Hier folgt nun endlich der angekündigte Test und Erfahrungsbericht zum neuen BigBear von Bodnik/Bearpaw. Zugleich ist es ein Vergleich zwischen dem 19" BigBear-Mittelteil und dem 17" Mohawk-Mittelteil für das Bearpaw-Limb-System. Das neue BigBear Mittelteil ist nicht mit den älteren BigBear Komponenten kompatibel, sondern gehört zum neuen Bearpaw Limb System (BLS). Er ist mit allen alten und neuen Wurfarmen der Mohawk / Mohawk Chief Reihe kompatibel.
Daher ist ja auch von Interesse, welchen Unterschied das BigBear Mittelteil im Vergleich zu einem 17" Mohawk-Mittelteil bei Verwendung der gleichen Wurfarme macht. Denn der eine oder andere hat bereits einen Mohawk und überlegt sich noch ein Alternatives Mittelteil zu holen.
Für den ultimativen Vergleich braucht man natürlich Mittelteile, die abgesehen von ihrer Form möglichst ähnlich sind. Und das habe ich: Ich vergleiche hier das BigBear-Mittelteil in Cocobolo/Mycvarta mit einem 17" Mohawk-Mittelteil in Cocobolo/Mycarta.
Ich habe alles nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, aber natürlich können mir Recherche-Fehler passiert sein oder meine völlig subjektive Meinung kann auch völlig falsch sein.
Es ist daher alles nur Ausdruck meiner persönlichen Meinung ohne jegliche Gewähr
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Und nun der komplette Bericht:
1. Über den HerstellerHenry Bodnik und seine Firma Bearpaw kennt wohl jeder. 2019 hat sich Henry Bodnik aus der Firma zurückgezogen und die Anteile seinem Sohn Tim Beier übergeben. Henry Bodnik gehört aber noch die Bogenmanufaktur Bodnik Bows.
Wer mehr wissen will, den verweise ich auf meinen früheren Thread „Wer steht hinter Bearpaw bzw. Bodnik Bows?“:
https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=6110.msg102068#msg102068 2. Kontakt & BestellprozessEin Vorteil von Bodnik/Bearpaw- ist, dass in Deutschland wirklich sehr viele Fachhändler für traditionellen Bogensport vor Ort und auch viele große Online-Anbieter deren Bögen verkaufen. Vor allem bei den Händlern vor Ort bekommt man dann auch eine erstklassige Beratung und tollen Support.
Ich habe das BigBear Mittelteil direkt bei Bearpaw gekauft. In meinem Fall lief das…verbesserungsfähig. Um Wiederholungen zu vermeiden verweise ich auf den Thread „Bearpaw, quo vadis? Ein aktueller Erfahrungsbericht zum Bearpaw Service “:
https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=7629.msg122512#msg122512Andererseits habe ich viele tolle Händler in ganz Deutschland kennengelernt (ja, ich habe mehr als nur das eine Mittelteil und noch diverse Wurfarme ;o) und die haben oft das was man braucht im Laden verfügbar, oft sogar ein klein wenig günstiger als der Listenpreis.
3. PreisDie regulären Preise direkt bei Bearpaw sind Stand 1.9.2021 für das BLS-System sind wie folgt:
BigBear 19“ Mittelteil: 416,71
Mohawk 19“ Mittelteil: 346,80 (außer Bubinga: 412,69) die berücksichtige ich im Test nicht
Mohawk 17“ Mittelteil: 335,62 (außer Bubinga Standard: 246)
Mohawk Hunter 13" Mittelteil: 371,97 (außer Bubinga Standard: 288)
Wurfarme Hybrid/Recurve (Recurve auch in Short): 349, 59
Ein kompletter BigBear kostet also ca. 780 Euro. Das ist schon ein gehobener Preis für den eine Oma ganz schön lange stricken muss. Den normalen 17“ Mohawk bekommt man dafür dann immerhin für unter 700 Euro.
Wie gesagt weichen die Preise der Händler oft etwas ab und auchbei Bearpaw gibt es für Abonnenten des Newsletters manchmal Rabattaktionen.
Die Standard-Mittelteile sind übrigens meines WIssens nach etwas anders verarbeitet. Die Kanten sind weniger gerundet und die Oberfläche ist anders lackiert.
