Hi Piti,
ich verstehe jetzt, worauf du hinauswillst, aber das wird nicht funktionieren. Das Problem dabei ist, dass das gesamte Topmaterial sehr gut ist, egal ob es aus dieser Saison oder aus der letzten ist. Jeder der genannten Bogenbauer und Pfeilhersteller baut Sachen, die gut funktionieren, das steht für mich völlig ausser Frage. Ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster, dass ich behaupte, dass bei bauartähnlichen Wurfarmen der normalsterbliche Schütze keinen Unterschied merken wird und nicht sagen kann, ob sein Wurfarm von Hoyt, WW, MK oder einem ihre Ableger aus dieser oder der Vorsaison ist.
Der Teil, der in deiner Betrachtung fehlt, ist der Schütze - was ist seine Disziplin und wie ist seine Biomechanik dazu. Nimm im Blankbereich einen netten Schweden - Frederik Lundmark (ein knapp 2m großer Wikinger mit einem Zuggewicht, dass mich zum Orthöpäden bringen würde, große Hände und er löst ohne dass sich die Hand groß bewegt) und nimm dagegen zB einen guten Ami - zB den zitierten Jake Kaminski (mit einer sehr ausgefeilten Technik aus dem Lehrbuch und deutlich weniger Auszug und Pfund auf den Fingern)
Den schwedischen Vertreter wirst du vmtl. nie mit einem X10 finden - die gibt es nicht lang genug
Den amerikanischen Vertreter wirst du vmtl. nie mit etwas anderem sehen, weil er sie seit 15 Jahren schießt und vmtl. nach wie vor gesponsort wird - auch wenn er alles mögliche, was man ihm schickt testet.
Ein Topschütze mit 1,60m Größe und 26 Zoll Auszug wird vmtl nicht mit einem 29'' Gillo GT glücklich werden, der 2m-Mann mit 32Zoll-Auszug wünscht sich das Teil vmtl in der 31''-Version. Der Fita-Schütze mit der festen 70m Entfernung mag vmtl. die Wand beim normalen Wurfarm-Design und liebt seine Hoyt Velos für das definierte Ende seines Auszugs, der Blankbogenschütze mit großem Crawl liebt vmtl. die X-Curve Wurfarme, die am Ende nahezu keinen Zuwachs in der Pfundzahl haben, da sich dann der Pfeil bei 0-Abgriff und Vollabgriff ansatzweise gleich verhält.
Ich denke mal, dass das der Punkt ist, den meine Vorschreiber mit "es muss passen" beschreiben. Du kannst mit dem bestehenden Angebot einfach alle Varianten von Schützen abdecken von leichten Bögen bis zu den 4kg-Monstern. Und das durch alle Sparten. Bei den Langbögen habe ich mich quer durch alles durchprobiert von 400gr TFK-Basis-Modell bis zum 2,5kg Arni-Bogen, dazwischen auch Versionen von Falkenholz, Blumhofer, ... was mir so in die Finger gekommen ist. Jeder dieser Bögen ist ein kleines Meisterwerk und hat seine Berechtigung, aber was dann nachher dein Werkzeug der Wahl wird ist extrem individuell und ich bin bei einem maßgeschneiderten TFK gelandet - was weder durch Preis noch durch Punktzahl erklärbar ist, wohl aber, dass Tom nur 20min entfernt seine Werkstatt hat.
Kein Schütze ist gleich und damit kann eigentlich auch das Material nie gleich sein. Und selbst wenn das gleiche draufsteht, wenn du die Pfundzahl um 3# veränderst, den Tiller um 1mm, den Nockpunkt, die Standhöhe oder auch nur den Pfeildurchmesser um 1mm wird sich dein System völlig anders anfühlen und anders reagieren. Ich habe fast 3 Jahre lang mit einem befreundeten Ingenieur versucht Bögen, Wurfarme und Pfeile zu messen - und du kannst viel messen-, aber im Endeffekt gehst du mit fast allem auf die Bretter, da du aus den Daten, selbst wenn du mal was Brauchbares gemessen hast, nicht wirklich etwas ableiten kannst. Selbst die Zuggewichtskurve (siehe die Versuche von Kaminski) sind nur sehr bedingt aussagefähig, auch Speedtests sagen wenig aus - alles ist immer nur eine Momentaufnahme einer Kombi aus diesem einen System aus Material und Schütze.
Es gibt ein paar wenige allgemeingültige "Erkenntnisse" zum Pfeildurchmesser und Seitenwind, zu Entfernungen und Auswirkungen von Schwankungen in der Auszugslänge oder zum Einfluss von Federgröße und Drall auf die Höhenlage bei verschiedenen Entfernungen. Alles weitere ist individuelle Abstimmung - ist zumindest meine "Erkenntnis/Meinung" nach 10 Jahren intensiver Ausprobiererei, bzw. dem Versuch aus Trial&Error eine erklär und ableitbare Linie zu machen. Grüße, Jochen