Zuerst mal, Danke Tom, für den Hinweis zu diesem Thema. Ich seh schon, ich muss öfters ins Forum reinschauen.
Zur Ankerzeit, grundsätzlich bin ich mir sicher, dass jeder gut gebaute Holzbogen einen Anker von 3 Sekunden aushalten muss. Sonst hätte er kein Pfeilbogen werden dürfen, sondern einer zum Feuermachen. Unabhängig davon, ist es aber trotzdem so, dass die sogenannte Hysterese im Holz mit der Länge der Biegebelastung zunimmt. Das heißt, bei einem 3 sek Vollauszug sinkt der Biegewiderstand im Holz deutlich geringer als die Rückstellfähigkeit. Durch den Chronograph geschossen, wird der Pfeil 5-10 fps langsamer werden. Das bezieht sich aber nur auf den einelnen Schuss. Der Bogen wird also nicht während des Turniers immer schwächer. Jetzt muss sich der Schütze halt entscheiden, mit einem schnellen Pfeil eine flachere Flugbahn, oder einen langsameren Pfeil mit einer höheren Parabel - aber dafür mit einer sauberen Schießtechnik sichere reproduzierbare Treffer.
Zwischen den einzelnen Schüssen braucht der Bogen keine Erholungszeit. Wenn ich einen eingeschossenen Holzbogen 15 mal mit der Zugwaage ausziehe, zeigt sich vom ersten bis zum letzten Auszug das gleich Zuggewicht.
Ja, es trifft zu, dass ein Holzbogen an Spann-/Zugkraft verliert. Nach den ersten paar hundert Schüssen, (welche selbstverständlich von Anfang an im Vollauszug durchgeführt werden) ist der Bogen eingeschossen. Dabei verliert er 5-10% seiner Zugkraft, je nachdem wie oft ihn der Bogenbauer zur Probe geschossen hat. Ich schieße die von mir im Auftrag gebauten Bögen 3-4 hundertmal, um sicherzustellen, dass der Tiller stimmt und das gewünschte Zuggewicht erreicht wird. Im Laufe der Jahre, über viele tausend Schüsse, verliert er nur noch ganz wenig, das kompensieren aber die meisten Schützen durch ihr eigenes Schwächerwerden.
Einen Regenerationsmodus gibt es auch. Das heißt, nach dem Schießen abspannen (ich spann meinen Bogen nie während eines Turniers in der Pause ab), liegend bei normalen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen lagern. Aber bitte keine trockene Heizungsluft oder feuchte Waschküche. Kurzfristig über ein paar Stunden/ einen Tag macht das natürlich nichts aus, dafür ist er ja geölt oder gewachst.
Zu guter Letzt sei aber noch gesagt, dass einige dieser „Weisheiten“ und Empfehlungen grundsätzlich zutreffen, andere aber sehr stark abhängig sind von der Holz- und Bauart. Osage ist z.B. viel weniger anfällig für solche Belastungen, Esche dagegen deutlich mehr. Sehnenbelegte oder mit Backing gebaute Holzbögen reagieren oft ganz anders. Die Belastungen hängen immer auch von den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen im Holz ab. Bei den von mir gebauten Bögen kann ich den Leuten gewisse Garantien geben, andere Bogenbauer setzen vielleicht andere Schwerpunkte.