Archers Campfire

A-6108 Scharnitz, der “beste Parcours Europas”

Gast · 10 · 2906

DerBärvonTölz

  • Gast
Ich habe überall gesucht, aber nirgendwo in der Rubrik eine Beschreibung des Parcours gefunden, also bitteschön :)

Bogensportanlage der SG Scharnitz, 3D und Feldparcours plus „Einschießplatz”. ~30 Ziele 3D und 20+ Feld. Compound erlaubt.

Anfahrt über die B171. Von Bayern aus unter der Porta Claudia (Ausflugsziel für Interessierte!) durch den Tunnel, nach wenigen Kilometern kurz hinter dem Ortseingang Giessenbach vor der Pension Ramona nach rechts einbiegen. Von Innsbruck aus kommend am Ende von Giessenbach links. Geradeaus am Parkplatz der Pension vorbei in den Schotterweg, danach den Wegweisern folgen bis zum Parkplatz.

Hinter dem Parkplatz findet man die Clubhütte mit teilweise überdachter Terrasse. Wer wie ich dem Schild „Kassa” glaubt und das Schussbuch im Inneren wähnt, der landet vor zwei Kühlschränken. Die Kassa und Schußbuch findet der Erstbegehende stattdessen am Seiteneingang rechts! Unkostenbeitrag sind 10 Euro pro Tag.

Der „Einschießplatz” lässt sich auf Österreichisch mit einem einzigen Wort beschreiben: OIDA!!!

Auf der Fläche von zwei Fußballplätzen stehen einige 3D Tiere und Scheiben zwischen fünf und 100 Metern Distanz in so ausreichender Menge, daß die wenigen Schützen dort - wir waren am Sonntagabend zu dritt - die freie Auswahl haben. (siehe Foto)

An der Schußlinie entlang gehts zum Einstieg in die beiden Parcours. Links entlang den blauen Pfeilen nach zum 3D, rechts entlang den roten Pfeilen nach zum Feldparcours.

Der Feldparcours geht sehr entspannt los, man geht im Bergwald relativ eben auf schönen Trampelpfaden. Die Abschußpflöcke sind gut gesetzt, rote herausfordernd und blaue entspannt, manchmal sogar etwas zu nah dran.

Um Ziel 6 herum offenbart sich die größte Schwäche des Parcours: Offensichtlich lässt der Verein nach Umbau keine Fremdschützen mehr Probegehen, das würde einige gravierende Mängel der Beschilderung aufzeigen. Man sieht ein großes blaues Nummernschild, steigt auf einen kleinen Hügel, der rote Abschußpflock aber.... kein Ziel? Auch kein blauer Pflock, gar nichts. Also geht man einem kleinen Pfad weiter und findet das nächste Ziel. Hm, naja gut, kann man nichts machen, schießt also das Ziel und auf dem Weg zum Pfeileziehen steht man auf einmal zwei Meter neben Ziel 6, mitten in der Schußlinie! Es ist ein scheues Reh, das sich am Hang gegenüber vom Hügel in der Abendsonne kaum erkennen lässt. Buam, ich will noch ein bissal leben, da muss nachgearbeitet werden!

Auch später ist die Wegführung ziemlich chaotisch, besonders zum Ende hin, wenn der Feldparcours heranrückt. Vielleicht hat der Verein nicht nur zuviel Platz, sondern auch Pfeilstops. Der Wald steht irgendwann voller alter verwitterter Ziele, die Trampelpfade führen ins Nichts, Dazu wilde Beschilderung mit roten, blauen, orangen und was weiss ich noch Nummern. Toll, wenn an wichtigen Stelle ein um den Baum gewickeltes Absperrband Aufmerksamkeit erregt, aber geht man dann links, rechts oder geradeaus? Um die „Labe” rum wirds total chaotisch, da stehen dann zwei bis drei 3D Ziele, zwei Feldziele und ein Dutzend Schilder und Wegweiser.

Die Labe ist - man verzeihe mir - ein Schandfleck. Ich habe es für das Partyzelt des Burschenvereins Scharnitz gehalten, der am Tag davor eine Party veranstaltet hat. Unter einem wackligen Zelt stehen zwei Bierbänke neben einem Stapel Müll, irgendwelchen Kanistern und einer Altflaschensammlung - die jeder verlassenen Disco zur Ehre gereicht. Da will man nicht sitzen. Etwas weiter stehen noch zwei einzelne vermoste Biergarnituren wacklig auf einer Freifläche rum. Auch nicht besser, ehrlich gesagt. Ein Schandfleck, tut mir leid.

