Habe ja vom Streik der Post gehört aber soo lange?
Ich bin doch sehr neugierig wenn es um gute, schöne LB geht
Also wenn du mal Zeit findest, schreib mal ein paar Zeilen. Danke
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Also wenn der BärTiger ruft komme ich natürlich geflogen :-)
Ich bin natürlich noch einen Erfahrungsbericht für den Langbogen schuldig
; das Ganze ist im Rahmen der Instandsetzungen nach der Flut leider untergegangen; zeitgleich habe ich noch den Vorsitz über unseren Verein übernommen und war hier auch noch administrativ stark eingespannt – und zack war das Jahr auch schon wieder vorbei.
Der Zeitmangel war auch ein maßgeblicher Grund, dass ich keine Zeit gefunden habe, mich eingehend mit dem Bogen und vor Allem mit passenden Holzschäften zu beschäftigen. Zum einen haben drei anfänglich gebaute Sätze leider nicht den Erwartungen entsprochen, weil diese entweder zu krass getapert wurden (11/32 auf 9/32, mein altes Setup) oder vom Flugverhalten nicht dynamisch genug waren (11/32 volle Länge). Hauptgrund der ganzen Misere war, dass ich mit dem Bogen jetzt problemlos in den Vollauszug komme und entsprechenden Druck auf die Pfeile kriege, was beim alten Langbogen leider nicht der Fall war, weil ich dort immer ins Stacking kam. Zum anderen habe ich im Schnitt immer zwei bis drei Pfeile zu reparieren nach Parcoursbesuch, wofür mir im vergangenen Jahr leider die Zeit, die Muße und teilweise auch noch das Werkzeug gefehlt hat.
Nachdem ich aber im Januar mein erstes Turnier bei den Biersdorfern absolvieren durfte, habe ich für mich festgestellt, dass der Recurve mit Carbonis dann doch nicht so richtig ins Herz fahren will - ich denke jeder der LB mit Holzpfeilen schießt wird das nachvollziehen können. Also war nach dem eher durchwachsenen Turnierergebnis der Langbogen wieder ganz oben auf der Agenda, der seit Juni letzten Jahres eher ein stiefkindliches Dasein im Bogenregal fristete.
Nachdem 11/32-Schäfte vom Flugverhalten zu undynamisch waren, wurde nochmal ein Satz, jetzt lediglich mit leichtem 5/16-Hecktaper gebaut (Taper auf maximal 6-7 Zoll Gesamtlänge) um den Spine nicht nochmal kritisch zu reduzieren und ein bißchen mehr Dynamik in den Pfeilflug zu bekommen - war direkt richtig und das ab dann passende Pfeilsetup, mit dem ich jetzt weiter die Saison bestreiten werde. Dementsprechend kann ich hier nun ausführlich berichten.
Zum Bogen zunächst:
Der Bogen wurde von vornherein auf Leistung gebaut, heißt Design etc. stand hierfür hinten an. Die Wurfarme haben lediglich einen Belag aus schwarzem Gordon-Glass bekommen, ohne jegliches Zierfurnier. Dieser Aufbau wurde mir von Maris empfohlen, da er selber nicht unbedingt Verfechter dieser einzelnen Furniere ist, die zwar toll aussehen, hin und wieder aber sehr oft Toleranzen in der Stärke aufweisen, was sich teilweise auch auf das gleichmäßige Auszugs- und Wurfverhalten auswirken soll. Zu dem schwarzen Gordon-Glass kam noch eine Lage Stable-Core und eine Lage Carbon auf die Rückseite der Wurfarme (unter das Glas, kein Sicht-Carbon). Für den Wurfarmunterbau habe ich Bambus gewählt. Das Mittelteil wurde in Compositbauweise mit grünem Actionwood und FR4-Material in schwarz mit roten Akzenten gebaut. (Bilder sind in einem vorhergehenden Post drin). Hier wurde die Grifftiefe an meinen Recurve angeglichen. Ergebnis ist ein 68“-Langbogen, mit einem massiven Mittelteil und einer extrem tiefen Griffposition ähnlich eines Recurvebogens
Der Bogen ist dabei sehr massiv geworden und wiegt komplett über 1,8Kg (!). Hieraus resultiert ein extremer ruhiger und wurfgewaltiger Abschuss ohne jeglichen Handshock (bei Verwendung von Holzpfeilen, mit Carbonis erreicht man extrem schnelle Pfeilgeschwindigkeiten, aber das Dingen tritt wie ein Gaul). Zu der Masse muss ich allerdings erwähnen, dass der Bogen doch etwas „chunky“ geworden ist, beim nächsten würde ich hier ein wenig Material reduzieren.
