Hi,
willkommen hier und auch der dunklen Seite des Bogenschießens (beim Zielen, Viesieren, Abgreifen und anderem Hexenwerk...)
Du hast schon einen guten Einstieg gemacht und die Quellen, die du nutzt sind schon echt klasse. Mit Jake Kaminski, KiSik Lee und Co machst du wenig falsch. Dein Material klingt schlüssig und ich bin auch ein Fan vom GT 27 - das Teil ist wirklich fein, die VX+ sind auch klasse, du musst nur "das Fehlen der Wand" mögen, die sind einfach extrem weich um 30'' herum. Mir gefällts, daher schieße ich die VX+ in "lang", was einen72'' Bogen ergibt. Die Arme sind etwas runtergetillert und damit wird die Kurve um 30'' herum noch flacher.
Als weitere gute Quelle werfe ich noch die Barebow-Gruppe bei Facebook ins Rennen. Da tummeln sich die ganzen Experten aus den USA, Schweden und Spanien - und sind wirklich offen für Fragen und helfen dir weiter.
In Sachen Training und Trainer hast du dir echt etwas vorgenommen. Wenn du einen guten Trainer findest, dann sag Bescheid - den suche ich auch immer noch
Grundsätzlich kannst du aber zu jedem Trainer gehen, der bereit ist, sich deine Technik anzusehen - und der bereit ist, die paar Unterschiede beim Stringwalking zu übersehen. Letzteres ist manchmal echt ein Problem, hier in der Gegend gibt es einige Trainer, die "Blanke" prinzipiell ablehnen - warum auch immer. Die Bogensport-Akademie wäre mir auch eingefallen, die haben zum einen bei den letzten beiden DFBV-DM gut abgeräumt und sind zum anderen obendrauf auch noch nett
Aus welcher Sparte dein Trainer kommt (DSB, DFBV, Bodnik,...) ist völlig egal. Er muss nur offen und "willig" sein. Die grundsätzlichen Dinge sind beim Bogenschießen gleich, egal ob Blank, Recurve oder Langbogen. Wir alle stehen, ziehen den Pfeil und lassen ihn los. Du hast ja sebst schon gemerkt, dass man KSL auch auf andere Stilarten anwenden kann.
Den Theorieteil vom Stringwalking findest du im Netz. Und wenn du deine Abgriffe ausgeschossen hast, dass kommt der öde, langweilige Teil: üben, üben, üben...
Da zitiere ich Jake Kaminski: "Punkte kann man nicht kaufen" oder Stefan Müller, DSB-Bundestrainer Sportwissenschaft: "Man braucht einfach 10000 Stunden Training"
Ich denke da hast du schon den richtigen Ansatz - jetzt gilt es nur deine Trainingszeit sinnvoll und ausgewogen zu nutzen. Du brauchst ein Ziel auf das du hinarbeitest, du musst clever trainieren und du solltest viel davon dokumentieren, z.B. einmal die Woche die Trefferlage deiner Pfeile bei einer Hallenrunde mit einer App, die dir deine mittlere Trefferlage, deine Streuung und die Lage der einzelnen Pfeile (numeriert gewertet) angibt.
Beim Training reicht es völlig aus, wenn ab- und an jemand neben dir steht und dir sagt, ob du gezuckt hast, ob dein Bogenarm fällt, ob deine Hand zuschnappt, ob deine Sehnenhand winkt, ob dein Ellenbogen zu hoch ist... Das muss kein Profitrainer sein, er muss nur wissen, was es beobachten soll.
Mein einziger Kritikpunkt ist (ohne dich gesehen zu haben) dein Zuggewicht.
Für einen Hobbyschützen (ich gehe mal davon aus, dass du nicht Vollzeitsportler bis) ist das Zuggewicht hoch. Du schreibst selbst, dass 38# viel entspannter sind - aber nicht so knallen. Da stimme ich dir völlig zu.
Aber:
1. um dein Zuggewicht
sauber zu handhaben, solltest du um die 100 Pfeile am Tag schießen und 2-3x pro Woche das SPT von KSL machen und dazu noch einiges an Funktionsgymnastik als Ausgleich. Das Problem ist nicht, dass du das Gewicht nicht ziehen kannst, sondern, dass du es nach dem Lösen über deine Schultersehnen abbremsen musst. Ohne ausreichendes Training gibt das schnell fiese Schulterprobleme. Frag mal bei einem Bierchen am Lagerfeuer in die Runde der 50-80# Schützen im trad. Bereich...
2. Die Statistik zeigt leider etwas ganz Blödes: Je langweiliger dein Setup ist, desto höher deine geschossene Punktzahl. Mit der Zeit kommst du dann in Bereiche, wo du merkst, dass ein langweiliger, schwerer Alupfeil einfach präziser und konstanter ist als ein Carbonleichtbau. Und mit der Erkenntnis steigst du dann neu in die Materialgeschichte ein und überlegst dir, ob es vielleicht Sinn macht in der Halle einen anderen Pfeil als im Feld, auf der Wiese oder auf Gummitiere zu schießen - und das noch nach Verband getrennt.
nur ein paar Gedanken...
Vielleicht kriegen wir ja hier mal eine Stringwalk-Session bei einem Lagerfeuertreffen hin, wenn das mal wieder erlaubt ist.
Grüße,
Jochen