Ich habe überall gesucht, aber nirgendwo in der Rubrik eine Beschreibung des Parcours gefunden, also bitteschön
Bogensportanlage der SG Scharnitz, 3D und Feldparcours plus „Einschießplatz”. ~30 Ziele 3D und 20+ Feld. Compound erlaubt.
Anfahrt über die B171. Von Bayern aus unter der Porta Claudia (Ausflugsziel für Interessierte!) durch den Tunnel, nach wenigen Kilometern kurz hinter dem Ortseingang Giessenbach vor der Pension Ramona nach rechts einbiegen. Von Innsbruck aus kommend am Ende von Giessenbach links. Geradeaus am Parkplatz der Pension vorbei in den Schotterweg, danach den Wegweisern folgen bis zum Parkplatz.
Hinter dem Parkplatz findet man die Clubhütte mit teilweise überdachter Terrasse. Wer wie ich dem Schild „Kassa” glaubt und das Schussbuch im Inneren wähnt, der landet vor zwei Kühlschränken. Die Kassa und Schußbuch findet der Erstbegehende stattdessen am Seiteneingang rechts! Unkostenbeitrag sind 10 Euro pro Tag.
Der „Einschießplatz” lässt sich auf Österreichisch mit einem einzigen Wort beschreiben: OIDA!!!
Auf der Fläche von zwei Fußballplätzen stehen einige 3D Tiere und Scheiben zwischen fünf und 100 Metern Distanz in so ausreichender Menge, daß die wenigen Schützen dort - wir waren am Sonntagabend zu dritt - die freie Auswahl haben. (siehe Foto)
An der Schußlinie entlang gehts zum Einstieg in die beiden Parcours. Links entlang den blauen Pfeilen nach zum 3D, rechts entlang den roten Pfeilen nach zum Feldparcours.
Der Feldparcours geht sehr entspannt los, man geht im Bergwald relativ eben auf schönen Trampelpfaden. Die Abschußpflöcke sind gut gesetzt, rote herausfordernd und blaue entspannt, manchmal sogar etwas zu nah dran.
Um Ziel 6 herum offenbart sich die größte Schwäche des Parcours: Offensichtlich lässt der Verein nach Umbau keine Fremdschützen mehr Probegehen, das würde einige gravierende Mängel der Beschilderung aufzeigen. Man sieht ein großes blaues Nummernschild, steigt auf einen kleinen Hügel, der rote Abschußpflock aber.... kein Ziel? Auch kein blauer Pflock, gar nichts. Also geht man einem kleinen Pfad weiter und findet das nächste Ziel. Hm, naja gut, kann man nichts machen, schießt also das Ziel und auf dem Weg zum Pfeileziehen steht man auf einmal zwei Meter neben Ziel 6, mitten in der Schußlinie! Es ist ein scheues Reh, das sich am Hang gegenüber vom Hügel in der Abendsonne kaum erkennen lässt. Buam, ich will noch ein bissal leben, da muss nachgearbeitet werden!
Auch später ist die Wegführung ziemlich chaotisch, besonders zum Ende hin, wenn der Feldparcours heranrückt. Vielleicht hat der Verein nicht nur zuviel Platz, sondern auch Pfeilstops. Der Wald steht irgendwann voller alter verwitterter Ziele, die Trampelpfade führen ins Nichts, Dazu wilde Beschilderung mit roten, blauen, orangen und was weiss ich noch Nummern. Toll, wenn an wichtigen Stelle ein um den Baum gewickeltes Absperrband Aufmerksamkeit erregt, aber geht man dann links, rechts oder geradeaus? Um die „Labe” rum wirds total chaotisch, da stehen dann zwei bis drei 3D Ziele, zwei Feldziele und ein Dutzend Schilder und Wegweiser.
Die Labe ist - man verzeihe mir - ein Schandfleck. Ich habe es für das Partyzelt des Burschenvereins Scharnitz gehalten, der am Tag davor eine Party veranstaltet hat. Unter einem wackligen Zelt stehen zwei Bierbänke neben einem Stapel Müll, irgendwelchen Kanistern und einer Altflaschensammlung - die jeder verlassenen Disco zur Ehre gereicht. Da will man nicht sitzen. Etwas weiter stehen noch zwei einzelne vermoste Biergarnituren wacklig auf einer Freifläche rum. Auch nicht besser, ehrlich gesagt. Ein Schandfleck, tut mir leid.
Genug der Schelte! Weiter gehts im Parcours, wir sind ja zum Schießen da. Nach dem besagte Ziel 6 wirds richtig zünftig: Steil bergauf gehts vom dicht bewaldeten unteren Teil immer weiter in die Höhe, vor den Zielen muß man ordentlich ausschnaufen, wenn man den Pfeil nicht ins Ziel zittern will. Bergauf, bergab, weit, eine Fülle von Möglichkeit für Schützen aller Klassen, präzise drüber, drunter oder daneben zu schießen.
Die Ziele sind sehr ordentlich, manche pfeilmordend gestellt, aber überwiegend gut positioniert, mit Backstops, gepflegt und mit Leidenschaft plaziert.
Nach der Labe wirds teilweise sehr steinig und rutschig, wobei die Wege gut gesichert und geführt sind. Bissl die Augen auf, dann gehts schon. Kleiner Wermutstropfen: Teilweise gehts so steil bergab, dass die älteren Semester Schwierigkeiten bekommen könnten. Also wirklich herausfordernd an Kondition und manchmal auch Trittsicherheit, nichts für Sonntagsspaziergänger in Sandalen.
Nach einem Weitschuß über eine kiesige Freifläche geht es auf der anderen Seite in der Abendsonne noch an ein paar Zielen vorbei zurück. Nach etwa drei Stunden (alleine) ist man wieder am Einschießplatz, wobei ich das nicht empfehlen würde. Wer es genießen will, der nimmt mindestens 2-3 andere mit und lässt sich ordentlich Zeit, die Landschaft zu bewundern, längere Pausen zu machen und nicht nur von Ziel zu Ziel zu laufen.
Fazit (persönliche Meinung): Nehmts Euch eine nette Gesellschaft mit, einen Rucksack mit ordentlicher Brotzeit und einer Decke, fahrts rechtzeitig los und ab geht die Luzie! (Tschuldige, Luzie) Ein schöner Jausenplatz ist der höchste Punkt der Tour, bevor es nach unten zur Labe geht, abseits der Ziele kann man dort etwas weiter oben schön sitzen und sich erholen. Und wer dann am 3D-Ende auf der sonnigen Terrasse noch ein bissal Brotzeit übrig hat, der mampft den Rucksack leer und geht anschließend noch den Feldparcours, bis die Finger glühen!
PS: Bitte liebe Scharnitzer, nehmt Euch einen Fremdschützen und begeht mit ihm den Parcours, damit ihr seht wo man sich als Fremder nicht zurechtfindet. Und die Labe schaut aus, daß der Sau graust, bitte aufräumen! Dann kann man wirklich sagen, daß der Parcours das Prädikat „der beste” verdient hat.