Na ja, die Strangzahl wird ja durch mehrere Faktoren beeinflusst:
1. Festigkeit INCL. Sicherheit
Im Normalfall macht man eine Sehne so, dass auch einige der Stränge -z.B. durch Beschädigung- entfallen könnte, ohne dass die Sehne gleich reißt. Das erhöht die Sicherheit für den Bogen, den Schützen und Umstehende.
2. Grenzwertigkeit für Hochleistung
Im Sonderfall Flight-Schießen (Weitschuss-Wettbewerbe) werden alle Komponenten so gefertigt, dass sie so dicht wie möglich an der Belastungsgrenze agieren, um die maximale Leistung aus der Ausrüstung zu "kitzeln". Da sind die Sehnen dann deutlich dünner, knapp an der Grenze zum Reißen.
3. Komfort
Für das normale Feldschießen macht man die Sehnen gerne etwas dicker, weil sie dann auch über einen längeren (Parcours-)Zeitraum geschossen werden können, ohne zu sehr in die Finger zu "schneiden". Hierbei kommt es auf die letzten paar fps nicht an, weil eher das konstante Schießen im Vordergrund steht.
4. Material
Last but not least hängt es auch vom verwendeten Material - und zwar Sehnengarn UND Bogen - ab, wie viele Stränge man benötigt. Tragkraft und Dehnfähigkeit des Garnes, aber auch Geschwindigkeit und Gewicht der Wurfarme können sich erheblich unterscheiden...
Rabe
PS: und mal wieder mein Hinweis auf das Bogensport-Wiki... Die Angaben dort bezeihen sich auf das klassische Dacron B50:
http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Sehnenbau#Strangzahl
Hallo Rabe,
Du hast recht, die gewählte Strangzahl einer Bogensehne hängt von mehreren Faktoren ab. Allerdings sollten die Erläuterungen dazu keine Falschmeldungen oder Argumente aus grauer Vorzeit (damit meine ich Zeiten, in denen Bogensehnen aus z. B. pflanzlichen Fasern bestranden).
Zu Deinem Argument 1:
Sehnen aus heutigem HMPE oder UWHMPE reußen nicht, jedenfalls nicht beim Bogenschießen. Es ist auch nicht üblich, zusätzliche Garn-Stränge zu erwenden, um bei Beschädigungen von einzelnen Garnsträngen Reserven zu haben.
Die Garnsstränge von in der Bogenwelt bekannten Sehnengarnen haben folgende Festigkeits-/Reißwerte:
Spectra 652 ca. 43 kg bei einer Filamentzahl von ca. 240
FastFlight+ bzw BCY 8125 Formula ca. 55 kg bei einer Filamentzahl von ca. 780
Force 10 ca. 61 kg bei einer Filamenzahl von ca. 780
LBS SUPERB ca. 56 kg bei einer Filamentzahl von ca. 780
Jeder bogenschütze, der diese Werte mit der gewünschten Strangzahl multipliziert, kann sich selbst ausrechnen, dass selbst eine 6 Strang Sehne bei keinbem der heutigen Bögen reißen kann (ausgenomme sind mechanische Beschädigungen, die bei ordnungsgemäßen Bogensport aber nicht vorkommen. Ein weiteres Merkmal sind die Filamentzahlen, die auch bei entsprechender Berechnung zeigen, wie groß die Sicherheitsreserven sind.
Zu DEinem Argument 2
Ist , was die Reißgefahr angeht, z. T. vorstehend beantwortet. Ein anderer Punkt ist, wie "unwohl" sich ein Bogen bei einer zu dünnen Sehne fühlt.
Ferner hast Du noch auf das Sehnengarn aus Polyester hingewiesen und Strangempfehlungen für unterschiedliche Bogenstärken angegeben. Zu Garn selbst: Den für dieses Garn immer noch benutzten Qualitätsstandard Dracon gibt es schon seit Jahren nicht mehr, wird aber immer noch irreführend verwendet. Die Strangempfehlungen nach Bogenstärken sind deshalb wichtig, weil sie im Zusammenhang stehen mit dem gegenüber HMPE hohen Elongation-Werten von Polyester.
Gruß