Genug der Schelte! Weiter gehts im Parcours, wir sind ja zum Schießen da. Nach dem besagte Ziel 6 wirds richtig zünftig: Steil bergauf gehts vom dicht bewaldeten unteren Teil immer weiter in die Höhe, vor den Zielen muß man ordentlich ausschnaufen, wenn man den Pfeil nicht ins Ziel zittern will. Bergauf, bergab, weit, eine Fülle von Möglichkeit für Schützen aller Klassen, präzise drüber, drunter oder daneben zu schießen.

Die Ziele sind sehr ordentlich, manche pfeilmordend gestellt, aber überwiegend gut positioniert, mit Backstops, gepflegt und mit Leidenschaft plaziert.


Nach der Labe wirds teilweise sehr steinig und rutschig, wobei die Wege gut gesichert und geführt sind. Bissl die Augen auf, dann gehts schon. Kleiner Wermutstropfen: Teilweise gehts so steil bergab, dass die älteren Semester Schwierigkeiten bekommen könnten. Also wirklich herausfordernd an Kondition und manchmal auch Trittsicherheit, nichts für Sonntagsspaziergänger in Sandalen.

Nach einem Weitschuß über eine kiesige Freifläche geht es auf der anderen Seite in der Abendsonne noch an ein paar Zielen vorbei zurück. Nach etwa drei Stunden (alleine) ist man wieder am Einschießplatz, wobei ich das nicht empfehlen würde. Wer es genießen will, der nimmt mindestens 2-3 andere mit und lässt sich ordentlich Zeit, die Landschaft zu bewundern, längere Pausen zu machen und nicht nur von Ziel zu Ziel zu laufen.

Fazit (persönliche Meinung): Nehmts Euch eine nette Gesellschaft mit, einen Rucksack mit ordentlicher Brotzeit und einer Decke, fahrts rechtzeitig los und ab geht die Luzie! (Tschuldige, Luzie) Ein schöner Jausenplatz ist der höchste Punkt der Tour, bevor es nach unten zur Labe geht, abseits der Ziele kann man dort etwas weiter oben schön sitzen und sich erholen. Und wer dann am 3D-Ende auf der sonnigen Terrasse noch ein bissal Brotzeit übrig hat, der mampft den Rucksack leer und geht anschließend noch den Feldparcours, bis die Finger glühen!


PS: Bitte liebe Scharnitzer, nehmt Euch einen Fremdschützen und begeht mit ihm den Parcours, damit ihr seht wo man sich als Fremder nicht zurechtfindet. Und die Labe schaut aus, daß der Sau graust, bitte aufräumen! Dann kann man wirklich sagen, daß der Parcours das Prädikat „der beste” verdient hat.
« Letzte Änderung: Oktober 25, 2021, 11:00:04 Vormittag von DerBärvonTölz »


Offline ED

  • Erfahrener
  • ****
    • Beiträge: 468
Hast wohl in der Überschrift das "?" vergessen.  ;)
Beste Grüße

Norbert

"Das beste Essen ist immer noch das Trinken"
© Heinz Erhardt

Derzeit:
Langbögen von Mindfactor, Zvers und Shrew sowie Redman von Bodnik


DerBärvonTölz

  • Gast
Nö. Der Parcours wurde in einer Zeitschrift - ich finde aber den Artikel leider nicht mehr - als der Beste gerühmt. 

Und mal ehrlich, ja er ist schlecht ausgeschildert, die Laben sind eine Zumutung, das kann man alles ändern.

Wenn Du aber die schiere Größe nimmst, das voralpine Gelände, Menge an Zielen, zwei Parcours auf einmal, allgemeiner Zustand der Ziele, Wahl der Abschußsituationen usw., dann kommt da mit weitem Abstand kein anderer Parcours ran.


Offline roscho

  • Administrator
  • Meister Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 8100
Zitat
dann kommt da mit weitem Abstand kein anderer Parcours ran.

