Ach deshalb wart ihr so gut :-) Ich kannte nur Gideon von den RMs i nder Halle. War beeindruckend wie ihr geschossen habt.
Jepp - war ne starke Gruppe - 3x Treppchen
Ich suche aktuell Infos wie ich das "strukturell" angehen kann. Bzw. wie finde ich heraus welches System am besten zu mir passen könnte. Bis 20m ist ja alles OK, darüber wird es problematisch, ab ca. 35m gilt Prinzip Hoffnung.
Naja - Systemschiessen beim 3D bedeutet den Zufall durch den konsequenten Irrtum zu ersetzen
Also welche Schritte sollte man nacheinander sich aneignen?
Wenn ich alles auf einmal versuche geht das meist in die Hecken. Ich würde mir gern ein Fahrplan zurecht basteln. Alles unter der Voraussetzung das ich:
Meinen bisherigen Anker beibehalten will
Ich weiterhin TRB-Klasse sein will (also kein Stringwalking etc.)
Aktuell denke ich wie folgt:
1. Entscheidung welches System (Gap oder Point of aim)
2. Nullpunkt korrekt ermitteln (bisher nur "wird so ungefähr")
2a. Einstieg Entfernung schätzen
3. Gap / bzw. Anhaltepunkte (Pfeilspitze oder Bogenfenster) für die relevanten Entfernungen ermitteln
4. Entfernungen schätzen besser lernen
5. Üben, Üben,Üben,....
Gruß Sören
Im Prinzip ist das der Weg, aber ich denke, dass es nicht nur eins davon sein wird, sondern eher eine persönliche Mischung aus verschiedenen Einzeltechniken.
Dadurch ändert sich ein wenig deine Reihenfolge:
0. In welcher Klasse will ich schießen und was ist laut Sportordnung dort erlaubt/gefordert (zB DSB 3D ist max 35m, DFBV 3D ist bis 55m, DFBV Feld ist bis 73m). Das bestimmt erstmal das Material, danach kommt der Rest:
1. ist das Ausschießen deiner Flugbahn, nicht nur des Nullpunkts. Du gehst in 5m Schritten vom Ziel weg und hast einen festen Punkt auf den die Pfeilspitze zeigt und dann misst du die Abstände, in denen dein Pfeil dazu einschlägt. Das ganze mittelst du über verschiedenen Tage aus, bis du eine verlässliche Datenmenge hast. Das was da rauskommt ist prinzipiell auch schon deine (umgekehrte) Haltepunktkurve für das POA: Treffer liegt bei 25m ca. 50cm hoch, also ist dein Haltepunkt 50cm unter dem Ziel. Treffer liegt bei 45m 50cm tief, also ist dein Haltepunkt 50cm über dem Ziel. Die Abweichungen durch den Winkel darfst du im ersten Schritt getrost vernachlässigen. Du wirst sehen, dass die Ungenauigkeit/Streuung mit dem Abstand stark zunimmt. -> und damit haben wir schon den ersten Schwachpunkt.
Excel ist mit den Trendkurven da eine ganz hilfreiche Erfindung.
2. Entfernungen schätzen und die verschiedenen Systeme dazu nutzen. Da gibts viele Anleitungen und Beispiele im Netz. Beim 3D hilft dir im Endeffekt aber nur üben -> schätzen und mit Entfernungsmesser kontrollieren. Das Schätzen hat mit zunehmender Entfernung leider systembedingt auch die größeren Fehler. Schwachpunkt 2
3. Jetzt gilt es 1. & 2. zusammen zu bringen. Was sind 50cm auf 45m, was sind 1,7m auf 55m, was sind 65cm bei 23m... Hier brauchst du Hilfsmittel, die nicht direkt verboten sind. Anbauteile am Bogen, Finger, ....
4. Der blöde Teil: 1-3 mit verschiedenen Geländewinkeln und Wettersituationen wiederholen. Bei 30°C ist die Kurve anders als bei -10°C, Bei Sonne anders als bei Regen, geradeaus anders als 45° bergauf, ...
5. Auch mit einem System kommt man an dem "üben, üben, üben ,..." nicht vorbei. Schlimmer noch - es wird technischer. Jede kleine Unsauberheit in der Technik, im Auszug, ... zerstört dein System. Also Techniktraining, so dass dann der Auszug auch auf einem Bein am Hang stehend und nach hinten schießend genauso ist wie auf der Fita-Wiese. Und danach mehr Training... - das kann extrem frustrierend sein, weil irgendwann dein Bauchgefühl reingrätscht und du dein System verlässt und instinktiv korrigierst, was leider dann gar nicht mehr funktioniert. Du brauchst also auch das Vertrauen in dein System und die Disziplin, es unter allen Umständen beizubehalten.
Im Bereich der Iteration von 3.-5. wird sich dein System entwickeln. Du wirst feststellen, ob du Haltepunkte, Referenzpunkte oder Gaps bevorzugst und darauf deine persönliche "Skala" aufbauen.
6. Der widerliche Teil: Mit dem Training ändert sich Kraft, Auszug, Anker, Griff, Lösen, Stand, Spannung, Schulterausrichtung, Kopfhaltung, ... und mit jeder!! Änderung fängst du bei 1. wieder an. Mit fehlendem Training...(siehe Satz zuvor)
Und der gleiche Ablauf gilt für neues Material (Pfeile, Sehne, Wurfarme, Tab,...)
Und der gleiche Ablauf gilt beim Blankbogen für jede Veränderung am System (Standhöhe, Tiller, NP, Auflage, Button,...)
Und um dir jegliche Illusion zu rauben: Je besser du damit wirst, desto schlimmer empfindest du jede Änderung - du wirst mit 3.-6. nie fertig -> allerdings wirst du schneller
7. Die Beurteilung des Treffers/Fehlschuß. War es ein Schießfehler, war es ein Zielfehler oder war alles richtig, aber mein Streukreis auf 55m ist größer als das Ziel. Dementsprechend muss ich korrigieren oder eben auch nicht. Bei den großen Entfernungen kann alles richtig gewesen sein und sich auch toll angefühlt haben, aber der Pfeil steckt trotzdem im Gras
-> und damit kommen wir wieder zu Punkt 5.
Soviel zum "System"...
Vielleicht ist aber ein anderer Ansatz für die meisten ganz hilfreich, das ist der Ansatz von Ralf.
Bis zu einem gewissen Punkt schießt du intuitiv/instinktiv/ohne gerechnetes System. Danach gibt es den Punkt wo du merkst "es ist weit" - ohne weiter drüber nachzudenken "zielst" du dann auf die Oberkante - oder es ist "richtig weit/ach du sch..." - dann "zielst" du "etwas drüber".
Das Ganze funktioniert nur, wenn du weite Schüsse nicht besonders oft schießt, denn sonst kommt deine eingebaute Korrektur und dann ist doppelt koorigiert.
Aus dem Bauch heraus und als Fazit ist der Trainingsaufwand für beide Varianten gleich. Wenn du gut sein willst, musst du viel trainieren - und zwar das, was auf der Meisterschaft/dem Turnier gefordert wird. Du kannst jeden Tag 200 Pfeile blind auf 2m schießen. Dann hast du vielleicht genug Kraft und einen ordentlichen Ablass, aber du triffst den Hirsch auf 45m trotzdem nicht. Es wurde in dem Forum schon so oft geschrieben: Lieber 10 konzentrierte Pfeile unter Turnierbedingungen als 100 rausgerotzte...
Grüße,
Jochen
PS: Nachtrag: Schwäbisch Hall ist nicht so weit weg. Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit für einen Workshop