Interessanter Fred und faszinierende Beiträge. Warum immer diese neudeutsche, unbedingte Vermeidungshaltung? Wieso kann man nicht offen dazu stehen, dass die Wurzeln des 3D Sports die Jagdsimulation von Bogenjägern waren? Die Pflege von Traditionen scheint in Deutschland ein ganz heißen Eisen zu sein (frei nach Loriot). Wieso kann ich nicht sagen, hey, ich betreibe einen Sport, dessen Besonderheit es ist, bestimmte Eigenschaften aus diesen Wurzeln zu ziehen.
In meinen Büro wussten Sie schon seit Jahren, dass ich "irgendwie" Bogen schieße. Keiner konnte sich genaueres vorstellen, da Bogenschießen tatsächlich kaum die Öffentlichkeit tangiert.
Erst war es nur eine fixe Idee, doch dann stellte ich meinen Sport im Rahmen einer Fachtagung als reine Auflockerung zu den trockenen Fachthemen vor einem Jahr vor. Den Tag zuvor als kurzer PowerPoint (in dem ich viele Bogendisziplinen vorstellte) und am zweiten Tag auch praktisch in mehreren Gruppen im Park des Hotels mit Pfeilfangnetz und 2 3D Tieren. Ich habe nichts beschönigt oder umschrieben. Ich habe die Trefferzone als Kill bezeichnet und dass sie selbstverständlich auch anatomisch dort am Tier sitzt. Dabei kam auch die Frage auf, warum den das Schwein ausgerechnet auf den Hintern ein Kill hat, da säße doch nicht das Herz. Zum einen erläuterte ich, das man die Tierscheiben so besser nutzen und sehr variabel stellen und damit den Schwierigkeitsgrad verändern könne, zum anderen man das Herz auch spitz von hinten treffen kann, dies nicht häufig und gerne, und nur in Danz bestimmten Situationen auch jagdlich angebracht wird.
Ich habe immer betont, dass der Sport keine Jagdsimulation ist, sondern eine Variante des Bogensports abseits von Scheibenauflagen und Platz mit einigen aus den jagdlichen Wurzeln übernommenen Komponenten, die von den Sportlern sehr ernst genommen wird, bis hin zu Weltmeisterschaften. Ich erklärte auch, warum mich gerade der 3D Sport so interessiert und ging durchaus auch auf die Kontroverse ein, die innerhalb des Bogensports (Fita) den 3D Bereich trifft.
Die Resonanz war absolut positiv und ich wurde noch nach der Veranstaltung mehrfach positiv angesprochen.
Wenn man offen und ehrlich kommuniziert, kommen doch gar keine Missverständnisse auf. Ich hätte doch viel mehr Schwierigkeiten darzulegen, mit quietschebunten Bogen und Klamotten durch die Natur zu gehen und auf Tiernachbildungen zu schießen und dabei vehement zu vermeiden, dass das Ganze überhaupt nichts, auch nur ansatzweise irgendwas mal was mit der "Jagd" zu tun hat oder hatte. Das ist unglaubwürdig, und bei allem Respekt auch scheinheilig. Dann muss man auch nicht auf Tiernachbildungen als Ziel schießen.
Was dem Sport hilft ist ein klares Bild zu vermitteln. In diesem besonderen Sport gibt es Schützen, die mehr sportlich definieren, und solche, welche gerade die "Jagdnähe" dieses Sports mögen. Das ist nun mal so, das macht diesen Sport aus.