Hallo,
Khatra ist ja ein mancherorts heiß diskutiertes Thema, die einen halten es für Mumpitz
die anderen erhoffen sich eine fast schon unglaubliche Steigerung der Pfeilgeschwindigkeit davon.
Worum geht es? Khatra ist eine Dreh-/Kippbewegung der Bogenhand, die den Pfeilflug verbessern soll.
Man unterscheidet in Seitwärts-Khatra (sehr deutlich im japanischen Kyodo, auch bei den Koreanern zu finden), also in einer Drehbewegung des Bogens,
Vorwärts-Khatra(zu finden im osmanischen Bogenschießen, auch scheinbar recht beliebt in Südostasien), also ein nach vorne kippen des Bogens
und in der Kombination von beiden Bewegungen.
Im folgenden meine persönlichen Erfahrungen und Überlegungen zu diesem Thema.
Ich sehe sie nicht als in Stein gemeißelte Wahrheiten, sondern sie reflektieren nur meine persönliche Entwicklung als Daumenschütze.
Worum geht es eigentlich? Darum einen nicht ideal abgestimmten Pfeil gerade aus dem Bogen zu bekommen!
Der traditionelle mediterrane Schütze (der seine Pfeile sauber ausgeschossen hat) lacht da vielleicht drüber,
aber ich schieße ein und den selben Pfeil auf unterschiedlichen Bögen mit Zuggewichten von 35-54lbs.
Das betrachte ich durchaus als vorteilhaft.
Was bewirken die einzelnen Varianten das Khatras?
Beim Seitwärts-Khatra geht es darum, daß das Pfeilende nicht am Bogen anschlägt und der Pfeil nicht seitlich abgelenkt wird.
Nicht der Pfeil schlängelt sich um den Bogen, der Bogen macht dem Pfeil Platz!
Hier zwei anschauliches Videos, bei denen gezeigt wird daß das wirklich funktioniert:
https://www.youtube.com/watch?v=C1-mw_QNk0Qhttps://www.youtube.com/watch?v=iDn7bb-OBPYVorwärts-Khatra dreht die Pfeilauflage (Daumen der Bogenhand) aus dem Weg. Es ist fraglich ob dies überhaupt notwendig ist.
Ein einnocken mit korrekter Überhöhung nimmt sich ja diesem Problem an. Des weiteren kann Vorwärts-Khatra dazu dienen um ein kollabieren des Auszugs
beim Ablass zu vermeiden. Dazu später mehr.
Jetzt ist ja Youtube für den den Lernenden eine Quelle des Wissens.
Oft aber auch ein "wie sollte man es nicht machen"!
Ich habe schon viele Daumenschützen auf Youtube beobachtet die eine Kipp/Drehbewegung nach dem Schuss ausführen.
Was bewirkt das? Genau, gar nichts!
Der Pfeil hat in einem Bruchteil einer Sekunde den Bogen verlassen. Wie erreiche ich eine schnell genuge Ausgleichsbewegung des Bogens?
Meiner Meinung nach ist dies mit einer bewussten Bewegungsausführung unmöglich.
Wenn ich aber den Bogen schon vor dem Auszug mit einer gewissen Entschlossenheit greife (und zwar mit dem kleinen Finger am kräftigsten),
passiert folgendes:
Dadurch dass man den Bogen ja immer leicht verdreht zum Unterarm greift, entsteht eine leichte Torionsspannung.
Durch das starke Greifen mit dem kleinen Finger entsteht eine leichte Kippspannung (Wiederlager ist zwischen Daumen und Zeigefinger).
Beim Ablass lösen sich die Spannungen und die Dreh/Kippbewegung setzt unmittelbar ein.
Ich habe bewusst nicht fest greifen geschrieben, da alle unbeteiligten Muskelgruppen entspannt bleiben sollen.
Ein übermäßiges festes (verkrampftes) Greifen führt nicht zum Ziel.
Im Vollauszug sollte alles in Balance sein, das Zuggewicht findet seine Entsprechung in der Rückenspannung, die Dreh- und Kippspannung in den entsprechenden Muskeln, alle anderen Muskeln sollten entspannt sein!
Das festere Greifen mit hauptsächlich dem kleinen Finger, fühlt sich anfangs unnatürlich an.
Man kann das ganz gut üben indem man den Bogen ausschließlich mit dem kleinen Finger greift.
Ein funktionierendes Khatra muss optisch nicht in sehr deutlichen Bewegungen resultieren.
Man kann aber die initialen Bewegungen weiterführen, und das macht irgendwie Spaß und entspricht einem Nachhalten.
Jetzt noch zu dem Vermeiden eines kollabieren des Auszugs beim Ablass.
Ich initiiere den Ablass mit der Bogenhand, indem ich den Druckpunkt zwischen Daumen und Zeigefinger auf das Ziel zu bewege.
In meiner Vorstellung ziehe ich die Sehne aus der Zughand heraus.
Das Lösen in der Zughand folgt völlig unbewusst.
Ich hoffe ich habe dem ein oder anderen (Gelegenheits-)Daumenschützen eine Anregung gegeben.
Viel Grüße,
Holger