Archers Campfire

Zum Umgang mit einem Holzbogen


Offline Waldgeist

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Ich habe mal ein paar Fragen, zum Verhalten eines Holzbogens (z.B. aus Osage oder Esche).
Gibt es ein Alternative zum sog. fliegenden Anker (max. Ankern unter einer sek.)?
Wie lange braucht der Bogen um sich nach dem Schuss "zu erholen" d.h. wann darf der nächste Spannvorgang erfolgen?
Trifft es zu, dass der Bogen seine Spann-/Zugkraft zunehmend verliert?
Gibt es so etwas wie einen "Regenerationsmodus"?
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
Cicero


Offline Mercenario

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Einen gut gebauten auf deinen Auszug abgestimmter Holzbogen kann auch gut 3 Sekunden vernünftig geankert werden
Wenn du ihn viel benutzt wird er etwas zuggewicht verlieren aber alles im Rahmen
Also keine Sorge
--- Es geht doch nichts über ein ehrliches Stück Holz ---


Offline nsb

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So richtig fliegenden Anker kann ich nicht, ich zähle am Ankerpunkt in Gedanken langsam "einundzwanzig"  ;D.
Vorher ziehe ich den Bogen etwas "warm" und mache die ersten paar Schüsse nur mit ca. 80% Auszug.
Regenerieren kann er sich, wenn er abgespannt an der Wand hängt.
Wenn kaputt, mache ich wieder einen Workshop.
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Rudi Weick Cobra
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Offline Tom der Badner

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Ich kann nur für meinen Osage Bogen sprechen:

meinen Anker (zwischen  o,3 und 1, 5 sek) hat der Bogen bisher ohne erkennbaren Schäden vertragen.
Aussage vom Bogenbauer: Ein ordentlicher Osage Bogen muss das aushalten, sonst taugt er nicht)
Das Zuggewicht habe ich noch nicht nachgemessen, kann mir aber eine minimale Veränderung gut vorstellen. (leichtes minus von 1-2#)

Eine gewisse Art der Regeneration findet wohl statt, habe den Eindruck, das nach dem Entspannen des Bogens und einem kurzen Zeitraum, der Bogenbauch etwas geringer wird. (die ersten 5h)

Ich habe den Hartl (Primitivbogenbauer bei uns im Forum) per PN angeschrieben und Ihn gebeten hier evtl. seine Meinung beizutragen. Hoffe das er die PN liest.
Ich mag Menschen. Sie sind sehr unterhaltsam. Ich lach nur meistens über andere Dinge, als sie.
Jim Carrey


Offline Waldgeist

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@ Tom: Danke für die Info an Hartl
« Letzte Änderung: Juni 28, 2019, 01:46:03 Nachmittag von Waldgeist »
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Offline stoned

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Laut dem Bogenbauer (Thomas Carl), bei dem ich einen Kurs gemacht / Bogen gebaut habe: Ein gut gebauter PB aus passendem Holz hält und kann fast normal geschossen werden (kein fliegender Anker oder spezielle Pausen zwischen den Schüssen notwendig).

Ein PB soll laut ihm die ersten 600 - 1.000 Schüsse nicht voll ausgezogen werden. Ich habe das bei uns auf der großen Kinderscheibe gemacht - ohne zu zielen (will ja keinen neuen "Schussablauf"). In dieser Zeit zeigt sich wohl auch, ob es (im Holz) versteckte Problemzonen gibt bzw. ob richtig gebaut und getillert wurde.

Auf die Frage, dass ich schon mal 2 Sekunden (selten vllt. auch 3) ankere, gabs ein Lächeln und ein "passt".

Wichtig ist, auf die Lagerbedingungen zu schauen (kühl, nicht zu trocken). Ich würde den Bogen auch jedes Mal abspannen, wenn es ne längere Pause gibt.

Die Zugkraft kann bis zu 5# nachlassen. Es kann sich auch etwas "Set" einstellen - sprich der Bogen geht abgespannt nicht mehr ganz in die Ausgangsposition zurück.

Ich würde laienhaft sogar behaupten, dass das genannte Osage eins der "stressfreieren" Hölzer bei der Benutzung ist.
Grüße, Heiko


Offline nsb

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Offline Hartl

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Zuerst mal, Danke Tom, für den Hinweis zu diesem Thema. Ich seh schon, ich muss öfters ins Forum reinschauen.

Zur Ankerzeit, grundsätzlich bin ich mir sicher, dass jeder gut gebaute Holzbogen einen Anker von 3 Sekunden aushalten muss. Sonst hätte er kein Pfeilbogen werden dürfen, sondern einer zum Feuermachen. Unabhängig davon, ist es aber trotzdem so, dass die sogenannte Hysterese im Holz mit der Länge der Biegebelastung zunimmt. Das heißt, bei einem 3 sek Vollauszug sinkt der Biegewiderstand im Holz deutlich geringer als die Rückstellfähigkeit. Durch den Chronograph geschossen, wird der Pfeil 5-10 fps langsamer werden. Das bezieht sich aber nur auf den einelnen Schuss. Der Bogen wird also nicht während des Turniers immer schwächer. Jetzt muss sich der Schütze halt entscheiden, mit einem schnellen Pfeil eine flachere Flugbahn, oder einen langsameren  Pfeil mit einer höheren Parabel - aber dafür mit einer sauberen Schießtechnik sichere  reproduzierbare Treffer.

Zwischen den einzelnen Schüssen braucht der Bogen keine Erholungszeit. Wenn ich einen eingeschossenen Holzbogen 15 mal mit der Zugwaage ausziehe, zeigt sich vom ersten bis zum letzten Auszug das gleich Zuggewicht.

