Archers Campfire

Rückenspannung und Release (Rick Welch)

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Daniel124

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Hallo Community,

beim youtuben bin ich über die Schießtechnik von Rick Welch gestolpert. Schaut euch mal sein Release an: Die Zughand kriecht vor dem Loslassen nach vorn und winkt danach dem Kameramann. Trotzdem sitzt jeder Schuss, und offensichtlich hat er zig nationale und internationale Titel gewonnen. Er schießt wohl intuitiv.

Nehmen wir das mit der Rückenspannung und dem Release zu ernst? Warum trifft der Mann trotzdem?

https://www.youtube.com/watch?v=8Q2ZQIGYjYU

Grüße, Daniel


Offline roscho

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Weil er sehr wahrscheinlich 50 Jahre diesen Stil geübt hat UND dazu ein Naturtalent ist ... ;)

Es gibt genug Beispiele für gute Schützen mit einem aussergewöhnlichen Stil, nur weil es für diese funktioniert heisst nicht das es für
a) alle geht und
b) "gesund" ist ...

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
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Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
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* Albert Einstein


Offline bourne

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Warum trifft der Mann trotzdem?

Weil es wurscht (egal) ist? Geht es nicht eigentlich bei allem nur um die Reproduzierbarkeit des Ablaufs?

Wenn er immer genau gleich nach vorne löst - er verkürzt seinen Auszug und verlangsamt seinen Pfeilflug, ändert im Video minimal seine Haltung, aber wenn/falls das reproduzierbar ist, warum sollte es sich auf das Ergebnis auswirken? Genauso seine Schlenkerbewegung mit der Hand - wenn er die 100% gleich hinkriegt, wirkt sie sich nicht aus, weil er gelernt hat, genau so seine Pfeile fliegen zu lassen...
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Offline Kuckingen

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Was mir fehlt, ist ein Blick seitlich auf die Hand beim Lösen selbst oder von vorne. Wenn er nach dem Lösen Teletubbie spielt ist es egal, wenn das Lösen selbst sauber ist.

Sollte er allerdings immer so lösen, mit dem Winke-Winke Arm, und es gleichmäßig sein, kann es funktionieren.

Zu empfehlen ist es nicht. Es ist zu Fehleranfällig. Der Kopf ist ein Anker, der möglichst Bewegungsarmes, gleichmäßiges Lösen sollte.

Je effizienter unser Ablauf ist umso genauer werden wir treffen.


Offline Gundog

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W.Munny (Erik) sagte immer. Die Summe meiner Fehler ist mein Stil. Ich habe auch die DVD´s von Rick Welch, sowie den Masters of barebow. Das was er praktiziert ist eher ein Dead-Release (Anker halten) ggü einem Dynamic-Release (ziehen-ziehen...micrometer mäßig). Rick löst aber auch mit genial lockerer Hand. Durch viel Training/Erfahrung und Talent passt es für ihn. Er schießt auch starke Bögen.. da ist das Release sowieso besser.


Erbswurst

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Da fällt mir das Video eines recht erfolgreichen olympischen Recurveschützen ein, der den Daumen seiner Zughand im Vollauszug im Genick abgelegt hat.

Als ich das gesehen habe, musste ich direkt testen ob ich das auch könnte (geht tatsächlich), aber empfehlen würde ich das niemandem. Bei ihm funktioniert es, bei den meisten anderen wahrscheinlich nicht.

Der Rod Jenkins ist in einer Sequenz der MBB mit"schwebendem" Anker zu sehen - genau das Gegenteil dessen, was er predigt. Trotzdem ist er IBO Champion....


Daniel124

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Rick löst aber auch mit genial lockerer Hand.

Jepp, ich denke das ist es: locker.

Wenn ich gelegentlich allein kreuz und quer auf unserem kleinen Vereinsparcours schieße komme ich öfters in einen gewissen 'Flow': Hirn aus, pfeif auf sauber und 'man sollte', einfach laufen lassen und nach Gefühl. In solchen Momenten treffe ich quasi wie wie von allein und fast ohne Versager.


Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
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Es gibt genug andere Videos mit Rick auch von der Seite. Das winken ist ganz egal, das mache ich noch um einiges schlimmer und trotzdem kann man da treffen weil sehr oft der Instinkt so was ausgleicht.
Oftmals ist der Pfeil auch schneller wie mein Winkerer, dann spielt es auch keine Rolle.
Ich mach auch seid 40 Jahren keine Rückenspannung und fang es auch nicht mehr an jetzt.
Spaß acht es mir trotzdem noch immer.  :youRock:
Ist mir mittlerweilen egal ob es gesund ist oder nicht.
Und die letzten Jahre habe ich etliche mal versucht meinen Stil umzustellen. Das ist auch nach längeren Phasen voll in die Hose gegangen. Wenn man halt Jahrzehnte so schießt, ist es fast unmöglich das noch zu ändern, für mich zumindest.  ;)
Servusla, Gruß Guidl...

https://stringwistler.blogspot.de/

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Offline roscho

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Ich hab lang überlegt, aber ich schreib doch noch was dazu ;)

a) NIEMAND schiesst ohne Rückenspannung, beim Auszug des Bogens wird IMMER die Rückenmuskulatur mit aktiviert, das geht nicht ohne.

b) die Torsomuskulatur ist auch "stark", was den Auszug auch deutlich erleichtert - mehr Muskulatur hilft einfach beim ziehen ...

Aber eigentlich ist das gar nicht das Problem - es geht um die "Ausrichtung" und  die Belastung der Schultergelenke - je grösser der Winkel und die Kraft die auf die Schultergelenke wirkt, desto höher ist die Gefahr der Schädigung (Stichwort bone on bone Alignment)

Ich zitiere mal:
https://cnentwig.home.ktk.de/trainerspeech.html#Grundlage

Zitat
"Rückenspannung" ist die isometrische Zusammenziehung des wichtigsten Muskels der Zugseite, nämlich des Rhomboid- oder Rautenmuskels, der, unterstützt vom Schulterblattheber(Levator scapulae) , eine kleine Gleitrotation des Schulter blattes gegen die Wirbelsäule hervorruft. Gleichzeitig zieht sich der Trapez-oder Kapuzenmuskel zusammen, verriegelt die Schulter mit dem Schulterblatt und drückt sie an den Rippenbogen

wichtiger ist aus meiner Sicht das:

Zitat
Ein zweiter wichtiger Begriff ist: Optimale Zuglänge
Dieser Ausdruck ersetzt den Begriff „Ankerpunkt", der im Kopf des Schützen so etwas wie: „Anhalten und Stillstand" bewirkt. Außerdem, anstatt die Aufmerksamkeit auf das, was im Rücken- und Schulterbereich passiert zu lenken, denkt der Schütze an den Zusammenhang zwischen Zughand und Kinn.
Der wahre Anker entsteht, wenn Zugschulter und Schulterblatt die Stellung einnehmen, die am besten für die Ausführung der Rückenspannung ist.
Definition:" Optimale Zuglänge ist die Strecke, die der Schütze die Sehne auszieht, in der er eine saubere Ausrichtung des Körpers einnimmt, um die beste Skeletthaltung zu erzielen, die für die Ausübung der Rückenspannung notwendig ist."
Diese Strecke hat verschiedene untergeordnete Bezugspunkte an Gesicht und Hals,
die der Schütze benutzen kann, um Beständigkeit im Erreichen des vollen Auszugs zu bekommen.
Das Wichtigste ist jedoch die korrekte Haltung von Schulter und Schulterblatt der Zugseite.
Die optimale Zuglänge ist die Voraussetzung für die Rückenspannung und sollte bei jedem Teil des Schußablaufs Vorrang haben.

Um jetzt wieder auf das Video von Rick Welch zurück zu kommen : man sieht in dem Video sehr gut das beim Ende des Schussaufbaus seine Ausrichtung passt, nach dem Ablass auch erst einmal (kurz) stabil bleibt (egal was die Zughand macht)  und erst dann nachgewinkt wird.

meine 2 ct .. over and out ;)
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Offline Border Boy

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Roscho vielen Dank optimal dargestellt.
Von R.Jenkins habe ich über Tab Bestellung damals die Änderung auf skeletal alignment bekommen. Auch von Arne Moe.
Er verdeutlichte das in einem Video mit den Händen unter dem Kinn und dann das leichte zurück nehmen der Schulterblätter. Ich kann das schlecht beschreiben.
Diese Spannung habe ich trainiert und dann die Bogenhand nach vorne und den Kopf zum Ziel drehen während man die Spannung hält.
Auszug von 29 auf 30,5 mit vorher Stretching auf 31 konstant.
Das im Anker bleiben ist wesentlich besser geworden.
Folgende Änderungen waren bei mir notwenig:
Pfeile zu kurz, Bögen zu kurz oder zu viel Zuggewicht.
Wie man mir damals beigebracht hat im Mundwinkel zu ankern erschliesst sich heute mir nicht mehr.
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Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
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Es geht doch hier gar nicht darum was sinnvoll ist und was nicht.... immer wieder die gleichen Lehrsprüche, hatten wir doch zur Genüge schon oft genug hier.
Genau diese Aufrechte Haltung mit zurückdrückenden Schulterplättern und die Flügel hinten zusammen, waren eben Schuld daran daß ich mir gänzlich den Stil den ich mir 40 Jahre angewöhnt hatte fast vollends zu versauen und gar nix mehr hinbekommen hab.
Ob das jetzt falsch war oder nicht, tut nichts zur Sache und gehört hier auch nicht hin.
Und genau einen ähnlichen Stil sieht man ja auch bei vielen anderen sehr guten Schützen und im Video vom Ausgangspost.
Was dabei richtig ist und was falsch, wurde doch hier gar nicht gefragt.
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Offline roscho