Kühne Aussage ;)

WIE VIELE Parcours kennst du bzw hast du schon geschossen ?
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Online Landbub

  • Meister Feuerholznachleger
  • *****
    • Beiträge: 3344
und ab geht die Luzie! (Tschuldige, Luzie)

Da musste ich lachen :-)

Un zum "besten..." - das ist immer schwierig. Weil totale Geschmacksfrage. Hab da mal einem Urlauber aus Südschweden (Hannover. glaub ich) in Ö die Stub empfholen, hinter der Steinplatte. Der hat mich dann angerufen und gefragt, ob ich ihn umbringen wollte. Da gehts ja nur rauf und runter (nunja... Tirol... sollte einen nicht wundern) und man kann da ja zu Tode stürzen. Aber so isses halt, die einen mögens, die anderes fluchen.
Abonniert bitte https://www.youtube.com/@ArcheryGirls
Das motiviert meine Jugendgruppe ganz enorm, hier weitere Videos zu produzieren.

Alles, was du zur Zniper Auflage wissen musst: https://www.youtube.com/watch?v=_5lzzgEn9L8


DerBärvonTölz

  • Gast
Da musste ich lachen :-)

Wenn Luzie auch lacht, gehts ja :)

Un zum "besten..." - das ist immer schwierig. Weil totale Geschmacksfrage. Hab da mal einem Urlauber aus Südschweden (Hannover. glaub ich) in Ö die Stub empfholen, hinter der Steinplatte. Der hat mich dann angerufen und gefragt, ob ich ihn umbringen wollte. Da gehts ja nur rauf und runter (nunja... Tirol... sollte einen nicht wundern) und man kann da ja zu Tode stürzen. Aber so isses halt, die einen mögens, die anderes fluchen.

Das stimmt. Aber alleine, daß es für mich der beste war, rechtfertigt, daß ich in der Überschrift kein Fragezeichen verwende. Und nun lasst uns das Thema beenden und den Parcours geniessen.


Polaris

  • Gast
"Der beste Parcours Europas".. das ist mal ne Ansage..  ;) Einfach ein "Für mich ist das... " einfügen und dann wirds passen..  ;)


DerBärvonTölz

  • Gast
Nein, für den ist das der beste Parcours. Und jetzt Diskussionsende. BITTE!


Offline Clemens

  • Pfeil und Bogen - kenn ich
  • ***
    • Beiträge: 132
Ich war heute auf besagtem Parcour und würde gerne ein paar Updates liefern.
Ich habe keine Conflict of interests zu deklarieren - bin kein Vereinsmitglied und kenn auch niemanden vom Verein  ;)
Mein Update betrifft nur den 3D Parcour - den Feldparcours habe ich nur gestreift und bin ihn nicht begangen.
Vorweg kann ich sagen dass man alle positiv angeführten Punkte vom BärenvonTölz so stehen lassen kann.
Die Kosten sind mittlerweile auf 12 Euro angehoben worden. Für die Benutzung von 2 Parcours und der tollen Einschussmöglichkeit find ich das aber OK. Auch wenn das mitnehmen/bereithaben von Klimpergeld nervig ist.

