Der Tiller ist doch nur da, das der Pfeil beim Ablass leicht nach oben das Shelf verlässt,
oder liege ich da falsch?
Hallo Klaus,
ich mal einen Erklärungsversuch:
Damit der Pfeil vom Shelf abhebt wird der Nockpunkt überhöht zum Shelf eingestellt. Egal ob der Tiller -2 oder + 5mm ist, das bekommt man mit der Nockpunkteinstellung hin. Vorausgesetzt die Wurfarme sind gleich stark und gleich lang. Ist das nicht erfüllt, kann ein Bogen un-tunebar sein ...
Zum Tiller: Bei einem Bogen, bei dem der Druckpunkt im Mittelteil genau in der Mitte des Bogens liegt, UND dabei die Wurfarme gleich lang UND gleich stark sind, UND die Wurfarme das Mittelteil in gleicher Entfernung zum Druckpunkt verlassen (bzw. die Fadeouts gleich weit vom Druckpunkt entfernt sind), muss der Tiller bei mediterranem Griff oben im Plus liegen. Warum? Weil die Zughand beim mediterranen Griff nicht in, sondern über der Mitte greift. Mit dem positiven Tiller wird nun erreicht, dass der obere Wurfarm 'schwächer' reagiert. Dadurch werden beide Wurfarme gleich ausgezogen, und kommen beim Lösen beide gleichzeitig in ihrer vorderen Endlage an.
Beim 3-Unter-Griff kann der Tiller Null oder ein wenig Minus haben, weil die Zughand ziemlich genau in der Mitte der Sehne greift.
So viel zur Theorie.
Nun zur Praxis: Das oben stehende trifft auf einen maschinell gefertigten Bogen ziemlich sicher zu. Z.B. Olympic, oder Bögen die bauartlich nah am Olympic sind. Wenn aber eines der 'UND' nicht erfüllt ist, stimmt das nicht mehr. Das kann bei handgemachten Bögen schon vorkommen. Hier sind die üblichen Tiller-Maße dann ggf. nicht mehr zutreffend.
Entscheidend ist Folgendes:
1. Wenn du den Bogen ca. 5-10 cm ausziehst, darf keine Kippbewegung im Bogen entstehen, d.h. weder das obere noch das untere Ende des Bogens darf auf den Schützen zu kippen. Dann passt der Tiller zum Druckpunkt und zum Griff in die Sehne. Um ein Gefühl für dieses Kippen zu kriegen kannst du mal über dem Pfeil und mal ein Stück unter dem Pfeil in die Sehne greifen und 5-10 cm ausziehen.
2. Nach dem Lösen (Schuss mit Pfeil) sollen beide Wurfarme gleichzeitig in ihrer Endlage ankommen. Das kann man hören: Wenn sie es nicht tun gibt es einen Doppelschlag, der Bogen 'knallt', und er vibriert auch mehr als nötig. (Siehe Stringwalking ... .)
Bei einem Bogen mit einstellbarem Tiller lässt sich das nun alles schön ausprobieren und erfahren. Bei einem anderen Bogen nicht, da zählt dann halt das Schussgefühl und der Pfeilflug.
Fazit: Wenn sich dein Bogen gut anfühlt und dein Pfeil sauber rausgeht dann vergiss die paar Millimeter Tiller
Grüße, Daniel