Ich wollte hier mal meine „Bogensammlung“ von Predator kurz vorstellen.
Vorgeschichte:Mein erster Kontakt zu den Predator-Bögen (Predator = Raubtier) war kurz nach meinem Einstieg in die Bogensportwelt. Nach meinem Einstiegsbogen, einem Ragim Matrix, stach mir beim Schlendern über die Messe auf Burg Stettenfels 2017 ein Predator Custom ins Auge, den ich nach kurzem testschießen und sofort einstellender Begeisterung auch als ersten hochpreisigen Bogen kaufte.
Meine Begeisterung für etwas hochpreisigere Bögen war geweckt und wie ich recht schnell feststellte, war es teilweise sehr schwierig bei mir in der Gegend bei den ortsansässigen Bogenhändlern solche Bögen auszuprobieren bzw. zu bekommen und so begann eine Zeit (ca. 3 Jahre lang) in der ich sehr viele Bögen meist gebraucht, aber auch neu kaufte und auch wiederverkaufte. Auch der Predator, musste in dieser Zeit (im Nachhinein aus unnachvollziehbaren Gründen) weichen. Insgesamt wurden in diesen 3 Jahren ca. 40 Bögen gekauft und verkauft und nur wenige blieben für längere Zeit bei mir.
Am Jahresanfang 2021 kam dann die Meldung, dass Predator, nach dem Tod von Gründer Ron Pittsley im Februar 2018, sein Geschäft einstellen würde.
Für mich war dies irgendwie ein „Schock“, denn der Predator Hunter hatte als mein erster hochpreisiger Bogen doch irgendwie immer eine Sonderstellung gehabt.
Der „Sammel“-Prozess:So fasste ich den Entschluss, mir noch eine kleine Sammlung dieser tollen Bögen zu sichern.
Über Alejandro Martin, Geschäftsführer von Arcodos, den ich aufgrund meiner vielen Bogenkäufe mittlerweile gut kannte, sicherte ich mir einen Predator Hunter in einer etwas ausgefalleneren Farbgebung. Die Kombination im Griffstück mit Phenolic/Charcoal/Fallbrown erinnerte an die Kombi meines ersten Predators (Phenolic/red/Charcoal) und hatte ich bisher noch nie so gesehen. Dazu wurden 39lbs Wurfarme gekauft.
Als weiterer Predatorbogen kauft meine Frau mir einen Hunter Custom. Dieses Modell ist in klassischem Bubinga/Charcoal/Charcoal und hatte 37lbs RedElm-Wurfarme. Besonderheit dieses Bogens ist die Seriennummer, dazu aber später mehr.
Was ich dann noch unbedingt haben wollte, war ein Mittelteil aus Metall, den sogenannten Predator Velocity. Leider gab es diesen nirgends mehr zu kaufen im Handel. Egal ob in Deutschland, Spanien, USA, Niederlande oder Australien. Überall bekam ich die gleiche Antwort: „Wir haben kein Velocity-Mittelteil mehr auf Lager.“
Durch Zufall kam gerade in dieser Zeit dann ein Velocity-Mittelteil in die ebay-Kleinanzeigen. Da musste ich dann natürlich sofort zuschlagen. Die Recurve-Abteilung von Predator war somit in meiner Sammlung abgedeckt. Das schöne ist, dass die Wurfarme unter den drei Recurvemittelteilen beliebig gewechselt werden können.
Bei den anderen drei Bogenmodellen von Huntersniche schränkte ich mich dann etwas ein. Da ich kein Langbogenschütze bin, ist mein Interesse am Phoenix sehr gering. Diesen habe ich auch noch nie in Live gesehen, sodass ich auch zu diesem Modell nichts sagen kann.
Den Hybridlangbogen Lobo hatte ich in meiner „Kauf/Verkauf-Phase“ und musste feststellen, dass dieser für meinen Auszug mit 28“ zu langsam war. Dies wurde mir auch von jemand bestätigt, der auch den Lobo besitzt und auch meinte, dass dieser erst ab einem Auszug von 29“ flott wird und dann auch erst richtig Spaß macht.
Das letzte Modell, dass es von Predator noch gibt, ist der Rogue. Auch dieses Modell habe ich schon mal besessen und damals auch wiederverkauft. Bei meinem damaliger Rogue wurde aber wohl in der Zwischenzeit das Zuggewicht reduziert und somit war er für mich nicht mehr interessant. Somit bestellte ich mir bei Alejandro/Arcodos einen neuen Rogue. Blöderweise gab es aber nur noch Wurfarme in 46lbs bzw 47lbs. Etwa viel für meine sonst üblichen 38-40lbs.
Egal. Ich wollte unbedingt einen der letzten Rogue haben, die noch zu kaufen waren und bestellte mir somit einen Rogue in Charcoal/Brown mit RedElm-Wurfarmen (46lbs).
Mit diesem Bogen war dann meine Sammlung der Raubtiere komplett.
Die einzelnen Bögen möchte ich hier kurz vorstellen.
Predator Hunter Phenolic (PCF, 39lbs)Der Bogen hat eine Länge von 62“ und ein Zuggewicht von 39lbs.
