescheuert, aber vielen Spaziergängern, denen ich im Wald entgegenkomme, scheint es NICHT klar zu sein, dass ich den Bogen nicht zum Jagen mitführe. In Gegenwart von Nicht-Bogenschützen ist aus meiner Sicht absolute Rücksichtnahme angesagt - und ich erlebe beim 3D-Turnier unseres Vereins jedes Jahr Schützen, die sich wie die Sau im Walde aufführen und damit die Akzeptanz unseres Sports bei Außenstehenden nachhaltig untergraben.
Die gleiche Herangehensweise habe ich übrigens auch beim Reiten, da gibt es nämlich dieselben Probleme fast spiegelbildlich. Spaziergänger, die sich von Reitern gestört fühlen, sind ein erhebliches Problem für viele Reitställe - der "Klassiker" sind die, die ihre Hunde frei laufen lassen und patzig werden, wenn wir uns verbitten, dass der Hund unsere Pferde angeht. Ich versuche, da wirklich überfreundlich zu sein, bis es gar nicht mehr geht. Leider gibt es Zeitgenossen, die dann Geschichten über ihre Begegnung mit uns ausschmücken oder gleich ganz erfinden und überall herumerzählen.
Da schließt sich der Kreis zum Bogenschießen: Da habe ich nämlich auch schon Typen kennengelernt, die mit frei erfundenen Geschichten über uns 3D-Schützen hausieren gehen - das fängt bei angeblichen Schüssen quer über frequentierte Wege an und hört bei 800 Meter(!) weit fliegenden 45°-Schüssen noch nicht auf.
Teilweise sind das dieselben Typen, die uns am liebsten auch das Reiten in der freien Natur verbieten würden.
Kurz und gut: Ich sehe wenig durchschlagende Möglichkeiten, unser Image nachhaltig zu verbessern. Was sicher gut ist und ja auch schon wahrgenommen wurde, ist Medienpräsenz beispielsweise anlässlich von Turnieren, und wenn es nur der Alleinredakteur des lokalen Anzeigenblatts ist. Auch das Hineingehen in die Bildungseinrichtungen könnte ein positiver Multiplikator sein, das macht beispielsweise der Reitstall, in dem mein Pferd steht. Ansonsten gibt es natürlich immer ein paar Dinge, mit denen man garantiert negativ auffällt: Das leidige Flecktarn im Parcours, martialische Messer am Gürtel (ja, mir ist klar, dass ein Messer zum Pfeilepopeln Sinn ergibt, aber es muss ja keine Machete sein) und - auch immer wieder gern genommen - Rauchen bzw. Alkoholgenuss in Sichtweite von Außenstehenden. Ich finde es auch grenzwertig, von einem Weg aus zu schießen, wenn hinter mir Fußgänger vorbeigehen oder gar jemand vorbeireitet. Man kann die Tatsache, dass wir Sportschießen im Geiste sportlicher Fairness und Rücksichtnahme betreiben, offensiv herausstellen, man kann aber auch das Gegenteil tun, sich wie Rambo aufführen und dann beim unwissenden Passanten das Kopfkino ablaufen lassen. Der Ast auf dem wir sitzen, ist dünn, es muss nicht sein, dass wir selbst daran sägen.