Hallo zusammen,
so, nach etlichem Lesen im Forum habt Ihr es endlich geschafft: ich bin völlig verwirrt, oder präziser: Desorientiert.
Den alten Thread bzgl. "Abgrenzung Hybridbogen vs. RD-Langbogen" wollte ich nicht aufwärmen, da dieser gegen Schluss doch eine nicht mehr ganz so konstruktive Stimmung hatte. Außerdem geht es mir nicht um die Feinheiten einer Abgrenzung, sondern um das Verhalten der Bögen im Vergleich zueinander. Mythos vs. eigene Erfahrung. Daher möchte ich, nur für diesen Thread, von vorne herein einfach die IFAA Definition verwenden, wonach es nur um die D-Form im aufgespannten Zustand geht (für Langbogen = klassischer LB sowie RD-LB) und Wendepunkte den Unterschied zum Hybriden ausmachen, wenn die Sehne dennoch nur die Tips berührt. Das war, glaube ich, auch der häufigste Definitionsvorschlag im alten Thread.
Klar findet sich immer wieder die bekannte Marketingaussage, ich zitiere exemplarisch mal roscho:
"Erfunden" wurden die kurzen Hybriden eben als JAGDbogen um die Vorteile des Langbogens (Gewicht, Fehlertoleranz) mit denen des Recurves (Geschwindigkeit, bessere KE) zu vereinen.
Und bisher dachte ich auch immer: Gut, das sind also grob die Unterschiede. Aber dann geht es los:
Die einen sehen den Recurve dem Hybriden generell überlegen, da letzterer nur einen schwachen Reflex/Deflex aufweist. Doch besagt roschos Zitat von oben nicht eher, dass der Hybride eben dafür konstruiert worden ist, um als Gesamtpaket dem Recurve in bestimmte Situationen "überlegen" zu sein, indem bei diesem etwas geringere Leistung durch höhere Fehlertoleranz und ein allgemein gutmütigeres Verhalten erkauft wird?
Dasselbe Spiel noch einmal: Der Hybride scheint etwas mehr Leistung zu haben, als ein Langbogen, welcher aber nochmals gutmütiger ist. Kann man da wirklich von einem pauschalen "Überlegen" sprechen? Mal abgesehen von den Vorteilen eines kürzeren Bogens bei einer echten Jagd, um die es mir hier aber nicht geht. Diese Vorteile sind klar. Mir geht es um die Vorteile des Hobbyschützen im Feld oder im Parcours.
In einem anderen Thread beschreibt mir der Waldgeist seinen Hybriden und seinen Langbogen als sehr ähnlich im Handling, mit vernachlässigbaren Leistungsunterschieden, was für mich schon stark nach: "Ist eben Geschmackssache, höchstens noch umgebungsabhängig" klang. Gleichzeitig beschreibt Mafaltar aber ein deutlich zickigeres Verhalten desselben Hybriden im Vergleich zum selben Langbogen, und auf beide Erfahrungen lege ich großen Wert. Heißt das dann aber nicht, dass der Langbogen dem Hybriden durchaus überlegen sein kann, wenn der Schütze nicht gerade auf olympischen Niveau unterwegs ist und gar keine Fehler mehr macht, die der Bogen tolerieren müsste?
Und Landbub fragte im erstgenannten Thread auch zurecht:
Oder kennt jemand einen Vorteil gegenüber Recurves?
Gemeint war der Hybrid, den er dem Recurve in jeder Hinsicht unterlegen, und daher technisch als unnötig ansah. Diese Frage wurde meiner Meinung nach, bis auf den Hinweis der Verwendung zur Jagd, nicht wirklich beantwortet.
Also ist es wirklich nur die scheinbar zu erkennende Leistungsabnahme: Recurve > Hybrid > Langbogen einerseits, und die zunehmende Fehlertoleranz: Recurve < Hybrid < Langbogen?
Und stimmt dies bei modernen Bögen überhaupt noch? Wenn bereits zwischen Hybrid und Langbogen kaum noch ein Leistungsunterschied zu spüren ist, und Hybride auch mit Recurves mithalten können, stimmt dann überhaupt noch die pauschale Aussage, dass ein Recurve spürbar mehr Leistung hervorbringt, als ein guter moderner RD-Langbogen?
Und was die Gutmütigkeit angeht: Bei Recurve vs. Langbogen heißt es ja, dass der fehlende Recurve des Langbogens ein Verdrehen der Wurfarme verringert. Aber gilt das so auch noch für RD-Langbögen? Könnte die höhere Fehlertoleranz und Schussruhe des Langbogens im Vergleich zum Jagdrecurve oder zum meist kurzen Hybriden nicht einfach nur noch an der üblicherweise längeren Bauform des Langbogens liegen? Wie sieht der Vergleich Recurve/Hybrid/Langbogen denn bei gleicher Bogenlänge aus? Sind die Unterschiede dann auch noch deutlich spürbar vorhanden?
Das einzige, was mir bisher sicher zu sein scheint, ist, dass RD-Bauformen gegenüber klassisch-grader Bauform einen Leistungsvorteil haben, und dass für die Lautstärke gilt: Recurve > Hybrid > Langbogen. Und selbst hier wird es vermutlich Ausnahmen geben.
Könnt Ihr hier vielleicht etwas Eure subjektiven (gerne auch objektiven) Vergleiche zwischen gleichwertigen Bögen kundtun? Bitte keine Diskussionen zu Fairness in Bogenklassen etc. Mir geht es einfach darum, zu erfahren, ob die Unterschiede bei modernen Bögen wirklich noch so groß sind, wie man immer wieder hört, und welche Vor- und Nachteile tatsächlich zu spüren sind. Einfach, damit die persönlichen Vorlieben mal einen Namen bekommen können, und natürlich nur als erste Orientierung, da sich immer noch jeder Bogen für jeden Schützen anders schießt.
Und als Hintergrund meine Motivation der Frage: Ich werde "bauartbedingt" wohl eher bei niedrigeren Zuggewichten bleiben müssen, derzeit schieße ich noch 20#, werde aber die 30# wohl eher nicht überschreiten, wenn ich sie mir denn überhaupt jemals zumuten werde, und muss daher natürlich mit der Leistung des Bogens etwas geiziger umgehen, als Schützen mit 40# und aufwärts. Dennoch zieht es mich optisch, intuitiv und auch wegen der Gutmütigkeit mehr in Richtung moderner Langbogen, eventuell auch zum Hybriden. Nur bringt das natürlich nichts, wenn meine Pfeile aufgrund der niedrigen Zuggewichte dann die Ziele nicht erreichen wollen, oder aufgrund der zu leichten Pfeile zu unruhig werden.