Die Verarbeitung sucht wie beim Recurve seines Gleichen. Sehr sauber und wertig verarbeitet, Fehler im Bau sucht man hier vergeblich. Wenn ich dann noch den Preis zu Grunde lege (um die 500€) merkt man wieder mal, dass man alles richtig gemacht hat. Ich denke ähnliche Bögen mit den entsprechenden Ausstattungsmerkmalen dürften hier schnell vierstellig werden.
Die Umstellung vom Recurve auf den Langbogen klappte sehr schnell. Zwar ist der Langbogen mit dem Pfeilsetup kein „Raketenwerfer“ aber er wirft sehr flott, sehr neutral und sehr präzise. Letzteres mache ich natürlich auch an der Gesamtlänge von 68“ fest, die für meinem Auszug von 30,5-31“ sehr gut passt. Er ist dadurch natürlich nicht so führig wie ein Jagdrecurve, aber dass weiß man als Langbogenschütze ja sowieso von vornherein.
Als endgültige Sehne habe ich dem Bogen jetzt eine Endlossehne 8125 (14-Strang) in Speckled-green (mit schwarz) gebaut, die dem ganzen Setup sehr entgegenkommt. Diese werde ich zeitnah nochmal anhand der derzeit gewählten Standhöhe reproduzieren um dort an der Basis nochmal das letzte Quentchen Leistung rauszuholen.
Fazit:
Würde ich den Bogen nochmal kaufen? Auf jeden Fall. Der Bogen ist echt super, wirft toll und bereitet mir eine Menge Freude. Das Preis-Leistungs-Verhältnis rundet das Gesamtpaket letztlich nur zusätzlich noch ab. Ich wäre hier auch bereit mehr Geld zu bezahlen, wenn ich sehe was Bogenbauer wie Bearpaw und mittlerweile auch Antur für ihre Custom-Linien aufrufen. Für mich oft nicht nachvollziehbar, da diese Bögen im Prinzip nur „Stangenbögen“ mit freier Designwahl sind. Zu ZVERS-Archery muss ich aber noch anmerken, dass Maris viele Optionen eingedampft hat, weil er den Anfragen zum einen nicht mehr Herr wird, und auch nicht alle Wünsche bedienen kann. Einige Optionen wie SaRaiFo-Furniere fliegen wohl aus dem Programm, dafür sind andere Optionen wie Wurfarmbeläge hinzugekommen. Auch wird es keine unterschiedlichen Griffhöhen mehr geben. Ich denke aufgrund der vielen Anfragen wird er versuchen, viele Arbeitsschritte zu automatisieren, was bei unterschiedlichen Nacharbeiten kaum mehr möglich ist. Ich hatte eigentlich vor, mir im April noch einen OPR fertigen zu lassen, wovon ich mittlerweile aufgrund der oben geschilderten Gründe Abstand genommen habe. Ich habe derzeit noch einen Fertigungstermin im Juli geblockt, ggf. werde ich einen zweiten Langbogen kaufen, mir schwebt hier ein Mittelteil aus einem massiven Holz vor, bspw. Wenge oder ähnlich massives Holz, allerdings ohne FR4-Einlage um auf jeden Fall regelkonform zu bleiben. Das restliche Setup würde ich beibehalten, sprich Wurfarme Bambus und schwarzes Gordon-Glass, mit Carbon-Einlage und Stable-Core.
So, das war eine kurze Übersicht und ein Erfahrungsbericht, Bilder liefere ich demnächst nochmal nach. Bleibt gesund und allen eine erfolgreiche Saison.
„Alle ins Kill“
Chris