4. LieferumfangDie Mitteilteile kommen in einem schwarzen hochglänzenden Karton (der aber natürlich mit Klebeband und Adressaufkleber „verziert“ ist) und sind einem Beutel Luftpolsterfolie. Eine Stoffhülle o.ä. ist nicht dabei. Es ist denkbar, dass dies bei Komplettbögen anders ist. Ein Gegenstand, der über 400 Euro kostet, würde durch eine wertigere Verpackung sicher angemessen aufgewertet. „Technisch“ funktioniert die Verpackung aber. Die Griffstücke kamen jeweils unbeschädigt an.
5. Die Mittelteile Mein Mohawk Mittelteil ist ein Custom-Stück von Chris Unger, das ich als Ersatz für ein mangelhaftes Chief-MT bekommen habe. Es ist aus der gleichen Cocobolo/Mycarta Kombination wie der BigBear. Chris Unger hat es mit einem besonders griffigen Lack überzogen. Die Kanten sind anders als beim Standard-MT vollständig gerundet. Es wiegt 721 Gramm und ist damit 70 bis 100 Gramm schwerer als das Standard-Mittelteil aus Bubinga (meine 620 bis 650 Gramm)
Mein BigBear Mittelteil besteht ebenfalls aus Mycarta und Cocobolo. Ich habe extra für maximales Gewicht die zuerst erschienene Variante ausgewählt, bei der die größere dem Schützen abgewandte Seite aus Mycarta ist (bei einigen Wettkampfklassen ist es wegen des Mycarta-Anteils nicht zugelassen, aber das spielt für mich keine Rolle). So bringt es das Mittelteil mit Schrauben und Hairrest auf 986 g. und wiegt damit deutlich über 350 Gramm mehr als das Standard-MT. Im Vergleich zum Custom MT aus gleichem Holz sind es immerhin noch 260 Gramm mehr.
Das BigBear-MT ist nicht nur schwerer, sondern auch im Griff etwas dicker als das Mohawk-MT. Meiner Einschätzung nach ist das BigBear eher nichts für zierlich Hände. Wer eine Handschuhgröße kleiner als 8 trägt, sollte das Griffteil unbedingt vor Kauf einmal ausprobieren. Abgesehen davon liegen meinem Empfinden nach aber beide Mittelteile hervorragend in der Hand.
Ein weiterer Unterschied ist, dass das Mohawk-Mittelteil Im Bereich der Hand teilweise recht kantig geschnitten ist, währen das BigBear klassisch vollständig gerundet ist. Man sieht es etwas auf dem angefügten Bild der beiden Mittelteile.
Beide Griffstücke empfinde ich als sehr gut zu halten.
6. Die WurfarmeBeide Mittelteile sind mit dem Bearpaw Limb System BLS kompatibel, d.h. man jeden beliebigen alten oder neuen Mohawk-Wurfarm darauf schrauben. Ich habe das mit 2 verschiedenen Mohawk-Chief-Wurfarmen und den neuen schwarzen BLS-Wurfarmen ausprobiert und sie passen alle exakt.
Als ich für diesen Test die Wurfarme gewogen habe, fiel mir die Bandbreite auf, die Mohawk-Wurfarme (bei gleichem Zuggewicht) haben:
Mohawk Chief Hybrid-Wurfarme mit Bocote Furnier 472 g
Mohawk Chief Hybrid-Wurfarme mit Cocobolo Furnier 429 g
BLS Hybrid Wurfarme mit Schwarzglas 370 g
Das Gewicht bezieht sich immer auf das Wurfarmpaar. 100g Unterschied sind ja schon was, wobei ich die Theorie habe, dass die neuen Schwarzglas-Wurfarme wegen der fehlenden Furnier-Schicht leichter sind. Falls jemand die neuen BLS Wurfarme in Olive mit 35# hat, kann er ja mal zum Vergleich deren Gewicht posten.
7. SchussverhaltenIch habe die gleichen Wurfarme abwechselnd mit dem Mohawk- und BigBear-Mittelteil kombiniert. Das Auszugsverhalten beider Kombination ist sehr sehr sehr ähnlich. Beide ziehen sich fast völlig gleich, der Auszug fühlt sich gleich an. Klar, sind ja auch die gleichen Wurfarme. Die 2“ Unterschied spüre ich nicht.
