Vielen Dank, Guido, für die Bilder!
Das ist ja echt fix gegangen
Zuerst einmal möchte ich eines feststellen:
Ich beteilige mich an Fragen oder Diskussionen, nicht weil ich „Besser Wissen“ oder Klugscheißen will, sondern weil ich jemandem helfen, selbst etwas erfahren oder dazulernen will.
Hier möchte ich auf keinen Fall Guidos Bogen schlecht machen oder seine Arbeit geringschätzen – im Gegenteil! Der Bogen ist nahezu perfekt getillert und biegt sich wunderschön. Lassen wir mal dahingestellt, um welches Holz es sich hierbei handelt. Eberesche, Elsbeere oder Mehlbeere. Um meine ursprüngliche Aussage zu bekräftigen, und einiges zu relativieren, will ich hier noch folgendes aufführen:
Der Bogen ist nach dem „Kreistiller“ gebaut, d.h., fast die ganzen 66“ stehen als arbeitende Länge zur Verfügung. Der Rohling war ein relativ dünner Stamm oder dicker Ast. Daraus ergibt sich ein gerundeter Rücken und ein fast ebener/planer Bogenbauch.
Diese Form des Bogenbauchs hat somit fast die komplette Bogenbreite und Länge, um die Druckkräfte aufzunehmen. Trotzdem hat der Bogen aber etliche Kompressionsrisse. Diese hat er aber nicht, weil er schlecht getillert ist, im Gegenteil – mehr, als mit solch einer Tillerform kann man den Bogenbauch nicht entlasten – sondern, weil das Holz zu schwach ist. Kompressions-/Stauchrisse führen zu einer Schwächung des Bogenbauchs und somit zu mehr Stringfollow (Set), was die Wurfleistung des Bogens mit der Zeit immer mehr reduziert.
Jetzt müssen wir meines Erachtens noch definieren, was ein „hervorragender Bogen“ ist.
Für mich persönlich ist das ein turniertauglicher Bogen, mit dem ein guter Schütze in der Lage ist, auf 40 bis 50 Meter eine 60/80cm Scheibe oder ein größeres 3D-Tier reproduzierbar zu treffen.
Das habe ich in den letzten 15 Jahren als Turnierschütze mit dem Holzbogen nur bei Bögen erlebt, die ein steifes Griffstück mit schmalem Übergang zu den Fade-outs haben. Wollen wir jetzt einen solchen Bogen aus dem gezeigten Holz bauen, müssten wir 4 – 6 Zoll für das Griffstück dazunehmen. Dann wäre der Bogen 70 – 72“ lang.
Selbst dann ist es mehr als fraglich, ob das Holz die Belastung von 29“-Schüssen in dieser Form ohne Stauchrisse zu bekommen aushält. Durch die zusätzliche Länge (mit dem steifen Griffstück) wird die Biegebelastung der Wurfarme nämlich nur wenig geringer.
Aus den genannten drei Hölzern kann man mit Sicherheit ganz brauchbare Bögen bauen. Unabhängig von ihrer Wurfleistung und Haltbarkeit ist trotzdem fraglich, wann und wie oft man sie in „bogentauglicher“ Qualität auftreibt.
Letztendlich: vielleicht habe ich auch nur die falschen Ansprüche und sollte mir das ganze Gerede sparen