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@Stringwistler: steht irgendwo irgendwas von einer aufrechten Haltung und Schulterblätter zusammen ?

Ich sehe nichts davon .. es geht um die Ausrichtung der Schultergelenke und eine Linie ...

ich zitiere mich ausnahmsweise mal selbst ;)

Zitat
Um jetzt wieder auf das Video von Rick Welch zurück zu kommen : man sieht in dem Video sehr gut das beim Ende des Schussaufbaus seine Ausrichtung passt

Bitte nicht "Ausrichtung", "optimale Zuglänge" und olympischen WA/Fita Stil in einen Topf werfen ...

Ausrichtung und optimale Zuglänge gibts in xx "asiatischen Stilen" schon seit langer LANGER Zeit, da war die Fita noch nicht mal eine Idee !

Ich denke wir sollten ALLE daran arbeiten das wir unser schönes Hobby so lange und so gesund wie möglich ausüben können, und dazu gehört eben (aus meiner Sicht) auch ein biomechanisch sinnvoller Schiessstil ...

Jetzt bin ich aber still ...
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Offline bourne

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Ich verfolge diese Diskussion mit großer Freude hier, genau das macht ein Forum so spannend :)

Zu der "biomechanischen" Ausrichtung - kannst Du vielleicht (wenn es nicht zu aufwändig ist) Quellen (online?) dazugeben?
Nachtrag: aus dem Bücher-Thread sind grad ein paar im Zulauf bei mir....
« Letzte Änderung: Juni 09, 2021, 02:37:08 Nachmittag von bourne »
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Offline roscho

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Ich verfolge diese Diskussion mit großer Freude hier, genau das macht ein Forum so spannend :)

Zu der "biomechanischen" Ausrichtung - kannst Du vielleicht (wenn es nicht zu aufwändig ist) Quellen (online?) dazugeben?
Nachtrag: aus dem Bücher-Thread sind grad ein paar im Zulauf bei mir....

https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=6724.msg111587#msg111587
https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=5403.0

Leider gibts (ausser beim Push Podcast) nur noch auf der Masters of The Barebow vol 3 (https://www.youtube.com/watch?v=l0M7aao9utA) nur wenig für den Tradi Bereich - das meiste zur Biomechanik kommt (wirklich) aus dem Olympischen Bereich

Wenn man aber etwas über den Tellerrand schaut (China Justin Ma https://www.thewayofarchery.com/tutorials.html) oder zu Saracen Archery und andere alte Schinken (https://www.archerylibrary.com/books/) kann man da einiges rausziehen.

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Offline vielevielegoldene

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Seine Ausführungen finde ich schlecht, mehrere sogar. Es gibt immer wieder Einzelne unter 10.000, die mit diesen Fehlern treffen, eventuell nicht lange, eventuell nicht immer, eventuell immer, wer weiss, aber bei uns im Verein streuen die Sportler mit solchen gravierenden Fehlern.

Letztlich möchte man doch die Gruppierungen aller verbessern, alle Durchführungen sind eigentlich seit mehr als nur Jahren entwickelt (z.B. http://www.educatium.de/praxis-bogen/  ). Da ich zwei gute DSB-Schützen (Platzierungen , Recorde, etc.) mit ähnlichen Fehlern kannte und mitansehen musste, wie beide plötzlich nichts mehr treffen konnten, rate ich von sochen Videos ab, und erinnere mich da lieber an eine Dame mit guten Ausführungen, die sie heute immer noch zeigt.  :GoodJob: Sie ist zwar nicht toll auf Youtube vertreten, aber in meinem Gedächtnis :) .


Na denn  :)

 
« Letzte Änderung: Juni 09, 2021, 03:44:14 Nachmittag von vielevielegoldene »