Das Mittelteil ist in der Sonderausführung Phenolic/Charcoal/Fallbrown gehalten und die Wurfarme sind DX-Wurfarme, also die Ausführung in ganz schwarz.
Der Bogen lässt sich extrem weich ausziehen, dass der Bogen 39lbs hat, glaubt man eigentlich kaum, so soft ist er. Ein vergleichbares weich gefühltes Auszugsverhalten kenne ich von keinem meiner anderen bisher geschossenen Bögen.
Das Shelf ist sehr gut ausgeformt und liegt extrem nah über dem Handrücken. Der Bogen vermittelt dadurch ein extrem gutes Shoot-Where-You-Look-Gefühl.
Das Gesamtgewicht des Bogens liegt bei 1410g und liegt angenehm ruhig in der Hand, ohne dabei extrem schwer zu wirken.
Predator Hunter Classic/Custom (Bubinga,37lbs)Auch dieser Bogen hat eine Länge von 62“ und ein Zuggewicht von 37lbs.
Das Mittelteil ist eine Custom-Variante (auch wenn Classic draufsteht, also ein Veschreiber und somit schon was "Besonderes") und ist in Bubinga/Charcoal/Charcoal. Die Wurfarme sind die Custom Wurfarme mit Red Elm als Furnier.
Weitere Besonderheit ist, dass das Mittelteil laut Seriennummer an einem Geburtstag meiner Frau (11.10.) gefertigt wurde.
Das Mittelteil ist vom Shelf her natürlich identisch wie der PCF und schießt sich praktisch identisch, wobei das Gesamtgewicht etwas niedriger ist, was aber an der Schussruhe nichts spürbar ändert.
Predator Velocity (Metallmittelteil, 39lbs oder 41 lbs)Auf dem Metallmittelteil Velocity kommen die Wurfarme der anderen beiden Predators zum Einsatz.
Das Velocity-Mittelteil hat einige Besonderheiten, die es in meinen Augen sehr interessant machen.
Der Tiller und Anstellwinkel kann über Imbusschlüssel verändert werden. Die Geometrie des Griffstücks ist etwas anders als bei den Holzmittelteilen, sodass die Wurfarme bei Standardeinstellung 2lbs mehr haben als auf den Wurfarmen angegeben. In meinem Fall habe ich somit 39lbs bzw. 41lbs Zuggewicht.
Der Velocity hat eine austauschbare Griffschale. Die Standardgriffschale hat eine gummierte Hinterseite (gegen Rutschen) und ist deutlich dünner gehalten als die Griffe der Holzmittelteile. Man hat damit ein Gefühl eher wie bei einem olympischen Recurve.
Der Velocity kann sowohl über Shelf als auch über Pfeilauflage geschossen werden. Für beide Varianten ist ein Buttongewinde vorgesehen, sodass sich da viele verschiedene Möglichkeiten ergeben, wie man den Bogen schießen kann.
Auch Bohrungen für Visier und Bogenköcher sind alle vorhanden.
Das Gesamtgewicht des Velocity liegt mit Wurfarmen bei 1380g, also gewichtsmäßig zwischen Classic und PCF.
Predator Rogue (Takedown-Hybrid-Langbogen, 46lbs)Der Rogue ist der letzte von Ron Pittsley vor seinem Tod entwickelten Bögen. In Europa gibt es meines Wissens nur sehr wenige Bögen dieses Typs. Im Netz findt man kaum Informationen zu diesem Take-Down-Hybriden.
Wie oben bereits geschrieben, habe ich eine Variante mit Charcoal/Brown-Mittelteil und RedElm-Wurfarmen mit 46lbs ergattern können. Die Gesamtlänge beträgt 64“ und das Gesamtgewicht liegt bei 1070g.
Das Shelf ist ähnlich ausgeprägt wie beim Hunter.
Meine Bedenken wegen dem hohen Zuggewicht waren absolut überflüssig. Wie der Hunter lässt sich der Rogue extrem weich ziehen und stellt mich somit vor keinerlei Schwierigkeiten. Davon war ich wirklich sehr positiv überrascht.
Auch ohne Sehnendämpfer ist der Rogue flüsterleise und schießt sich sehr angenehm und präzise. Selbst ich als jemand, der kein Fan von Hybridbögen ist, muss neidlos anerkennen, dass dieser Bogen wirklich toll ist.
Fazit:Alles in allem muss ich sagen, dass ich von den Predatorbögen nach wie vor absolut begeistert bin. Sie sind nicht so exotisch wie z.B. mein Wren oder der G3SS, aber auch nicht überall anzutreffen, und jeder für sich ist in meinen Augen ein absolutes Juwel der Bogenbaugeschichte und ich bin wirklich mehr als froh, dass ich diese Bögen nun mein Eigen nennen darf.
Sie zählen für mich zu den besten Bögen, die ich bisher bei meinen ausgiebigen Streifzügen durch die Bogen-Austest-Welt geschossen habe mit einem sehr weichen Auszug, leistungsmäßig in der Oberklasse mitspielend und absolut unkompliziert zu schießen.
Ich empfinde es als sehr schade, dass diese traditionelle Bogenbaufirma nicht mehr existiert und freue mich umso mehr über meine Sammlung dieser tollen Bögen.