Mir geht's ein wenig so wie Mattheer (Antwort #27). Daher erzähle ich Euch mal die Geschichte von Cayuaga in Corona in zwei Versionen
Version 1:
Schon vor sieben Uhr im Home-Office. Muss das sein? Mist, zwei Kinder im Home-Schooling mit Videokonferenzen. Ich brauche Bandbreite für eine Videokonferenz mit meinen B2B-Kunden. Also lass uns das mal abstimmen, ob es bei den Kindern auch ohne Bild geht, um Bandbreite zu sparen. OK, hat geklappt, doch später Zwischenfragen der Kinder, wie sie was machen sollen. Der Adrenalin-Pegel steigt. Mittags in aller schnelle unter 30 Minuten zu Mittag gegessen und wieder ab an den Rechner. Am frühen Abend habe ich eine virtuelle Kundenveranstaltung (B2C), bei der ich der Hauptredner bin. Also wieder für volle Ruhe im Haus sorgen. O-Ton meiner Kinder: wir leben auch hier! Kapieren die nicht, dass ich das Geld fürs Leben anschaffe? Nach dem Abendessen mal noch schnell die E-Mails aus dem Büro gecheckt. Die Geräte sind ja hier und jederzeitige Erreichbarkeit wird ja erwartet. Ich falle todmüde ins Bett.
Version 2:
Seit längerem stelle ich mir keinen Wecker mehr. Wenn ich aufwache, gehe ich ins Bad und nach einem leckeren Cappuccino ins Home-Office. Ich bin ausgeruht und fit, da mich kein Wecker mehr aus einer ungünstigen Schlafphase weckt. Da ich mir 67 km Autofahrt ins Büro spare, bin ich dennoch vor sieben am Rechner. Mein privates Büro ist schöner, eleganter und mit modernerer EDV ausgestattet, als mein Büro, bei dem das Mobiliar schon längst abgeschrieben ist. Ich genieße es, hier zu arbeiten. Wenn der Blick mal vom Rechner abschweift, schaue ich vom Hunsrück aus über die Mosel bis weit in die Eifel hinein. Herrlich! Ich kann jeden Tag mit meiner Familie zusammen Mittagessen, der Kaffee aus meiner italienischen Siebträgermaschine schmeckt leckerer als der Automatenkaffee im Büro. Und wann habe ich sonst soviel gemeinsame Zeit mit meiner Familie verbracht? Wenn die Sonne scheint und es sich zeitlich einrichten lässt, gehe ich auch mal am frühen Nachmittag mit meiner Frau eine Stunde spazieren und arbeite dann halt abends länger.
Ihr merkt, Wahrnehmung ist alles!