Warum überhaupt Standhöhe?
a) Pfeil einnocken und ausziehen: Eine ausreichende Standhöhe erleichtert das Einnocken und verhindert zudem, dass die Cock-Feder beim Beginn des Ausziehend "gegen den Strich" aufgestrubbelt wird.
b) Ausnockpunkt: Je geringer die Standhöhe, desto dichter liegt der Punkt, an dem der Pfeil die Sehne verlässt, am Bogen. Da die Sehne aber in Bogenmitte verläuft wird, je dichter der Punkt an Bogen liegt, der Winkel zwischen seitlicher Pfeilanlage und Sehne immer steiler (ausgenommen bei Bogen mit Centercut). Je geringer die Standhöhe, desto stärker wird also der Pfeil zur Anlage-Seite hin seitlich ausgelenkt - bzw. muss er sich krümmen.
c) Sehnenschlag auf die Hand: Jeder Bogen schlägt im Abschuss in Schussrichtung über die Standhöhe hinaus durch, je dehnbarer das Sehnenmaterial und je länger und gerader der Bogen, desto mehr. Bei zu geringer Standhöhe kann dabei die Sehne bis zur Bogenhand durchschlagen und dieser einen schmerzhaften Hieb verpassen.
Warum nicht ZU viel Standhöhe?
d) die Standhöhe verkürzt den Schubweg und damit die Beschleunigungsdauer. Jeder cm Standhöhe kostet Leistung.
Was folgt daraus?
1. Für die Optimale Standhöhe gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.
2. Sowohl die Pfeile als auch die Bogen-Geometrie erfordern eine Mindesthöhe:
2.1. Damit die Feder nicht beschädigt wird, wäre die Mindest-Standhöhe:
Länge von Feder-Vorderkante bis Nockenende + 1 cm. So kann man einnocken und ausziehen ohne dass die Feder mit der Pfeil-Anlage in Konflikt gerät.
Anders ausgedrückt: Federlänge + Finger-Dicke + Nockenschlitz-Tiefe.
2.2. Je weiter der Bogen zur Mitte geschnitten ist, also je geringer der Abstand zwischen Sehnenlage (Wurfarm-Mitte) und seitlicher Pfeilanlage ist, desto geringer kann die Standhöhe sein.
2.3. Je dehnbarer das Sehnenmaterial ist, und je weiter der Bogen im Abschuss nach vorne durchschwingt, desto höher muss die Standhöhe sein, um keinen Schlag auf die Hand zu bekommen.
3.. Da überflüssige Standhöhe Schussleistung kostet, sollte man (unter Beachtung von 1. und 2.) aber so nahe wie möglich an das Minimum herangehen.
Tja, und wo liegt das?
Das ist eben individuell verschieden. Es hat sich aber über die Jahrhunderte ein Maß herauskristallisiert, das zwischen 14 und 18 cm liegt, 14 eher für kürzere Vollholz-Langbogen, 18 für vereinzelte Recurve-Bogen OHNE Centercut.. (UNTER 14 kommt allenfalls noch für Kinderbogen in Frage. Außerdem steigt wegen sh. oben b) die Gefahr, dass die Sehne dem Pfeil die Nockenseite abreißt, weil der Ausnockwinkel immer steiler wird!)
Ich mache bei traditionellen Bogen immer 15 cm, was auch der klassischen "Fistmele" entspricht.
Auch für einen RC mit Centershot würde das völlig ausreichen, allerdings schießen manche RC mit 16 - 17 cm ruhiger.
18 cm sind schon extrem, und sollten nur in Ausnahmefällen nötig sein.
Ach ja: Und mit der Größe der HAND - hat das Ganze nun wirklich NIX zu tun...
Rabe