  • Zur Landschaft:
Die Tiroler Berge haben sich nicht verändert und sind nachwievor schön und an manchen Stellen steil. Die Empfehlung der Bergschuhe vom BärenvonTölz kann ich nur bestätigen. Der Parcour ist teilweise wirklich steil. Wenn man aber vorsichtig und umsichtig ist kommt man heil durch. Das galt bis jetzt aber für jeden "Bergparcours" auf dem ich war. Spezielle kondition glaube ich nicht dass man braucht. Jede/r weiß was er/sie sich zumuten kann denk ich.
  • Parcoursführung
Ich glaube hier wurde nachgebessert - es sind die Wege gut sichtbar ausgetreten und auch mit einer Vielzahl an roten Pfeilen markiert. Die Abschussplätze selbst sind mit Roten Schildern gut ausgeschildert. Manchmal muss man sich einmal umdrehen um dann die Pflöcke (rot und blau) auch zu finden allerdings hat das nie unangenehm lange gedauert. Ich denke, wenn man den Parcour entspannt geht und sich nicht hetzt findet man jetzt auch alles in kurzer Zeit. Uns wurde an der Vereinshütte empfohlen mit dem 31er Target anzufangen weils dann einfacher zum 1er geht - war aber im Grunde egal. Eine Karte hängt am Vereinshaus aus - Diese haben wir fotografiert und am Anfang 1-2mal zu Rate gezogen um nicht irgendwo den Einstieg zu verpassen. Später brauchten wir sie dann nicht mehr.
Zur Sicherheit kann ich aus fehlender Erfahrung heraus nichts ganz konkretes sagen. Am Anfang kreuzt der 3D Parcours (ich glaube) 2 mal den Feldparcours. Diese Hotspots sind sehr gut mit Warnungen beschildert und es hängt eine Große Kuhglocke von einem Baum die man bimmeln kann. Auch sieht man zumindest bei einer Kreuzung als 3D Schütze den Abschussplatz der Feldschützen gut ein und ist in Ruf-bzw. Glockenweite und nicht im direkten Schussfeld. Ich habe mich so sicher wie auf allen bisher begangenen Parcours gefühlt.
  • Die Labe
ist so ein 3(?)x3 Partyzelt. Mit einer Sitzgarnitur darunter und einer etwas erhöht daneben. Es war so sauber wies halt im Wald sein kann und absolut nicht schlechter als Anderswo. Ich denke so ein Zelt macht halt bei Regen was es machen soll - hält die Bank trocken. Die Preise für die Getränke fand ich auch sehr Human.
  • Die Ziele
Gut möglich, dass nicht mehr alle dort stehen wo sie 2021 noch waren - ich habe mehrere Abgebaute und umgebaute stellen entdeckt. Pfeile ermordet habe ich diesemal (zum 1. mal!) keinen einzigen. Ich habe einen verloren - keine Ahnung wie  :wtf:. Mein Begleiter hat zwei pfeile an Bäume verloren. Die Ziele sind aber so gesetzt dass ich (jaja auch Glück) entweder Erd oder Backstop treffer hatte.
Bei einem Ziel standen zwei Targets auf einer Anhöhe und der "Backstop" waren eine Mulde bzw. der Hang dahinter welcher nicht besonders gut Einsehbar war. Das war auch das einzige mal dass wir uns gezwungen sahen sicherheitshalber kurz zu Rufen vor unseren Schüssen.
Ich habe überwiegend vom blauen Pflock geschossen welchen ich in teilweise schon sportlicher Entfernung fand. Gegen Ende wurde ich etwas mutiger und habe überwiegend von Rot (und oft auch noch von Blau) geschossen und es ging größtenteils gut und hat ordentlich Spaß gemacht.
  • Zeit
Wir haben als ein sehr- und ein eher unerfahrener Schütze nicht ganz 3 Stunden gebraucht (Pause und Einschießen nicht mitgerechnet). War für uns alles gut machbar und auch in einem Ausmaß an Anstrengung dass wir wirklich bis zum letzten Target noch Spaß und Lust hatten.

Mein Fazit:
Ein wirklich schön angelegter und richtig Spaß machender Parcour. Das einzige was ich wirklich zu bekriteln habe war das versperrte WC an der Vereinshütte  ;D

lG Clemens

(Das bester Parcours Europas habe ich bewusst unkommentiert gelassen weil.. naja schon ein bold statement und eine Diskussion zu der ich nichts beitragen kann.)
Fotos zeigen:
die Labe-Preise
Die Beschilderung der Targets
Die roten Pfeile
Die Steilheit


Offline paluma

  • Pfeil und Bogen - kenn ich
  • ***
    • Beiträge: 212
Ich war heute auf besagtem Parcour und würde gerne ein paar Updates liefern....

...Mein Fazit:
Ein wirklich schön angelegter und richtig Spaß machender Parcour. ...

lG Clemens


Dann freu ich mich aufs Wochenende kommende Woche - da sind wir wieder einmal auf dem 2-Tagesturnier "Speckschießen".
Übrigens: Erster bis dritter Platz gewinnen ein ordentliches Stück Scharnitzer Speck, und der ist legendär!   :sabber:

Aktuell sind noch 8 Startplätze frei, Meldeschluss ist am SO,28.08.22   8)
Man kann Prinzipien aufstellen wie Wegweiser. Oder wie Galgen.

Hans Kaspar