Ja, es trifft zu, dass ein Holzbogen an Spann-/Zugkraft verliert. Nach den ersten paar hundert Schüssen, (welche selbstverständlich von Anfang an im Vollauszug durchgeführt werden) ist der Bogen eingeschossen. Dabei verliert er 5-10% seiner Zugkraft, je nachdem wie oft ihn der Bogenbauer zur Probe geschossen hat. Ich schieße die von mir im Auftrag gebauten Bögen 3-4 hundertmal,  um sicherzustellen, dass der Tiller stimmt und das gewünschte Zuggewicht erreicht wird.  Im Laufe der Jahre, über viele tausend Schüsse, verliert er nur noch ganz wenig, das kompensieren aber die meisten Schützen durch ihr eigenes Schwächerwerden.

Einen Regenerationsmodus gibt es auch. Das heißt, nach dem Schießen abspannen (ich spann meinen Bogen nie während eines Turniers in der Pause ab), liegend bei normalen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen lagern. Aber bitte keine trockene Heizungsluft oder feuchte Waschküche. Kurzfristig über ein paar Stunden/ einen Tag macht das natürlich nichts aus, dafür ist er ja geölt oder gewachst.

Zu guter Letzt sei aber noch gesagt, dass einige dieser „Weisheiten“ und Empfehlungen grundsätzlich zutreffen, andere aber sehr stark abhängig sind von der Holz- und Bauart.  Osage ist z.B. viel weniger anfällig für solche Belastungen, Esche dagegen deutlich mehr.  Sehnenbelegte oder mit Backing gebaute Holzbögen reagieren oft ganz anders. Die Belastungen hängen immer auch von den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen im Holz ab. Bei den von mir gebauten Bögen kann ich den Leuten gewisse Garantien geben, andere Bogenbauer setzen vielleicht andere Schwerpunkte.


Offline Waldgeist

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Moin Hartl,
besten Dank für deine umfassende und schnelle Antwort auf meine Fragen. Der reine Holzbogen ist für mich doch eher ein unbekanntes "Buch mit sieben Siegeln". Der Wertstoff/Werkstoff Holz imponiert mir sehr; gleichwohl sind meine Bögen alle aus Holz, aber eben glasbelegt - jedoch ohne Karboneinlage.
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Offline Hartl

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Bitte. Sehr gerne!
Ich baue, schieße und beschäftige mich mittlerweile seit 15 Jahren mit dem Holzbogen.
Meine Begeisterung dafür ist nach wie vor voll da, deshalb bin ich bei Fragen und Diskusionen auch immer gern dabei, und lern auch immer wieder was dazu.

Meine liebe Frau, die Paluma, meinte die Aussage:
Im Laufe der Jahre, über viele tausend Schüsse, verliert er nur noch ganz wenig, das kompensieren aber die meisten Schützen durch ihr eigenes Schwächerwerden.
sei missverständlich.

Okay, da hat sie wahrscheinlich recht. Ich hätte hier: :Achtung: dazu setzen sollen.
Es ist natürlich kein Kompensieren sondern eher ein zufriedenes Hinnehmen.  ;)


Offline DaiSho

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Ich habe gestern Abend in ein 3-D Heft (glaub 2/2018) vom Didi Vorderegger reingeschaut.
Er teilt diese Art von Bögen in Klassen ein, welche dann auch die Ankerzeit ansprechen.

Der Osagebogen ist da in Klasse 2 angesiedelt, ein Reiterbogen in Klasse 4. Während der Reiterbogen auch 3-5 Sekunden ankern verträgt,
gibt er beim Osage (glaube) 1 - 2 Sekunden an.

Wenn gewünscht, kann ich am WE noch einmal genau nachschauen und a bissl was abtippen.
Viele Grüße Gerd
Lebet lang und in Frieden.


Offline Tom der Badner

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@DaiSho, das wäre super :yes:
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Jim Carrey


Offline stöckchenschubser

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  • Widerstand ist zwecklos.
Ich habe nicht einen meiner Holzbögen und Hornbögen spezifisch kurz geankert.
Jeder dieser Bögen hat ohne Probleme 3 Sekunden vertragen.
3 Sekunden sind verdammt lange.


Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
    • Bestandssehnen vom Stringwistler unter.....
Also ich hab das bei meinem Eberesche schon stark gemerkt, daß er bei 1-2 sec. Anker deutlich Geschwindigkeit verliert. Bei angetippten Anker waren sogar die Pfeile manchmal leicht zu weich.
Erst die Bestätigung durchs Chrony brachte damals den Beweis daß da 10-15ft. Unterschied war. Die Pfeile hatten um die 500gn bei 48lb. Bogen. 
Also Eberesche ist am schnellsten mit fliegenden Anker. Aber selbst im Anker gehalten mit 1/2sec. waren reproduzierbare Geschwindigkeiten durchs Chrony möglich. Also wie Hartl schon schreibt... das muß der Schütze für sich entscheiden welche Schussform er da wählt und wie er noch trifft.  :youRock:
Servusla, Gruß Guidl...

https://stringwistler.blogspot.de/

58"Spätzchen TD v.Chris😉
Stegmeyer TD- Hybrid 60"40lb@30"
Gravity Janus 17"ILF mit dito.
White Feather Lark 19"Junxing Pharos Hybr.63",
Jensbows Rayden 64"-38lb.3stripes-rubyred, 65"ILF-Amey XGS Ghosthand+Bosenbows doplCarbonFoamLB


Offline Waldgeist

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  • Nordlicht
Schon spannend mit welcher "Individualität" so ein Holzbogen behandelt werden will. Holz ist eben ein dauerhaft lebendiger genialer Werkstoff der uns und unserer sportlichen Lieblingsbeschäftigung sehr entgegen kommt.
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Cicero