Ja, Stefan, das ist beine gute Frage, warum bei Deinem Bogenequipmet eine endlos Sehne bevorzugt werden sollte.
Der Bogen ist ein technisch sehr anspruchsvolles Sportgerät. Auch der von Dir genutzte Recurvebogen enthält Hilfsmittel wie Klicker, Button, Stabis etc. wobei alle Komponenten in zu den Wurfarmen, zum Mittelteil und zur Sehne in einer funktional passenden Weise zusammenwirken müssen. Bis auf die Sehne haben alle anderen Konmponenten einen Festkörper, sind definiert über Geometrie, Metallart, Guss- oder Frästeil (Mittelteil), Materialkomposition,Recurveausprägung, Biegekraft, Zugstärke(Wurfarme) Materialart, Spine- und Splinewert (Pfeile) und haben festgelegte Werte, die allesamt im Bogenfachhandel beurteilt und erklärt werden können.
Nur bei der der BogenSehne ist das nicht der Fall. Da treten dann die ersten Erklärungsnöte im Bogenfachhandel auf. Typisches Beispiel hier-
für ist die Aussage, das Flex Garn ist etwas dicker , deshalb kannst Du 10 Strang für Deine Sehne nehmen.
Ich wette, der Bogenfachhändler hat Dir nicht die grundsätzliche Arbeitsweise einer Bogensehne für Deinen Bogensystem erläutert. Das erklärt auch, warum Du Deinen 70" Bogen mit einer viel zu niedrigen Standhöhe benutzt hast.
Es ist wichtig zu wissen, dass auf eine Bogensehne die gesamte Kraft / Stärke des Bogens einwirkt, wenn die Sehne aufgespannt ist und sich der Bogen im Ruhezustand befindet, und zwar bei Beachtung der im User-Manual empfohlenen Standhöhe.
Mit dem Einlegen des Pfeiles und dem Auszug bis zum Ankerpunkt entlaste ich die Sehne, baue aber in den Wurfarmen Energie auf.
Mit dem Lösen des Pfeiles wird die Sehne mit dem eingenockten Pfeil durch das Zurückschnellen der Wurfarme beschleunigt und gibt den Pfeil bei Erreichen der Standhöhe frei. Der weitere Zug der Wurfarme auf die Sehne überträgt dann schlagartig die volle Bogenkraft auf die Sehne, der Bogen ist wieder in der Ruhestellung.
Da der Pivot Punkt des Bogens nicht genau in der vertikalen Mitte des Bogens liegt, aber die gleich Kraft auf beide Wurfarme übertragen werden sollte, erhalten die Wurfarme einen unterschiedlichen Anstellwinkel ( bekannt als Tillermaß).
Bei einer zu niedrigen Standhöhe schwingt die Sehne über die optmale Standhöhe Richtung Pivot Punkt durch, die Wurfarme schlagen unverhältmäßig stark auf die Sehne, was dann zum sogenannten Knallen des Bogens führt.
Und nun zu der Frage: Sehne flämisch gespleißt oder endlos gewickelt.
Aufgrund der zuvor erklärten Arbeitsweise der Bogensehne kannst Du Dir jetzt vorstellen, dass die flämisch gespleißte Sehne aufgrund der Wickeltechnik sich stärker verzieht, nachgiebiger ist und dadurch nur eine reduzierte Ernergie auf den Pfeil überträgt.
Eine endlos Sehne, die sauber gewickelt ist, alle Stränge gleichbleibend stark auf den Sehnengalgen gewickelt sind, überträgt die Bogenkraft volständiger auf den Pfeil, weil sie sich in sich nicht so stark verziehen (nachgeben) kann.
Den Zustand eines höheren Verzuges in sich bei der flämisch gespleißten Sehne nutzt man deshalb gern für Bögen, bei denen die Wurfarme bzw. Tips die höhere schlagartige Ernergieabgabe nach dem Lösen des Pfeiles auf die Wurfarme nicht vertragen.
Die Meinung Deines Bogenfachhändlers, dass eine flämisch gespleißte Sehne fehlerverzeiender reagiert, ist nicht falsch. Leider beeinträchtgt sie die Leistungsfähigkeit Deines Bogens (das würde ich als Neuling in deisem Sport nicht wollen) und verhindert auch, dass Du Deine zu Beginn häufig auftretenden Fehler nicht abstellst.
Und noch ein Hinweis zu Garnstärken, Strangzahlen, Festigkeitswerten etc. zu Bogensehnengarnen. Es gibt hier in diesem Forum eine Übersicht Stand April 2020 aller handelsüblichen Bogensehnengarne. Schau mal rein.
Gruß