Was ich sehr wohl gemerkt habe, ist das größere Gewicht des BigBear-Mittelteils.
Im direkten Vergleich wirkt der Mohawk „sportlicher“. Sowohl weil er leichter ist, als auch wegen der schlankeren Bauweise. Man spürt hier mehr Feedback (aber keinen Handschock, den haben beide nicht). Der BigBear ist halt deutlich schwerer und damit auch träger in der Hand.
Wie oben geschrieben hat der Wechsel vom Bubinga-Mohawk zum BigarBear zusätzliche 350 Gramm mit sich gebracht. Und die spürt man! Ich fand die fast 1,5 kg Gesamtgewicht auch im langen Parcours noch völlig ok und nicht störend. Beim Schießen habe ich das höhere Gewicht als Vorteil wahrgenommen. Beim ersten Mal im Parcours war mein erster subjektiver Eindruck „So gut hast Du noch nie getroffen“! Auch auf der Scheibe habe ich (ohne dies empirisch belegen zu können) den Eindruck, dass ich insgesamt enger gruppiere und vor allem die Ausreißer weniger bzw. weniger heftig sind. Das schwere Mittelteil scheint in der Tat „fehlerverzeihender“ zu sein.
8. Auswirkung auf das ZuggewichtDas Auszugsverhalten beider Kombination ist wie gesagt sehr sehr ähnlich.
Ich habe die neuen BLS-Wurfarme mit nominal 35 Pfund auf 28“ (mehrfach) in Kombination mit dem Mohawk-MT und BigBear-MT nachgemessen:
-auf dem 17“ Mohawk: 35,9 #
-auf dem 19“ BigBear: 35,7 #
Somit sinkt das Zuggewicht auf dem größeren Mittelteil um 0,56%... Das ist eine Größenordnung die ich nicht gespürt habe. Das Zuggewicht ist im Wesentlichen also unverändert.
9. ChronyUnd was ist mit der Pfeilgeschwindigkeit? Theoretisch sind kürzere Bögen ja schneller.
Hier ist nun alles gleich und somit vergleichbar: Gleiches Material der Mittelstücke, gleiches Sehnenmaterial (Hybridsehne mit Fleece-Silencer vom Stringwhistler), gleiche Wurfarme. Nur die Größe der Mittelteile ist anders. Aber ob die 2“ Unterschied im Abstand zwischen den Wurfarmen den Pfeil nun merklich schneller oder langsamer machen?
Und das sagt der Chrony dazu:
(gleiche Standhöhe, geschossen mit jeweils dem gleichen Penthalon Traditional Black mit 330 gr.; und ja mit leichteren Pfeilen sind die Geschwindigkeiten höher, das habe ich auch getestet ;o)
Mohawk 17“ Ø 171,55 FPS
Big Bear 19“ Ø 173,05 FPS
Das Ergebnis passt also nicht ganz zur Theorie. Aber was sagt uns das? Der BigBear ist trotz 0,5% geringerem Zuggewicht ganze 0,8% schneller?!
Ich denke, dass diese Abweichungen so gering sind, dass sie in der Fehlertoleranz untergehen. Ich bin keine Schießmaschine, die Pfeile wurden für den BigBear gemacht und und und.
Die Abweichung ist so gering, dass man für den praktischen Gebrauch durch einen mittelmäßigen Bogenschützen nur festhalten kann: Es macht keinen Unterschied.
10. FazitOb man BLS-Wurfarme (früher Mohawk-Chief) mit dem Mohawk oder BigBear Mittelteil schießt macht in Bezug auf Auszug, Schussverhalten und Pfeilgeschwindigkeit keinen Unterscheid. Das BigBear Mittelteil ist aber deutlich schwerer und das macht das SetUp fehlerverzeihender. Ansonsten muss man schauen welches Mittelteil einem besser in der Hand liegt und mit welchem Gewicht man sioch wohler fühlt.
Ich halte den BigBear für eine gelungene Ergänzung des BLS-Prgoramms.